Boeing 7E7

Boeing 7E7
Boeing 787
Rollout der Boeing 787
Rollout der Boeing 787
Typ: Zweistrahliges Großraumflugzeug
Entwurfsland: Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Hersteller: Boeing Commercial Airplanes

Die Boeing 787 Dreamliner ist ein in Entwicklung befindliches zweistrahliges Verkehrsflugzeug des US-amerikanischen Flugzeugherstellers Boeing. Der Tiefdecker soll besonders kostensparend 200 bis 300 Passagiere befördern. Die B787 ist das erste Großraumflugzeug, dessen Rumpf zu einem Großteil aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) besteht. Am 8. Juli 2007 wurde es auf dem Boeing-Werk Everett der Weltöffentlichkeit vorgestellt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Boeing hatte mit dem Muster 777 zuletzt Mitte der 1990er Jahre ein neues Flugzeug auf den Markt gebracht.

Seit Ende der 1990er Jahre verfolgte Boeing unterschiedliche Strategien, um auf die Herausforderung durch Airbus und deren Entwicklung des weltgrößten Passagierflugzeuges, des A380 zu reagieren: Zunächst wollte Boeing, das mit der in den 1960er Jahren entwickelten 747 das bis dahin größte Passagierflugzeug im Programm hatte, durch eine extragroße Variante des „Jumbo-Jets“, 747-X dem A380 direkt Konkurrenz machen. Dieser Plan wurde jedoch mangels Nachfrage der Fluggesellschaften bald wieder aufgegeben und durch die Ankündigung ersetzt, ein fast schallschnelles Großflugzeug „Sonic Cruiser“ zu entwickeln. Man ging bei Boeing davon aus, maximale Zeitersparnis sei der bestimmende Faktor im Fluggeschäft.

Durch die Krise im Luftverkehr u. a. in Folge der Anschläge vom 11. September 2001 und die steigenden Ölpreise war aber keine Fluggesellschaft mehr bereit, den zwar schnellen, aber relativ unwirtschaftlichen Sonic Cruiser zu bestellen. Aufgrund dieser Reaktionen machte sich Boeing daran, aus dem zunächst nur als Referenz gedachten Entwurf eines „Super Efficient Airplane“ ein neues Flugzeug zu machen – eben die Boeing 787. Zunächst firmierte das Flugzeug als „7E7“, mit einem „E“ für „efficient“; erst nach dem Programmstart wurde es offiziell in 787 umbenannt, um besser ins Ziffernschema der Firma zu passen und eine im asiatischen Raum Glück verheißende „8“ im Namen zu haben. Außerdem gab man der 787 den Beinamen „Dreamliner“, was in etwa Traumschiff bedeutet.

Die Entscheidung zum Bau der 787 fällte der Boeing-Vorstand im Dezember 2003, womit im Vorfeld bereits gerechnet worden war: Allgemein herrschte die Auffassung vor, dass Boeing es sich nicht leisten könne, zum dritten Mal in Folge ein angekündigtes Modell nicht zu bauen.

Boeing sieht nun die Zukunft eher in mittelgroßen Modellen als in Boeing 747-Mustern, mit denen auch von weniger großen Flughäfen abseits der Luftfahrt-Drehkreuze direkt, ohne Zwischenstopp Lang- und Ultra-Langstrecken geflogen werden können (Point-to-Point) und die Luftfahrt-Drehkreuze mit den kleineren Maschinen häufiger angeflogen werden können. Boeing erwartet, dass die gut zahlenden Geschäftsreisenden weniger eine Kostenersparnis durch ein besonders großes Flugzeug sondern eine kurze Wartezeit bis zum nächsten Flug oder Anschlussflug nach dem Umsteigen wünschen. Zusätzlich wird mit der 747-8 eine vergrößerte Variante ihres Klassikers auf den Markt eingeführt. Das Muster ist bis zur Markteinführung des Airbus A350 im Jahr 2013 alleiniger Anbieter im Segment Langstreckenflugzeug mit einer Kapazität von 300 Passagieren und wirtschaftlichem Betrieb.

