- Brauchtum zu Weihnachten
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Der Artikel Weihnachten weltweit beschreibt Weihnachtsfeierlichkeiten und -bräuche in verschiedenen Ländern der Welt. Für das weihnachtliche Brauchtum im deutschsprachigen Raum siehe Weihnachtsbrauch im deutschsprachigen Raum.
Inhaltsverzeichnis
Westeuropa
Frankreich
Der französische Weihnachtsmann heißt Père Noël. Anders als der amerikanische Santa Claus tritt er nicht in Jacken und Hosen auf, sondern trägt ein langes, rotes Gewand mit Zipfelmütze. Seine Geschenke trägt er nicht in einem Sack, sondern in einer hotte (Korb) auf dem Rücken, ähnlich wie bei der Weinernte. Die Kinder stellen ihre Schuhe vor die Tür. Ein beliebtes Weihnachtslied der französischen Kinder ist „Petit Papa Noël“.
In Ostfrankreich, besonders Elsaß und Lothringen, tritt, um den 6. Dezember herum, der Nikolaus in Begleitung seines schwarzgekleideten Helfers, des Père Fouettard, in Erscheinung.
Belgien und Niederlande
Der Sinterklaasavond (Nikolausabend) bleibt in den Niederlanden wichtiger, obwohl die Niederländer in den letzten Jahren ebenfalls begonnen haben, den Weihnachtsabend mit dem Weihnachtsmann zu feiern. Dies löst jedes Jahr eine kleine Kontroverse darüber aus, ab wann es angemessen ist, Weihnachten zu feiern. Ladenbesitzer beginnen mit der lukrativen Weihnachtszeit gleich nach dem Nikolaustag (Dekorationen hängen meist schon vorher), während andere befürchten, dass das „fremde“ und „kommerzielle“ Weihnachten die Nikolausfeiern zu sehr beeinträchtigt. Da der amerikanische Santa Claus nachweislich von Sinterklaas abstammt, tritt er hier also in Rivalität zu seinem Vorfahren.
Der niederländische, aber auch belgische, Sinterklaas wird wie der deutsche Nikolaus von einem Helfer namens Zwarte Piet (=Schwarzer Peter) begleitet. Er trägt einen Bischofshut und stützt sich auf einen gekrümmten Stab. Man sagt von ihm, dass er das Jahr über in Spanien lebt und Mitte November mit einem Dampfschiff in den Niederlanden eintrifft, was in vielen Küstenorten jeweils nachgespielt wird. Kinder lassen ihre Schuhe vor dem Nikolausabend draußen, um sie am Morgen mit Süßigkeiten gefüllt zu finden. Dementsprechend sind der 5. Dezember in den Niederlanden und der 6. Dezember in Belgien als eigentliche Geschenktage anerkannt, während der 25. Dezember mehr ein religiöses Ereignis ist.
Großbritannien und Irland
Die Weihnachtstraditionen auf den Britischen Inseln wurden auch von ihren ehemaligen Kolonien in Nordamerika, Australien oder Neuseeland übernommen. An Heiligabend (Christmas Eve) werden die Geschenke durch den Weihnachtsmann, der hier Father Christmas heißt, unter den Weihnachtsbaum geliefert. Den Briten erscheint ihre Bezeichnung für den Weihnachtsmann als formeller als die amerikanische Version des Santa Claus. Am Weihnachtstag (Christmas Day) kommen Familien und manchmal auch Freunde zu einem traditionellen Weihnachtsmahl zusammen. An Weihnachten wird häufiger als in einer durchschnittlichen Jahreszeit ferngesehen und für viele Fernsehstationen ist der Heiligabend der quotenträchtigste Tag des Jahres. Viele Briten verfolgen auch heute noch die jährliche Weihnachtsansprache der Königin. Eine der meist gehörten Radiosendungen ist die seit Jahrzehnten live übertragene nachmittägliche Feier der »Nine Lessons and Carols« aus dem King's College, Cambridge. Auch am 26. Dezember wird weiter gefeiert: Der Boxing Day in Großbritannien beziehungsweise St. Stephen's Day in Irland ist eine Erweiterung des Weihnachtsfests, hat aber historische und religiöse Wurzeln im Fest des heiligen Stephanus.
Nordeuropa
Schweden
Die schwedische Weihnachtszeit beginnt mit dem Ersten Advent. Das Fest der heiligen Lucia am 13. Dezember ist die Hauptfestivität vor Weihnachten selbst. Wie in anderen nordischen Ländern bringt der Weihnachtsmann die Geschenke an Heiligabend, weshalb Weihnachten für die Schweden schon am 24. Dezember beginnt.
