- Bombardier Dash 8-300
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Die Bombardier Q Series, früher de Havilland Canada DHC-8 oder Dash 8 genannt, ist eine zweimotorige Turboprop-Regionalflugzeug-Familie. Sie wurde Anfang der 1980er Jahre vom Flugzeughersteller de Havilland Canada entwickelt. Heute wird die Dash 8 vom Unternehmen Bombardier Aerospace gefertigt, das im Jahr 1992 DHC von Boeing erwarb und als Tochtergesellschaft in seinen Konzern eingliederte.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Dash 8 war die erste der neuen Generation von leistungsstarken Turboprop-Maschinen, die in den 1980er Jahren auf den Markt kamen. De Havilland Canada begann mit ihrer Entwicklung als Nachfolger für die viermotorige DHC-7 im Jahre 1980. Ihren Erstflug hatte die DHC-8 am 20. Juni 1983, ein Jahr später ging sie in die Serienproduktion.
Ab dem zweiten Quartal 1996 wurden alle neuen Dash 8 (inklusive des Typs 400) mit einer aktiven Geräusch- und Vibrationsdämmung (Noise and Vibration Suppression, NVS) versehen, da Bombardier das Innengeräusch und die Vibrationen während des Fluges denen eines strahlgetriebenen Passagierjets angleichen wollte. Um diese verbesserten Flugeigenschaften und den höheren Komfort noch zu verdeutlichen, wurde der Name der Maschinen von Dash 8 in Dash 8Q („quiet“) geändert. Heute bietet Bombardier die Modellreihe als Q 100, Q 200, Q 300 und Q 400 (Q Series) an. Die Maschinen dieses Typs gelten als besonders sicher, da bei einem Triebwerksausfall der verbleibende Motor 10% mehr Leistung aufbringen und das Flugzeug somit sicher weiterfliegen kann. Die Hauptkonkurrenten der Dash 8 sind die ATR 42 und ATR 72.
Die erste Version – die Dash 8-100 mit 36 Sitzen – hatte ihren Erstflug am 20. Juni 1983. Es folgte knapp 10 Jahre später die 200er Serie mit neuen Triebwerken. Mit diesen ist die Maschine knapp 30 km/h schneller und ermöglicht ein höheres Abfluggewicht. Die dann folgende 300er Version wurde um 3,43 m gestreckt (jetzt 56 Passagiere). Die neueste Version (Erstflug am 31. Januar 1998) ist die de Havilland Canada Dash 8Q-400 mit bis zu 78 Passagieren und nochmals verbesserten, leiseren Triebwerken. Erstauslieferung dieser Maschinen war im Sommer 1999.
Versionen
Dash 8Q-100
Das heute auch als Dash 8Q-100 bekannte STOL-Flugzeug sollte mit einer Kapazität von bis zu 40 Passagieren die Lücke zwischen der größeren DHC-7 und der kleineren DHC-6 Twin Otter schließen. Die Dash 8 Series 100 hatte ihren Erstflug am 20. Juni 1983 und wurde ab Dezember 1984 ausgeliefert.
Dash 8Q-200
Knapp zehn Jahre später folgte die 200er-Serie (heute Dash 8Q-200) mit neuen Triebwerken. So erreichte die Maschine eine um etwa 30 km/h größere Reisegeschwindigkeit und erlaubte ein höheres Abfluggewicht.
Dash 8Q-300
Die 300er-Serie (Dash 8Q-300) wurde um 3,43 m gestreckt und bot so Platz für nunmehr bis zu 56 Passagiere. Sie wurde ab 1986 entwickelt, drei Jahre später war sie bereits im Dienst bei verschiedenen Fluggesellschaften. Der Erstflug fand am 15. Mai 1987 statt.
Dash 8Q-400
Die neueste Version dieses Flugzeugtyps ist die Dash 8Q-400 mit Platz für 78 Passagiere und weiterentwickelten, noch leiseren Triebwerken. Die Roll-Out-Zeremonie fand am 21. November 1997 statt, gefolgt vom Erstflug am 31. Januar 1998. Die Zertifizierung und ersten Auslieferungen folgten im Sommer des folgenden Jahres.
Die DHC-8 400 Dash 8 Series 400 verfügt im Unterschied zu ihren Geschwistern über EFIS und eine moderne Avionik.