Programmstart

Der offizielle Programmstart der Boeing 787 Dreamliner erfolgte am 26. April 2004, nachdem All Nippon Airways (ANA) als erster Kunde fünfzig Maschinen zur Auslieferung ab 2008 fest bestellte. Dieser gilt für die Versionen 787-3, -8 und -9. Die Version 787-10 ist bisher von Boeing noch unbestätigt. Der Termin für den geplanten Rollout wurde am 30. März 2007 bekanntgegeben und fand schließlich am 8. Juli 2007 im Endfertigungswerk in Everett (Washington) statt. Der entgegen der ursprünglichen Planungen verschobene Erstflug der Boeing 787 soll Ende des zweiten Quartals 2009 durch die Version 787-8 stattfinden.[2]

Ähnlich dem Produktionsmodell von Airbus werden wesentliche Teile an verschiedenen Standorten produziert und zur Hauptmontage gebracht: Die Flügel werden durch Mitsubishi Heavy Industries in Nagoya, Japan gefertigt, das Höhenleitwerk durch Alenia Aeronautica in Italien, in Zusammenarbeit mit der TAI Türkei, einzelne Rumpfsektionen ebenfalls durch die vorgenannten Herstellern und Lewis and Vought Corporation aus South Carolina bzw. Spirit AeroSystems aus Wichita (Kansas).

Roll-Out der Boeing 787

Das erste inoffizielle Roll-Out fand Ende Juni 2007 statt, als man eine Boeing 787 aus den Fertigungshallen schleppte,[3] der offizielle folgte am 8. Juli 2007 (das Datum schreibt Boeing als 7/8/7), als man die B787 auf der Boeing-Flugwerft in Everett der Weltöffentlichkeit vorstellte.[1]

Am 20. Juni 2008 wurde als wichtiger Meilenstein vor dem Erstflug das erste Einschalten (Power On) des elektrischen Systems erfolgreich zum Abschluss gebracht.[4]

Finanzierung/Subventionen

Die Markteinführungskosten der 787 betragen insgesamt ca. 13,4 Mrd. US-Dollar, die von Boeing selbst (ca. 4,2 Mrd. US-Dollar), von Zulieferern (3,1 Mrd. US-Dollar), durch staatliche Subvention der an der Produktion beteiligten Staaten (Italien 590 Mio. US-Dollar, Japan 1,588 Mrd. US-Dollar), von den US-Bundesstaaten Kansas (200 Mio. US-Dollar) und Washington (3,2 Mrd. US-Dollar) und weiteren Geldgebern aufgebracht werden.[5] Dies entspricht etwa dem zweifachen der 1990 für die Markteinführung der Boeing 777 (6-7 Mrd. US-Dollar) benötigten Kosten.

Die massiven Verstöße gegen die im Agreement on Subsidies and Countervailing Measures der Welthandelsorganisation (WTO) festgelegten Subventionierungs-Regelungen bei der Finanzierung der 787 führten 2004 zu einer Beschwerde der EU an die WTO.[6]

Wirtschaftlichkeit

Ein Ziel der Entwickler der 787 war es, die Betriebskosten – vor allem aufgrund niedrigeren Treibstoffverbrauchs – um 8 bis 10 % unter die der Boeing 767-300ER zu bringen. Am 7. November 2006 kündigte der Hersteller an, dass die direkten Betriebskosten wegen niedrigerer Wartungskosten um weitere 2 bis 3 % geringer ausfallen würden. Dieser Kostenvorteil soll laut Boeing die höheren Anschaffungskosten der 787 überkompensieren.

Technische Neuerungen

Der Kerosinverbrauch soll durch neuentwickelte Triebwerke, verringertes Gewicht und bessere Aerodynamik um 20 Prozent pro Sitzplatz niedriger sein als bei vergleichbaren jetzigen Modellen.[7] Unter realen Bedingungen werden von heutigen Großraumflugzeugen abhängig von Bestuhlung und Einsatzprofil spezifische Verbräuche von ca. 2,6 Liter/100 km/Passagier erreicht.[8] Zudem sollen die neuartigen Triebwerke weniger Lärm (Lärmteppich) verursachen als die jetzigen Modelle.