Wie überall steht auch in Schweden das Essen im Mittelpunkt: Fast jede Familie feiert am 24. Dezember mit einem weihnachtlichen Smörgåsbord, dem Julbord mit dem besonderen Weihnachtsschinken (julskinka). Das Julbord ist aber auch schon in der Adventszeit ein beliebtes Essen, das in vielen Restaurants bestellt werden kann. Oft laden Firmen ihre Angestellten zum Julbord ein. Diverse Süßigkeiten werden in Schweden mit Weihnachten in Verbindung gebracht, darunter Toffee, Knäck oder Schokolade, aber auch Nüsse und Früchte wie Orangen, Feigen und Datteln. Eine skandinavische Spezialität ist der Glögg, eine Art Glühwein mit Mandeln und Beeren, der in kleinen Bechern serviert wird.
Eine Besonderheit der schwedischen Weihnachten ist das Schauen eines Disney-Spezialprogramms um 15 Uhr vor dem traditionellen Julbord oder des eher sarkastischen Zeichentrickfilms Karl Bertil Jonssons julafton. Nach dem Weihnachtsessen werden üblicherweise die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum ausgepackt. Frühmorgens um 6 oder 7 Uhr am 25. Dezember gehen viele Schweden zur Frühmesse in die Kirche, dem letzten Teil der Feierlichkeiten.
Norwegen
In der Vorweihnachtszeit veranstalten viele Arbeitgeber ein Julebord, ein Art Buffet als ausgiebiges Weihnachtsessen. Elegant gekleidet genießt man gute Speisen und Getränke. Obwohl der 24. Dezember in Norwegen bis um 16 Uhr ein gesetzlicher Arbeitstag ist, schließen die Läden meist frühzeitig. Am Abend wartet dann das traditionelle Weihnachtsmahl bestehend aus Schweine- oder Lammrippchen mit Kartoffeln, norwegischem Sauerkraut und Steckrüben.
Auch in Norwegen kommt dem gemeinsamen Fernsehen in den frühen Stunden des Heiligabends ein besonderer Stellenwert zu. Viele Norweger empfinden keine Weihnachtsstimmung, bevor sie nicht das tschechische Märchen Drei Haselnüsse für Aschenbrödel geschaut haben. Wenn Kinder anwesend sind (und sie im letzten Jahr artig waren), stattet der Julenissen einen Besuch ab, sonst werden die Geschenke unter den Weihnachtsbaum gelegt und vom jüngsten Anwesenden verteilt. Viele, auch unregelmäßige, Kirchgänger besuchen die Gottesdienste.
Der 25. Dezember ist in Norwegen ein ruhiger und stiller Tag, während am 26. Dezember Kinos, Bars und Nachtclubs voll mit Partygästen sind, die Weihnachtskekse und Süßigkeiten genießen. Auch fette und wohlschmeckende Speisen kommen dazu. Kinder verkleiden sich als Julebukk und verlangen Bonbons, nach dem gleichen Muster wie amerikanische Kinder an Halloween. Die Weihnachtszeit endet jeweils am 6. Januar.
Finnland
Joulupukki ist der finnische Name des Weihnachtsmanns, was wörtlich „Weihnachtsbock“ bedeutet. Dieser Ausdruck stammt aus einer Zeit, als es üblich war, sich nach dem Weihnachtsessen mit Ziegenhäuten zu verkleiden.
Heute ist der Joulupukki ein gewöhnlicher Weihnachtsmann, allerdings mit einigen Besonderheiten. Sein Wohnort befindet sich aus finnischer Sicht auf dem Korvatunturi in Finnisch-Lappland. Er kriecht nicht den Kamin hinunter, sondern klopft an Heiligabend an die Wohnungstür. Wenn er eintritt, sind seine ersten Worte jeweils: „Onkos täällä kilttejä lapsia?“ („Gibt es hier artige Kinder?“)
Er trägt rote, warme Kleidung und benutzt einen Gehstock. Er fährt auf einem Rentierschlitten zu den Häusern. Eines der Rentiere heißt Petteri Punakuono und war das Vorbild für Rudolph the Red-Nosed Reindeer. Joulupukki hat sogar eine Frau namens Joulumuori, die feinen Weihnachtsporridge zubereiten kann.
Zum traditionellen Weihnachtsessen gehören Weihnachtsschinken, Kartoffel- und Steckrübenauflauf sowie Rosolli-Salat (Rote-Beete-Salat). Als Gebäck sind Piparkakut (Pfefferkuchen) und Joulutortut üblich. Letztere sind sternförmige Blätterteigtaschen, die mit Pflaumenmus gefüllt werden. Üblich ist außerdem Glögi, ein Weihnachtspunsch, der je nach Geschmack mit oder ohne Alkohol hergestellt wird und meist mit Rosinen und Mandeln serviert wird.
