Biologische Waffen

Biologische Waffen
Biohazard, Symbol für Gefahren durch biologische Erreger

Biologische Waffen sind Massenvernichtungswaffen, bei denen Krankheitserreger oder natürliche Giftstoffe (Toxine) gezielt als Waffe eingesetzt werden. Der Einsatz künstlich hergestellter Toxine ist den chemischen Waffen zuzuordnen. Momentan sind etwa 200 mögliche Erreger bekannt, die sich als biologische Waffe verwenden ließen. Seit 1972 ist durch die Biowaffenkonvention die Entwicklung, die Herstellung und der Einsatz biologischer Waffen verboten.

Inhaltsverzeichnis

Biologische Kampfstoffe

Biologische Kampfstoffe können sich sowohl gegen Organismen (z. B. Menschen, Tiere oder Pflanzen) als auch gegen Materialien richten. So forschen die USA etwa an Bakterien, welche Treibstoffe zersetzen und an Pilzen, die die Tarnfarbe von Flugzeugen abbauen können. Biologische Kampfstoffe unterscheiden sich insofern von biologischen Waffen, als dass biologische Waffen fertig einsatzbereit sind, also zu einem beliebigem Zeitpunkt an einem beliebigen Ort eingesetzt werden können. Biologische Kampfstoffe müssen hingegen erst aufbereitet und angemessen verbreitet werden. Die Forschungen von Robert Koch, welcher als erster den Milzbranderreger und eine Methode zur Züchtung von Bakterien entdeckte, eröffneten – obwohl von Koch nicht beabsichtigt – den Weg zur Herstellung größerer Mengen von Biowaffen.

  • Bakterien zählen zu einigen der bekanntesten B-Kampfstoffe. Beispiele sind, das auch als Anthrax bekannte, Milzbrand auslösende Bacillus anthracis, sowie Yersinia pestis (Erreger der Pest), Vibrio cholerae (Erreger der Cholera), Coxiella burnetii (Erreger des Q-Fiebers) oder Francisella tularensis (Erreger der Tularämie). Einige Bakterien, wie zum Beispiel das Milzbrandbazillus, bilden außerhalb des Wirts sehr widerstandsfähige Überdauerungsformen (Endosporen). Rickettsien sind intrazelluläre Parasiten und gehören ebenfalls zu den Bakterien. Sie sind aber auf Grund ihres eingeschränkten Stoffwechsels stark wirtsabhängig und können im Labor nur in organischem Gewebe kultiviert werden. Sie werden vor allem durch Flöhe, Zecken, Tierläuse und Milben auf den Menschen übertragen. Eine typische Krankheit die durch Rickettsien ausgelöst wird ist das Fleckfieber.
  • Viren sind intrazelluläre Parasiten ohne eigenen Stoffwechsel. Die Diagnose eines Virus ist aufwändiger als bei Bakterien, da virale Infektionen in den Anfangsstadien oft mit grippeähnliche Symptome einhergehen und daher spezifische Viren nur schwer nachweisbar sind. Die wirksamste Bekämpfung von Viren erfolgt mit Hilfe von Immunisierungen durch Impfungen. Eine ausgebrochene Viruserkrankung kann nur mit Virostatika bekämpft werden. Diese erschweren die Vermehrung des Virus im Organismus, sind aber nicht in der Lage die Viren selbst zu bekämpfen. Für biologische Waffen sind vor allem Krankheitserreger relevant, welche akute Krankheitssymptome auslösen und gegen welche kein Impfschutz in der Bevölkerung vorherrscht. Beispiele für solche Krankheiten sind Pocken und Krankheiten die mir hämorrhagischen Fiebern einhergehen wie Ebola, Lassafieber oder Gelbfieber. Des Weiteren können mit Hilfe von Viren auch Tierkrankheiten wie Maul- und Klauenseuche, Rinder- oder Schweinepest ausgelöst werden.
  • Pilze gelten nicht als eigentliche biologische Kampfstoffe, da sie beim Menschen selbst im Normalfall keine akuten Krankheiten auslösen können. Jedoch spielen sie als Pflanzenpathogen eine wichtige Rolle und können so zur Schädigung der Landwirtschaft eingesetzt werden. Viele Pilzinfektionen bei Pflanzen sind in der Lage sich relativ schnell auszubreiten.[1] Es werden beispielsweise Pilze, die speziell den Cocastrauch, Schlafmohn und Cannabis sativa befallen, für den Kampf gegen Drogen entwickelt. Die USA entwickelten Agent Green (eine Fusarium-Art) zu diesem Zweck.
  • Toxine werden von vielen Organismen hergestellt (z. B. Botulinumtoxin von Bakterien oder Rizin von Pflanzen). Heute sind viele hundert Toxine bekannt. Toxine dienen ihren Produzenten häufig im Kampf mit anderen Organismen (z. B. Fressfeinden, Wirten oder konkurrierenden Mikroorganismen); sie sind somit quasi natürliche biologische „Kampfstoffe“ der sie produzierenden Organismen.

Kategorien

Die Centers for Disease Control and Prevention stellten eine Unterteilung zusammen, die die Kampfstoffe je nach Verfügbarkeit, Letalitätsrate, Ansteckungsgefahr und Behandlungsmöglichkeit in drei Kategorien unterteilt.