Triebwerke ohne Zapfluft

Für die Boeing 787 werden die beiden Triebwerkstypen Rolls Royce Trent 1000 und das General Electric GEnx angeboten.

Diese Triebwerke werden anders als bei heutigen Typen und dem Airbus A350 keine Zapfluft für die Klimaanlage und Hydrauliksysteme abgeben. Stattdessen haben sie Generatoren, die auch als Elektromotoren zum Anlassen der Triebwerke dienen (bei anderen Typen wird dazu Druckluft z.B. von der APU, dem Hilfstriebwerk, eingesetzt). Die Klimaanlage wird bei der Boeing 787 elektrisch betrieben.

Als weitere Besonderheit weisen beide Triebwerkstypen identische Anschlüsse zum Flugzeug auf, sodass im Gegensatz zu anderen Flugzeugtypen jedes Flugzeug von einem Triebwerkstyp auf den anderen schneller umgerüstet werden kann. Die Dauer des Umbaus ist mit 24 Stunden bis zu 15 Tagen noch strittig.[9]

Gewichtsersparnis

Die relative Gewichtsersparnis um 20 Prozent wird durch Leichtbau erzielt. Ein Großteil des Flugzeuges wird aus Verbundwerkstoffen anstelle von Metall gebaut.

Bessere Aerodynamik

Die 787 besitzt eine komplett neu entwickelte Zelle (Flügel, Leitwerk und Rumpf) mit entsprechend aktuellem aerodynamischem Design. Das anfangs in Werbeabbildungen sehr futuristisch und noch stromlinienförmiger wirkende Design wurde zugunsten des jetzigen konventionelleren Aussehens verworfen.

Chevron Nozzle des Trent 1000 für den Fan
Geringere Schallemissionen

Die geringeren Schallemissionen der Triebwerke soll unter anderem durch eine an der Hinterkante zickzackförmige Triebwerksverkleidung („chevron nozzle“) ermöglicht werden, die eine bessere Durchmischung der heißen Kerntriebwerksgase und der kalten Fanluft ermöglichen soll. So ermöglicht während der Start- und Landephase die Form der Zacken eine möglichst geringe Lärmentwicklung; der Kerosinverbrauch ist dann jedoch nicht optimal.

Geringerer Kerosinverbrauch

Die beiden speziell für die 787 neu entwickelten Triebwerke General Electric GEnx (GE Next Generation) und Rolls-Royce Trent 1000 sollen acht Prozent zur Effizienzsteigerung beitragen. Ihr Schub beträgt 236 bis 334 kN.

Mock-Up der Flugzeugkabine
Passagierfreundlichkeit

Die Fenster werden mit Abmessungen von 48x28 Zentimetern größer sein als in jedem anderen Flugzeug. Die Fenster lassen sich dabei individuell elektronisch abdunkeln. Für die Kabinen-Beleuchtung werden ausschließlich Leuchtdioden verwendet – diese lassen sich nicht nur in ihrer Helligkeit regeln, sondern es können auch Farbvariationen vorgenommen werden; selbst Tagesabläufe sowie ein Nachthimmel mit Sternen ließen sich in dem Jet damit simulieren. Die Beleuchtungstechnik wird vom deutsch-französischen Unternehmen Diehl Aerospace geliefert.

Sensoren und intelligente Elektronik sollen den Flug der Maschine bei Turbulenzen ruhiger machen, weil in jedem Moment automatisch gegengesteuert wird; Boeing geht davon aus, dass sich dadurch das Risiko von Reisekrankheiten erheblich reduzieren lasse.

Der Kabinendruck in der Boeing 787 wird dem Luftdruck in einer Höhe von 1830 Metern über dem Meer entsprechen (600 Meter weniger als in herkömmlichen Flugzeugen), das sind etwa 10 % mehr als üblich. Die Luftfeuchtigkeit wird circa 15 % betragen, um dem Austrocknen des Passagiers zu begegnen (bisherige Luftfeuchtigkeit in Flugzeugen max. fünf Prozent).

