- Boleslawiec
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Bolesławiec Basisdaten Staat: Polen Woiwodschaft: Niederschlesien Landkreis: Bolesławiec Fläche: 22,81 km² Geographische Lage: 51° 16′ N, 15° 34′ O51.26666666666715.566666666667Koordinaten: 51° 16′ 0″ N, 15° 34′ 0″ O Höhe: 190 m n.p.m Einwohner: 40.289 (30. Juni 2008[1]) Postleitzahl: 59-700 Telefonvorwahl: (+48) 75 Kfz-Kennzeichen: DBL Wirtschaft und Verkehr Zweige: Keramikindustrie, Sandsteingewinnung Straße: Berlin–Breslau, A4 Schienenweg: Görlitz–Krakau Nächster int. Flughafen: Breslau Verwaltung (Stand: 2007) Stadtpräsident: Piotr Roman Adresse: Rynek 41
59-700 BolesławiecWebpräsenz: www.um.boleslawiec.pl Bolesławiec [bɔlɛˈswavʲɛʦ] (deutsch: Bunzlau ist eine Stadt im Westen Polens in der Woiwodschaft Niederschlesien. Sie liegt rund 75 km südlich von Zielona Góra und 130 km östlich von Dresden am Bober. Außerdem ist die rund 40.000 Einwohner zählende Stadt Sitz des gleichnamigen Landkreises, gehört der Euroregion Neiße an und bildet außerhalb der Stadt eine gleichnamige Landgemeinde.
Bolesławiec ist vor allem für die Bunzlauer Keramik und den deutschen Barockdichter Martin Opitz bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das heutige Bolesławiec wurde erstmals im Jahre 1201 als Bolezlauez (lat: Boleslavia) erwähnt. Nach der Invasion der Mongolen 1241, gegen die auch Bunzlauer zu Felde gezogen sein sollen, wurden dem Ort Stadtrechte verliehen und wahrscheinlich kam es zu dieser Zeit auch zu einer Neuanlage der Stadt. Die Darstellung einer Stadtmauer, die auf dem heutigen Wappen zu finden ist, wird erstmals 1316 in einem Siegel verwendet. Im Jahre 1346 kommt die Stadt unter die Herrschaft der böhmischen Krone.
In den Hussitenkriegen erleidet die Stadt 1429 schwere Zerstörungen. Nachdem sich die Stadt von den Schäden des Kriegs erholt hatte, wurde 1479 mit dem Bau einer modernen doppelten Stadtmauer begonnen, die die Stadt vor einer weiteren Einnahme schützen sollte. Im Zuge des Wiederaufbaus der Stadt wurde anschließend auch ab 1482 die Marienkirche in ihrer heutigen gotischen Form neu errichtet.
Die Töpferei erlangte in der Stadt schon früh Bedeutung, da bereits 1511 die städtische Töpferzunft erstmals erwähnt wurde. Nach 1522 wurde ein Großteil der Bevölkerung der Stadt protestantisch und somit wurde Bunzlau zu einem wichtigen Zentrum der Reformation. Das Wahrzeichen der Stadt, das Rathaus, wurde 1525 vom berühmten Wendel Roskopf umgebaut. Im selben Jahr wurde in Bunzlau mit dem Bau einer Kanalisation begonnen, die 1565 fertig gestellt wurde. Dies war eine ungewohnte sowie aufwändige Bauleistung, aber Bunzlau besaß somit die erste deutsche Kanalisation. Bereits 1558 entstand die erste Apotheke in der Stadt. Am Ende dieses für Bunzlau sehr bedeutenden Jahrhunderts, wurde 1597 der berühmte deutsche Dichter des Barock und Begründer der Schlesischen Dichterschule Martin Opitz in Bunzlau geboren. Er schuf in der deutschen Dichtung eine neue Art der Poetik und wurde auch als Vater und Wiederhersteller der Dichtkunst bezeichnet.
Gegen Ende des Dreißigjährigen Kriegs wird Bunzlau von schwedischen Truppen unter General Torstenson verwüstet. Von 1752 bis 1756 errichtet die protestantische Gemeinde auf dem Gelände der, von den Schweden zerstörten, ehemaligen Burg eine steinerne Kirche. 1753 wird der Große Topf vom Töpfermeister Joppe geschaffen.