  • Kategorie A: Hierzu zählen Erkrankungen die ein Problem für die Sicherheit von Staaten darstellen, leicht verbreitet beziehungsweise übertragen werden können und eine hohe Letalität besitzen. Zu diesen Erkrankungen zählen Pocken, Pest und Milzbrand wie auch die Vergiftung mit Botulinumtoxin und die hämorrhagischen Fieber.
  • Kategorie B: Erreger dieser Kategorie sind relativ leicht zu verbreiten, haben eine mittlere Letalitätsrate und können leicht eingedämmt beziehungsweise überwacht werden. Coxiella burnetii (Q-Fieber), Brucellen oder Burkholderia mallei (Rotz) zählen zu dieser Gruppe.
  • Kategorie C: Hierzu gehören entweder Kampfstoffe die sehr leicht verfügbar sind beziehungsweise leicht erworben werden können, jedoch eine geringe Letalitätsrate besitzen oder Erreger, die zwar über eine hohe Letalitätsrate verfügen, sich jedoch entweder schwer übertragen lassen oder kaum verfügbar sind. Aber auch Erreger die zwar gefährlich sind, jedoch einfach behandelt werden können. Unter diese Kategorie fallen beispielsweise das Gelbfieber-Virus oder multiresistente Mycobacterien (Tuberkulose).

Übertragung/Infektionswege

Die Übertragung der Bakterien, Viren und Toxine auf den menschlichen Körper kann im Extremfall über jeden Kontakt mit einem infizierten Material auftreten. Es gibt jedoch ebenso Erreger, die sich nicht von Mensch zu Mensch übertragen lassen, wie zum Beispiel Milzbrandbazillen. Erreger können praktisch in jeder erdenklichen Form aufgenommen werden, je nach Aufnahmeweg nehmen viele Kampfstoffe einen verschiedenen Krankheitsverlauf an. Mögliche Infektionswege sind:

  • Aerosole: Der wirkungsvollste und wahrscheinlichste Infektionsweg für einen Angriff mit biologischen Waffen erfolgt über Aerosole. Diese künstlich hergestellt Stoffe können mittels Sprühvorrichtungen oder Explosionssprengkörpern ausgebracht werden. Bei der Verwendung von Explosivkörpern wird oft ein großer Teil der Erreger durch die entstehende große Hitze und den hohen Druck unschädlich gemacht. Etwaige Kühlvorrichtungen schaffen dabei nur eine geringe Steigerung der Wirksamkeit, weshalb sich Explosionskörper kaum für einen großflächigen Einsatz von Bioangriffen eignen. Wesentlich effektiver, jedoch auch unkontrollierbarer, sind Sprühvorrichtungen. Diese können an einem Flugzeug angebracht sein, wie sie heute schon bei Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft eingesetzt werden, aber auch in kleinerer Ausfertigung wirkungsvoll sein, etwa als Sprühdose.[2]

Sonstige, eher sekundäre Infektionswege wären zum Beispiel:

  • Tröpfcheninfektion: Krankheiten die per Tröpfcheninfektion übertragen werden sind in der Regel extrem ansteckend. Sie haben also den militärischen Vorteil, dass sie viele Menschen mit wenigen Erregern anstecken, jedoch den Nachteil, dass sie schwer einzudämmen sind, sobald sie erst einmal genügend Menschen befallen haben. Solche Krankheiten weiten sich sehr schnell zu Pandemieen aus, Beispiele dafür sind Pest, Pocken, Ebola und andere hämorrhagische Fieber, aber auch Krankheiten wie Grippe oder Herpes simplex.
  • Kontakt von Körperflüssigkeiten: Körperflüssigkeiten, die in der Krankheiten übertragen, sind vor allem Blut, Sperma, Vaginalsekret, Tränenflüssigkeit, Nasensekret und Speichel. Alle Krankheiten die von Mensch zu Mensch übertragbar sind, lassen sich durch Körperflüssigkeiten übertragen, wobei sich die Art der übertragenden Körperflüssigkeit je nach Erreger unterscheiden kann.
  • Orale Infektion: Solche Krankheitserreger werden zum Beispiel durch Aufnahme von infiziertem Fleisch oder Wasser aufgenommen. In diesem Fall nehmen die Krankheiten häufig vom Darm aus ihren Ausgang. Auf diese Weise können Erreger, die nur Tiere befallen, auf den Menschen übertragen werden. BSE ist ein bekanntes Beispiel hierfür.
  • Tiere: Viele Tiere dienen in Form von Wirten oder Zwischenwirten als Überträger von Krankheiten. Bekannte Überträgertiere sind etwa Ratten, Milben oder Tierläuse für die Pest. Die Anophelesmücke ist bekannt als Überträger von Malaria.
  • Medizinische Utensilien: Diese Übertragung, meistens über ungereinigte Nadeln, ist im Grunde nichts anderes als die Übertragung von Körperflüssigkeiten, kann jedoch einen anderen Verlauf nehmen, je nachdem wo sich die Wunde befindet.

Geschichte

Antike und Mittelalter

Schon vor 2.000 Jahren verseuchten Perser, Griechen und Römer die Brunnen ihrer Feinde mit verwesenden Leichen. Von skytischen Bogenschützen um 400 v. Chr. ist bekannt, dass sie ihre Pfeile mit Exkrementen und Blut von Kranken bestrichen, was jedoch nicht so wirksam war wie die Bestreichung der Pfeilspitzen mit Pflanzen- oder Tiergift. 184 v. Chr. befahl Hannibal von Karthago seinen Männern bei einer Seeschlacht, mit giftigen Schlangen gefüllte Tonkrüge auf die Schiffe seiner Feinde, den Pergamonen unter Führung von Eumenes II. zu werfen.[3] Im Jahr 1346 wurde die Bevölkerung der Stadt Kaffa (heute: Feodossija) von den Tataren nach dreijähriger Belagerung mit deren Pesttoten beschossen, indem sie diese über die Mauern katapultierten. Heute wird vermutet, dass die folgende große Pestwelle in Europa („Schwarzer Tod“) durch die infizierten Flüchtlinge aus der Stadt ihren Anfang nahm.[4] Das Gleiche soll sich 1710 durch russische Soldaten bei der Belagerung der damals schwedischen Stadt Reval (heute: Tallinn) abgespielt haben.