Fertigung und Logistik

Endmontage an einer Boeing 787

Eine Besonderheit der 787 ist die starke weltweit verstreute Fertigung der Baugruppen, die komplett von Zulieferern ausgerüstet werden. Während die Flügel (von Kawasaki Heavy Industries und Mitsubishi Heavy Industries) und einzelne Rumpfteile (Center Wing Box von Fuji Heavy Industries/Nagoya, Vorderer Rumpfteil und Bucht des Hauptfahrwerks von Kawasaki Heavy Industries/Nagoya) in Japan produziert werden, stammen andere Teile aus Italien (Mittlerer Rumpfteil von Alenia in Grottaglie, Horizontaler Stabilisator von Alenia in Foggia).[10] Boeing selbst beschränkt sich auf die Endmontage, bei der ungefähr vier vorgefertigte Komponenten sowie Triebwerke und Innenausstattung in wenigen Tagen montiert werden. Damit versteht sich Boeing nur noch als Systemintegrator, was den Vorteil hat, dass Risiken und Kosten auf die Zulieferer übertragen werden können (absatzabhängige Bezahlung der Zulieferer und vollständige Übernahme für einmalig für Entwicklung und Produktion anfallende Kosten.[11]) Für den Transport der Teile wurde mit der 747LCF, einer Modifikation der 747, extra ein neuer Flugzeugtyp geschaffen. [12]

Am 7. November 2006 bestätigte Mike Blair – Boeing –, dass eine Erhöhung der Produktionsrate aufgrund hoher Nachfrage ab 2011 geplant sei.[13]

Probleme

Technologie

Da Boeing vor der Entwicklung der 787 nur sehr wenig der jetzt ausgiebig verwendeten Faserverbundbauteile einsetzte, sind Probleme insbesondere beim Fertigungsprozess abzusehen. Die zuvor entwickelte Boeing 777 verwendet im Vergleich zu den Airbus-Maschinen (A340/A330/A320) relativ wenige Faserverbundbauteile. Erste Anzeichen dafür geben Artikel über Probleme bei der Rumpffertigung durch Blasenbildung im Faserlaminat. Diese Probleme sollen nach Angaben von Boeing allerdings nicht zur Verzögerung des Programms führen.[14]

Zeitplan

Bereits 2006 kursierten Berichte über Probleme, den Zeitplan nicht einhalten zu können. Die Gründe hierfür lägen, zusätzlich zu den bestätigten Problemen bei der Produktion von Rumpfsegmenten, in Probleme mit den Flügeln (bezüglich Produktion und zu hohem Gewicht) und der Integration der Elektronik. Außerdem soll es zu dieser Zeit Probleme bei der Kommunikation mit den programmbedingt vielen Zulieferern sowie der Zulieferer untereinander gegeben haben.[15] Am 11. Dezember 2006 bekräftigte Boeing allerdings die Einhaltung des Zeitplans, wonach 2007 die erste Maschine fliegen wird und 2008 die erste ausgeliefert werden sollte.

Diese Spekulationen von 2006 bestätigten sich jedoch fast ein Jahr später, als am 5. September 2007 Boeing in einer Telefonpressekonferenz ankündigte, den Erstflug auf Mitte November bis Mitte Dezember 2007 verschieben zu müssen. Dachte man damals jedoch noch, dass auf Grund einer Straffung des Testprogramms die für Mai 2008 geplante Erstauslieferung weiterhin möglich bliebe,[16] musste man das am 10. Oktober 2007 revidieren, als durch eine offizielle Erklärung angekündigt wurde, dass sich der Erstflug auf März 2008 und die Auslieferung auf Dezember 2008 verschiebt.[17]

Am 16. Januar 2008 gab Boeing weitere Verzögerungen bekannt, wonach sich der Erstflug auf das Ende des zweiten Quartals 2008 und die Erstauslieferung auf das erste Quartal 2009 verschoben hat.[18] Dieser Termin konnte ebenfalls nicht gehalten werden und es wurde ein Erstflug Ende 2008 und ein Beginn der Auslieferungen für das dritte Quartal 2009 angestrebt.[19]

