Boeing Washington

Boeing Washington
Boeing B-29 Superfortress
Boeing B-29 "Superfortress" der USAAF
Boeing B-29 "Superfortress" der USAAF
Typ: Strategischer Bomber
Entwurfsland: Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Hersteller: Boeing
Erstflug: 21. September 1942
Indienststellung: 8. Mai 1944
Produktionszeit: 1943 bis 1946
Stückzahl: 3.970
Boeing B-29 Superfortress am Boden
Boeing B-29 Superfortress im Flug
Boeing B-29 Superfortress im Flug
Boeing B-29 bei einem Bombing-run über Korea

Die Boeing B-29 Superfortress war ein viermotoriges Mitteldecker-Ganzmetallflugzeug und der größte und leistungsfähigste Bomber des Zweiten Weltkriegs. Das maximale Abfluggewicht der B-29 „Superfortress“ konnte mehr als das Doppelte des Gewichts ihres Vorgängermodells Boeing B-17 „Flying Fortress“ betragen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Boeing B-29 wurde entwickelt, um große Bombenlasten über weite Entfernungen und in großer Höhe ins Feindesland zu tragen. Die Sowjetunion behielt vier Maschinen, die auf ihrem Gebiet notgelandet waren. Daraus wurde der Atomwaffenbomber Tupolew Tu-4 entwickelt.

Die B-29 wurde im 2. Weltkrieg für die Bombardierung Japans eingesetzt. Zunächst flogen die US-Luftstreitkräfte ab Juni 1944 Angriffe auf Westjapan von schwer zu versorgenden Flugplätzen in China, ab November 1944 dann von den besetzten Inseln Saipan und Guam aus auf ganz Japan. Bei diesen Einsätzen wurde auch die Existenz der Jetstreams entdeckt. Anfangs flogen die B-29 – ähnlich wie die Boeing B-17 und B-24 in Europa – tagsüber durchgeführte Präzisionsangriffe auf Industrieanlagen aus großer Höhe, die jedoch aufgrund der meist ungünstigen Wetterverhältnisse über Japan nur wenig erfolgreich waren.

Um die von der USAAF geforderte hohe Treffsicherheit zu erreichen, wurde eigens von der US-Firma NORDEN ein hochgeheimes Bombenzielgerät für die B-29 entwickelt. Es war in allen drei Achsen stabilisiert und direkt mit dem Autopiloten der B-29 verbunden. Kurz vor und bis zum erfolgten Bombenabwurf wurde die Steuerung der Maschine vom Piloten an den Bombenschützen übergeben. Das war revolutionär neu und – bei guter Sicht – extrem treffsicher. Die Bombenschützen mussten den Erhalt des Zielgerätes vor jedem Einsatz schriftlich quittieren. Dieses Zielgerät war auch beim Abwurf beider Atombomben über Japan im Einsatz.

Nach der Übernahme des Kommandos durch General LeMay ließ dieser die Abwehrbewaffnung bis auf die Waffen im Heckstand ausbauen, um die Belastung der brandgefährdeten Motoren zu verringern und so die Zuverlässigkeit der Bomber zu erhöhen. Gleichzeitig änderte er die Angriffstaktik der B-29-Bomberflotte auf Nachtangriffe, bei denen das Fehlen der Abwehrbewaffnung sich nicht negativ auswirkte. Da Präzisionsangriffe nachts noch weit schwieriger waren als tagsüber, flogen die B-29 daraufhin Flächenbombardements aus relativ geringer Höhe auf die überwiegend aus Holz gebauten Stadtgebiete, bei denen hunderttausende japanische Zivilisten ums Leben kamen. Bei dem größten und aufgrund der meteorologischen Verhältnisse effektivsten Angriff auf Tokio starben in einer Nacht vermutlich mehr Menschen als durch den Atombombenangriff auf Hiroshima.

Die B-29 war eines der ersten Großflugzeuge mit einer zweigeteilten Druckkabine. Das vordere Cockpit und der hintere Waffenstand standen unter Druck. Die beiden Sektionen waren durch einen engen (Durchmesser etwa 80 cm), mit zwei Druckschotten an beiden Enden ausgestatteten Tunnel verbunden. Man musste sich auf einen Schlitten legen und konnte sich so an dem großen Waffenladeraum vorbei zum vorderen bzw. hinteren Teil des Flugzeuges bewegen. Die Besatzung konnte bis 30 Minuten vor dem Einsatz ohne Sauerstoffmasken auskommen, danach mussten sie wegen möglicher Dekompression bei einem Treffer wieder angelegt werden und der Druck wurde wieder an den Außendruck angeglichen. Technisch fortschrittlich waren auch die von Bordschützen unter Sichtkuppeln fernbedienten Türme für die Abwehrbewaffnung.

Über die gesamte Produktionsdauer hinweg litt das Muster an Kühlungsproblemen, die zu schwer zu löschenden Motorbränden führten. Zur Gewichtseinsparung wurde für die Kurbelgehäuse der Motoren Magnesium anstatt des üblichen Aluminiums verwendet. Dies führte unter anderem zu einem schweren Unfall mit dem ersten Prototypen YB-29, der bei einem Testflug nach einem Motorbrand abstürzte. Alle Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.