18. Jahrhundert

Bei der Bekämpfung der nordamerikanischen Ureinwohner setzten sowohl die Briten als auch die Franzosen biologische Waffen ein. Da die aus Europa eingeschleppten Krankheiten in dieser Umgebung noch nie vorgekommen waren, die indogenen Völker also nicht durchseucht waren, fiel der Krankheitsverlauf weitaus schwerer aus als bei Europäern. Im Mai 1763 erreichten Indianer des Pontiac-Aufstands Fort Pitt, das mit Flüchtlingen aus der Umgebung überfüllt war. Durch die schlechten hygienischen Bedingungen brachen die Pocken im Lager aus. Die Erkrankten wurden auf Anweisung des Lagerkommandanten Colonel Henri Louis Bouquet unter Quarantäne gestellt. Am 23. Juni trafen zwei Abgesandte der aufständischen Indianer beim Fort ein und boten den Briten freies Geleit, wenn sie das Lager aufgeben würden. Die Briten lehnten ab, gaben den Indianern jedoch zwei pockenverseuchte Decken aus dem Pockenkrankenhaus mit, die diese unwissend annahmen. Nach der Übergabe der Decken brachen unter den Indianern tatsächlich die Pocken aus. Es ist jedoch nicht geklärt, ob diese Epidemie auf den Anschlag zurückzuführen ist. Bis 1765 tauchten immer wieder Meldungen über Pockenepidemien unter den Indianern auf. Ob der Befehlshaber der britischen Streitkräfte, Jeffrey Amherst in dieses Unterfangen eingeweiht war, ist unklar. In einem Brief an Bouquet vom 7. Juli fragte er diesen: „Könnte man nicht versuchen, die Pocken zu diesen untreuen Indianern zu schicken?“. Da die besagten Decken den Indianern jedoch schon am 23. Juni übergeben worden waren, ist es unwahrscheinlich, dass dieser Befehl von ihm ausging. Im weiteren Briefverlauf schrieb Amherst noch: „Wir müssen jede Methode anwenden, um diese abscheuliche Rasse auszulöschen“.[5]

Noch mehrfach tauchten in Amerika Berichte über Pockenanschläge auf, etwa während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, in welchem die Amerikaner die Briten beschuldigten, deren Soldaten gegen die Pocken zu inokulieren, um danach die amerikanischen Truppen anzustecken, während die eigenen Truppen immun wären. Die Inokulation wurde damals mangels Schutzimpfung durchgeführt. Man brachte Erreger in offene Wunden, wodurch die Krankheit zwar ausbrach, jedoch viel milder verlief. 1781 fanden amerikanische Soldaten Leichen afrikanischer Sklaven, welche an Pocken gestorben waren. Die Amerikaner vermuteten dahinter die Absicht der Briten, eine Epidemie auslösen zu wollen. Tatsächlich geht aus einem Brief von Alexander Leslie hervor, dass die Briten die Absicht hatten, die Sklaven auf amerikanischen Farmen einzuschleusen.

Erster Weltkrieg

Bis ins 19. Jahrhundert waren Bioanschläge nur durch die Verbreitung bereits im Umfeld grassierender Krankheiten möglich, nicht jedoch durch die künstliche Erzeugung der Erreger. Das änderte sich erst, als die Forschung mit der Züchtung von Bakterien begann. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges verfügte Deutschland bereits über eine große Stückzahl von unterschiedlichen B-Waffen. Die deutsche Heeresführung überlegte zunächst, ob sie Pesterreger gegen die Engländer einsetzen sollte, doch der Vorschlag wurde abgelehnt, um „unnötiges Leiden zu verhindern“, wobei Deutschland bei den chemischen Waffen an der Spitze der kriegsteilnehmenden Staaten stand.

Im Ersten Weltkrieg wurden ausschließlich Sabotageakte ausgeführt, die sich gegen Tiere richteten, da die Kavallerie zumindest am Anfang des Ersten Weltkrieges noch erhebliche Bedeutung hatte und Tiere oft noch für den Transport von Material eingesetzt wurden. Mit Tieren wurden zu Versuchszwecken häufig experimentiert. Es kam indessen nie zu einem offenen Bioanschlag auf dem Schlachtfeld. In Deutschland wurden diese Angriffe ab 1915 von einem eigenem Ministerium geplant, der „Sektion Politik“, das von Rudolf Nadolny geleitet wurde. Die verschlüsselten Aufträge an die Agenten lauteten meist Pferde, Schafe oder Rinder wie auch Tierfutter mit Erregern zu vergiften, welche in deutschen Laboratorien hergestellt und ins Zielland eingeschmuggelt wurden.[6] Anschläge wurden in Rumänien, Spanien, Argentinien, in den USA, in Norwegen und im Irak verübt; vermutlich jedoch in noch weiteren Ländern. In Argentinien gingen zwischen 1917 und 1918 etwa 200 Maulesel an Anthrax-Attentaten zugrunde. Es ist allerdings nicht bewiesen, ob die gesamte deutsche Heeresführung in diese Anschläge eingeweiht war.

1916 beschlagnahmte die Polizei von Bukarest in der deutschen Botschaft mehrere Erregerkulturen der Rotzkrankheit.

