Bremerhavener Straßenbahn AG

Bremerhavener Straßenbahn AG

Die Bremerhavener Straßenbahn verkehrte im Unterweserraum im Gebiet der heutigen Städte Bremerhaven und Langen. Der Betrieb begann 1881 als Pferdebahn und wurde bis 1908 zur elektrischen Straßenbahn umgerüstet. Die letzte Straßenbahnlinie wurde 1982 eingestellt.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Der Bremer Straßenbahnunternehmer Heinrich Alfes beantragte im Jahr 1879 die Konzession für eine Pferdebahn zwischen Lehe und Geestemünde. Gemeinsam mit dem Bremer Rechtsanwalt Dr. Wilkens und dem Bankier Loose gründete er daraufhin die „Bremerhavener Straßenbahn Actiengesellschaft“ mit einem Grundkapital von 450 000 Mark. Am Sonntag dem 26. Juni 1881 fuhr zum ersten Mal die Pferdebahn auf der Strecke Bahnhof Geestemünde-Wurster Straße. Die Bremerhavener Straßenbahn verfügte damals über 14 Wagen, 50 Pferde und 30 Angestellte.

Schon im ersten Geschäftsjahr wurden 846.944 Personen befördert. Haltestellen gab es damals noch nicht. Man hielt die Pferdebahn durch Winken an und stieg ein. Die Bahnen fuhren zunächst nur eingleisig und mussten an Ausweichstellen auf entgegenkommende Wagen warten. Die Bremerhavener Straßenbahn wuchs schnell, sodass sie bald über 120 Pferde im Stall in der Wurster Straße und 50 Pferde in Wulsdorf verfügte. Wulsdorf erhielt 1891 Anschluss an die Straßenbahnlinie, die auf der Georgstraße bis zur „Schweizerhalle“ verlängert wurde.

1892 nutzten insgesamt schon 1.303.478 Personen die Bremerhavener Straßenbahn als Verkehrsmittel. 1896 kam die Linie nach Speckenbüttel dazu und das Streckennetz wurde nach und nach zweigleisig ausgebaut.

Elektrifizierung

1898 fuhr eine Akkumulatorenbahn von der Karlsburg über die Kaiserstraße bis zur Lloydhalle. 10 Jahre später, am 11. August 1908, wurde das Straßenbahndepot Wulsdorf in Betrieb genommen und am 28. August 1908 die elektrische Straßenbahn im innerstädtischen Bereich eingeführt. Die Streckenführung reichte nun bis Speckenbüttel, Wulsdorf und in den Fischereihafen. Am 2. September 1911 wurde sie bis zum Kleinbahnhof der Niederweserbahn an der Weserstraße verlängert.

Weitere Entwicklung

Im Jahre 1920 beteiligten sich die Stadtverwaltungen von Bremerhaven, Geestemünde und Lehe mit dem Ankauf der Hälfte des Aktienkapitals an der Bremerhavener Straßenbahn AG. Am 3. Juni 1925 fuhr auf der Omnibuslinie Hauptbahnhof-Schiffdorf der erste öffentliche Bus an der Unterweser. Einen Monat später eröffnete die Reichspost die Omnibuslinie zwischen Dedesdorf und Wulsdorf, die später bis zum Hauptbahnhof geführt wurde.

Im Jahr 1924 vereinigten sich die Städte Lehe und Geestemünde zur neuen Stadt Wesermünde und 1926 wurde die Gesellschaft in „Straßenbahn Bremerhaven-Wesermünde AG“ umbenannt. Zum hundertjährigen Bestehen Bremerhavens im Jahre 1927 ergaben sich auch einige Veränderungen im Nahverkehr: Die Straßenbahnlinie wurde vom Bahnhof Langen bis Friedrichsruh weitergeführt. Die Gesamtgleislänge der Straßenbahn betrug jetzt 39,14 Kilometer. Mittlerweile waren 12 Omnibusse in Wesermünde gemeldet. Eine Omnibuslinie verkehrte nun sogar bis nach Weddewarden. Am 17. August 1929 führte die Straßenbahn AG eine ständige Buslinie nach Spaden ein, im März 1931 einen Motorbootsfährbetrieb zwischen Kanalbrücke und Fischereihafen. 1939 wurde die Stadt Bremerhaven nach Wesermünde eingemeindet, sodass der Betrieb in „Straßenbahn Wesermünde Aktiengesellschaft“ umbenannt wurde. Nachdem sich Wesermünde 1947 in Bremerhaven umbenannt hat, erfolgte die Umbenennung in „Verkehrsgesellschaft Bremerhaven AG“, die heute noch unter der Marke "BremerhavenBus" das Busliniennetz in der Stadt betreibt.

Am 1. Juli 1958 wurden die Oberleitungsbusse aus dem Verkehr gezogen. 1960 fuhr die Straßenbahnlinie 3 zum letzten Mal von Wulsdorf ab. Seitdem werden dort nur noch Busse eingesetzt. Am 8. Januar 1961 wurde der Omnibusbetriebshof der VGB an der Stadtgrenze in Langen in Betrieb genommen und wenige Jahre später am 7. Dezember 1965 fuhr der erste Gelenkbus bei der VGB. Am 2. Juni 1980 wurde der Omnibusbetriebshof der VGB neben der Feuerwache an der Straße „Zur Hexenbrücke“ seiner Bestimmung übergeben.

Einstellung

Nach 75 Jahren wurde mit der zwischen dem Hauptbahnhof und Stadtgrenze Langen verkehrenden Linie 2 der Straßenbahnbetrieb am 30. Juli 1982 eingestellt. Seitdem verkehren nur noch Busse im Stadtgebiet. Die Fahrgastzahlen haben sich seit 1975, als die Straßenbahn noch täglich und bis spät in den Abend fuhr, von damals 25 Millionen auf heute 13 Millionen Kunden nahezu halbiert.

Einige der neueren Hansa-Kurzgelenkwagen wurde nach Einstellung des Betriebs an die Bremer Straßenbahn abgegeben. Ein Teil dieser Wagen befindet sich bis heute im Einsatz bei der Straßenbahn Timişoara in Rumänien, wohin sie 1995 von Bremen aus weitergereicht wurden.

Ausblick

1998 legte der Verkehrsclub Deutschland ein Konzept zur Wiedereinführung der Straßenbahn als moderne Stadtbahn vor.[1] Dieses Konzept sah neben der Umstellung der innerstädtischen Hauptnachfrageachsen auf Stadtbahnbetrieb (u. a. zwischen Leherheide – Stadtmitte – Hauptbahnhof und Wulsdorf) auch die umsteigefreie Anbindung des Umlandes (Cuxhaven, Bad Bederkesa und Bremervörde) auf bestehenden Eisenbahnstrecken nach dem Karlsruher Modell vor. Die Sinnhaftigkeit dieses Projektes wurde in den Jahren 2000 und 2002 durch Gutachten der Unternehmensberatung TransTec (Hannover) sowie der Gesellschaft für fahrgastorientierte Verkehrsplanung (Nürnberg) bestätigt. Die Realisierung des Stadtbahnprojekts ist jedoch auf absehbare Zeit unwahrscheinlich, da die regierende Koalition aus SPD und CDU das Projekt als zu teuer ablehnt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. VCD-Konzept Wiedereinführung Straßenbahn

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