Ab dem dritten Quartal 2009 soll die Q400 als NextGen Variante ausgeliefert werden. Diese verfügt über eine modernisierte Inneneinrichtung unter anderem mit LED-Beleuchtung und größeren Ablagefächern. Auch die Wartungsintervalle sollen verlängert werden.[1]
Aktuell untersucht Bombardier unter dem Projektnamen Q400X eine weitere Streckung der Q400, die die Unterbringung von drei zusätzlichen Sitzreihen ermöglichen würde. Die Auslieferungen der neuen Variante könnten bei ausreichendem Marktinteresse 2011 beginnen.[2]
Zwischenfälle und Unfälle
Pannenserie mit dem Fahrwerk der Dash 8Q-400
Wegen mehrerer Probleme mit dem Fahrwerk der Maschine empfahl Bombardier selbst am 12. September 2007 ein Startverbot für Flugzeuge dieses Typs mit mehr als 10.000 Landungen. Weltweit sind circa 60 Flugzeuge davon betroffen.[3][4] Es hatte binnen einer Woche zwei Bruchlandungen und zwei weitere Notlandungen von Maschinen der skandinavischen Fluggesellschaft SAS wegen technischer Defekte gegeben.[5] Am 14. September 2007 hatte der Hersteller der Fahrwerke, die Goodrich Corporation, bereits eine Inspektionsanleitung angewiesen, die von Bombardier an die Halter der betroffenen Flugzeuge verteilt wurde. Gemäß dieser Herstelleranweisung können die Maschinen nach erfolgter Inspektion wieder in Dienst gestellt werden. Trotzdem musste am 21. September 2007 eine DHC-8 400 der Augsburg Airways den Landeanflug in Florenz abbrechen und wieder nach München zurückkehren, weil das Bugfahrwerk nicht ordnungsgemäß ausgefahren werden konnte.[6] Den Piloten gelang eine Landung ohne Verletzte.
Am 27. Oktober 2007 ereignete sich erneut ein Zwischenfall einer DHC-8 400 der skandinavischen Fluggesellschaft SAS in Kopenhagen, bei der sich das rechte Hauptfahrwerk nicht ausfahren ließ. Der Pilot landete das Flugzeug daraufhin nur mit dem linken ausgefahrenen Hauptfahrwerk, bei der Notlandung wurde niemand verletzt.[7] Daraufhin zog SAS alle 27 eingesetzten Maschinen ohne zeitliche Begrenzung aus dem Verkehr.[8] Alle DHC-8 Maschinen der SAS waren erst bis Anfang November überprüft und danach freigegeben worden. Damit sind in nur zwei Monaten drei DHC-8 400 der SAS mit Problemen des Hauptfahrwerks bruchgelandet. Am 28. Oktober zog die Gesellschaft daraus die Konsequenz, sämtliche Maschinen des Typs Dash 8Q-400 dauerhaft aus der eigenen wie auch aus der Flotte der Tochtergesellschaft Widerøe zu nehmen und andere Flugzeugtypen als Ersatz anzuschaffen.[9] Der Hersteller Bombardier äußerte sich enttäuscht über die Entscheidung und verwies darauf, dass die Untersuchungen der Vorfälle noch nicht abgeschlossen seien und die Ursache noch nicht festgestellt worden sei.[10] Bereits nach den ersten beiden Bruchlandungen kündigte SAS außerdem Schadenersatzforderungen an Bombardier in Höhe von 500 Millionen schwedischen Kronen (55 Millionen Euro) wegen Rost an der Fahrwerkshydraulik fast aller Maschinen an.[11]
Die EASA nahm daraufhin eine Untersuchung vor und ist Anfang November zu dem Ergebnis gekommen, dass der letzte Unfall nicht mit den vorherigen in Verbindung steht, sondern auf falsche Wartungsarbeiten seitens SAS zurückzuführen ist. Da also keine konstruktiven Mängel vorliegen, besteht nach Ansicht der EASA kein Zweifel an der allgemeinen Flugsicherheit der Maschinen.[12]