Im Januar 1917 wurde ein deutscher Saboteur, Baron Otto Karl von Rosen, mitsamt Begleitern von der norwegischen Polizei verhaftet, da sie sich nicht ausweisen konnten. In ihrem Gepäck fand die Polizei mehrere Kilogramm Dynamit, einige Fläschchen mit Nervengas und mehrere Zuckerwürfel, in denen Anthrax-Erreger eingebettet waren. Obwohl der Baron aussagte, er und seine Gruppe wären von der finnischen Unabhängigkeitsbewegung und hätten Aktionen gegen das russische Transport- und Kommunikationswesen geplant, gestanden seine Mithelfer, in deutschem Auftrag Sabotageaktionen in Norwegen geplant zu haben.[7] Der deutsche Befehl bezüglich der Anthrax-Sporen lautete Rentiere zu infizieren, die britische Waffen transportierten. Nach drei Wochen wurde der Baron, welcher eine deutsche, finnische und schwedische Staatsbürgerschaft hatte, aufgrund des diplomatischen Drucks von Schweden ausgewiesen. Weitere bekannte deutsche Geheimagenten waren z. B. Anton Dilger und Frederick Hinsch.

Ende 1917 stoppten die Deutschen ihr Biowaffenprogramm weitgehend.[8]

Die Entente-Mächte waren ab 1917 von den deutschen B-Anschlägen informiert. Und da Deutschland führend in der chemischen und biologischen Forschung bezüglich der Waffen war, starteten viele andere bedeutende Staaten aus Furcht vor dem deutschen Biowaffenprogramm ihre eigenen B-Waffenprogramme. So etwa Frankreich 1922, Russland 1926, Japan 1932, Italien 1934, Großbritannien und Ungarn 1936, Kanada 1938 und die USA 1941. Durch Hitlers „Machtübernahme“ 1933 wurde die biologische Waffenaufrüstung beschleunigt.

Zweiter Weltkrieg

Nach der Entdeckung von Bakterien und Viren als Ursache von Krankheiten, konnte im 20. Jahrhundert gezielter geforscht werden. Während des Zweiten Weltkriegs wurden in Großbritannien, auf direkte Weisung Winston Churchills, gezielt Versuche mit Krankheitserregern unternommen, um sie als Waffe weiterzuentwickeln. Nach Geheimdienstinformationen gingen die Alliierten davon aus, Deutschland würde über Anthraxerreger und Botulinumtoxin verfügen, weswegen England 1.000.000 Schutzimpfungen gegen Botuliumtoxin herstellte, diese Informationen stellten sich später jedoch als falsch heraus. Deutschland hatte ebenso wenig Information über das Biowaffenprogramm der Alliierten. Hauptsächlich erhielten die Militärs und Geheimdienste Falschmeldungen. So dachten die deutschen Geheimdienste beispielsweise, England plane den Abwurf von Kartoffelkäfern über Deutschland.

Im Laufe von englischen Biowaffenversuchen wurde Gruinard Island, eine unbewohnte Insel im Nordwesten Schottlands, mit Milzbrandsporen verseucht. Die Erreger waren als Reaktion auf die Gerüchte, dass sich biologische Waffen in japanischer/deutscher Entwicklung befänden, für Kampfzwecke getestet und über der ausschließlich von Tieren bewohnten Insel verstreut worden, auf die vorher noch 60 Schafe gebracht worden waren. Nahezu die gesamte Fauna wurde innerhalb eines Tages vollständig vernichtet. Dieses Experiment wurde in Zusammenarbeit mit den USA und Kanada durchgeführt. Großbritannien produzierte im Zweiten Weltkrieg Milzbrand in größeren Mengen als biologische Waffe. Man beabsichtigte die Milzbrandsporen in Tierfutter einzuarbeiten und dieses über landwirtschaftlichen Gebieten in Deutschland abzuwerfen. Die USA entschlossen sich, für England Biowaffen zu produzieren, da England aufgrund der Nähe zu Deutschland als Produktionsstandort zu verwundbar gewesen wäre. 1944 gab die US-Armee eine Million 2-Kilogramm Anthrax-Bomben in Auftrag, die auf Berlin, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, Aachen und Wilhelmshaven abgeworfen werden sollten. Durch eine Produktionsverzögerung war der Krieg jedoch bereits gewonnen, ehe es soweit kommen konnte. Experten hatten geschätzt, dass bei diesen Bombenanschlägen etwa die Hälfte der jeweiligen Einwohner an Milzbrand sterben würde.

Deutschland selber war im Zweiten Weltkrieg nur am Rande mit biologischen Waffen beschäftigt. Zu Beginn des Krieges war die Wehrmacht nicht an biologischer Kriegsführung interessiert, da sie diese für ineffizient und unberechenbar hielt. 1940 entdeckten die Deutschen bei ihrem Einmarsch in Paris jedoch ein Forschungslabor für biologische Kriegsführung, in dem schon seit 1922 an biologischen Waffen geforscht wurde und in dem eine deutsche Forschungseinheit unter der Leitung des Bakteriologen Heinrich Kliewe eingesetzt wurde. Sie wurde „Abteilung Kliewe“ genannt und beschäftigte sich unter anderem mit Anthrax- und Pesterregern. Das Experiment wurde jedoch eingestellt, als Hitler 1942 jegliche deutsche biologische Offensivforschung verbot. Ironischerweise war er, der menschenverachtende Diktator, überhaupt einer der einzigen damaligen Staatsführer der kriegsteilnehmenden Großmächte, der das Genfer Protokoll bezüglich der biologischen Kriegsführungen nicht verletzte. Das geht jedoch weniger auf Hitlers Skrupel vor Menschenleben zurück als vielmehr auf seine Bakterienphobie und seine Angst vor einem Gegenanschlag.[8] Gleichzeitig mit dem Verbot der offensiven Biowaffenforschung befahl Hitler die defensive Biowaffenforschung zu verstärken. So wurde 1943 die „Arbeitsgemeinschaft Blitzableiter“ gegründet, um unter der Leitung von Kurt Blome Abwehrmaßnahmen gegen Biowaffen zu entwickeln. Diese oft noch unreifen Impfstoffe wurden häufig an KZ-Häftlingen getestet. Hinter Hitlers Rücken wurde auch für die offensive B-Kriegsführung geforscht. Denn für gegebenenfalls erforderliche Abwehrmaßnahmen mussten die Erreger auch erzeugt und getestet werden. Insbesondere Heinrich Himmler war ein großer Befürworter der B-Waffen. So unterstützte er zum Beispiel einen Vorschlag Kliewes, Lebensmittel, die ungekocht gegessen werden, mit Bakterien zu verseuchen. Erst im Februar 1945 ließ Hitler prüfen, welche Folgen ein Austritt Deutschlands aus den Genfer Konventionen hätte. Da Deutschland in diesem Falle jedoch womöglich einem Bioangriff der Alliierten zum Opfer gefallen wäre, entschloss sich Hitler nicht auszutreten.[9]