Dänemark
In der dänischen Vorweihnachtszeit wird am Abend oft eine Kalenderkerze (Kalenderlys) ausgestellt, auf der die einzelnen Tage des Dezembers bis zum 24. Dezember markiert sind. Auch Adventskränze (Adventskrans) und selber angefertigte Adventskalender sind verbreitet. Am 13. Dezember feiern die Kinder wie auch in den anderen skandinavischen Ländern das Luciafest. In den Betrieben kommen die Erwachsenen oft zu einem ersten gemeinsamen Julefrokost zusammen. Hierbei werden untern anderem Förtchen (Æbleskiver) gegessen und Glühwein (Gløgg) oder das etwas stärkere dänische Weihnachtsbier (Julebryg) getrunken. Innerhalb der Familie werden dänische Weinachtsplätzchen (Klejner) und Pfefferkuchen (Pepperkager) gebacken.
An Heiligabend (Juleaften) wird das Wohnzimmer festlich als Julestue geschmückt. Am Nachmittag schauen viele Familien gemeinsam Disney Juleshow. Anschließend werden Gans, Ente oder Schweinebraten mit Rotkohl und mit Zucker braun glasierte Kartoffeln serviert. Als Dessert wird Weihnachtsgrütze (Julegrød) mit einer versteckten Mandel gegessen. Die Person, die die Mandel in ihrer Portion entdeckt, bekommt ein kleines Mandelgeschenk (Mandelgave). Zur Grütze wird oft besonderes Wichtelbier (Nisseøl) getrunken. Eine Schüssel Grütze wird auf dem Dachboden oder vor der Tür dem Nisse (lokal auch Nis Puk) überlassen. Nisser sind nordische Wichtel, die in der Weihnachtszeit als Julenisser dem Weihnachtsmann zuarbeiten. Nach dem Essen werden Weihnachtslieder gesungen und Hand in Hand um den geschmückten Weihnachtsbaum getanzt. Der Weihnachtsbaum ist oft mit geflochtenen Weihnachtsherzen (Julehjerter) oder kleinen Täschchen aus Papier (Kræmmerhuse) geschmückt. Auch das Aufstellen eines Julebuk ist verbreitet. Anschließend werden die unter dem Baum liegenden Geschenke ausgeteilt. Am Nachmittag gehen viele Familien in einen Weihnachtsgottesdienst.
Ostmitteleuropa
Polen
Die Weihnachtszeit beginnt in Polen mit dem ersten Advent. Die Adventszeit ist eine Zeit des Fastens, die erst mit Heiligabend endet.
In Polen wird Weihnachten normalerweise im Kreis der Großfamilie begangen. Das Weihnachtsessen (Wigilia) beginnt erst, wenn der erste Stern am Himmel aufgetaucht ist (Gwiazdka). Es wird immer ein Gedeck mehr als benötigt aufgelegt. Es ist für unerwarteten Besuch gedacht und ein Zeichen der Gastfreundschaft.
An jedem Gedeck liegt eine Oblate (Oplatek), die mit einem Bild bedruckt ist (meist Heiligenbilder). Bevor alle anfangen zu essen, geht jeder mit seiner Oblate reihum zu jedem anderen Luca-Familienmitglied, gibt ein Stück seiner Oblate ab und bricht sich ein Stück von dem des Gegenüber. Dabei werden sich die besten Wünsche für das nächste Jahr gesagt.
Das Weihnachtsessen besteht traditionell der Apostel wegen aus zwölf Gerichten und ist abgesehen vom Fisch, meist Karpfen, vegetarisch. Erst nach dem Essen werden die Geschenke ausgepackt. Danach geht die ganze Familie zur Mitternachtsmesse (Pasterka) in die Kirche.
Tschechien
Am 24. Dezember, dem Štědrý den, werden in Tschechien abends Geschenke gegeben. Sie sollen von Ježíšek, dem Jesuskind, kommen. Vor dem Weihnachtsmahl und dem anschließenden Geschenkeauspacken soll man nichts essen.
Andere tschechische Weihnachtstraditionen beinhalten Zukunftsdeutungen. Äpfel werden kreuzweise geschnitten: Wenn ein Stern im Kern erscheint, steht ein gutes Jahr bevor, erscheint ein Kreuz, wird es ein schlechtes Jahr geben. Mädchen werfen Schuhe über ihre Schultern, um zu schauen, ob eine baldige Heirat bevorsteht. Dies soll eintreten, wenn der Spitz zur Türe zeigt. Auch Zinngießen gehört zu dieser Art von Tradition.
