Black block

Black block
Schwarzer Block bei einer Demonstration in Hamburg, 2007

Der Schwarze Block (auch Black Block bzw. Black Bloc) ist eine Demonstrationstaktik von Gruppierungen, die nach außen hin aufgrund von Verhalten und meist schwarzer Kleidung und Vermummung homogen wirken. Die einheitliche Kleidung dient zur Vermeidung von Identifikation durch Behörden und soll Solidarität vermitteln. Taktiken des Schwarzen Blocks beinhalten die Androhung und Ausübung von Massenmilitanz zur Durchsetzung politischer Ziele. Er setzt sich meist aus Gruppen und Einzelpersonen des linken, autonomen und linksextremen[1] Spektrums zusammen.

Inhaltsverzeichnis

Kennzeichen

Black Bloc mit Transparent "Polizeistaat EU", 2002

Kennzeichen von Schwarzen Blöcken auf Demonstrationen ist ein entschlossenes bis aggressives Auftreten. Dabei werden oft gezielt Straftaten verübt. Zuweilen gehen Personen aus dem schwarzen Block dabei offensiv gewalttätig gegen Polizei und politische Gegner vor. Darüber hinaus werden gelegentlich von Mitgliedern des Schwarzen Block auch Brandstiftungen wie etwa an Fahrzeugen verübt.[2][3]

Die einheitliche schwarze Bekleidung und Gesichtsbedeckungen wie Kapuzen, Mützen, Sonnenbrillen und Tücher sollen die Demonstranten insbesondere vor der Erkennung durch Polizei, Staatsschutz und politischen Gegnern wie Anti-Antifa sowie vor Tränengas schützen. Früher wurden auch Motorradhelme, Gasmasken und Sturmhauben verwendet. In Deutschland stellt dies nach geltendem Recht einen Verstoß gegen das Versammlungsrecht dar.

Das Vermummungsverbot sowie das Verbot sogenannter „passiver Bewaffnung“ wurde vom Gesetzgeber erlassen, um zu verhindern, dass sich Demonstranten der Überwachung und den Einsätzen der Polizei entziehen können.

Geschichte in Deutschland

Der Begriff Schwarzer Block entstand mit dem Aufkommen der Neuen sozialen Bewegungen in den späten 1970er Jahren, als zunehmend Autonome auf Demonstrationen dieser Bewegungen wie der Anti-Atomkraft-Bewegung und der Friedensbewegung auftauchten und sich selbst so bezeichneten. Für den 1. Mai 1980 in Frankfurt gab es den ersten Aufruf zum Schwarzen Block. [4] Damals war das Auftreten der Autonomen allerdings keineswegs so homogen schwarz wie zur Hochphase des Schwarzen Blocks: Anfang der 1990er marschierten in Göttingen auf von der Antifa organisierten Demonstrationen bis zu 2000 Menschen im schwarzen Block; Ausschreitungen gab es dabei allerdings kaum. Anfang der 1990er Jahre führte die „Autonome Antifa (M)“ bewusst Demonstrationen mit dem vermummten 'Schwarzen Block' gewaltfrei mit breiten überparteiischen Bündnissen durch.

Bei vielen Aktionen kam es jedoch auch oft zu regelrechten Schlachten mit der Polizei, zum Beispiel im Rahmen der Hausbesetzerbewegung in den 1980er und 1990er Jahren, der Bewegung gegen die Startbahn West am Frankfurter Flughafen Anfang der 1980er Jahre, der Anti-AKW-Bewegung in Brokdorf, Wackersdorf und Gorleben in den 1980ern, beim sogenannten Berliner Revolutionären Ersten Mai ab 1987, einer Alternativveranstaltung der linksradikalen Szene zu den traditionellen Erster-Mai-Kundgebungen der Gewerkschaften, dem IWF-Kongress in Berlin, der Besetzung der Häuser in der Hafenstraße in Hamburg in den 1980ern.

Der Schwarze Block ist nicht, wie sich durch Medienberichte vermuten ließe, eine feste Organisation. Vielmehr geht der Begriff auf Ermittlungen mit dem Instrumentarium des Paragraphen 129a StGB der Bundesanwaltschaft gegen mehr als 50 Leute wegen „Mitgliedschaft in der terroristischen Vereinigung Schwarzer Block“ im Jahre 1981 zurück. Der Begriff wurde von Autonomen aufgegriffen und wird seitdem verstärkt durch Medien verwendet.

Seit den 1990er Jahren kopieren vermehrt Rechtsextremisten[5] als „Nationaler Schwarzer Block“ diese Taktik.

Heute treten linke und autonome Demonstranten auch gelegentlich mit der Out of Control-Taktik auf, da Wanderkessel und präventive Überwachungsmaßnahmen der Polizei so besser umgangen werden können als mit einem geschlossenen Block.

Vereinigte Staaten

Antikriegsdemonstration in Washington D. C., 2003

In den Vereinigten Staaten von Amerika wurde der schwarze Block wahrscheinlich erstmals 1991 von der anarchistischen Organisation Love & Rage als Protestform gewählt[6]. 1992 formierte sich anlässlich des Columbus Day erneut ein schwarzer Block. Stärker medial rezipiert wurde erst der am 30. November 1999 zu den globalisierungkritischen Protesten in Seattle von etwa 200 Personen formierte Block. Aus der anonymen Gruppe heraus wurden Graffiti gesprüht und Schaufensterscheiben eingeworfen, was der seit den 1920er Jahren marginalisierten militanten anarchistischen Bewegung Kritik seitens anarchopazifistischer Gruppen, aber der anarchistischen Bewegung insgesamt große Aufmerksamkeit und verstärkten Zulauf einbrachte. Die Debatten in der Folge drehten sich ähnlich der seit den 1980er Jahren im deutschsprachigen Raum geführten um Sinn und Nutzen der Aktion, Schaden im Ansehen für die Bewegung und Vielfalt von Taktiken oder scharfe Abgrenzung von militarisiertem Auftreten und öffentlich nicht vermittelbaren Handlungen.

Italien

Viel Zerstörung hat ein schwarzer Block beim G8-Gipfel in Genua 2001 angerichtet. Bei der Aufarbeitung dieser Ereignisse wurde wiederholt der Verdacht geäußert, die Polizei habe verkleidete Beamte in den Schwarzen Block als Provokateure eingeschleust.[7][8] Verschiedene Augenzeugen behaupten, die Polizei sei mit großer Härte gegen friedliche Demonstranten vorgegangen, habe sich aber gegenüber dem Schwarzen Block in auffälliger Weise zurückgehalten.[8][9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Was ist der "Schwarze Block"? tagesschau.de abgerufen 26. Mai 2008
  2. André Zand-Vakili: Die Brandstifter und die Biedermänner welt.de abgerufen 1. April 2008
  3. Hubert Gude, Robert Vernier u.a.: „Das ist eine Schande“ focus.de, abgerufen 1. April 2008
  4. Der Papst ist tot! - 25 Jahre Schwarzer Block trend onlinezeitung, 6 /2005, abgerufen 19. Juni 2008
  5. http://www.focus.de/magazin/archiv/rechtsautonome-fremde-kein-thema_aid_302398.html
  6. Gabriel Kuhn: >Neuer Anarchismus> in den USA Unrast Verlag 2008 ISBN ISBN 978-3-89771-474-8 Seite 83
  7. Erinnerung an Genua auf den Seiten des Deutschlandfunks
  8. a b Italienische Aufklärung auf den Seiten des Tagesspiegels
  9. Gipfelstürmer - Die blutigen Tage von Genua als Web-Video frei ansehbar

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