AL-TR

AL-TR
Karte von Albanien mit der Lage von Kreis und Stadt Tirana
Sicht von der Burg von Petrela nach Norden in Richtung Tirana
Umgebung Tiranas aus der Luft (2008)
Schlucht des Tirana-Flusses nördlich des Dajti
Siedlungsfläche in der Region Tirana 1990 und 2005

Der Kreis Tirana (albanisch: Rrethi i Tiranës) ist einer der 36 Verwaltungskreise Albaniens. Der Kreis mit einer Fläche von 1.238 km² gehört zum Qark Tirana. Er hat ca. 521,000 Einwohner (2004, Schätzung). Benannt wurde der Kreis nach dem Hauptort Tirana, der auch die Hauptstadt von Albanien ist.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Kreis Tirana lässt sich grob in drei geographische Regionen unterteilen: Eine Ebene, die sich vom südlichen Stadtrand Tiranas nach Nordwesten in Richtung Adriatisches Meer ausdehnt, das Hügelland westlich und südlich davon und dem östlich an die Ebene und das Hügelland anschließende Bergland.

Die Ebene bei Tirana ist Schwemmland der aus den Bergen austretenden Flüssen Zeza, Tërkuza, Tirana (Lumi i Tiranës) und Lana, die zusammen weiter nördlich den Ishëm bilden. Zusammen mit der Stadt Tirana, an deren Rändern die Ebene langsam in Hügelland ansteigt, gehört das Gebiet zu den Regionen des Landes, die in den Transformationsjahren seit dem Zusammenbruch des Kommunismus die größte Veränderung erfahren haben. Tirana entwickelte sich zu einer lebendigen Großstadt mit vielen neuen Gebäuden. Am nordwestlichen Stadtrand sind rund um den Ort Kamza Slums entstanden, wo sich Tausende von Landflüchtlingen aus Albaniens Norden niedergelassen haben. Diese Elendsviertel dokumentieren die Wandlung der Region besonders dramatisch, hat sich doch die Einwohnerzahl Kamzas in den 1990ern verzehnfacht. Insbesondere entlang der Straße nach Durrës, die die Ebene an ihrem Südrand quert, sind zahlreiche Dienstleistungsbetriebe entstanden: Albaniens Coca-Cola-Fabrik machte den Anfang, und schnell danach siedelten sich darum Autokonzerne, Speditionen und Grossisten, andere Fabriken sowie Einkaufszentren an. Entlang der Straße nach Norden am östlichen Rand der Ebene finden sich insbesondere Baufirmen und Baumateriallieferanten. Im Nordwesten der zum Kreis Tirana gehörenden Teils der Ebene liegt der Flughafen Tirana, dessen Abfertigungsgebäude aber bereits im nördlich angrenzenden Kreis Kruja liegen. Abseits dieser Hauptverkehrsachsen ist die Ebene noch immer wichtiges Landwirtschaftsgebiet. Bei Valias östlich vom Flughafen wurde früher Steinkohle gefördert.

Das Hügelland versperrt den direkten Zugang von Tirana und der nördlichen Ebene zum Meer und nach Durrës. Der langgezogene nördliche Ausläufer Kodra e Gjatë (lange Hügel) westlich von Tirana erreicht eine Höhe von 491 müA. Er flacht gegen Norden immer weiter ab und läuft zuletzt als spitzes Kap Kepi i Rodonit rund 50 km nordwestlich von Tirana ins Meer aus. Bei Vora bildet die Hügelkette einen Durchgang von nicht einmal 60 m Höhe. Hier passieren Eisenbahn, Autobahn, Landstraße, Hochspannungsleitung und früher auch ein Bewässerungskanal den Hügelzug. Weiter südlich sticht der aus den Bergen kommende Fluss Erzen in einem Tal mit breitem Boden durch die Hügel. Südlich vom Erzen erstrecken sich die Kodrat e Krabës (Krraba-Hügel), die gegen Süden immer weiter an Höhe gewinnen (bis 932 müA). Sie stellen eine natürliche Sperre zwischen Tirana und Elbasan im Shkumbin-Tal dar und werden nur an einer Stelle unweit des höchsten Punktes von einer Straße überquert.

