Brandell

Brandell
Josephine Brandell, 1906

Josephine Mary Brandell (* 26. November 1891 in Bukarest, Rumänien; † im August 1977 in New York City, USA) war eine englische Opernsängerin und -schauspielerin.

Inhaltsverzeichnis

Anfänge

Geboren 1891 in Rumänien als Tochter von Philipp Brandell, wanderte Josephine mit ihrer Familie im Jahr 1900 nach Amerika aus und ließ sich in New York nieder. Josephine war ein sehr ambitioniertes Kind und träumte schon sehr früh davon, Schauspielerin zu werden. Am 15. Februar 1907 heiratete sie 15-jährig Dr. Bernard Black Brandeis, ebenfalls aus Rumänien. Die Ehe war jedoch nur von kurzer Dauer, das Paar ließ sich im September 1910 scheiden und Josephine nahm ihren Geburtsnamen wieder an. Nach der Scheidung widmete sich Josephine mit aller Kraft ihrer Schauspielausbildung.

Karriere

Von Ehrgeiz und Leidenschaft beflügelt, zog es Josephine zur Oper. Ihre erste kleine Rolle hatte Josephine Brandell in der Komödie „Night Birds“ von Johann Strauss. Die Hauptrolle spielte Fritzi Scheff, doch die Zeitungen schrieben nur von der jungen Neuentdeckung. 1914 ergatterte Josephine ihre erste Hauptrolle in dem Stück „Come Over Here“, das am Londoner Opera House aufgeführt wurde. In dieser Produktion konnte sie sämtliche Register ihrer Schauspielkunst ziehen und sämtliche Kritiker von sich begeistern. Mit ihrer Karriere ging es steil bergauf, die junge Aktrice überquerte unentwegt den Atlantik, um in England und am Broadway ihre Verträge zu erfüllen. Eines ihrer favorisierten Schiffe war die Lusitania, einer der exklusivsten und schnellsten Luxusliner der damaligen Zeit, der bei vielen Berühmtheiten großes Ansehen genoss.

Josephines Trauma

Nachdem Josephine Brandell im Frühjahr 1915 am Broadway gespielt hatte, nahm sie am 1. Mai wieder die Lusitania, um nach London zurückzukehren. Sie buchte für $142 die Erste-Klasse-Kabine D-30. Sie wurde von der Ehefrau eines Bekannten, Mabel Crichton, begleitet, die während der Reise für Josephine eine Quelle der Zuversicht darstellte. Die Schauspielerin wusste von der bestehenden Gefahr, in britischen Hoheitsgewässern von einem U-Boot torpediert zu werden, was in ihr die größten Ängste schürte. An Bord traf sie auf viele Bekannte wie Charles Frohman oder Justus Forman, doch niemand konnte ihr die Angst nehmen und die Überfahrt für sie einigermaßen angenehm gestalten. Nachts konnte sie nicht schlafen, bei Tisch war sie ständig in Gedanken und obwohl ihre Freunde versuchten, sie abzulenken, kam sie immer wieder auf U-Boote zu sprechen.

In der Nacht vom 6. auf den 7. Mai hielt sie es nicht mehr aus, klopfte an die Kabinentür von Mrs. Crichton und fragte sie, ob sie bei ihr schlafen könne. Die gutmütige Dame kümmerte sich die ganze Nacht über rührend um die angsterfüllte Schauspielerin, die einfach kein Auge zu tun wollte. Am folgenden Tag wurde Josephine vom Nebelhorn aus dem Schlaf geschreckt, das sie als „lärmendes Tröten“ empfand und ihrer Meinung nach die U-Boote nur anlocken würde. Josephines schlimmster Alptraum bewahrheitete sich, als die Lusitania während des Mittagessens am 7. Mai von einem deutschen U-Boot torpediert wurde. Mabel Crichton sprang auf und rief: „Sie haben es getan!“

Die gesamte Tischgesellschaft erhob sich panikartig und eilte an Deck, wo Mrs. Crichton und eine bleiche Josephine in ein Rettungsboot bugsiert wurden, das sich beim Abfieren überschlug und alle Insassen in die See beförderte. Anschließend löste es sich aus der Halterung und stürzte auf die Menschen herab, die es eben abgeworfen hatte. Josephine erreichte benommen die Wasseroberfläche und klammerte sich an einen Deckstuhl. Sie wollte nicht glauben, was um sie herum geschah: „Die gellenden Hilfeschreie, all die Menschen um mich herum, die ertranken und versuchten, sich an mir festzuhalten, ... das war einfach zu schrecklich!“ Nach Stunden im eiskalten Wasser wurde die bewusstlose Schauspielerin von einem Mitglied der Besatzung entdeckt und zunächst für tot gehalten. Als man sie an Land brachte, wurde sie hysterisch, bekam einen Nervenzusammenbruch und musste auch noch feststellen, dass außer einigen wenigen niemand, den sie an Bord gekannt hatte, das Unglück überlebt hatte. Ihren Freund William C. Crichton informierte sie persönlich über den Tod seiner Frau. Aus dem Philanthropen wurde ein gebrochener Mann, der nicht mal ein Jahr später starb.

Josephine Brandell sollte sich von dieser Tragödie nie vollkommen erholen. Für den Rest ihres Lebens hatte sie an den Erinnerungen, Folgeerscheinungen und Alpträumen zu leiden.

Privatleben

Nach dem Lusitania-Drama schaffte es Josephine Brandell nicht, ihre vielversprechende Karriere so erfolgreich weiterzuführen, wie sie begonnen hatte. Sie hatte Konzentrationsschwierigkeiten und konnte sich nicht mehr in andere Charaktere hineinversetzten. Daher trat sie nur noch sporadisch in kleinen Rollen auf und verabschiedete sich langsam und glanzlos von der Schauspielerei.

Am 19. Mai 1920 heiratete sie John Ormiston Lawson-Johnston. Die Ehe war jedoch nicht glücklich und endete wie ihre erste schnell in einer Scheidung. Am 1. Juni 1929 ging sie eine dritte Ehe mit dem Militär Captain George John Seymour Repton ein, die harmonisch und glücklich verlief. Während des Zweiten Weltkrieges gründete Brandell die Organisation „The American Friends of Britain“ zur Verständigung zwischen beiden Nationen. Mitten im Krieg, am 10. Mai 1943, starb George Repton völlig unerwartet.

Am 7. Dezember 1945 heiratete Josephine Brandell Brandeis Lawson-Johnston Repton ihren vierten Ehemann, Beresford Cecil Bingham, den 8. Earl of Annesley und 9. Viscount of Glerawly, was ihr den Titel „Gräfin von Annesley“ einbrachte. Nach seinem Tod am 29. Juni 1957 kehrte Josephine nach New York zurück, wo sie ein unspektakuläres Leben führte und im August 1977 im Alter von 85 Jahren starb. Sie hat trotz vier Ehen keine Nachkommen.


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