- Braunschweig-Grubenhagen
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Das Fürstentum Grubenhagen ist ein im 13. Jahrhundert entstandenes Teilfürstentum des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg auf dem Gebiet des heutigen deutschen Landes Niedersachsen. Herrschende Dynastie war das Geschlecht der Welfen.
Inhaltsverzeichnis
Territorium
Das in zwei voneinander getrennte Teile gegliederte Herrschaftsgebiet lag einerseits zwischen dem Nordwestrand des Sollings und der Leine bei Salzderhelden sowie andererseits im südlichen Oberharz und dem südwestlichen Harzvorland nördlich des Eichsfeldes. Es umfasste Einbeck mit dem Stift Sankt Alexandri, die Heldenburg, die Burg Grubenhagen, Osterode am Harz, Clausthal, Duderstadt (1366 an Mainz) und Herzberg am Harz mit dem Schloss Herzberg.
Geschichte
Nach einer Erbteilung zwischen den Söhnen von Albrecht I., Herzog zu Braunschweig-Lüneburg, im Jahr 1291 erhielt Heinrich der Wunderliche das neu gegründete Fürstentum Grubenhagen. Benannt ist das Fürstentum Grubenhagen nach der gleichnamigen Burg, deren Ruine sich bei Rotenkirchen südlich von Einbeck befindet. Der Name Grubenhagen entstand erst um 1617, der vorherige Name des Fürstentums ist unbekannt. Die Burg Grubenhagen, die dem Fürstentum den Namen gab, war nicht wirklich Residenz. Sie erscheint als "Haus" der Herzöge erst im frühen 15. Jahrhundert. Vielmehr residierte man in der Heldenburg. Die Grubenhagener Welfen nannten sich wegen Erbstreitigkeiten zunächst nur "Herzog von Braunschweig". Der bei den übrigen Welfenlinien übliche Zusatz "und Lüneburg" als Namensbestandteil wurde dieser Linie erst im 16. Jahrhundert zugesprochen.
Heinrichs Nachkommen, er hatte acht Söhne und acht Töchter, mussten alle standesgemäß versorgt werden. Schon Heinrichs ältester Sohn, Heinrich von Griechenland, hatte nicht mehr die ungeteilte Herrschaft inne, was ihm, der ebenfalls mindestens elf Nachkommen hatte, größere Probleme bei deren standesgemäßer Versorgung einbrachte. Sie zog es, wie viele andere heimatlose Adelssöhne in jener Zeit auch, in die Ferne. Sein Sohn Otto, genannt "der Tarentiner", verdingte sich erfolgreich als Condottiere in Italien und wurde schließlich Fürst von Tarent.
Insgesamt hatte die Grubenhagener Linie der Welfen zwischen 1291 und 1596 in über acht Generationen 68 Angehörige. Sechs der insgesamt 40 männlichen Nachkommen Heinrichs des Wunderlichen starben früh, zwölf wurden Geistliche, sechs weitere gingen ins Ausland oder verdingten sich für fremde Herren. Die übrigen sechzehn teilten sich – teils nachfolgend, teils gleichzeitig – die Herrschaft des Fürstentums Grubenhagen. Sie verzweigten sich in mehrere Linien und das ohnehin schon kleine Grubenhagener Territorium wurde fortwährend in immer kleinere Fürstentümer aufgeteilt (Osterode, Herzberg, Salzderhelden, Einbeck). Dadurch verloren die Grubenhagener Fürsten zusehends an Bedeutung und gerieten gegenüber ihren welfischen Vettern in Wolfenbüttel und Lüneburg ins Hintertreffen.
Mit dem Tode Philipp II., dem jüngsten Sohn Philipp I., im Jahre 1596 stirbt die Linie Grubenhagen aus. Das Fürstentum Grubenhagen wurde daraufhin von Herzog Heinrich Julius aus Wolfenbüttel besetzt. Die Lüneburger Linie der Welfen protestierte aber gegen den Anschluss an Wolfenbüttel und bekam 1617 vor dem Reichskammergericht Recht. Der Sohn von Heinrich Julius, Herzog Friedrich Ulrich, musste das Grubenhagener Erbe an Christian den Älteren, Fürst von Lüneburg, übertragen.