Ungarn
In der ungarischen Vorweihnachtszeit hat der 13. Dezember als „Luca-Tag“ (Luca napja) eine besondere Bedeutung. Es ist der gleiche Tag, an dem in Schweden das Luciafest gefeiert wird. An diesem Tag begann man früher in ländlichen Regionen mit dem Bauen eines „Luca-Stuhles“ (Luca széke). Jeden Tag wurde nur ein kleiner Teil der Arbeit verrichtet, so dass der Stuhl gerade am Heiligabend fertig wurde. Mit dem Stuhl musste man in die Christmette gehen und sich auf ihn stellen. Es hieß, man könne von oben die Hexen sehen und sie vertreiben. Auch war es am 13. Dezember üblich, in einen kleinen Topf Weizen zu säen. Ein Aberglaube besagte, dass man an diesem Tag mit verschiedenen Methoden den zukünftigen Gatten eines heranwachsenden Mädchens vorhersagen könne.
In ungarischen Familien wird am Heiligabend (Szenteste) traditionell Fischsuppe aus Karpfen gegessen, als zweiter Gang folgt gebratener Fisch. Zu Weihnachten (Karácsony), besonders am ersten Weihnachtstag, ist es üblich, gefülltes Kraut zu essen, das man einige Tage vorher zubereitet hat.
Auch in Ungarn stellt man einen Christbaum auf, der allerdings meistens mit elektrischem Licht statt Kerzen beleuchtet wird. Eine Spezialität ist das szaloncukor („Salonzuckerl“), ein ursprünglich in Seidenpapier gewickeltes Zuckerstück, das als Baumbehang verwendet wird. Heutzutage handelt es sich dabei um industriell hergestellte Weihnachtsbonbons, die meistens mit Schokolade überzogen sind und in den verschiedensten Geschmacksrichtungen erhältlich sind. Die beliebteste Sorte ist das zselés szaloncukor, Salonzuckerl mit Fruchtgeleefüllung. Der Name weist auf die Stelle des Christbaumes in alten bürgerlichen Haushalten hin: es war üblich, den Christbaum im Salon zu haben. Für die ärmeren Haushalte blieb allerdings nur der Name nur so vornehm, sie mussten ihre Salonzuckerl selber herstellen. Salonzuckerl bekommen auch die Kinder nach dem Nachmittags-Krippenspiel in der Kirche am 24. Dezember.
Zu den Kindern kommt das Christkind, Jézuska genannt. Zur Zeit des Kommunismus wurde versucht, Jézuska durch den Weihnachtsmann Télapó zu ersetzen (vgl. den russischen Дед Мороз). Télapó war auch der Ersatz für den Nikolaus (Mikulás), der – wie in den deutschsprachigen Ländern – die Kinder am 6. Dezember (Mikulás napja) besucht und ihnen Geschenke in die blank geputzten Schuhe legt.
Um Weihnachten herum ist es üblich, dass Kinder zu Familien gehen und ein Krippenspiel gegen eine geringe Spende für arme Leute spielen, ähnlich wie es in den deutschsprachigen Ländern die Sternsinger tun. Diesen Brauch, der ebenfalls auf dem Lande verbreitet ist und zur Zeit des Kommunismus verdrängt werden sollte, wird betlehemezés (Betlehemspiel) genannt. Traditionelle ungarische Weihnachtslieder sind Kis karácsony, nagy karácsony (Kleine Weihnachten und große Weihnachten) und Mennyből az angyal (Engel aus dem Himmel).
Osteuropa
Russland
In Russland und den anderen slawischen Ländern Osteuropas kennt man die Tradition des Ded Moros (Дед Мороз, Väterchen Frost), der von seiner Enkelin Snegurotschka (Schneemädchen, Schneeflöckchen) begleitet wird. Nach einer Legende reitet er in einer Troika, einem Schlitten, der von drei Pferden gezogen wird und bringt den Kindern Geschenke.
Weihnachten wird in Russland am 7. Januar (entspricht im Julianischen Kalender dem 25. Dezember) gefeiert. Nach Jahrzehnten der Unterdrückung durch die Kommunisten wird das russische Weihnachten seit 1992 wieder belebt. Es dreht sich um das „Heilige Mahl“ an Heiligabend, das aus zwölf Gerichten besteht, für jeden Apostel Jesu eines. Durch die Verlegung von Weihnachtsbräuchen, einschließlich des Besuchs von Väterchen Frost und des Schneemädchens, auf den Neujahrstag, konnten sie am Leben erhalten werden. Viele russische Weihnachtsbräuche, wie etwa der Weihnachtsbaum (ёлка – jolka) gehen auf die Reisen Peters des Großen im späten 17. Jahrhundert zurück.
Ukraine
Siehe Hauptartikel: Ukrainische Weihnachten
Georgien
Auch in Georgien fällt Weihnachten auf den 7. Januar. Man begibt sich zum Alilo auf die Straße, wo man sich gegenseitig zum Feiertag gratuliert. Dabei werden Kinder von älteren Menschen beschenkt.
