Biokristallisation

Biokristallisation

Die Kupferchloridkristallisation oder Biokristallisation, (engl. copper chloride biocrystallization) ist ein Verfahren zur Beurteilung und Qualitätsbegutachtung zu analysierender Substanzen, vor allem von Lebensmitteln, insbesondere aus biologischem Landanbau. Sie wurde 1925 von dem Chemiker Ehrenfried Pfeiffer eingeführt. Der Hinweis, als Metallsalz Kupferchlorid zu wählen, stammte von seiner damaligen Mitarbeiterin Erika Sabarth. Die Kupferchloridkristallisation wird zu den sog. "bildschaffenden Methoden" der Anthroposophie und Alternativmedizin (Blutkristallisation) gerechnet.

Inhaltsverzeichnis

Durchführung

Ein wässriger Extrakt der jeweiligen Probe wird einer Kupferchloridlösung zugesetzt, die danach in dünner Schicht auf einer Glasplatte unter kontrollierten Bedingungen (Temperatur und Luftfeuchte, erschütterungsfreie Klimakammer) zur Kristallisation gebracht wird. Dabei sollen sich – verglichen mit der reinen Kupferchloridlösung – für die zu analysierende Probe charakteristische Gestaltveränderungen des Kristallisats ergeben.

Interpretation des Ergebnisses

Das zusatzspezifische "Kristallbild" wird nach morphologischen Kriterien, beispielsweise nach Anzahl und Ordnung der Verzweigungen, und nach messbaren Eigenschaften der Textur[1], beurteilt, indem es mit einer Referenzskala verglichen wird.

In den so entstandenen Bildern sollen sich, der Philosophie mancher Anwender folgend, die dem Lebensmittel angeblich innewohnende "Lebenskraft" und die ordnenden Gesetzmäßigkeiten ausdrücken. Damit könne ein sogenannter "Feldklassenwert" bestimmt werden. Lebensmittel rein biologischen Anbaus sollen mit dieser Methode angeblich von Lebensmitteln herkömmlichen Anbaus unterscheidbar sein. Der Begriff der "Lebenskraft" gilt allerdings seit dem 20. Jahrhundert als naturwissenschaftlich überholt. Ein "Feldklassenwert" ist naturwissenschaftlich nicht definiert.

Anwender der Kupferchloridkristallisation halten die Methode für ein objektives und reproduzierbares Testverfahren in Ergänzung zur chemischen Analytik. Sie weisen jedoch selbst auf die Tatsache hin, dass – in Abhängigkeit von der Auswertungsmethodik – die Interpretation der Bilder stark an die interpretierende Person gebunden sei. Die Methode wurde nach ISO 17025 dokumentiert und die charakteristischen Kenngrößen ermittelt[2]. Dazu gehören neben Experimenten zur Wiederholbarkeit und Reproduzierbarkeit auch Vergleichsmessungen an codierten Proben.

Quellen

  1. Aumaporn Meelursarn: Statistical evaluation of texture analysis from the biocrystallization method. Effect of image parameters to differentiate samples from different farming systems. Dissertation, Universität Kassel 2007
  2. Bernhard Johannes Kahl: Entwicklung, in-house Validierung und Anwendung des ganzheitlichen Verfahrens Biokristallisation für die Unterscheidung von Weizen-, Möhren- und Apfelproben aus unterschiedlichem Anbau und Verarbeitungsschritten. Habilitationsschrift, Universität Kassel 2007

Literatur

  • J.-O. Andersen: Development and application of the biocrystallisation method. Biodynamic Research Association, Denmark, Report No. 1, 2001
  • J.-O. Andersen et al.: Comparative study between biocrystallisation and chemical analysis of carrots (Daucus carota L.) grown organically using different levels of green manures. Biological Agriculture and Horticulture 19, 29-48, 2001
  • J.-O. Andersen et al.: Computerised image analysis of biocrystallograms originated from agricultural products. Computers and electronics in agriculture 22, 51-69, 1999
  • J.-O. Andersen et al.: A refined biocrystallisation method applied in a pictomorphological investigation of a polymer. Elemente der Naturwissenschaft 68, 1-20, 1998
  • E. Pfeiffer: Studium von Formkräften an Kristallisationen. Dornach, 1931
  • E. Pfeiffer: Empfindliche Kristallisationsvorgänge als Nachweis von Formkräften im Blut. Verlag E. Weise, Dresden, 1935
  • A. und O. Selawry: Die Kupferchlorid-Kristallisation in Naturwissenschaft und Medizin. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1957

Weblinks


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