Paul W. Tibbets, Pilot der Enola Gay, winkt vor dem Start der B-29 am 6. August 1945

Von einer Maschine dieses Typs, der Enola Gay, wurde am 6. August 1945 die erste Atombombe Little Boy über der japanischen Stadt Hiroshima abgeworfen. Drei Tage später warf die B-29 mit dem Namen Bockscar die Atombombe Fat Man über Nagasaki ab.

Am 1. Juli 1946 wurde im Rahmen der Operation Crossroads von dem USAAF-Bomber B-29 Dave’s Dream eine Atombombe auf 73 veraltete Marineschiffe nahe dem Bikini-Atoll im Pazifik abgeworfen. Bei dem Atombombentest sanken fünf Kriegsschiffe, neun weitere werden schwer beschädigt.

1950 übergaben die Amerikaner den Briten 88 Exemplare der B-29, bei denen die Maschine Boeing Washington hieß. Diese sollten die veraltete Avro Lincoln-Bomberflotte ersetzen und die Zeit bis zur Fertigstellung des ersten britischen strahlgetriebenen Langstreckenbombers überbrücken. Bis auf wenige Exemplare zur Fernmelde- und elektronischen Aufklärung kehrten alle Maschinen Ende 1954 in die USA zurück.

Am 11. April 1950 stürzte eine B-29 drei Minuten nach dem Start von der Kirtland Air Force Base mit einer Kernwaffe an Bord auf einen Berg nahe der Manzano Nuclear Weapons Storage Area (WSA) in Albuquerque, New Mexico, in dessen unterirdischen Lagerstätten weitere Kernwaffen vorrätig lagen. 13 Besatzungsmitglieder wurden getötet. Die Sprengladung der Bombe geriet in Brand, es kam jedoch nicht zu einer Nuklearexplosion. Der Brand war noch in einer Entfernung von 24 Kilometern zu sehen.

Im Koreakrieg 1950-1953 wurde die B-29 letztmals im Kampfeinsatz verwendet. Am 13. Juni 1952 schoss ein sowjetisches Kampfflugzeug vom Typ MiG-15 eine RB-29 (Aufklärungsversion) der US Air Force ab. Die zwölf Besatzungsmitglieder gelten bis heute als vermisst.[1] Am 13. Januar 1953 musste eine US-amerikanische B-29 für Spezialoperationen mit dem Namen Stardust 40 in der Volksrepublik China landen. Erst im August 1955 wurden die als Kriegsgefangene internierten Besatzungsmitglieder freigelassen.

Aufgrund ihrer mangelhaften Abwehrbewaffnung und der schweren Verluste, die die MiG-15-Jäger sowjetischer Fabrikation der B-29 zufügten, wurde die B-29 aus dem Einsatz als strategischer Tagbomber zurückgezogen und nur noch nachts oder gegen taktische Ziele außerhalb der Reichweite der MiGs eingesetzt.

Am 7. Oktober 1952 wurde eine RB-29 von einem sowjetischen Jagdflugzeug vom Typ Lawotschkin La-11 nördlich der japanischen Insel Hokkaidō abgeschossen.

Weiterentwicklungen

Fast zeitgleich mit der B-29-Ausschreibung der USAAF wurde 1941 eine Maschine mit noch weit größerer Reichweite gefordert: Für den Fall, dass Großbritannien im europäischen Teil des 2. Weltkrieges verloren ginge, war ein „Superbomber“ mit Reichweite USA-Europa-USA notwendig. Aus dieser Anforderung entstand die 6-motorige (später 10-motorige) riesige Convair B-36 Peacemaker. Boeing wollte die Lebensdauer und den kommerziellen Erfolg der B-29 retten und perfektionierte als Konkurrenzentwicklung die Luftbetankung mit einem, bis heute üblichen festen Ausleger („Flying Boom“). Dadurch hätte die B-29 diese Anforderung ebenfalls erfüllen können.

Derivate

Aus dieser Forderung nach extremer Reichweite ging dann die Boeing B-50 als militärische Weiterentwicklung der B-29 hervor.

Aus dem extrem aufwendigen Hochleistungsflügel, dem Leitwerk und dem Fahrwerk wurde dann nach dem Zweiten Weltkrieg ein Frachtflugzeug, die Boeing C-97 Stratofreighter entwickelt. Der Rumpf war eine Neukonstruktion. Diese wurde von der USAF weitgehend finanziert und es wurde daraus eine Zivilversion, die Boeing B-377 Stratocruiser entwickelt. Die Motoren waren stärker und zuverlässiger, ansonsten waren die Hauptdaten fast deckungsgleich. Aus stillgelegten Stratocruisern wurden dann für die NASA die Guppy, Pregnant Guppy und die Super Guppy zum Transport extrem sperriger Güter wie Raketenbauteile und ähnlichem umgebaut.

Technische Daten

Kenngröße Daten
Länge: 30,18 m
Flügelspannweite: 43,05 m
Höhe: 9,02 m
Antrieb: Vier Wright R-3350-23-Cyclone-Doppelsternmotoren mit je 2.200 PS
Höchstgeschwindigkeit: 576 km/h in 9.150 m Höhe
Normale Reichweite: 5.200 km
Besatzung: 10 bis 14 Mann
Gipfelhöhe: 10.250 m
Maximales Startgewicht: 62.560 kg
Bewaffnung: zwölf 12,7-mm-MG in ferngesteuerten Waffenständen, eine 20-mm-MK im Heck,
9.072 kg Bomben

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www.dtic.mil/dpmo/coldwar/pmcold_incidents.pdf

Weblinks


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