Bei der Bergwerks-Stadt Krraba, wo Kohle gefördert wird, geht das Hügelland allmählich in Bergland über. Gegen Norden ist der Unterschied abrupter: Die Berge der Kruja-Kette steigen steil aus der Ebene hervor: Die Spitze des Dajti (1.613 müA) ist kaum zehn Kilometer vom Tiranas Zentrum entfernt. Zusammen mit dem südlich gelegenen Priska-Berg (1.353 m) bildet der Dajti einen Nationalpark mit einer Fläche von 3.300 Hektaren. Die Kruja-Kette wird regelmäßig von tief eingeschnittenen Schluchten durchzogen: sämtliche Flüsse durchqueren die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Bergkette von Osten nach Westen. An der nördlichen Kreisgrenze wird die Tërkuza in einer solchen Schlucht zum Bovilla-See gestaut, dem größten Wasserreservoir Tiranas. Das Reservoir mit einem Volumen von 8.000.000 m³ ist seit Dezember 1998 in Betrieb. Weitere Schluchten bilden der Tirana-Fluss nördlich des Dajti und der Erzen südlich des Priska-Berges. Hinter dieser Bergkette liegt sehr abgeschiedenes Bergland. Die östliche Grenze des Kreises wird von einer weiteren hohen Bergkette gebildet, deren höchster Punkt, der Berg Shën Noi i Madh (1848 müA), zugleich höchster Punkt im Kreis ist. Diese bildet die Wasserscheide zum Tal des Mat und die Grenze zum Kreis Mat. Ein weiterer Teil dieses Gebirgszugs sind die Mali me Gropa (Berge mit Löchern), eine karge Karstlandschaft, die von unzähligen Dolinen durchsetzt ist und an die Mondoberfläche erinnert. Ihr höchster Punkt ist die Maja e Miçeku të Shënmërisë mit 1828 müA. [1][2]

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Blick über den Kessel von Tirana, das südliche Hügelland (links) und die Ebene (rechts)
Blick über den Kessel von Tirana, das südliche Hügelland (links) und die Ebene (rechts)

Geschichte

Obwohl die Stadt Tirana erst im Jahr 1614 gegründet wurde, hat die Region eine sehr lange Geschichte: Spuren erster Besiedelung durch Menschen gehen auf die Altsteinzeit zurück. Bei Rrëza e Dajtit am Fuße des Dajtis und in den großen Pellumbas-Höhlen in der Erzen-Schlucht Gryka e Skronës wurden zahlreiche Fundstücke aus dieser und späteren Epochen entdeckt. Aus der Eisenzeit stammt die Festung Kalaja e Dorzit auf einem 477 m hohen Hügel rund 20 km südwestlich von Tirana. Die Schutzanlage ist von einer 300 m langen Steinmauer umgeben. Eine weitere Festung stammt aus der illyrischen Epoche (3. und 2. Jahrhundert vor Christus): Die Burg Persqop befindet sich östlich des Dorfes Petrela auf einem Berg. Erhalten ist nur noch ein 30 m langes und 6 m hohes Fragment der Steinmauer. In der Burg wurde auch ein Grab entdeckt.

Burg Petrela vor dem Bau eines Restaurants

In der Spätantike und im Mittelalter wurden etliche Burgen errichtet, die die Region und die diversen Handelswege kontrollieren und beschützen sollten. Bei Tirana kreuzten sich Routen von Norden nach Süden mit denjenigen, die die Küste im Westen mit den zentralen Bereichen des Balkans verbanden. Die berühmteste und für Besucher am besten zugängliche Burg ist diejenige von Petrela, die im 15. Jahrhundert Teil von Skanderbegs Verteidigungssystem war. Die Burg liegt auf einem spitzen Berg westlich des Dorfes, das ganze Erzen-Tal überblickend. Die ersten Befestigungen stammen wahrscheinlich aus dem 3. Jahrhundert. Im 9. Jahrhundert wurde die Anlage ausgebaut und diente den zahlreichen lokalen Herrschern Mittelalbaniens als Stützpunkt. Später kam noch eine äußere Umfassungsmauer hinzu, die die eher kleine, aber wehrhafte Burg auf der Spitze absicherte. Zu Skanderbegs Zeiten war sie Teil eines Verteidigungssystems, wobei Warnsignale von einer Burg zur nächsten weitergeleitet werden konnten.

Am Westhang des Dajtis auf rund 1200 müA liegen die Überreste der Dajti-Burg, die im 4. Jahrhundert errichtet wurde und eine Kontrolle über weite Gebiete erlaubte. Eine weitere Festung liegt am Nordwestfss des Dajtis beim Dorf Tujan. Diese Burg stammt aus etwa der gleichen Zeit und kontrollierte die durch die Schlucht des Tirana-Flusses führende Straße nach Osten. Im 6. Jahrhundert ließ Justinian im heutigen Stadtzentrum Tiranas eine Festung errichten – im Gegensatz zu allen anderen Anlagen steht diese nicht auf einem Hügel, sondern in der Ebene. Noch ein wenig älter sind Mosaikreste einer frühchristlichen Kirche in Tirana. Am westlichen Rand der Ebene von Tirana wacht noch heute die Burg von Preza, ebenfalls ein Teil von Skanderbegs Verteidigungssystem und vermutlich erst im 15. Jahrhundert errichtet. Weitere Befestigungsanlagen befanden sich bei Ndroq an einer weiter im Westen gelegenen engen Stelle im Erzen-Tal, bei Lalmi am südwestlichen Stadtrand Tiranas am nördlichen Erzen-Ufer und bei Shën Gjergj im Osten des Kreises an der Straße nach Mat und Dibra.

