- AW Schwetzingen
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Das Eisenbahnausbesserungswerk Schwetzingen bestand von 1918 bis 1989. Es wurde auf der Gemarkungsgrenze Schwetzingen/Plankstadt errichtet und trug zuerst die Bezeichnung Eisenbahn-Betriebswerkstätte. Im Ausbesserungswerk Schwetzingen wurden Dampflokomotiven (bis 1930) und Güterwagen gewartet bzw. ausgebessert.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Um die Jahrhundertwende hatten die Eisenbahnen im Deutschen Reich eine Streckenlänge von gut 51.000 km. Der Ausbau der Hauptstrecken war somit weitgehend abgeschlossen. Für die vorhandene Fahrzeugbestände reichten die bis dahin existierenden Werkstätten nicht mehr aus, so das der Bau eines Eisenbahnausbesserungswerkes im Raum Mannheim/Heidelberg angeregt wurde. Die Wahl für ein solches Werk fiel auf Schwetzingen. In einer Sitzung des Bürgerausschußes von Schwetzingen am 14. Oktober 1912 wurde die Errichtung einer Eisenbahn-Betriebswerkstätte einstimmig beschlossen. Das Werk wurde in den Jahren 1913 bis 1917 erbaut und 1918 in Betrieb genommen. Durch den 1.Weltkrieg bestand hoher Bedarf an Ausbesserungsarbeiten an den Fahrzeugbeständen das zur Folge hatte, dass das Werk 1919/1920 etwa 1.100 Beschäftigte hatte. Von diesem Zeitpunkt an war das Eisenbahnausbesserungswerk Schwetzingen auf Jahrzehnte der größte Arbeitgeber im Raum Schwetzingen/Plankstadt.
Das Werk im 2. Weltkrieg
Zur Zeit des 2. Weltkrieges entstanden auf dem Werksgelände mehrere Bunkeranlagen. Im südlichen Teil wurde ein Hochbunker (Winkelturm) gebaut, an andere Stelle entstanden 4 Tiefbunker, die heute noch existieren. Der Hochbunker wurde nach dem 2. Weltkrieg gesprengt. Auf den Dächern der Wagenhallen wurden Beobachtungstürme gegen Fliegerangriffe angebaut. Die Türme waren mit 20 mm dicken Panzerplatten als Splitterschutz verkleidet. Auf dem Werksgelände befand sich auch seit Ende 1943 ein Schießstand. Am 19. März 1945 wurde das Ausbesserungswerk von der Royal Air Force durch Fliegerangriffe beschädigt, dabei kamen 22 Beschäftigte ums Leben.
Nachkriegszeit
In den 60er Jahren ging die Zahl der Beschäftigten zurück, da die Arbeitskräfte aufgrund besserer Verdienstmöglichkeiten in die private Industrie abwanderten. Der Bedarf an neuen Arbeitskräften wurde durch die Anwerbung von Gastarbeitern gedeckt. Ab 1965 wurden viele der Gastarbeiter wegen des geringen Arbeitsaufkommen in den Rangier- und Verladedienst versetzt. Ab 1974 begann eine stetige Reduzierung der Arbeitsleistung mit dem Ziel, das Werk zu schließen.
Schließung
Aufgrund des geringen Verkehrsaufkommen bei Güterwagen ging ab den 70er Jahren das Arbeitsaufkommen im Ausbesserungswerk Schwetzingen immer mehr zurück. Es drohte die Schließung des Werkes. Die Personalvertretung sowie die Werksleitung unternahmen große Anstrengungen die drohende Schließung abzuwenden. Es wurden Politiker des Deutschen Bundestages sowie des Landtages, der Bundesminister für Verkehr und der Hauptpersonalrat der Deutschen Bundesbahn mit einbezogen. Es gab Protestaktionen in Schwetzingen, hauptsächlich von den Betroffenen selbst und deren Angehörigen.
Am 11. Oktober 1983 wurde die Schließung des Ausbesserungswerks Schwetzingen mit einem Erlass des Bundesministers für Verkehr genehmigt. 1985 wurde nochmals die Einbeziehung des Werks in die Leistungsplanung der Güterwageninstandsetzung erreicht. Im April 1987 wurden weitere Arbeitskräfte in das AW Karlsruhe versetzt. Die Zentralstelle Mainz verfügte im September 1987 den weiteren Abbau von Arbeitskräften bis zur völligen Stilllegung am 31. Dezember 1989. Über 70 Jahre Eisenbahngeschichte in Schwetzingen gingen zu Ende.
Werkstätten und Einrichtungen
Im Laufe der über 70jährigen Geschichte des Ausbesserungswerks Schwetzingen entstanden zahlreiche Einrichtungen auf dem Werksgelände. Einige davon wurden auch wieder stillgelegt, gerade in den 30er Jahren wo die Aufarbeitung von Dampflokomotiven wegfiel. Ab da an wurden nur Güterwagen und Eichgerätefahrzeuge bzw. Sonderfahrzeuge ausgebessert.
Werkstätten
- Elektrowerkstatt
- Mechanische Tischlerwerkstatt
- Bremsventilwerkstatt
- Betriebsschlosserei
- Ausbildungswerkstatt
- Eichwerkstatt
Hallen
- Wagenricht-Halle I
- 2 Kräne mit je 20 t Tragkraft
- 2 Kräne mit je 16 t Tragkraft
- 6 Kräne mit je 12 t Tragkraft
- Wagenricht-Halle II
- 2 Kräne mit je 20 t Tragkraft
- Radsatzdreherei
- Abrüsthalle
Sonstige Einrichtungen
- Drehgestellkocherei
- Schmiede/Federschmiede
- Tragfeder-Aufarbeitung
- Lagergießerei
- Schweißerei
- Altholz-Aufarbeitung
- Lackiererei
- Sattlerei
- Farblager
- Werkfeuerwehr
- Kesselhaus
- Trafo-Station
- Kläranlage
- Schiebebühnen
- A - 60 t Tragkraft
- B - 50 t Tragkraft
- C - 25 t Tragkraft
- D - 60 t Tragkraft
- E - 90 t Tragkraft
- F - 90 t Tragkraft
Sonstiges
Das Werk trug in seiner Geschichte mehrere Bezeichnungen.
- Eisenbahn-Betriebswerkstätte (bei der Eröffnung)
- EAW - Eisenbahn-Ausbesserungswerk (in den 20er Jahren)
- RAW - Reichsbahn-Ausbesserungswerk (in den 30er Jahren)
- BAW - Bundesbahn-Ausbesserungswerk (ab 1949)
- BAWst - Bundesbahn-Ausbesserungswerkstätte (ab 1986)
Der letzte ausgebesserte Güterwagen verließ das Ausbesserungswerk Schwetzingen am 10. Oktober 1988
Die meisten Bauten sind auf dem Werksgelände, das immer noch der Deutschen Bahn AG gehört, vorhanden. Das Verwaltungsgebäude dient heute als Übergangsheim für Aussiedler, zu diesem Zweck wurden auch noch zusätzlich kleinere Gebäude auf dem Werksgelände errichtet. Für die nächsten Jahre ist die Schließung des Übergangheimes und der Abriss aller auf dem Werksgelände vorhandenen Bauten vorgesehen. Danach soll das Gelände verkauft werden.
Quellen
Das Eisenbahn-Ausbesserungswerk Schwetzingen, Autor: Siegfried Born, Herausgeber: Bürgermeisteramt Schwetzingen, Erste Auflage 1995
49.39258.5766666666667Koordinaten: 49° 23′ 33″ N, 8° 34′ 36″ O
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