Rumänien
Das Singen von Weihnachtsliedern ist ein sehr wichtiger Bestandteil der rumänischen Weihnachtsfeiern. Am ersten Weihnachtstag ziehen Sänger durch die Straßen der Städte und Dörfer. Sie halten einen Stern aus Karton und Papier, auf dem Szenen aus der Bibel abgebildet sind. Kleinkinder ziehen während der Weihnachtszeit von Haus zu Haus, wo sie Gedichte und Weihnachtslieder vortragen. Der Anführer der Gruppe trägt einen Holzstern bei sich, der mit Metall bedeckt und mit Glocken und farbigen Bändern verziert ist. Ein Bild der Geburt Christi ist in der Mitte des Sterns zu sehen und das ganze Kunstwerk ist an einem Besenstiel oder langen Stock befestigt.
Bulgarien
Das bulgarische Weihnachten, Koleda oder Roschdestwo Christowo, findet am 25. Dezember statt. Das Fest markiert das Ende einer am 15. November beginnenden Fastenzeit der orthodoxen Kirche. Nachdem am Abend des 24. Dezembers, dem Badni wetscher, nur Linsen aufgetischt werden, sind am Weihnachtstag Fleischgerichte erlaubt.
Wie in Rumänien ziehen singende Knaben, die koledari, in der Weihnachtsnacht von Haus zu Haus. Sie wünschen Gesundheit, Glück und Wohlstand und tätscheln den Rücken der Leute mit dekorierten Stöcken aus Kornelkirschen.
Südeuropa
Spanien
In Spanien sind es traditionell die Heiligen Drei Könige, die den Kindern am 6. Januar an Stelle des Weihnachtsmanns oder des Christkinds Weihnachtsgeschenke bringen, wobei die unartigen Kinder statt Geschenken nur Kohlestücke erhalten. Hierzu wird in vielen spanischen Städten die Ankunft der Drei Könige in Form eines Umzugs am 5. Januar gefeiert. Die drei Könige kommen nicht selten auf Kamelen angeritten. Die Kinder müssen für sie am Vortag Wasser und Brot vor die Tür stellen.
Des Weiteren werden in Spanien traditionell keine Weihnachtsbäume aufgestellt, sondern die Wohnungen lediglich mit Weihnachtskrippen geschmückt. In den Straßen hängen Lichterketten mit Glückwünschen oder Sterndekorationen zwischen den Häuserzügen.
Seit den 1980er Jahren kommen allerdings verstärkt mitteleuropäische und angelsächsische Traditionen wie der Weihnachtsbaum auf. Ein weiterer Grund für die Beschenkung durch den Weihnachtsmann am 24. Dezember ist, dass spanische Schulkinder ihre Geschenke so zu Beginn der Ferien erhalten und Zeit zum Spielen haben, was bei einer Beschenkung durch die Heiligen Drei Könige am letzten Ferientag weniger der Fall ist.
Am 22. Dezember findet in Spanien alljährlich die ausgesprochen beliebte Weihnachtslotterie Sorteo de Navidad statt.
Katalonien
Neben der Bescherung am Dreikönigstag findet sich in Katalonien auch die Tradition des Tió de Nadal. Der Tió, ein großer Holzklotz (eigentlich ein mit Geschenken gefüllter Korb), wird mit einem Tuch verdeckt. Dann wird mit Stöcken unter Singen des Liedes Caga tió („Holzklotz, nun rücke heraus …“) auf diesen Klotz eingeschlagen, damit dieser die Geschenke zur Bescherung für die kleinen und die großen Kinder herausgibt. Eine weitere Besonderheit ist die Anwesenheit des caganers („Kleiner Scheißer“), einer kleinen Figur mit heruntergelassener Hose in den Weihnachtskrippen. Ein schönes katalanisches Weihnachtslied ist auch El Cant dels Aucells, in dem über dreißig kleine und große Vögel die Geburt Christi besingen.
Baskenland
Im Baskenland bringt der Olentzero am 24. Dezember die Weihnachtsgeschenke. Es handelt sich hierbei um die Figur eines Köhlers, der zu Weihnachten in die Dörfer und Städte kommt. Dieser Brauch besteht seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts.
Italien
Moderne Traditionen verbunden mit Überresten aus römischer Zeit kennzeichnen die Feiern von Natale, dem italienischen Weihnachten. Die heidnischen Saturnalien fielen mit dem christlichen Advent zusammen und die festliche Zeit dauert von diesen Tagen bis nach der Epiphanie. Essen, Gottesdienste, Krippendarstellungen und Geschenke sind die hauptsächlichen Merkmale dieser Jahreszeit. In einigen Teilen Italiens werden die Geschenke durch Gesù bambino, das Christkind, an Heiligabend gebracht, in anderen erst durch eine alte Witwe, die Befana, am Dreikönigstag. Babbo Natale, eine Version des Weihnachtsmanns, ist in letzter Zeit häufiger geworden.
