Breferl

Breferl
Zwei geöffnete Breverl

Ein Breverl (auch Breve, Breferl, Heiltumstäschchen) ist ein mit heiligen und magischen Sprüchen und Bildern versehener Faltzettel, der als Talisman und Heilmittel diente und bis weit ins 20. Jahrhundert verbreitet war.

Beim Breverl handelte es sich um einen meist vierfach gefalteten kleinen Zettel, auf dem ein neunteiliger Kupferstich abgebildet war. Breverl wurden oftmals in einem kleinen, verschlossenen Kissen oder Polster aufbewahrt, das aus kostbaren, häufig bestickten Stoffresten wie Brokat gearbeitet war. Einige Breverl-Etuis bestanden aus beschlagenem Leder oder anderen Materialien. Auf der Außenseite konnte auch ein Bildchen, oft aus einem Schluckbildchen-Bogen, angebracht sein. Manche Heiltumstäschchen waren herzförmig und als so genannte „Tüfelsjägerli“ für die Wiege oder das Bett kleiner Kinder bestimmt.

Die Kupferstiche des Breverl zeigen neben diversen, gelegentlich kolorierten Heiligendarstellungen oft auch das Gnadenbild des Wallfahrtsorts, an dem es erworben wurde. Im Mittelteil findet sich eine kuriose Sammlung von miniaturisierten religiösen Zeichen und diversen Objekten aus dem „Naturglauben“. Dazu zählen Kreuze, Benediktuspfennige, Sebastianspfeile, Agathazettel, Dreikönigszettel, Palmkätzchen, der Staub von Schabmadonnen, farbige Papierstückchen, Korallen und dergleichen mehr. Diese Häufung von Sakramentalien ist auch bei den Wettersegen zu beobachten.

Breverl konnten am Hals getragen, in die Kleider eingenäht oder an den Rosenkranz gehängt werden. Sie schützten vor bösem Einfluss, Dämonen und Besessenheit, Pest, Feuer oder Ungewitter. Außerdem sollten Breverl Soldaten vor feindlichen Kugeln schützen, weshalb sie auch „Kugelfänger“ genannt wurden.

Von der katholischen Kirche wurde das Breverl-Brauchtum nur halb geduldet und zeitweise heftig bekämpft.

Literatur

  • Roland Halbritter: Südtiroler Breverln – Amulette zwischen Magie und Glaube. Der Schlern: Monatszeitschrift für Südtiroler Landeskunde 72, 1 (1998): 39–64, ISSN 0036-6145
  • Roland Halbritter: Amulette aus Papier zwischen Magie und Heilserwartung – „nem diese puchstaben an ain prieflein geschrieben“. In Christa Pieske u. a.: Arbeitskreis Bild Druck Papier Bd. 7 – Tagungsband Esslingen 2002. S. 61–81. Waxmann, Münster 2004, ISBN 3-8309-1403-2
  • Christoph Kürzeder: Als die Dinge heilig waren. Gelebte Frömmigkeit im Zeitalter des Barock. Schnell & Steiner, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1769-4
  • Peter Ochsenbein: Zur Typologie der Breverl: Über ein in St. Gallen 1996 aufgefundenes Exemplar. Österreichische Zeitschrift für Volkskunde 103, 1 (2000): 55−66, ISSN 0029-9669
  • Georg Rehm: Die Breverl im Heimat-Museum Hergensweiler. Jahrbuch des Landkreises Lindau 5 (1990): 20–23, ISSN 0932-1594

Weblinks


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