In der Folgezeit hielt man einige der neu definierten internen Projekttermine nicht ein und musste weitere Verbesserungen in den Produktionsabläufen vornehmen. Am 9. April 2008 kündigte Boeing schließlich eine weitere Verzögerung an. Der Erstflug wurde demnach für das vierte Quartal 2008 angesetzt, während die erste Auslieferung im vierten Quartal 2009 stattfinden sollte. Daraus ergibt sich gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan eine Gesamtverzögerung des Projekts von etwa 18 Monaten. Mit dem neuen Zeitplan gab Boeing außerdem bekannt, dass die Reihenfolge, in der die drei bisher angekündigten Varianten auf den Markt kommen werden, geändert wurde. Dem Basismodell 787-8 soll nun nicht die 787-3, sondern - im Jahr 2012 - die 787-9 folgen. Die -3-Variante soll somit erst als dritte ausgeliefert werden, ein Termin wurde nicht genannt.[20]

Am 4. November 2008 gab Boeing schließlich bekannt, dass mit dem Erstflug des Dreamliners nicht mehr im Jahr 2008 zu rechnen sei. Als Grund für die neuerliche Verzögerung wurden Probleme mit Verbindungsteilen (sechs Prozent der Spezialbolzen zur Verbindung von Titan- und Verbundstoffteilen schließen nicht bündig ab) und ein langwieriger Mechanikerstreik benannt.[21] Am 11. Dezember wurde der neue Zeitplan konkretisiert: Der Erstflug soll nun im zweiten Quartal 2009 stattfinden, die Erstauslieferung im ersten Quartal 2010.

Gewicht

Am 7. November 2006 wurde bekannt, dass der Entwurf noch um ca. 2,5 Tonnen (2–3 % des Leergewichts) leichter werden muss, um die versprochenen Leistungsdaten zu erfüllen. Man will dies durch Detailoptimierungen und teilweise durch Ersatz von Aluminium durch Titan erreichen. Dazu wurde das Forschungs- und Entwicklungsbudget im Jahr 2006 um 300 Mio. US-Dollar und 2007 nochmal um 335 Mio. US-Dollar angehoben.

Die ersten sechs Prototypen des Modells sollen nach Boeing-Angaben vom 11. Dezember 2006 mit Übergewicht gebaut werden. Ab dem siebten Flugzeug soll dann das Zielgewicht eingehalten werden.[22]

Steven Udvar-Hazy, Chef der Leasingsgesellschaft ILFC, kritisierte, die 787-9 sei mehr als sechs Tonnen zu schwer. „Wir arbeiten an Gewichtsreduzierungen für die 787-9 sowie andere Mitglieder der 787-Familie“, bestätigte der Hersteller.[23]

Zulieferer

Am 2. Februar 2007 wurde bekannt, dass Boeing Probleme mit den Zulieferern Kawasaki Heavy Industries und Fuji Heavy Industries hat. Diese konnten die Arbeit an den Komponenten für die 787 nicht beenden, weshalb die halbfertigen Teile in ein Boeing-Werk in South Carolina gebracht werden mussten.[24] Am 12. Juni 2007 wurden Probleme mit der Passgenauigkeit bekannt. Um das Vorderteil des ersten Prototyps mit dem Rest des Rumpfs zu verbinden, mussten innere Einbauten entfernt werden, um ihn weniger stabil zu machen, damit man eine Lücke von 4,5 cm mit Hydraulikhilfe schließen konnte.[25][26] In die für den Rollout vorgesehene Maschine konnten aufgrund von Lieferschwierigkeiten zunächst an vielen Stellen nur provisorische Niete eingebaut werden, die vor dem Erstflug noch ersetzt werden müssen.[27]

Softwareprobleme

Am 9. August 2007 wurde bekannt, dass aufgrund von Softwareproblemen der Erstflug der Boeing 787 vom bis zu diesem Zeitpunkt geplanten Termin im September in den Oktober 2007 verschoben werden muss. Die Einhaltung des restlichen Zeitplans sei aber noch möglich.[28] [29]

Cockpit der Boeing 787

Triebwerke

Im Dezember 2007 kamen Zweifel auf, ob insbesondere die Triebwerke von Rolls-Royce die versprochenen Verbrauchswerte einhalten können.[30]

Varianten

Die B787 wurde zum Programmstart in drei Varianten auf den Markt gebracht: zwei Langstreckenvarianten B787-8 und B787-9 und eine Mittelstreckenvariante B787-3.