Japan ging bei der Erforschung biologischer Waffensysteme besonders rücksichtslos vor. 1932 wurde die Einheit 731 gegründet, die sich mit der Erforschung und mit Einsätzen biologischer Waffen beschäftigte. Es wurden nicht nur „Laborversuche“ an über 3.500 chinesischen Kriegsgefangenen und Zivilisten durchgeführt, sondern 1942 auch erstmals biologische Waffen in China eingesetzt. Dadurch wurde auch eine Epidemie in den Reihen der japanischen Soldaten ausgelöst. Aufgrund dieser Nebenwirkung stellte Japan den weiteren Einsatz biologischer Waffen bis zum Kriegsende ein, obwohl dieser von Ishii Shirō, dem Kommandanten der Einheit 731, besonders in den letzten Kriegsmonaten vehement gefordert wurde.

Die Vereinigten Staaten starteten ihr Biowaffenprogramm als letzte der Großmächte im Zweiten Weltkrieg. Erst 1941 beauftragte Henry L. Stimson, der damalige Kriegsminister, die National Academy of Sciences damit, an der Abwehr biologischer Waffen zu forschen. Doch dieses Unternehmen war zu klein für ernsthafte biologische Waffenforschung, und nach dem Angriff auf Pearl Harbor wurde das Kriegsministerium damit beauftragt, B-Waffen zu entwickeln. 1943 stellte Amerika erstmals Botulinumtoxin, Milzbranderreger und Brucellen her, mehrere weitere Erreger wurden auf ihre Tauglichkeit als B-Waffe überprüft. Während zu Beginn des Programms nur etwa 3,5 Millionen US-Dollar zur Verfügung standen, waren es gegen Kriegsende bereits 60 Millionen.[8]

Russland begann schon 1926 mit der offensiven Biowaffenforschung. Eines der ersten Forschungszentren für Biowaffen errichtete Russland auf der Insel Solowezki im Weißen Meer. Angeblich sollen hier auch Menschenversuche an Häftlingen durchgeführt worden sein. Diese Information ist jedoch umstritten. Es gibt Indizien, dass Russland im Zweiten Weltkrieg kurz vor der Schlacht um Stalingrad deutsche Truppen mit Tularämie infiziert hat.[10] Innerhalb einer Woche erkrankten in dem betroffenen Gebiet Tausende von Menschen an Tularämie. Von sowjetischer Seite kam die Meldung, dass dieses Phänomen auf natürliche Umstände, etwa mangelnde Hygiene, zurückzuführen sei. Doch während 1941 in der Sowjetunion 10.000 Tularämieerkrankungen auftraten, waren es 1942 bereits 100.000. 1943 lag der Anteil an Tularämieerkrankten wieder bei 10.000. Ebenso ein Hinweis auf einen möglichen Einsatz der Erreger ist, dass die Epidemie zunächst nur unter den Deutschen ausbrach und erst später – vermutlich durch einen Wechsel der Windrichtung oder Kleintiere, die durch die Fronten kamen – unter den Russen. Zudem erkrankten fast 70 Prozent der Opfer an Lungentularämie, was nur durch Verbreitung von Aerosolen verursacht wird. Des Weiteren forschte Russland 1941 an dem Tularämie-Erreger. Bis auf diesen Vorfall, der wahrscheinlich nur als Experiment dienen sollte, ist kein Einsatz von biologischen Waffen im Zweiten Weltkrieg bekannt.

Kalter Krieg

Erst 1946 gab das amerikanische Kriegsministerium die Meldung aus, dass es an der Entwicklung von Biowaffen forsche. Den Militärs waren die Aufzeichnungen des Leiters der Einheit 731, Shirō Ishii, in die Hände gefallen, und sie benutzten diese zum Teil als Forschungsgrundlage. Fort Detrick, das US-Biowaffenforschungszentrum, wurde 1950 ausgebaut und eine weitere Forschungsanlage wurde in Pine Bluff errichtet. Die Biowaffenforschung wurde auch dadurch intensiviert, dass 1950 der Koreakrieg ausbrach. Geforscht wurde unter anderen an infizierten Mücken, die für eine mögliche Freilassung in den Gebieten von Feinden vorgesehen waren. Im September 1950 versprühten zwei US-U-Boote an der Küste von San Francisco einen inaktiven Erreger, um herauszufinden, wie viele Bewohner sich damit infizieren würden. Obwohl die Erreger eindeutig harmlos waren, zeigten nach dem Test elf Menschen Anzeichen der Krankheit. Ein Mann starb an der Infektion. Während dieser Zeit machten die Amerikaner oft Experimente, indem sie Pseudoerreger verteilten und maßen, wie weit sie sich verteilten. Außerdem wurden Waffen und Geschosse für den Einsatz von Erregern entwickelt. Auch fanden sie heraus, wie trockene Agenzien versprüht werden müssen, die einfacher als feuchte Agenzien in einer Art Staubwolke verteilt werden können.