Stammbaum der regierenden Herzöge des Fürstentums Grubenhagen
Heinrich der Wunderliche (*1267, †1322) regiert 1291–1322 ___________________|_________________________________________________ | | | | Heinrich von Griechenland Ernst (I.) Wilhelm Johann (*um 1289, †1351) (*um 1297, †1361) (*um 1298, †1360) (*um 1300, †1367) regiert (1311)1322–1352) regiert 1322–1361 regiert 1322–1360 Mitregent 1322–1325 | Geistlicher ____________ ________________|_______________________________ | | | | Albrecht (I.) Johann Ernst Friedrich (*um 1339, †1383) (*um 1340, †1401) (*um 1346, †um 1401) (*um 1350, †1421) regiert 1361–1383 Mitregent 1361–1364 1383 Ansprüche auf Vormund 1383–1398 | Geistlicher Mitregentschaft Senior 1402–1421 | 1384 Unterhaltsleistungen | | | Erich Otto (*um 1383, †1427) (*um 1396, †1452) regiert 1398–1427 Mitregent 1404–1421 | Vormund 1427–1437 |_______________________________________ | | | Heinrich III. Ernst Albrecht (II.) (*um 1416, †1464) (*um 1418, †1466) (*um 1419, †1485) regiert 1437–1464 Mitregent 1441 Mitregent ab 1441 | später Geistlicher | | ___________|________ | | | Heinrich IV. Philipp I. Erich (*um 1460, †1526) (*um 1476, †1551) (*um 1477, †1496) regiert 1478–1526 regiert 1496–1551 Geistlicher | mit Herrschaftsbeteiligung ________________________|______________________________ | | | | Ernst III.(IV.) Johann Wolfgang Philipp II. (*um 1518, †1567) (*um 1526, †1557) (*1531, †1595) (*1533, †1596) regiert 1551–1567 Mitregent regiert 1567–1595 1558 Unterhaltsleistungen regiert 1595–1596
Historische Landschaft
Bis heute existiert noch die Calenberg-Grubenhagensche Landschaft mit Verwaltungssitz in der Rathenaustraße in Hannover. Das Wappen findet sich u.a. an einem Gebäude in der Göttinger Innenstadt gegenüber der St.Johannis-Kirche.
Siehe auch
- Stammliste der Welfen
- Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel
- Burg Lichtenstein
- Alte Burg (Osterode)
- Herzogtum Braunschweig
- Landschaft (historisch)
Literatur
- Wilhelm Havemann: Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg. 3 Bände. Nachdruck. Hirschheydt, Hannover 1974/75, ISBN 3-7777-0843-7 (Originalausgabe: Verlag der Dietrich'schen Buchhandlung, Göttingen 1853-1857)
- Hans Patze (Begr.): Geschichte Niedersachsen. 7 Bände. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1977- (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 36) (Übersicht des Verlags)
- Gudrun Pischke: Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter. Lax, Hildesheim 1987, ISBN 3-7848-3654-2
- Gudrun Pischke: Die grubenhagensche Linie des Welfenstammes, in: Jahrbuch für niedersächsische Kirchengeschichte, 98. Band, 2000.
- Ludwig Güßfeld und Homann Erben: Die Fürstenthümer Grubenhagen, Fürstentum Calenberg,, Wolfenbüttel, und Blankenburg, 1786, Historische Karte, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, Reprint 1786/2002, ISBN 3-936030-51-0
- Paul Zimmermann, Das Haus Braunschweig-Grubenhagen, Wolfenbüttel 1911
Weblinks
- Karten von dem ehemaligen Fürstentum Calenberg, dem ehemaligen Fürstentum Göttingen und dem ehemaligen Fürstentum Grubenhagen.
- Die Welfen
- Informationen zu den Grubenhagener Welfen auf den Seiten des Museums Schloss Herzberg
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