Birgitta Persson

Birgitta Persson
Die Heilige Birgitta. Holzschnitt aus Sunte Birgitten Openbaringe, in Lübeck gedruckt von Hans van Ghetelen 1496; Königliche Bibliothek, Kopenhagen

Birgitta Birgersdotter, Heilige Birgitta, manchmal auch Brigitta, (* 1303 in Finsta, Schweden; † 23. Juli 1373 in Rom) war die Ehefrau des Edlen Ulf Gudmarsson, Hofmeisterin am Hofe ihres Vetters Magnus Eriksson, Erzieherin seiner Frau Blanca von Namur und Gründerin des Erlöserordens.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Familie

Birgitta entstammte einer der mächtigsten Familien Schwedens. Ihr Vater, Birger Persson, war Vorsitzender Richter in Uppland, Großgrundbesitzer und Mitglied des königlichen Reichsrates. Ihre Mutter, Ingeborg Bengtsdotter, war verwandt mit dem regierenden Königsgeschlecht.

Frühe Jahre

Birgitta wurde 1303 in Finsta bei Uppsala geboren. Es war schon früh ihr Wunsch, einem Kloster beizutreten. Schon als Kind soll sie einige Offenbarungen erlebt haben: Als Siebenjährige erschien ihr die Jungfrau Maria, die ihr eine goldene Krone auf den Kopf gesetzt habe. Im Alter von acht Jahren soll ihr zum ersten Mal der gekreuzigte Jesus erschienen sein.

Anstatt eines Lebens im Kloster wurde sie als Dreizehnjährige jedoch mit dem 18 Jahre alten Ademar Ulf Gudmarsson verheiratet, der Sohn des Ritters, Reichsrats und Vorsitzenden Richters Västergötlands Gudmar Magnusson war. Sie zog als Haus- und Ehefrau in die Burg von Ulvåsa nahe Motala.

Ehefrau des Ulf Gudmarsson

Birgitta und ihr Mann Ulf lebten über zwanzig Jahre auf Ulvåsa. Noch bevor sie 35 wurde, gebar Birgitta acht Kinder; vier Jungen und vier Mädchen. Ihr Sohn Bengt starb noch vor seinem zwölften Geburtstag und ein weiterer Sohn, Gudmar, schon als Zehnjähriger. Ihre Tochter Merete war die Erzieherin der jungen Königin Margarethe I. Neben ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter kümmerte sich Birgitta auch um Frauen, die wegen verschiedener Ursachen aus der Gesellschaft ausgeschlossen waren.

Während ihrer Zeit auf Ulvåsa begab sich Birgitta als Hofmeisterin und Ratgeberin am Hofe des jungen Königs Magnus Eriksson und der Königin Blanca in Vadstena auch in die Politik. Sie hatte keine Scheu, das Leben von geistlichen und adligen Männern zu kritisieren.

Pilgerfahrten

1339 begaben sich Birgitta und ihr Mann Ulf auf ihre erste Pilgerfahrt zum Nidarosdom in Trondheim (Norwegen). Zwei Jahre später pilgerten sie nach Santiago de Compostela in Spanien. Auf der Heimreise erkrankte Ulf und starb 1344 in Alvastra. Dort erfuhr Birgitta neue Offenbarungen und fühlte sich berufen als „Braut Christi und Sprachrohr“. Sie sollte einen neuen Orden gründen und ein Kloster im schwedischen Vadstena am Vätternsee errichten. So gründete sie dort 1349 den Erlöserorden, heute meist „Birgitten“ genannt. Im selben Jahr verließ sie Schweden und übersiedelte nach Rom.

Leben als Prophetin

Birgitta begann ein neues Leben als Prophetin und Politikerin. Sie machte sich auf, Frieden im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich zu stiften. Sie versuchte auch, den Papst dazu zu bringen, sein Exil im französischen Avignon zu verlassen und zum Heligen Stuhl nach Rom zurückzukehren, dessen Verfall sie sah. Birgitte gründete ein Hospiz für schwedische Pilger und Studenten und kümmerte sich um Prostituierte, denen sie einen Neuanfang zu ermöglichen versuchte.

Aus Rom kritisierte sie den schwedisch-norwegischen König Magnus Eriksson scharf, weil er nicht nur eine unziemliche Verbindung mit dem jungen schwedischen Aristokraten Bengt Algotsson unterhielt, sondern auch, weil er trotz des päpstlichen Bannes die Heilige Messe besuchte.

1370 gab Papst Urban V. seine Erlaubnis zur Gründung des Erlöserordens. Zwei Jahre später pilgerte Birgitta im Alter von 69 Jahren nach Jerusalem. Am 23. Juli 1373 starb sie in ihrem Wohnsitz an der Piazza Farnese in Rom. Ihre Tochter Katharina, die ebenfalls heiliggesprochen wurde, überführte ihre sterblichen Überreste nach Schweden. Den Papst nach Rom zurückzuholen sollte erst einer Verwandten im Geist, der ebenfalls visionären Katharina von Siena, vergönnt sein.

Wirkung

Am 7. Oktober 1391 wurde Birgitta von Papst Bonifatius IX. heilig gesprochen. Papst Johannes Paul II. erhob sie am 1. Oktober 1999 zusammen mit Katharina von Siena und Edith Stein zur Patronin Europas.