Unterzeichner der Biowaffenkonvention

Während des Vietnamkrieges im Jahre 1965 diskutierten die Amerikaner über den Einsatz von Pockenviren, da die eigenen Truppen geschützt waren. Doch aus Angst vor einem Gegenschlag wurde dieser Vorschlag abgelehnt. Auch während der Kubakrise, 1962, planten die Amerikaner eine Mischung von verschiedenen Erregern aus Flugzeugen über kubanischen Städten abzuwerfen. Der Plan wurde jedoch nie umgesetzt. 1965 wurde das Budget für B-Waffenforschung konstant verringert, bis 1969 der damalige Präsident Richard Nixon das B-Waffenprogramm auflöste. Aufgrund dieser Erklärung wurden sämtliche B-Waffen, zumindest offiziell, vom Militär vernichtet.[11] Die Forschungszentren wurden entweder umfunktioniert oder geschlossen. Die Vernichtung der Bestände dauerte drei Jahre, bis 1972. Kurz darauf trat die Biowaffenkonvention in Kraft.

Eine von der Deutschen Demokratischen Republik lancierte Meldung im Jahre 1950, wonach die damals in der DDR grassierende Kartoffelkäferplage durch den massenhaften Abwurf von speziell gezüchteten „Colorado-Käfern“ durch die Amerikaner ausgelöst worden sein sollte, erwies sich als Propaganda. Ähnliche Meldungen über Ernteschäden beziehungsweise. Ernteschädlinge stammen aus Kuba. Diese Vorfälle konnten jedoch nie ganz geklärt werden.

Die sowjetische B-Waffenforschung profitierte nach dem Zweiten Weltkrieg sowohl von gefangenen deutschen Forschern und Ingenieuren als auch von erbeuteten Aufzeichnungen der Forschung und Experimente der Einheit 731. Ein neues Forschungszentrum wurde in der Nähe von Moskau errichtet, in dem unter anderen an Tularämie, Anthrax und Botulinum geforscht wurde. 1972 startete Russland ein Projekt mit dem Namen Enzym, welches in mehreren Forschungszentren durchgeführt wurde und über etwa 50.000 Mitarbeiter verfügte; und das obwohl Russland die Biowaffenkonventionen unterzeichnet hatte. Nachdem die Pocken 1980 als ausgerottet erklärt wurden, forschte Russland intensiv mit den Erregern dieser Krankheit, da nach Ende der Massenimpfungen nach einigen Jahren die Menschen wieder empfänglich für die Krankheit wären. Trotz der Unterzeichnung der Biowaffenkonvention arbeitete die Sowjetunion bis zum Zusammenbruch weiterhin an ihrem Programm und forschte neben einigen der oben genannten Erreger auch an hämorrhagischen Viren wie Ebola und Marburg und einigen südamerikanischen Vertretern wie Machupo (Bolivianisches hämorrhagisches Fieber) und Junin (Argentinisches hämorrhagisches Fieber). Darüber hinaus sollen sie noch an einer Ebola-Pocken-Chimäre gearbeitet haben.[12][13] Zentrum der sowjetischen Forschung war die heute verlassene Stadt Kantubek auf der ehemaligen Insel der Wiedergeburt im Aralsee. Am 2. April 1979 kam es zu einem Unfall in einem Forschungslabor in Swerdlowsk, bei dem aufgrund einer defekten Belüftungsanlage Anthrax-Keime in die Umgebung abgelassen wurden. Am 12. April wurde das Gebiet um Swerdlowsk unter Quarantäne gestellt. Insgesamt starben 64 Menschen. Der KGB vertuschte diesen Unfall in einer großangelegten Aktion. Er behauptete, die Epidemie wäre durch kontaminiertes Fleisch ausgebrochen. Erst 1992 gestand die russische Regierung unter Boris Jelzin den Unfall und seine Vertuschung.

Am Ende des Kalten Krieges (1989) lief ein Sowjetischer Biowaffenforscher, Ken Alibek, zu den Amerikanern über und versorgte sie mit Informationen über das sowjetische B-Waffenprogramm. Alibek, der schon seit 1974 an B-Waffen forschte, berichtete von Modifikationsversuchen mit Anthrax. Diese sollen insofern gelungen sein, dass die Krankheit gegen Antibiotika resistent gemacht werden konnte. Die Sowjets hingegen entwickelten sogleich ein neues Antibiotikum dagegen, so dass sie ihre Truppen schützen könnten. Auch berichtete Alibek über sowjetische Flugzeuge, die eigens entwickelt wurden, um Krankheitskeime zu versprühen. Einige Wochen später wurde die Sowjetunion aufgelöst.

Heute sind Herstellung und Besitz von biologischen Waffen durch die Biowaffenkonvention (beschlossen 1972, von 155 Staaten ratifiziert und in Kraft getreten 1975) weltweit verboten. Die Forschung an Gegenmaßnahmen ist jedoch erlaubt und bietet ein Schlupfloch, da hierfür ebenfalls Krankheitserreger gezüchtet werden müssen.