Amerika
USA
In den USA gilt Weihnachten (Christmas, oft auch X-mas oder Yule genannt) als großes Geschäft, obwohl wegen der Multikulturalität des Landes ein großer Wert darauf gelegt wird, politisch korrekt zu sein und möglichst nur Season Greetings, also allgemeine Grüße zum jeweiligen Fest den Freunden und Verwandten zu schicken. Oft gibt es Versuche, das jüdische Chanukka, das afroamerikanische Fest Kwanzaa und andere Winterfeste im Handel mit Weihnachten zu verbinden.
Trotzdem ist es ein wichtiger Bestandteil der amerikanischen Kultur. Mit einem Anteil von 96%, sowohl Christen wie Nicht-Christen, die 2004 in einer Umfrage[1] angaben, Weihnachten zu feiern, ist dies ein wichtiges Datum im Kalender. Sowohl religiöse als auch säkulare Symbole wurden in den Katalog der vielfältigen amerikanischen Weihnachtstraditionen aufgenommen, die sich auch in themenbezogenen Filmen (Grinch, A Christmas Carol, Kevin – Allein zu Haus etc.) und Fernsehshows widerspiegeln. Dazu zählen der vom Nordpol kommende Santa Claus als bekannter amerikanischer Weihnachtsmann, Weihnachtsbäume, Weihnachtskarten, Weihnachtslieder, Weihnachtskrippen, elektrische Lichterketten, Geschenke und Küsse unter dem Mistelzweig[2].
Mexiko
Die Mexikaner beginnen die Weihnachtsfeiern am 15. Dezember während der neuntägigen Posadas. In dieser Zeit symbolisiert man die Suche Maria und Josephs nach einer Herberge. Der Gastwirt lädt in sein Haus ein, man zerschlägt eine piñata, trinkt Ponche, ein Heißgetränk welches einer Bowle ähnelt und mit den typischen mexikanischen Früchten zubereitet wird, und man isst Buñuelos. Wird am Heiligabend gefeiert, isst man dann das Abendessen: Truthahn oder Kabeljau, Romeritos und andere Spezialitäten, die von Haus zu Haus verschieden sind. Um Mitternacht wird dann das Jesuskind in die Krippe gelegt, um zu symbolisieren dass es geboren wurde. Erst dann werden die Geschenke geöffnet.
Außerdem gibt es in dieser Vorweihnachtszeit die traditionellen Pastorelas, eine oft komische Darstellung in Kirchen, Schulen und Theatern der Wanderung der Hirten zum neugeborenen Jesuskind. Auf dem Weg treffen sie den Teufel, der sie in Versuchung bringen möchte, doch der Erzengel Michael leitet sie weiter und sie erreichen ihr Ziel. Jede dieser Pastorelas ist verschieden, geprägt von der Originalität des Schriftstellers.
Südamerika
Das religiöse Element dominiert auch die Weihnachtsfeiern im streng katholischen Südamerika. Die säkularen Bräuche und das Schenken sind in diesen Ländern eine Mischung aus europäischen und indianischen Traditionen sowie dem wachsenden Einfluss nordamerikanischer Kultur.
Das Schenken wird in Kolumbien mit El Niño Jesus (Christkind), in Chile mit einem Viejo Pasquero (alter Hirte) und in Brasilien mit dem Papai Noel (Weihnachtsmann) in Verbindung gebracht, wobei die letzteren beiden Santa Claus in vielem gleichen. Südamerikanische Weihnachtsmänner kleiden sich den Temperaturen entsprechend leichter und haben sich eine Reihe von Hilfsmitteln wie Trampolinen und Leitern angeeignet, um nachts in die Häuser einzudringen. In Argentinien erhalten die Kinder ihre Geschenke am Dreikönigstag, wenn sie ihre Schuhe unter ihrem Bett lassen, damit sie von den drei Weisen auf dem Weg nach Betlehem mit Süßigkeiten gefüllt werden.
Weihnachtskrippen sind in Südamerika sehr wichtig, sowohl in der Wohnung als auch auf öffentlichen Plätzen. In Gegenden mit einem hohen Anteil an indigener Bevölkerung wie etwa Peru werden die Krippenfiguren nach einem jahrhundertealten Muster in Handarbeit geschnitzt. Wie in Mexiko sind auch hier Straßenprozessionen, die die Ereignisse rund um die Geburt Christi nachstellen, häufig. Familiäre Weihnachtsmähler sind ebenfalls sehr wichtig und die Zutaten variieren auf dem Kontinent sehr stark. Weihnachtslichter sind ein fast universeller Bestandteil des Fests und wegen der sommerlichen Witterung sind besonders in brasilianischen Städten weihnachtliche Feuerwerke sehr beliebt.