In der heutigen Schwedischen Kirche gibt es eine Societas Sanctae Birgittae, ein Priester- und Laienorden, der in der Birgittinischen Spiritualität und Tradition steht.

Zum 700. Geburtstag Birgittas im Jahr 2003 pilgerten mehr als 110.000 Menschen nach Finsta und vor allem Vadstena, wo ein neues Birgitta-Museum eröffnet wurde. Die Gemeinde hat heute 8000 Einwohner und wird „Rom des Nordens“ genannt.

Ein Birgittenkloster in Deutschland befindet sich im bayerischen Altomünster. Seit Oktober 2003 besteht in Bremen ein Kloster der internationalen Birgitta-Schwestern im Stadtviertel Schnoor.

Die Visionen der hl. Birgitta in der bildenden Kunst

Ihre Visionen hatten großen Einfluss auf die Frömmigkeitsentwicklung und die Darstellungsweise biblischer Szenen in der Bildenden Kunst. Hans Memling und Albrecht Dürer stellten das Jesuskind nicht in der Krippe, sondern wie in der Vision Birgittas, auf dem nackten Boden liegend dar. In den Werken des Malers und Dürer-Zeitgenossen Matthias Grünewald finden sich gleichfalls mehrfach Bezüge auf ihre Visionen. Dies gilt ebenso für den Isenheimer Altar wie für die danach geschaffene Stuppacher Madonna. Auf die Visionen Birgittas von Schweden ist auch der Typus der Krippendarstellung zurückzuführen, in der eine das Kind anbetende Gottesmutter dargestellt ist.

Die Gestalt der Birgitta erscheint auch in bildlichen Darstellungen der Neun Guten Heldinnen, sie ist in dieser ikonografischen Reihe eine Vertreterin des Christentums.

700-Jahr-Feier ihrer Geburt

  • 2003 Schweden: Gedenkmünze zu 2000 Kronen, 900er Gold, 13 gr, 26 mm (6000 Stück); Medailleur: Ernst Nordin
  • 2003 Schweden: Gedenkmünze zu 200 Kronen, 925er Silber, 27,03 gr, 36 mm (60.000 Stück); Medailleur: Ernst Nordin
  • 2003 Schweden: Gedenkmedaille, 56 mm. Ausführungen: Gold (20 Stück), Silber (500 Stück), Bronze (400 Stück). Medailleur: Ernst Nordin

Werke

Drei ihrer Werke sind veröffentlicht.

  • Opera minora
  • Revelaciones extravagantes
  • Regula Sancti Salvatoris

Die Visionen der Hl. Birgitta wurden zwischen 1475 und 1480 das erste Mal in lateinischer Sprache in Venedig veröffentlicht. Der erste erhaltene deutsche Druck der Revelationes erschien 1478 in Lübeck bei Lucas Brandis. Danach erschienen sie mit Holzschnitten versehen noch in selbem Jahr in Nürnberg sowie 1492 in Lübeck bei Bartholomäus Ghotan und 1496 ebendort in der Mohnkopfdruckerei des Hans van Ghetelen. 1502 wurde ihr Puch der himmlischen offenbarungen der heiligen wittiben von dem kunigreich Sweden in deutscher Sprache in Nürnberg veröffentlicht. Der Zustand der Kirche um das Jahr verlieh ihren Aufzeichnungen eine unerhörte Aktualität. Diese wurden noch durch den um diese Zeit herrschenden Immaculata-Streit verstärkt. Vor allem die Revelaciones extravagantes waren jedoch auch noch nach Birgittas Heiligsprechung stark umstritten und wurden im 15. Jahrhundert sowohl auf dem Konzil von Konstanz als auch auf dem Konzil von Basel einer kritischen Prüfung auf ihre Rechtgläubigkeit hin unterzogen.

Unhistorische Darstellung der hl. Birgitta im Habit des Erlöserordens

Literatur

Die Werke der Hl. Birgitta auf Deutsch

  • Die Visionen der Hl. Birgitta von Schweden, herausgegeben von Elmar zur Bonsen und Cornelia Glees, Augsburg 1989 ISBN 3-629-00543-8
  • Himmlische Offenbarungen, übertragen von Helmhart Kanus-Credé, Allendorf an der Eder
  • Zusätzliche Offenbarungen. Revelationes extravagantes (deutsch), Übertragen von Helmhart Kanus-Credé, Allendorf an der Eder 2003 ISBN 3-921755-75-1
  • Gebete zu unserem Herrn Jesus Christus in seinem Leiden: der heiligen Brigitta von Schweden in der Kirche Sankt Paulus zu Rom geoffenbart, Hauteville 1985

Literatur über Birgitta

  • Barbara Günther-Haug: Birgitta von Schweden: die große Seherin des 14. Jahrhunderts, Mühlacker 2002 ISBN 3-7987-0359-0
  • Knud Carl Ansgar Krogh-Tonning: Die heilige Brigitta von Schweden (Sammlung illustrierter Heiligenleben V), Kempten 1907
  • Günther Schiwy: Mystikerin und Visionärin des späten Mittelalters; eine Biographie, München 2003 ISBN 3-406-50487-6
  • Bernd-Ulrich Hergemöller, Magnus versus Birgitta: der Kampf der heiligen Birgitta von Schweden gegen König Magnus Eriksson, Hamburg 2003

Weblinks


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