Nach dem Kalten Krieg

1983 startete die rhodesische Apartheidsregierung (auf dem Gebiet des heutigen Simbabwes) ein Biowaffenprogramm unter dem Namen Project Coast, das unter der Leitung von Wouter Basson stand. Offiziell war Project Coast ein Defensivprogramm, inoffiziell wurden jedoch Methoden entwickelt um Menschen im Geheimen zu ermorden, etwa durch Gewehrkugeln, die Erreger enthielten. Unter anderen arbeiteten sie an sogenannten ethnischen Waffen, die etwa nur Schwarzafrikaner erkranken ließ. Wie viele Menschen den Bioanschlägen von Project Coast zu Opfer gefallen sind, ist nicht bekannt.[8][14]

Inhalt eines Anthrax-Briefes, der einen islamistischen Anschlag suggeriert.

Im Verlauf des zweiten Golfkrieges befürchtete die amerikanische Armeeführung, der Irak könne Biowaffen einsetzen, da er schon am Ende des ersten Golfkrieges ein Biowaffenprogramm gestartet hatte. Die Erreger hatten die irakischen Institute großteils aus amerikanischen oder deutschen Firmen erhalten.[15] Später stellte sich heraus, dass der Irak tatsächlich über 19.000 waffenfähige Liter Botulinumtoxin, 8500 Liter Anthrax und 2400 Liter Aflatoxin produziert hatte, die jedoch nie eingesetzt wurden. Die Iraker beherrschten die Verfahren um Agenzien herzustellen, womit die Erreger über die Luft übertragbar gewesen wären, nicht. Nach dem Krieg vernichtete der Irak offiziell seine Biowaffen, inoffiziell konnten einzelne Institute jedoch versteckt weiterforschen und produzieren.

Während des Golfkrieges wurden die amerikanischen Soldaten aus Angst vor einem Anschlag gegen viele verschiedene Erreger geimpft, wodurch viele Soldaten durch Impfschäden kampfunfähig wurden und erkrankten. Es wird vermutet, dass dies ein Auslöser des Golfkriegssyndroms sein könnte.

2001 gab es mehrere Krankheits- und Todesfälle durch die Freisetzung von Milzbranderregern und Rizin aus Briefen oder Päckchen in Florida, New York, New Jersey und Washington. Opfer und Ziele waren vor allem Postangestellte, Journalisten und Politiker. Der Attentäter war vermutlich eine Person aus dem Laborpersonal von Fort Detrick. Weitergehende öffentliche Untersuchungsergebnisse hierzu wurden bisher nicht bekannt. Hauptartikel: Anthrax-Anschläge 2001.

Situation heute

Die USA forschen seit 2002 auf dem Gebiet der „nicht-tödlichen“ Waffen, unter anderem an materialzerstörenden Mikroben, was nicht explizit gegen das BTWC (Biological and Toxin Weapons Convention, Biowaffenkonvention) verstößt, da es das Problem der „nicht-tödlichen“ biochemischen Waffen bislang nicht behandelt.[16]

Biologische Waffen gelten heute hauptsächlich als potentielle Massenvernichtungswaffen von Terroristen (siehe: Bioterrorismus), da sie überall (aus der Natur) erhältlich sind und theoretisch einfach herzustellen sind, wenn davon abgesehen wird, dass die Erreger zuerst noch für den Waffeneinsatz optimiert werden müssen. Für den militärischen Einsatz gelten Biowaffen heute allgemein als zu unberechenbar. Mit Hilfe der Gentechnik wurden schon Bakterien antibiotikaresistent gemacht und parallel dazu gleich ein neues Antibiotikum oder eine neue Impfung entwickelt, um es theoretisch zu ermöglichen, diese Erreger im Krieg einzusetzen und die eigenen Truppen trotzdem zu schützen.

Es könnte aber möglich sein, Krankheitserreger zu entwickeln, die nur für Menschen mit bestimmten Genen gefährlich wären, insbesondere Gene, die nur oder hauptsächlich in einer bestimmten Region vorkommen.[17] Dadurch könnten eigene Truppen vor der Krankheit geschützt sein, was biologische Waffen sowohl für die Militärs als auch für Terroristen wieder interessant machen könnte. Diese spezielle Art von biologischen Waffen wird ethnische Waffe genannt, umgangssprachlich wird auch von biogenen Waffen gesprochen (von biologisch-genetisch). Allerdings sprechen einige Argumente gegen die Möglichkeit ethnische Waffen zu realisieren. Genetische Unterschiede innerhalb von Populationen sind größer als die Unterschiede zwischen verschiedenen Populationen. Ferner sind die Wirkungen von targeted-delivery-Systemen, die für den gezielten Einsatz von pathogenen Merkmalen benötigt werden, bislang nicht zufriedenstellend erforscht. Ein Bericht des US-Kongresses vom Dezember 2008 warnt vor verheerenden Anschlägen mit Massenvernichtungswaffen in den folgenden fünf Jahren. Den Westen sehen diese Autoren darauf kaum vorbereitet.[18]

Daneben existieren viele Pflanzenpathogene (Rostkrankheiten usw.), die sich gezielt gegen Nutzpflanzen und -tiere einsetzen lassen.

Das „dreckige Dutzend“

Obwohl über 200 verschiedene waffenfähige biologische Krankheitserreger bekannt sind, wurde vom CDC eine Liste mit den 12 Erregern zusammengestellt, die am ehesten für einen Biowaffenanschlag in Frage kommen. Diese Kampfstoffe zeichnen sich entweder durch ihre leichte Verbreitung, ihre einfache Übertragung oder auch nur durch ihre hohe Letalitätsrate aus. Unter ihnen befinden sich Bakterien, Viren und Toxine.

