Borsigvilla Reiherwerder

Borsigvilla Reiherwerder
Borsig-Villa Reiherwerder
Briefmarke 1982

Die Borsig-Villa Reiherwerder ist ein ehemaliges Landhaus der Berliner Unternehmer-Familie Borsig. Es liegt auf der Halbinsel Reiherwerder auf der Nordwestseite des zum Berliner Bezirk Reinickendorf gehörenden Tegeler Sees. Es gehört heute zusammen mit den benachbarten Gebäuden zum Gelände der Akademie Auswärtiger Dienst des Auswärtigen Amts, in denen seit Anfang 2006 alle Angehörigen des mittleren, gehobenen und höheren Auswärtigen Dienstes ausgebildet werden. Die Villa selbst dient als Gästehaus des deutschen Außenministeriums. Das gesamte Gelände ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Geschichte

Nachdem der Industrielle Ernst Borsig 1898 den Berliner Sitz der von seinem Großvater August Borsig gegründeten A. Borsig GmbH vom Berliner Stadtzentrum nach Tegel verlegt hatte, erwarb er von Nachkommen der Familie von Humboldt die damals noch durch Sumpfland getrennten Inseln Großer und Kleiner Reiherwerder. Zunächst ließ er ab 1903 das Sumpfgelände trockenlegen, aus den beiden Inseln entstand die Halbinsel Reiherwerder. Im Bereich des Kleinen Reiherwerders wurde anschließend mit dem Bau eines einfachen Landhauses – heute die Alte Villa genannt – begonnen, das 1908 fertiggestellt war. Diese Villa genügte aber schon bald nicht mehr Borsigs Ansprüchen, und so beauftragte er die Architekten Alfred Salinger und Eugen Schmohl mit dem Entwurf einer neuen, repräsentativeren Villa auf dem Großen Reiherwerder. Dabei legte Borsig Wert darauf, dass die neue Villa dem Potsdamer Schloss Sanssouci ähnelt. Das Gebäude wurde schließlich von 1911 bis 1913 gebaut und war bis zum Herbst 1937 Wohnsitz der Familie Borsig. Nach dem Tod Ernst von Borsigs verkaufte diese das Anwesen dem Deutschen Reich. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde es als Reichsfinanzakademie genutzt.

Nach dem Ende des Krieges war das Gelände Teil des Französischen Sektors. Die Borsig-Villa wurde zur Residenz des Oberkommandierenden der französischen Truppen. Unmittelbar nördlich des der Villa zur Wasserseite hin vorgelagerten Gartens in neobarockem Stil wurde 1958 mit dem Pavillon du Lac 1958 ein französisches Offizierskasino gebaut. Die Villa selbst wurde vorübergehend als Gästehaus der Stadt Berlin und der Bundesrepublik Deutschland sowie ab 1959 als Sitz der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung genutzt. Mitte der 1980er-Jahre erfolgte eine Grundsanierung der Villa.

Bundeskanzler Helmut Kohl plante Mitte der 1990er-Jahre, die Villa zur offiziellen Residenz des Bundeskanzlers herrichten zu lassen, da der Neubau des Kanzleramts keine vergleichbaren Repräsentations- und Wohnräume wie etwa der Bonner Kanzlerbungalow vorsah. Gerhard Schröder entschied sich nach seinem Amtsantritt 1998 und dem Regierungsumzug 1999 jedoch für das bescheidenere ehemalige Gästehaus des Bundes in Berlin-Dahlem als Wohnsitz.

Im Jahr 2003 wurde mit dem Um- und Ausbau des Anwesens zur Akademie Auswärtiger Dienst begonnen, wobei insgesamt etwa 24 Mio. Euro investiert wurden. Neben der Sanierung des bestehenden Gebäudebestandes, so auch der Borsig-Villa, wurden mehrere neue Gebäude als Studentenunterkünfte gebaut. Zum Jahreswechsel 2005/2006 erfolgte dann der Umzug der Akademie von Bonn-Ippendorf auf den Reiherwerder, wobei der Borsig-Villa die Sonderrolle als Gästehaus des Bundesaußenministers zukommt.

Weblinks

52.58722222222213.2602777777787Koordinaten: 52° 35′ 14″ N, 13° 15′ 37″ O


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