Im Jahr seiner Niederlage bei der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 hielt sich Napoléon Bonaparte in Bunzlau auf. Von 1844 bis 1846 wurde der bekannte 450 m lange Eisenbahnviadukt über den Bober gebaut, Teil der durch Breslau und die Mährische Pforte geführten ersten Eisenbahnverbindung zwischen Berlin und Wien. 1897 wurde die Keramikschule eröffnet.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges erlitt Bunzlau durch die Rote Armee, die die Stadt am 11. Februar 1945 eroberte, schwere Zerstörungen, so dass 60 % der Bebauung in Trümmern lagen. Nach dem Krieg wurde Bunzlau als Bolesławiec Teil Polens. Vor allem in den 1950er Jahren wurde mit dem Wiederaufbau der Stadt begonnen. Die ehemalige enge Altstadtbebauung wurde nicht wiedererlangt und der Status der besterhaltenen schlesischen Altstadt fiel nun auch nicht mehr Bolesławiec zu. Aber trotzdem bildet die wiederaufgebaute Altstadt heute ein sehenswertes Ganzes. Nach der Kreisreform von 1975 verlor die Stadt ihre Funktion als Kreisstadt, aber 1999 wurde der Powiat wiederhergestellt.
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerzahlen von Bolesławiec nach dem jeweiligen Gebietsstand:[2]
Jahr Einwohner 1885 10.790 1890 12.921 1910 16.190 1925 17.977 1933 19.625 1939 20.753 Jahr Einwohner 1975 36.200 1980 39.800 1995 44.436 2000 41.731 2005 40.984 Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Ring
Bolesławiec besitzt einen über 9000 m² großen, quadratischen Ring, der zum Großteil nach dem Dreißigjährigen Krieg erneut bebaut wurde. Aus dieser Zeit stammen die barocken Bürgerhäuser. Es finden sich außerdem noch Häuser aus der Renaissance und ein Gebäude aus der Spätgotik. Nach den Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Ring wieder aufgebaut und bildet heute wieder ein geschlossenes Ensemble mit dem Rathaus in der Mitte.
Rathaus
Das Rathaus von Bolesławiec stammt aus der Zeit der Stadterhebung und dem planmäßigen Wiederaufbau. Die ältesten Elemente bilden gotische Portale aus dem 15. Jahrhundert. Nach der Zerstörung durch die Hussiten 1429 wurde der Görlitzer Stadtbaumeister Wendel Roskopf mit dem Wiederaufbau beauftragt, der 1535 im Stil der Spätgotik bzw. Renaissance vollendet wurde. Aus dieser Zeit blieb der Rathausturm, sowie das spätgotische Rathausgewölbe mit zwei Renaissanceportalen erhalten. Es folgten weitere Umbauten und 1776 erhielt der Rathausbau seine heutige Gestalt.
Stadtpfarrkirche St. Maria
Erwähnt wurde die katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (kościół Wniebowzięcia NMP) bereits im 13. Jahrhundert. In den Hussitenkriegen wurde sie 1429 zerstört und in der Folge von 1482 bis 1493 wiedererrichtet. Es entstand ein dreischiffiger gotischer Bau der sich über vier Joche erstreckt. Zwei Jahre später wurde sie evangelisch und blieb dies bis 1629 und dann wieder von 1632 bis 1637. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt sie 1642 wie die ganze Stadt Zerstörungen, als sie von den Schweden in Brand gesteckt wurde. Der erneute Wiederaufbau erfolgte 1692, wobei die spätgotische Gestalt aber erhalten blieb. 1928 wurde die Kirche mit ihrem charakteristischen neugotischen Turmhelm versehen. Sehenswert sind das gotische Hauptportal und die Eingangstreppe, an deren Brüstung sich vier barocke Heiligenfiguren von Josef Leonhard Weber befinden, die früher an der Niedertorbrücke aufgestellt waren.