Name Übertragung von Mensch zu Mensch möglich Inkubationszeit Letalitätsrate (unbehandelt) Gegenmaßnahmen
Pocken Ja 10 1–2 Wochen 90 bis zu 90 % Schutzimpfung
Anthrax Nein 03 1–6 Tage 80 Je nach Art bis zu 80 % Antibiotika
Pest Ja 02 1–3 Tage 95 Je nach Art 90 %-100 % Antibiotika
Tularämie Nein 05 2–10 Tage 60 bis zu 60 % Antibiotika
Brucellose Nein 17 2–3 Wochen 05 unter 5 % Antibiotika
Queenslandfieber Ja 24 9–40 Tage 02 unter 2 % Antibiotika
Rotz Ja 07 1–14 Tage 99 bis zu 100 % Antibiotika
Enzephalitizide Viren Ja 03 bis zu 1 Woche 50 bis zu 50 % keine
hämorrhagische Viren Ja 12 4–21 Tage 95 Je nach Art 90 %-100 % keine
Rizin Nein 01 1 Tag 99 bis zu 100 % keine
Botulinum Nein 03 bis zu 5 Tage 90 bis zu 90 % Schutzimpfung, Gegengift
Staphylococcus aureus Nein 00 3–12 Stunden 25 Je nach Art bis zu 25 %[19] Antibiotika

Siehe auch

Literatur

  • Gregory Koblentz: Pathogens as Weapons. The International Security Implications of Biological Warfare. In: International Security. 28, Nr. 3, Winter 2003/2004, S. 84–122. 
  • Kendall Hoyt, Stephen G. Brooks: A Double-Edged Sword: Globalization and Biosecurity. In: International Security. 28, Nr. 3, Winter 2003/2004, S. 123–148. 
  • Kathryn Nixdorff, Dagmar Schilling, Mark Hotz: Wie Fortschritte in der Biotechnologie missbraucht werden können: Biowaffen. In: Biologie in unserer Zeit. 32, Nr. 1, 2002, S. 58–63. 
  • Wendy Barnaby: Biowaffen – Die unsichtbare Gefahr. Goldmann, 2002 (Originaltitel: The Plague Makers. Vision Paperbacks, London). 
  • Ken Alibek, Stephen Handelman: Direktorium 15. Rußlands Geheimpläne für den biologischen Krieg. Econ, München 1999. 
  • Vlad Georgescu: REPORT: Iraks heimliche Lieferanten. In: LifeGen.de. Abgerufen am 11. Oktober 2006.
  • Alexander Kelle, Kathryn Nixdorff: Verlieren die Staaten ihre Kontrolle über ihre Kriegsmittel? Zur Problematik der Biowaffen. In: Friedensgutachten 2002. LIT Verlag, Münster/Hamburg 2002. 
  • Joshua Lederberg: Biological weapons - limiting the threat. MIT, Cambridge, Mass. 1999, ISBN 0-262-12216-2. 
  • Erik de Clercq: Handbook of viral bioterrorism and biodefense. Elsevier, Amsterdam 2003, ISBN 0-444-51326-4. 
  • Achim Th. Schäfer: Bioterrorismus und biologische Waffen. Köster, Berlin 2002, ISBN 0-444-51326-4. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.pk.uni-bonn.de/ppigb/sdw_sciam/oct99/sdw_oct99.pdf
  2. Achim Schäfer: Bioterrorismus und Biologische Waffen. Gefahrenpotential – Gefahrenabwehr. Berlin 2002, S. 36, ISBN 3-89574-465-4.
  3. Daniel Wortmann: Von Hannibal bis Bin Laden. Deutsche Welle, 1. Oktober 2002. Abgerufen am 19. November 2008.
  4. M. Wheelis: Biological warfare at the 1346 siege of Caffa. In: Emerging Infectious Diseases. 8, Nr. 9, 2002 (http://www.cdc.gov/ncidod/EID/vol8no9/01-0536.htm). 
  5. Achim Schäfer: Boterrorismus und biologische Waffen, 2002, S. 20
  6. http://www.sunshine-project.de/infos/archiv/aktivitaeten/dresden_geissler.html
  7. http://www.mindcontrolforums.com/news/25220.htm
  8. a b c d Kurt Langbein, Christian Skalnik, Inge Smolek: Bioterror. Die gefährlichsten Waffen der Welt. Wer sie besitzt, was sie bewirken, wie man sich schützen kann. Stuttgart / München 2002, ISBN 3-421-05639-0.
  9. Geschichte der biologischen Waffen – Von Brunnenvergiftern zum 2. Weltkrieg, Zur Geschichte der biologischen Waffen bis 1945, Erhard Geißler, Dresden 2001
  10. http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/53/51/dokument.html?titel=Das+Geheimnis+der+Killerbakterien&id=17541535&top=SPIEGEL&suchbegriff=ebola&quellen=&qcrubrik=natur
  11. Achim Schäfer: Bioterrorismus und biologische Waffen, 2002, S. 25
  12. http://www.welt.de/print-welt/article513516/Pocken_Pest_und_Ebola_als_perfide_Biowaffen.html
  13. http://www.heise.de/tr/Biowaffen-I-Toedliches-Wissen--/artikel/82932/2/0
  14. http://www.trutv.com/library/crime/notorious_murders/mass/south_africa/index.html
  15. LABOR SPIEZ – Dokumentation – Hintergrundinformationen – Die B-Waffen Problematik
  16. Forschung an „nicht-tödlichen“ Waffen in den USA, Genmanipulierte Mikroorganismen zur Zerstörung von Materialien, The Sunshine-Project, 2002
  17. Ethnisch spezifische biologische Waffen, The Sunshine-Project, 2003
  18. Marc Pitzke: US-Kongress warnt vor Biowaffen-Terror. In spiegel.de vom 3. Dez. 2008. Der darauf kaum vorbereitete Westen riskiere Zigtausende Opfer.
  19. SEB

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