Asien
Indien
Weihnachten ist ein offizieller Feiertag in Indien, der auf Hindi auch bada din („der große Tag“) bezeichnet wird. Die Feiern sind sehr stark durch den Konsum amerikanischer Medien geprägt worden, so dass Santa Claus und Konsum auch dort Einzug gehalten haben. Fromme christliche Gläubige besuchen den Gottesdienst. In christlichen Missionsschulen nehmen auch hinduistische Kinder aktiv an den Feierlichkeiten teil, z.B. durch Krippenspiele, Gesänge etc.
Im Rashravan Bhavan begeht der indische Staatspräsident die Weihnachtsfeiern. Diese gehen in die Neujahrsfeiern über. Die meisten indischen Lehranstalten kennen Weihnachtsferien, die kurz vor Weihnachten beginnen und bis wenige Tage nach Neujahr dauern.
China
In der Volksrepublik China ist der 25. Dezember kein gesetzlicher Feiertag. Christen hingegen begehen an diesem Tag inoffiziell und im privaten Rahmen Weihnachten.
Sowohl in Hongkong als auch in Macao ist der 25. Dezember hingegen ein Feiertag. Beides sind ehemalige Kolonien europäischer Seemächte mit christlichem Hintergrund.
Trotz dieser Unterscheidung muss erwähnt werden, dass in großen urbanen Zentren des chinesischen Festlands im Dezember immer häufiger Weihnachtsdekorationen auftauchen, was auf das wachsende Interesse an diesem westlichen Phänomen und auf Marketingkonzepte zurückzuführen ist.
Taiwan
In der Republik China (Taiwan) wird Weihnachten nicht offiziell gefeiert. Durch Zufall ist der 25. Dezember Gedenktag für die Verfassung der Republik China von 1947, der offizielle Verfassungstag. Dieser amtliche Feiertag wird von vielen als Weihnachten behandelt. Damit nicht zu viele Arbeitspausen im Jahreslauf auftreten, ist der Verfassungstag nicht mehr arbeitsfrei, was viele Leute enttäuscht hat, sie aber nicht von inoffiziellen Weihnachtsfeiern abhält.
Korea
Südkorea ist das einzige ostasiatische Land, das Weihnachten als Feiertag anerkennt. Nicht-christliche Koreaner brechen aus dem Alltag aus, indem sie sich in Feierrituale wie Schenken, Weihnachtskarten senden und das Schmücken von Weihnachtsbäumen stürzen. Die koreanischen Kinder haben den Weihnachtsmann, bei ihnen Santa Haraboji (Großvater Santa) genannt, ins Herzen geschlossen. Lokale Radiostationen senden Weihnachtsmusik und im Fernsehen werden im Westen Cartoons und Weihnachtsfilme gezeigt. Daneben werden zunehmend mehr Läden und Gebäude weihnachtlich dekoriert.
Für christliche Koreaner besteht die Möglichkeit, spezielle Feiergottesdienste zu besuchen. Junge Leute schätzen daran besonders die Kameradschaft, welche diese Besuche vermitteln. Nach dem Abendgottesdienst gehen sie singend zu den Wohnungen älterer Gemeindemitglieder, wo ihnen warme Getränke und Snacks serviert werden.
Japan
Durch den kommerziellen Sektor gefördert, sind säkulare Weihnachtsfeiern in Japan sehr populär, obwohl Weihnachten (jpn. kurisumasu) kein offizieller Feiertag ist. Die Japaner beziehen den Weihnachtsmann in die Feiern mit ein, obwohl er für sie nicht den gleichen Stellenwert besitzt wie in den USA. Weihnachten ist in Japan weniger wichtig als der Neujahrstag, der im Gegensatz dazu ein offizieller Feiertag ist. Völlig im Gegensatz zum Westen ist Weihnachten in Japan eine Gelegenheit für Paare, sich kennenzulernen, und für andere Gruppen, um Partys zu feiern, während Neujahr der Familie gewidmet wird. An Weihnachten schenken sich Verliebte Geschenke, haben ein spezielles Date und spazieren an den Weihnachtsbeleuchtungen vorbei, die von Firmen und Behörden organisiert werden, um das romantische Gefühl zu unterstreichen. Auch Familien und Freunde tauschen kleine Geschenke oder Geld aus. Ein spezieller Teil des japanischen Weihnachtsfests ist die Weihnachtstorte, weiß und oft mit Erdbeeren geschmückt, die eine Geburtstagstorte für das Christkind darstellen soll.