Beim Dorf Vrap im Südwesten des Kreises fand 1902 ein Bauer auf seinem Feld einen Gold- und Silberschatz, der unter anderem neun Goldgefässe, 30 Silbergefässe und Teile von Kleidungsaccesoires umfasste. Die Objekte waren im 8. Jahrhundert von Awaren hergestellt worden. 39 Stück davon sind heute im Metropolitan Museum of New York.[1]

Im Zweiten Weltkrieg kam es in den Hügeln und Bergen rund um Tirana immer wieder zu geheimen Treffen der Widerstandskämpfer. Im Dorf Peza südwestlich Tiranas wurde am 16. September 1942 auf der sogenannten Konferenz von Peza eine überparteiliche Nationale Befreiungsbewegung ins Leben gerufen. Im August 1943 einigten sich Kommunisten und Nationalisten im Dorf Mukja nördlich von Tirana über die weitere Zusammenarbeit und die Strukturen des Widerstands.

Verkehr

Autobahn bei Vora
Nummernschild aus Tirana

Tirana ist an einer Kreuzung alter Handelswege gegründet worden. Heute ist Tirana selber das Zentrum, von wo aus wichtige Verkehrsverbindungen weglaufen, allerdings nur noch in drei Richtungen. Der Weg nach Osten ist heute lediglich eine unbedeutende, nur der lokalen Versorgung dienenden Nebenstraße in schlechtem Zustand. Ansonsten ist Tirana heute ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit Straßenverbindungen nach Norden, Süden und Westen sowie Zugsanbindung und dem einzigen internationalen Flughafen des Landes. Abseits dieser Achsen sind aber viele Gebiete des Kreises abgelegen und kaum zugänglich.

Autobahn und Eisenbahn verlassen den Kessel von Tirana in nordwestlicher Richtung. Entlang dieser Verkehrsachse nach Durrës haben sich in den letzten Jahren auch zahlreiche Dienstleistungs- und industrielle Produktionsbetriebe angesiedelt. Ein weiterer Verkehrsknotenpunkt liegt bei Vora auf halbem Weg zwischen Tirana und Durrës. Hier gehen Straßen zum Flughafen und nach Nordalbanien ab wie auch die Eisenbahnlinie nach Shkodra.

Weitere wichtige Straßen führen von Tirana direkt nach Norden, auf einer südlicheren Route nach Durrës sowie über die Krraba-Berge nach Elbasan. Das Straßennetz im Kreis wird laufend ausgebaut, um dem immer weiter zunehmenden Verkehr gerecht zu werden. Ende 2006 wurde die Straße von Vora nach Norden nach Fushë-Kruja erneuert. Für die Verbindung nach Elbasan ist eine neue Autobahn westlich der bestehenden Passstraße geplant. Zugleich soll eine neue Umfahrungsstraße das Stadtzentrum entlasten. Der Flughafen, dessen neuen Terminal anfangs 2007 eröffnet werden soll, erhält ebenfalls eine neue Anbindung. Der Flughafen muss wegen Überlastung wieder ausgebaut werden, mit den Bauarbeiten ist schon begonnen worden. Nur die Verbindung durchs Gebirge nach Osten ist bisher nicht viel mehr als eine Idee.

Der Autoverkehr ist in Tirana zu einem vielseitigen Problem geworden. Während noch 1991 kein privater Autobesitz erlaubt war, verstopfen jetzt Zehntausende Autos die Straßen der Stadt. Neben dem Stau durch die vielen Autos auf engen Straßen ist auch der von ihnen verursachte Smog ein ernsthaftes Problem: Viele Autos sind älteren Baujahrs und die Abgase ziehen aus dem Kessel von Tirana nur schlecht ab. Als Entlastung ist der Bau einer Schnellbahn bis zum Flughafen vorgesehen. Der öffentliche Nahverkehr wird fast gänzlich durch Busse bewältigt.

Gemeinden

Städte: Tirana, Kamza, Vora.
Gemeinden: Baldushk, Bërzhita, Bërxull, Dajt, Farka, Kashar, Krraba, Ndroq, Pashkuqan, Petrela, Peza, Preza, Shëngjergj, Vaqarr, Zall Bastar, Zall Herr.

Quellen

  1. Timediver.de: Goldschatz von Vrap, Metropolitan Museum of New York

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