Boeing 787-3

Die Boeing 787-3 ist, ähnlich wie die Boeing 747-SR auf eine Besonderheit des japanischen Marktes ausgelegt. Hier gibt es diverse Inlandsflüge über teilweise nur 400 km mit einem sehr hohen Passagieraufkommen, für welches die üblichen Mittelstreckenflugzeuge wie Boeing 737 deutlich zu klein sind. Bisher sind für diese Version auch nur Bestellungen für 43 dieser Flugzeuge von den japanischen Airlines JAL und ANA eingegangen, die diese voraussichtlich überwiegend auf innerjapanischen Routen einsetzen werden. Theoretisch kann dieser Typ darüber hinaus allgemein als Ersatz für den Airbus A300 oder die Boeing 757-300, die beide mangels Nachfrage eingestellt wurden, eingesetzt werden.

Da Starts und Landungen Flugzeuge erheblich mehr belasten als der Reiseflug, wird die 787-3 im Vergleich zur -8 eine deutlich verstärkte Struktur erhalten, kann aber, wegen einer im Regionalverkehr im Vergleich zum Langstreckenverkehr üblichen dichteren Bestuhlung, mit etwa 290-330 Plätzen wesentlich mehr Passagiere befördern als die Version -8. Die Abmessungen sind identisch mit denen der -8, außer dass die Spannweite etwas geringer ist, da die im Regionalverkehr verwendeten Blended Winglets im Gegensatz zu den bei Langstreckenmaschinen effizienteren Raked Wingtips nicht in die Breite gehen, sondern in die Höhe. Auch können, aufgrund der kleineren Reichweite, die Treibstofftanks verkleinert und dadurch das Flugzeug entlastet werden. Die Indienststellung sollte im Jahre 2010 durch ANA erfolgen, nach dem revidierten Zeitplan vom April 2008 wird die 787-3 erst nach der 787-9 in Dienst gestellt. Es wurde aber kein Zeitraum genannt. [31]

Boeing 787-8

Die Version -8 ist das Basismodell der Boeing 787. Sie wird voraussichtlich Anfang 2010 als erste Boeing-787-Version von ANA in Dienst gestellt werden und soll etwa 210-250 Passagiere auf Langstrecken befördern können. Diese Version ist mit 426 Festbestellungen bis jetzt die populärste. An den Flügelspitzen befinden sich bei der 787-8 Raked Wingtips.

Boeing 787-9

Skizze der Boeing 787-9

Die Version -9 ist eine im Vergleich zur 787-8 um etwa sechs Meter gestreckte Langstreckenversion der Boeing 787. Durch diese Streckung ist das Flugzeug für 250-290 Passagiere ausgelegt, und auch im Rumpf sorgen größere Tanks für eine gegenüber der 787-8 um 700 km gesteigerte Reichweite. Auch bei der 787-9 befinden sich Raked Wingtips an den Flügelenden. Die erste Maschine der Version -9 sollte ursprünglich im Dezember 2010 durch die neuseeländische Air New Zealand in Betrieb genommen werden, nach dem revidierten Zeitplan vom April 2008 wird die erste 787-9 jedoch voraussichtlich erst 2012 an ihren Kunden übergeben.

Boeing 787-10

Eine 787-10-Version, auch Boeing 787-10X, wird aufgrund vieler Kundenanfragen bezüglich einer größeren 787 seit Ende 2005 von Boeing untersucht. Diese soll gegenüber der 787-9 nochmals um etwa sechs Meter (gegenüber der 787-8 also um zwölf Meter) gestreckt werden. Somit fänden etwa 300-350 Passagiere Platz, was die 787, deren größte Version bisher etwas kleiner als der Airbus A350 ausgelegt war, zum direkten Mitbewerber der Muster A350-900 und (Boeing-intern) der Boeing 777-200ER macht. Die Version -10 wird ebenfalls Raked Wingtips erhalten.

