- Bitless Bridle
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Das Bitless Bridle ist als sehr sanfte gebisslose Zäumung bekannt, die in den USA von dem Universitätsprofessor für Tiermedizin Robert Cook entwickelt wurde. Cook forscht seit Jahren im besonderen an Krankheiten der Atemwege und der Maulhöhle, sowie an verschiedenen Verhaltensauffälligkeiten der Reitpferde. Diese Forschungen ergaben, dass Gebisse im Maul des Pferdes einen schädigenden Einfluss auf den Organismus und auch auf die Psyche der Reittiere haben können.
Inhaltsverzeichnis
Wirkungsweise
Der Zaum wirkt auf den Nasenrücken, die Ganaschen und auf das Genick. Der Druck verteilt sich hier gleichmäßig, ganz im Gegensatz zur Trense, die ihre Wirkung nur punktuell entfalten kann.
Diese gebisslose Zäumung ist für jede Sparte der Reiterei geeignet (Westernreiten, Englischreiten, Distanzreiten, Wanderreiten, …). Es gibt aber auch spezielle Ausführungen, die für den Fahrsport konzipiert wurden. Bitless Bridles können überdies auch zum Longieren verwendet werden, wobei hierfür die Hinweise des Herstellers zu beachten sind.
Was gibt es bei der allgemeinen Anwendung zu beachten?
Wie bei jeder anderen Zäumung, die man das erste mal ausprobiert, auch, sollte man zuerst in einem umzäunten Areal wie einem Round Pen, einem Reitplatz, einer Halle oder einer Koppel reiten, und sehen, wie das Pferd auf die ungewohnte Art der Zäumung reagiert.
Wichtig ist, dass die Rangordnung zwischen Pferd und Reiter geklärt ist. Da dem Pferd mit dieser Zäumung kein Schmerz mehr angedroht werden kann, könnte es passieren, dass es Unarten zeigt, die es vorher aufgrund der ständigen Androhung von Schmerz, welche bereits alleine durch das Vorhandensein des Gebisses im Pferdemaul stattgefunden hat, nicht zu zeigen gewagt hat. Das ist die Sprache des Pferdes. Wenn ihm etwas missfällt, so kann es dies nur durch Körpersprache und in begrenzter Weise auch durch Laute mitteilen. Besteht ein solches Problem, so ist es am Reiter, die Ursache zu finden und zu beheben, nicht jedoch lediglich die Symptome, die durch das Gebiss im Maul oder auch durch eine scharfe Gebisslose Zäumung verschleiert werden können bzw. bisher verschleiert wurden.
Das Bitless Bridle ist nicht für das starke Gegenhalten, welches in der Englischen Reitweise leider äußerst oft praktiziert wird, um Anlehnung zu erzwingen, geeignet. Die Zäumung wird zwar mit den gleichen Zügelhilfen benutzt, jedoch ist darauf zu achten, dass man die Hilfen, die mit dem Zügel gegeben werden, auf kleinstmögliche Signale beschränkt. Das bedeutet, dass es in den meisten Fällen wohl für den Reiter notwendig ist, seine gesamte bisher praktizierte Reitweise zu überdenken, und gegebenenfalls auch zu ändern. Wie bereits gesagt sollten die Zügelhilfen auf Signale (Signalreiten) reduziert werden, denn, obwohl das Bitless Bridle von der Wirkungsweise her so sanft wie ein Halfter wirkt, wäre es für das Pferd auch nicht besonders angenehm, wenn der Reiter die ganze Zeit über am Halfter zieht.
Modelle
Es gibt im Allgemeinen zwei Modelle, die sich in ihrer Wirkungsweise im Eigentlichen nur durch ein Detail unterscheiden.
Das Original Bitless Bridle aus den USA hat ein Genickstück, das dem der konventionellen Zaumzeuge gleich ist. Hier gibt es im Übrigen neben dem regulären Modell fürs Reiten auch ein spezielles für den Fahrsport.
Es gibt allerdings noch eine zweite Version, die in Deutschland produziert wird. Hier ist das Reithalfter mit einem Genickstück verbunden. Hinter diesem (schmalen) Genickstück verläuft ein durchgehender Zügel. Das bedeutet, dass die überkreuzten Riemen nicht, wie beim Original, an der Stelle, an welcher normalerweise der Kehlriemen angeschnallt wird, befestigt, sondern, dass diese Riemen in einem Stück über das Genick geführt werden. Bei dieser Version kann eine, für das Pferd unangenehme Reibung entstehen, wenn der Reiter versucht, mit Kraft zu reiten. Eine (mitgelieferte) Lasche, die diese beiden Genickstücke (von den überkreuzten Riemen und vom Reithalfter) verbindet, kann diesen eventuell unerwünschten Effekt verhindern.
Auf dem Markt existieren verschiedene Ausführungen: Western, Englisch und Fahren. Diese verschiedenen Versionen unterscheiden sich lediglich optisch voneinander, die Wirkungsweise bleibt gleich. Natürlich gibt es die Zäumung in verschiedenen Farben (u.a. schwarz, braun, hellbraun) und mit rostfreien Beschlägen.
Materialien
Im Allgemeinen wird das Bitless Bridle in drei verschiedenen Materialien angeboten, nämlich in Leder, Beta Biothane und Nylon. Beta Biothane ist ein Kunstleder, das speziell für den Reitsport entwickelt wurde.
Negative Aspekte
Im Dressursport darf bei Turnieren generell keine gebisslose Zäumung verwendet werden, im Springen darf jedoch (in höheren Klassen) auch gebisslos geritten werden. Wie bei jeder Art von Zäumung kann es natürlich sein, dass dem Pferd die Wirkung missfällt, und es andere Zäumungen bevorzugt. Besonders Reiter von Gangpferden finden häufig, dass sie mit Trense mit ihren Pferden bessere Leistungen erzielen können, z. B. durch größere Präzision. Weiterhin wurde von Reitern, deren Pferde besonders langes (Winter-)Fell im Kopfbereich besitzen, bemängelt, dass sich Haare in den zügelführenden Riemen verfangen können. Dies muss natürlich von jedem Reiter selbst an seinem Pferd getestet werden. Bei Pferden mit normalem Winterfell konnte ein Verfangen der Haare noch nicht beobachtet werden. Wenn ein Reiter mit starken Gegenhalten arbeitet (oft in der Englischen Reitweise praktiziert), entsteht ein unangenehmer, da anhaltender Druck. Dieser Druck ist mit ständigem Ziehen mit gleicher Kraftanstrengung des Reiters an einem Halfter zu vergleichen, der dem Pferd ebenfalls unangenehm ist. Für eine solche Reitweise wurde das Bitless Bridle nicht konzipiert, und daher ist es für eine solche Anwendung nicht geeignet.
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