- Boulevardmagazin
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Eine Boulevardzeitung ist ein periodisch in hoher Auflage erscheinendes Druckerzeugnis, dem nur eingeschränkte Seriosität zugeschrieben wird. Die ersten Vertreter der Gattung waren nur auf der Straße (Boulevard) käuflich zu erhalten, nicht im Abonnement (vgl. hierzu auch Kaufzeitung). Anknüpfend an die Boulevardzeitung hat sich der Begriff Boulevardjournalismus etabliert, der heute eine eigene Gattung im Journalismus bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und Geschichte
Am 22. Oktober 1904 erschien mit der B.Z. am Mittag die erste Boulevard-Zeitung im Straßen-Verkauf für den deutschen Zeitungsmarkt. B.Z. steht für Berliner Zeitung. Die erste Ausgabe der Illustrierten Kronen Zeitung, der auflagenstärksten Zeitung in Österreich, erschien 1900, damals setzte die Zeitung auf Romane und Spiele zur Kundenbindung. Eine Boulevardzeitung in der Weimarer Republik in den 1920er und 1930er Jahren war die Berliner Zeitung „Tempo“, die bis zu dreimal täglich erschien. In Österreich boomten in den frühen 1920er Jahren neue populäre Tageszeitungen wie Die Stunde, Der Abend und Der Tag, die sich zur Kronen Zeitung durch eine breite politische Berichterstattung und eine linke oder liberale Blattlinie abgrenzten.
1952 erschien in Deutschland zum ersten Mal die überregionale Boulevardzeitung Bild des Verlegers Axel Springer (Axel Springer Verlag). Sie schaffte es zur auflagenstärksten Tageszeitung Europas. Zahlreiche Boulevardzeitungen etablierten sich im deutschsprachigen Raum (Blick aus der Schweiz), darunter sehr viele mit regionalem Bezug (Abendzeitung aus München). In vielen Ländern auch außerhalb Europas sind Boulevardzeitungen stark verbreitet (The National Enquirer, USA).
Präsentation und Layout
Boulevardzeitungen pflegen oft sensationsorientierte Aufmachungen, große Überschriften und großflächige Fotos. Auffällige Farben und plakative Schlagzeilen werden verwendet. Oftmals wird das Titelblatt übersichtlich gestaltet. Bilder und Überschriften nehmen in den meisten Boulevardzeitungen den überwiegenden Platz ein, die Texte sind in der Regel kurz, werden allerdings oft mittels hoher Sprachökonomie verdichtet. Auf Hintergrundinformationen wird häufig verzichtet.
Themen
In Boulevardzeitungen werden vor allem Themen behandelt, die sich zum Ansprechen von Emotionen eignen. Nachrichten mit deutlich sachbetontem Gegenstand werden personifiziert, oder weniger bedeutsame emotionale Komponenten werden der Kernaussage zugeordnet. Besondere Beachtung im Boulevardbereich findet die Polizei- und Gerichtsberichterstattung und der Bereich Prominente.
Neben den „Sensations-Themen“ wird in nahezu allen Boulevardzeitungen der Sport als wichtiges Element gesehen, im Fernsehen dagegen wird der Sport meist in eigenen Sportsendungen präsentiert. Neben der Berichterstattung über populäre Sportarten wird auch im Sportteil nicht auf den für Boulevardzeitungen typischen Stil verzichtet. In Italien haben sich reine Sport-Boulevardzeitungen, die täglich in hoher Auflage erscheinen, etabliert. In Portugal sind die zwei auflagenstärksten Tageszeitungen, A Bola und Record, Sport-Boulevardzeitungen.
Bekannte Boulevardzeitungen
Deutscher Sprachraum
- Abendzeitung (D, München) (Verlag Die Abendzeitung)
- B.Z. (Berlin) Axel Springer AG
- Berliner Kurier (D) (Berliner Verlag, Teil der BV Deutsche Zeitungsholding)
- Bild (D) Axel Springer AG
- Blick (CH) (Ringier AG)
- Express (Köln, Bonn, Düsseldorf) (M. DuMont Schauberg)
- Heute (Wien) Kostenlos (AHW Verlags GmbH.)
- Kronen Zeitung (A)
- Hamburger Morgenpost / MOPO (Hamburg) (BV Deutsche Zeitungsholding)
- Österreich (A)
- tz (München) (Münchener Zeitungs-Verlag GmbH)
Englischer Sprachraum
- New York Post (USA)
- News of the World (UK)
- The Herald Sun (AUS)
- The Sun (UK)
- The Daily Mirror (UK)
- The Daily Telegraph (AUS)
Andere Sprachräume
- Komsomolskaja Prawda (RUS)
- Fakt (PL) (Axel Springer Polska)
- Hürriyet (TR)
- Sabah (TR)
- Blesk (CZ)
- Aha! (CZ)
- Aftonbladet (SE)
- Expressen (SE)
- Verdens Gang (NO)
- Dagbladet (NO)
- De Telegraaf (NL)
- Ekstra Bladet (DK)
- Lëtzebuerg Privat (L)
- Kurir (SRB)
Siehe auch
Literatur
- Hermann Meyn „Massenmedien in Deutschland“ Uvk, Konstanz 2001, ISBN 3-8966-9299-2
- Ekkehart Mittelberg: Wortschatz und Syntax der Bild-Zeitung. Marburg: Elwert 1967
- Ekkehart Mittelberg Sprache in der Boulevardpresse. Stuttgart: Klett 1976 ISBN 3-12-925830-2
- Neil Postman Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie. Erstausgabe 1985, ISBN 3-10-062407-6
- Dieter Prokop Medien-Macht und Massen-Wirkung Freiburg im Breisgau 1995, ISBN 3-7930-9115-5
- Günter Wallraff: Der Aufmacher. Der Mann, der bei BILD Hans Esser war, Erstauflage 1977, ISBN 3-46202-663-1
- Jürgen Alberts: Massenpresse als Ideologiefabrik. Am Beispiel „BILD“, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-8072-4059-4
- Annamaria Rucktäschel (Hrsg.), Sprache und Gesellschaft, München 1987, ISBN 3-77050-639-1
- Urs Jaeggi: Macht und Herrschaft in der BRD; Neufassung unter Kapital und Arbeit in der Bundesrepublik, Frankfurt am Main 1973, ISBN 3-436-01685-3
- Bernd Jansen (Hrsg.): Imperium Springer. Macht und Manipulation., Köln 1968
Quellen
- [1] http://site.apct.pt/analisesimples_00.aspx?indice=4.1 Daten des portugiesischen Medieninstituts ATPC
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