Bisher wird das Modell noch nicht offiziell angeboten, womit es auch noch keine Kunden gibt. Boeing selbst bezeichnet es als sehr wahrscheinlich, dass die 787-10 angeboten wird, und wollte eine Entscheidung hierüber ursprünglich bis Ende 2006 treffen. Bisher (Februar 2009) ist dies jedoch noch nicht geschehen, auch wenn mögliche Kunden wie British Airways bestätigt haben, dass man das Modell für zukünftige Bestellungen evaluiere. Die Indienststellung der 787-10 wäre laut Boeing frühestens 2012 möglich, wobei diese Angabe die im April 2008 bekannt gegebenen Verzögerungen noch nicht berücksichtigt.

Aufträge und Optionen

Allgemeine Verkaufszahlen[32]
B787-3 B787-8 B787-9 Summe
  Bestellungen 43 633 220 896
  Auslieferungen 0 0 0 0
  Kunden 2 50 16 68
(Stand: 16. Juli 2008)
Die größten Käufer der Boeing B787-Familie
B787-3 B787-8 B787-9
All Nippon Airways
30
ILFC1
67
Qantas Airways
50
Japan Airlines
13
Air Canada
37
Etihad Airways
35
Qatar Airways
30
Iraqi Airways
10
Air Berlin
28
Continental Airlines
17
Air India
27
British Airways
16
(Stand: 16. Juli 2008)

1 Hierbei handelt es sich um Leasinggesellschaften

Am 4. April 2007, etwa ein Jahr vor der damals geplanten Indienststellung des ersten Exemplars, gab Boeing bekannt, die Marke von 500 Bestellungen erreicht zu haben. Dies ist das beste Vorverkaufsergebnis eines zivilen Flugzeugs bis heute. Bis Mitte 2008 sind mit fast 900 Bestellungen fast so viele zusammengekommen, wie von der Vorgängerbaureihe 767 insgesamt gebaut wurden.

Wegen der Verzögerungen kündigte Azerbaijan Airlines am 7. April 2008 den Auftrag für eine georderte Maschine und bestellte stattdessen eine Boeing 767. Am Kauf zweier weiterer 787 halte die Fluggesellschaft aber fest, betonte Boeing.[33]

Am 29. Januar 2009 gab die S7 Airlines als erster 787-Kunde bekannt, seinen kompletten Auftrag für den Typ storniert zu haben. Man betonte aber, dass man statt dessen am Leasen des Typs interessiert sei.[34]

Technische Daten

Kenngröße Boeing 787-3 Boeing 787-8 Boeing 787-9 Boeing 787-10*
Einsatzbereich Mittelstrecke Langstrecke Langstrecke Langstrecke
Länge 55,50 m 63 m 68,9 m
Spannweite 52 m 58,8 m 60 m
Flügelpfeilung 32,2°
Rumpfdurchmesser 5,74 m
Sitzplätze ca. 290-330 210-250 250-290 300-350
max. Startgewicht (MTOW) 165.100 kg 233.000 kg 244.940 kg
Antrieb General Electric GEnx oder Rolls-Royce Trent 1000
Reisegeschwindigkeit Mach 0,85
Reichweite ca. 2.500 - 3.050 nm[35]

(4.650 - 5.640 km)

7.650 - 8.200 nm[36]

(14.200 - 15.200 km)

8.000 - 8.500 nm[37]

(14.800 - 15.750 km)

8.477 nm ~ 15.700 km
Erste Kundenauslieferung 2013 (geplant) 1. Quartal 2010 (geplant) 2012 (geplant) k.A.
Kerosinverbrauch 2,5 Liter/100 km/Passagier (Hypothetisch, rechnerischer Wert laut Hersteller)[38]

Die 787-10 ist projektiert und wird laut Boeing mit hoher Wahrscheinlichkeit entwickelt, bisher ist das Programm jedoch offiziell noch nicht gestartet. Alle Daten für diese Variante sind daher als vorläufig und noch hypothetisch zu verstehen.