In den anderen Fällen lag aber eine Fehlkonstruktion vor. Korrosion an einem Gewinde sorgte dafür, dass das Fahrwerk nicht einrastete und beim Aufsetzen nachgab. Inzwischen ist das Problem durch Verwendung besonders versiegelter Bauteile behoben.[13]
Absturz
Am 12. Februar 2009 stürzte eine Maschine der Fluglinie Colgan Air (Flugnummer 3407 für Continental Airlines) des Typs De Havilland Canada DHC-8-402Q auf dem Weg vom Flughafen Newark zum Flughafen Buffalo Niagara International über der Kleinstadt Clarence, nahe der Stadt Buffalo im Staat New York, aus noch ungeklärter Ursache ab. Die 49 Menschen an Bord sowie eine Person am Boden starben bei dem Unglück. Die Piloten haben kurz vor dem Absturz am Cockpit-Fenster und den Tragflächen Vereisungen festgestellt. [14]
Technische Daten
Kenngröße Dash 8Q-100 Dash 8Q-200 Dash 8Q-300 Dash 8Q-400 Länge 22,30 m 25,70 m 32,84 m Spannweite 25,90 m 27,40 m 28,42 m Höhe 7,49 m 8,34 m Radstand 13,94 m Spurweite 8,8 m max. Kabinenhöhe 1,95 m max. Kabinenbreite 2,51 m Maximales Startgewicht 16.465 kg 19.505 kg 29.257 kg Maximales Landegewicht 27.442-28.123 kg Maximale Treibstoffmenge 5.318 kg Reisegeschwindigkeit 500 km/h 538 km/h 629 km/h (max. 666 km/h ) max. Passagiere 39 56 78 Reichweite mit max. Zuladung 2.000 km 1.600 km 1.569 km
2.825 km mit 74 PassagierenStart/Landestrecke bei max. Masse 1.396/1.287 m Dienstgipfelhöhe 7620 m Antrieb 2 Pratt & Whitney Canada PW120A mit je 1491 kW 2 Pratt & Whitney Canada PW123 mit je 1749 kW 2 Pratt & Whitney Canada PW150A mit je 3415 kW und Dowty-Sechsblatt-Propeller Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Bombardier Q400. Der Bestseller wird überarbeitet. Flug Revue Juli 2008, S. 28-31
- ↑ Flight Global: ATR studies new larger turboprop family, 23. Oktober 2007
- ↑ ORF.at: Bombardier empfiehlt Startverbot für eigene Flugzeuge, 29. Oktober 2007
- ↑ www.tagesschau.de: Nach mehreren Flugunfällen und Defekten: Bombardier empfiehlt Startverbot für Dash 8-Q-400, 12. September 2007
- ↑ www.bombardier.com: Update on Inspection Procedures on Bombardier Q400 Main Landing Gear, 14. September 2007
- ↑ airliners.de: Lufthansa-Notlandung in München, 22. September 2007
- ↑ www.tv2.dk: Endnu en nødlanding med Dash 8-fly, 27. Oktober 2007
- ↑ Nach der dritten Bruchlandung: Flugverbot für SAS-Maschinen, Mittelbayerische Zeitung, 28. Oktober 2007
- ↑ SAS Group Press Statement: SAS removes Dash 8 Q400 from service permanently, 28. Oktober 2007
- ↑ bombardier.com: Bombardier Statement Regarding The Sas Decision On Its Q400 Aircraft Fleet, 28. Oktober 2007
- ↑ Rätselhafte Bruchlandungen - SAS streicht dutzende Flüge, Spiegel Online, 28. Oktober 2007
- ↑ European Aviation Safety Agency: Airworthiness review meeting DASH 8-400, Pressemitteilung, 7. November 2007
- ↑ Aerosecure: SAS: Dash 8 Q-400 fliegt wieder, 14. Oktober 2007
- ↑ Datenbankeintrag bei Aviation Safety Network
Weblinks
Liste der Flugzeugtypen des Herstellers Bombardier AerospaceZivile Baureihen: BD-700 | Challenger 300 | Challenger 600 | Challenger 800 | CL-215 | CL-415 | BRJX | CRJ-Serie | CSeries | Q Series | Global Express | Learjet 31A | Learjet 35 | Learjet 36 | Learjet 40 | Learjet 45 | Learjet 60 | Learjet 85
Militärische Baureihen: CL-41 | CL-44 | CL-84 | Sentinel R1
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