Das erste Weihnachtsfest in Japan wurde in der Edo-Periode durch holländische Kaufleute in Nagasaki gefeiert. In der Meiji-Periode, als das Verbreiten des christlichen Glaubens erlaubt war, hielten christliche Kirche ihre Messen ab. In der Oberschicht wurde es durch amerikanischen Einfluss üblich, Partys abzuhalten und Geschenke auszutauschen. Wegen der zeitlichen Nähe zu Neujahr breitete sich der Brauch nur langsam in den größeren Städten aus. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Feiern verboten und unterdrückt. Seit den 1960er Jahren wurde Weihnachten im Zug der boomenden Wirtschaft und der amerikanischen Fernsehserien ein beliebtes Fest, allerdings ohne jede religiöse Komponente. Viele Japaner begegnen Weihnachten wie den shintoistischen Feiern am Matsuri, wo die Teilnehmer oft nicht wissen, welche Kami gefeiert werden, aber dies doch als Ehrbezeugung betrachten. In den 1970er und 1980er Jahren präsentierten viele Lieder und Fernsehdramas Weihnachten als Fest der Liebe.
Der Geburtstag des amtierenden Herrschers, Kaiser Akihito, am 23. Dezember ist ein nationaler Feiertag, an den Weihnachtstagen hingegen wird gearbeitet. Kurz darauf schließen die Geschäfte für die Neujahrsfeiern und öffnen normalerweise erst am ersten Wochentag nach dem 3. Januar.
Philippinen
Die Philippinen kennen die weltweit längste Weihnachtszeit. Traditionell wird das Fest durch Abendmessen während neun Tagen, beginnend mit dem 16. Dezember, eingeläutet. Die auf Spanisch Misas de Aguinaldo (Gabenmessen) genannten Messen sind den Filipinos auch als Simbang Gabi bekannt. Der Abend des 24. Dezembers ist die lange erwartete noche buena, an dem nach dem Besuch der Mitternachtsmesse im Kreis der Familie das Weihnachtsessen aufgetischt wird. Es besteht aus Käseballen und Schinken.
Afrika
Ägypten
Die koptische Gemeinde in Ägypten feiert Weihnachten am 29. Tag des koptischen Monats Khiakh, was im Gregorianischen Kalender dem 7. Januar entspricht. An diesem Tag bereiten die Kopten traditionelle Speisen vor, die Zalabya (ein Gebäck) und den Bouri (ein Fischgericht). Der 7. Januar ist auch offizieller Feiertag in Ägypten.
Während der Mitternachtsmesse wird Weihnachten durch einen koptischen Priester zelebriert. Anschließend feiern sie mit einem großen Bankett und essen gezuckerte Kekse mit christlichen Kreuzen darauf, die Kahk. Nach dem Bankett beginnt eine vierzehntägige Fastenzeit.
Australien und Neuseeland
In diesen beiden englischsprachigen Ländern auf der Südhalbkugel fällt Weihnachten mitten in den Sommer. Die australischen und neuseeländischen Weihnachtsbräuche sind ähnlich wie jene in Großbritannien und Nordamerika und die gleiche winterliche Ikonographie wird verwendet. Dies führt zu solchen Unstimmigkeiten wie einem pelztragenden Weihnachtsmann in einem Schlitten, dem Weihnachtslied „Jingle Bells“ oder Schneeszenen auf Weihnachtskarten und Dekorationen inmitten eines heißen Sommers. Ein bekanntes australisches Weihnachtslied ist Rolf Harris' Six White Boomers. Dem Liedtext zufolge tauscht der Weihnachtsmann in Australien seine Rentiere gegen sechs ausgewachsene, weiße Känguruhs (engl. boomers) ein. Während seiner Reise hilft er auch einem kleinen Känguruh (engl. a joey kangaroo), seine Mutter wiederzufinden.
Weil Weihnachten im Sommer stattfindet, ist das Fernsehprogramm weniger wichtig als in Großbritannien, so dass australische Fernsehsender auch kein weihnachtliches Spezialprogramm senden. Und obwohl die meisten australischen Häuser keinen traditionellen Feuerofen besitzen, gehen die Kinder immer noch davon aus, dass der Weihnachtsmann ihnen neben Geschenken unter dem Weihnachtsbaum auch Süßigkeiten am Ofensims mitbringt.
1938 wurde in Melbourne damit begonnen, gemeinsam an Heiligabend Weihnachtslieder bei Kerzenschein zu singen. Diese Tradition, das Carols by Candlelight, hat auch in anderen Städten Anklang gefunden.
Für internationale Gäste und Touristen finden am Bondi Beach in Sydney Truthahn-Barbecues statt, wo Santa jeweils lustige Kunststücke auf dem Surfbrett vorführt. Außerdem gibt es in der Stadt die Christmas Parade, einen großen Straßenumzug.
Am 25. Dezember wird nach dem üppigen typisch britischen Truthahnessen und Plumpudding ein Barbecue/Picknick am Strand veranstaltet.
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