Einzelnachweise

  1. a b http://aircrewbuzz.blogspot.com/2007/06/boeing-787-dreamliner-parts-delivery.html
  2. Boeing: Boeing Shifts Schedule for 787 First Flight
  3. Airliners.net: Fotos der ersten fertigen Maschine auf dem Weg zur Lackiererei
  4. FlugRevue, August 2008, S.22, Boeing-787 Elektrik läuft
  5. David Pritchard, Alan MacPherson: Industrial Subsidies and the Politics of World Trade: The Case of the Boeing 7e7 The Industrial Geographer, Volume 1, Issue 2, S. 65, Tabelle 2, 2004
  6. US-Boeing: EU takes US to the WTO over subsidies granted to Boeing EU-Pressemitteilung, 6. Oktober 2004
  7. http://www.boeing.com/commercial/787family/programfacts.html
  8. Lufthansa: „Balance“ - Nachhaltigkeitsbericht Ausgabe 2003/2004, S. 19
  9. 787 Is not Meeting 24hour-Engine Change Promo, lessor says.“ Leeham Co. LLC., 18. Juli 2005.
  10. James Wallace: Boeing Dreamliner 'coming to life' seattlepi.com, 27. Juni 2006
  11. David Pritchard, Alan MacPherson: Industrial Subsidies and the Politics of World Trade: The Case of the Boeing 7e7 The Industrial Geographer, Volume 1, Issue 2, S. 58, 2004
  12. Der Boeing 747 Large Cargo Freighter absolviert ersten Flug Boeing-Pressemitteilung, 9. September 2006
  13. Boeing to boost production of 787s – FT Reuters, 7. November
  14. Bericht des Handelsblattes zu den Problemen bei dem Rumpf der 787
  15. AFP: „Boeing verschiebt Jungfernflug des neuen Dreamliner“ (Stand: 5. September 2007)
  16. [1] AFP: Boeing verschiebt Jungfernflug des neuen Dreamliner
  17. Spiegel Online „Dreamliner kommt ein halbes Jahr später“ (Stand: 10. Oktober 2007)
  18. http://www.boeing.com/news/releases/2008/q1/080116a_nr.html Boeing Shifts Schedule for 787 First Flight
  19. http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,546374,00.html
  20. http://boeing.com/news/releases/2008/q2/080409b_nr.html Boeing Presseerklärung: Boeing Revises 787 First Flight and Delivery Plans; Adds Schedule Margin to Reduce Risk of Further Delays (9. April 2008)
  21. SZ: „Boeing verschiebt ‚Dreamliner‘-Erstflug erneut“, 5.11.2008.
  22. http://www.aero.de/news.php?varnewsid=1860
  23. http://www.aero.de/news.php?varnewsid=5219
  24. [2]
  25. http://blog.seattlepi.nwsource.com/aerospace/archives/116545.asp 787 fuselage gap was bigger than newspaper photos show
  26. http://blog.seattlepi.nwsource.com/aerospace/archives/116584.asp
  27. http://seattlepi.nwsource.com/business/330303_dreamliner05.html
  28. http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,499324,00.html Neuer Boeing Jet mit Softwareproblemen
  29. http://seattlepi.nwsource.com/business/327093_dreamliner10.html 787 won't fly till October
  30. Flight international: „Rolls-Royce works to improve Trent 1000 for Boeing 787“
  31. Boeing Pressemitteilung vom 08.04.2008
  32. Boeing: [3]
  33. http://www.aero.de/news.php?varnewsid=7000
  34. Flight Global: "S7 confirms 787 cancellation but considers lease instead" (29. Januar 2009)
  35. Boeing: „Boeing 787-3 Dreamliner - Fact Sheet“
  36. Boeing: „Boeing 787-8 Dreamliner - Fact Sheet“
  37. Boeing: „Boeing 787-9 Dreamliner - Fact Sheet“
  38. Der Tagesspiegel Online: „Air Berlin kauft den neuen „Dreamliner“ (8. Juli 2007)

Siehe auch

Weblinks


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