Maria-Hilf-Kirche
Im Zuge der Gegenreformation der Habsburger wurde die Stadtpfarrkirche 1640 endgültig an die Katholiken zurückgegeben und die evangelische Bevölkerungsmehrheit Bunzlaus hatte kein Gotteshaus mehr. Erst unter preußischer Herrschaft (ab 1742) konnte die Gemeinde wiedergegründet werden, 1752 wurde den Protestanten die alte Burg übertragen, an deren Stelle mit dem Bau einer evangelischen Kirche begonnen wurde. 1756 fertiggestellt bot die große barocke Saalkirche ein sehr schlichtes Bild. Später wurde 1834–1835 der 73 m hohe Glockenturm aus Sandstein im neugotischen Stil angebaut. Zerstörungen brachte der Zweite Weltkrieg und da die verbliebenen deutschen Gemeindemitglieder vertrieben worden waren, verfiel das ungenutzte Gebäude zusehends. 1967 wurde das Gebäude schließlich renoviert, dabei eine Empore entfernt und 1970 zur katholischen Pfarrkirche (kościół pw. Matki Boskiej Nieustającej Pomocy) umgewandelt.[3]
Kutusow-Denkmal
Zu Ehren des russischen Feldmarschalls Michail Illarionowitsch Kutusow, der zu Beginn der Befreiungskriege in Bunzlau seinen Verletzungen erlegen war, stiftete König Friedrich Wilhelm III. 1819 auf dem Marktplatz ein Denkmal. Der von vier Schadowschen Löwen flankierte, 12 Meter hohe Obelisk wurde von Karl Friedrich Schinkel entworfen und von der Königlichen Eisengießerei Berlin gegossen. 1892/93 erhielt das Denkmal im Bereich der südlichen Stadtmauer seinen heutigen Standort.[4][5]
Museen
Das Keramikmuseum (Muzeum Ceramiki) ist aus dem 1908 gegründeten Heimatmuseum hervorgegangen, das einen Erweiterungsbau des mittelalterlichen Zwingerturmes der Stadtmauer darstellt. Die stadtgeschichtliche Museumsabteilung (Dział Historii Miasta) ist in einem klassizistischen Gebäude untergebracht, in dem Michail Kutusow gestorben war und das später das Kutusow-Museum beherbergte.[6]
Sonstiges
Im Jahre 1753 fertigte der Bunzlauer Töpfer Joppe den Großen Topf an. Er war mit 2,15 m Höhe das größte Beispiel der Bunzlauer Keramik und wurde 1945 bei der Eroberung der Stadt zerstört. Seit den 70er Jahren wird auch die Keramik wieder hergestellt: polnische Manufakturen haben die Fertigung wieder aufgenommen: ZAKLADY, WIZA, RUTYNA, MANUFAKTURA, ANDY, sowie mehrere kleinere Familienunternehmen.
Partnerstädte
Es existiert eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Siegburg. Dort ist auch der Sitz der Bundesheimatgruppe Bunzlau, welche unter anderem ein Museum Bunzlauer Heimatstube unterhält. Eine weitere Partnerstadt ist seit 1980 die sächsische Stadt Pirna.
- Hobro (Dänemark)
- Nogent-sur-Marne (Frankreich)
- Pirna (Sachsen)
- Siegburg (Nordrhein-Westfalen)
- Česká Lípa (Tschechien)
- Prnjavor (Bosnien und Herzegowina)
Söhne und Töchter der Stadt
- Friedrich von Schellendorf (1476–1534), Hofrichter zu Bunzlau, ab 1502
- Martin von Gerstmann (1527–1585), Bischof von Breslau
- Salomon Gesner (1559–1605), lutherischer Theologe
- Martin Opitz (1597–1639), Dichter und Literaturtheoretiker von Boberfeld („Buch von der teutschen Poeterey“)
- Andreas Tscherning (1611–1659), deutscher Lyriker und Literaturtheoretiker
- Andreas Scultetus (um 1622/23–1647), spätmystischer deutscher Dichter
- Philipp Leopold Martin (1815–1885 oder 1886), deutscher Tierpräparator.
- Carl Ferdinand Appun (1820–1872), Naturforscher und Reisender
- Bruno Ablaß (1866–1942), deutscher Politiker (DDP)
- Dieter Hildebrandt (1927), deutscher Kabarettist
- Reinhard Gröper (1929) deutscher Schriftsteller.
- Hans-Joachim Hoffmann (1929–1994), DDR-Minister für Kultur
- Christoph Demke (* 3. Mai 1935), evangelischer Bischof
- Harald Gerlach (1940–2001), Lyriker, Schriftsteller und Bühnenautor
- Margitta Terborg (* 23. September 1941), deutsche Politikerin (SPD)
- Gert Ueding (* 22. November 1942), Rhetoriker
Bürgermeister
- 1891–1894 Friedrich Schirmer
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2008
- ↑ Quellen der Einwohnerzahlen:
- ↑ Vgl. http://www.luteranie.pl/diec.wroclawska/
- ↑ Vgl. Heinz Rudolf Fritsche: Schlesien Wegweiser. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1996
- ↑ Vgl. kulturwerk-schlesien.de; abger. 15. März 2008
- ↑ Siehe auch muzeum.boleslawiec.net; abger. 15. März 2008
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