Brian Wilson presents Smile

Brian Wilson presents Smile

Brian Wilson presents Smile ist die Veröffentlichung des Musikalbums Smile, welche am 28. September 2004 stattfand. Brian Wilson spielte dieses Album mit seiner zehnköpfigen Band, zu der die Gruppe The Wondermints gehört, ein. Bereits im Frühjahr 2004 war Wilson mit Smile auf Tournee gegangen.

Die Songs zu diesem Album entstammen einer Zusammenarbeit von Brian Wilson und Van Dyke Parks in der Periode Ende 1966/Anfang 1967. Wilson hatte dieses Album für die Beach Boys konzipiert. Allerdings ging er in späteren Jahren dazu über zu behaupten, es sei immer als sein Solo-Album geplant gewesen.

Produziert wurde das Album von Brian Wilson. Als Mixdown-Producer fungierte Darian Sahanaja.

Inhaltsverzeichnis

Dumb Angel / Smile in der Geschichte

1966 konnten die Beach Boys mit ihrem Album Pet Sounds und der darauffolgenden Single Good Vibrations große Erfolge erzielen. Wilson – durch Freunde davon überzeugt, dass Ehrgeiz nicht gleich Wahnsinn sei – wollte jedoch noch mehr erreichen. Der Produzent Terry Melcher machte ihn mit dem Musiker Van Dyke Parks bekannt. Parks hatte bisher als Studiomusiker und Texter gearbeitet. Brian Wilson war von der Wortgewandtheit und dem Sprachstil Parks’ zutiefst beeindruckt, aber vor allem dessen Texte imponierten ihm. Also verpflichtete Wilson Parks als Partner für sein neues Album. Wilson und Parks hatten den mutigen Entschluss gefasst, eine „Teenage Symphony to God“ zu schaffen. Anfangs nannte Wilson das Projekt „Dumb Angel“, wenig später änderte er den Titel in Smile um, da er der Menschheit das Lachen zeigen wollte, das er dank bewusstseinverändernder Drogen bereits gefunden hatte.

Wilson und Parks erstellten das Konzept für ein Album, welches eine Aufarbeitung der Geschichte Amerikas darstellen sollte. Der Weg sollte von den Indianern und Pilgervätern bis nach Hawaii führen. Parallel wurde das Album in drei verschiedene Hauptteile konzipiert, die gemeinsam durch das Album flossen. Dazu versuchte Wilson, musikalisch die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft darzustellen.

Parks brachte Wilson von den üblichen Themen der Beach Boys wie Liebe und Romantik weg, hin zu freien Wortassoziationen und elliptischen Bildern. Die Texte kreisten um die Kindheit, Adoleszenz, aber ebenso um die Kraft des Lächelns und den Wunsch nach einem unkomplizierten Leben. Das Konzept des Albums pendelte durch die verschiedensten Musikstile und brachte neben nicht ganz eingängiger Popmusik auch Einflüsse des Jazz, Bach, und Vaudeville mit sich. Untermauert wurden diese Stile mit Vibraphon, Electro-Theremin, Party- und Arbeitsgeräuschen (Titel Workshop: Sägen, Schraubenzieher, Handbohrer usw.). Als Zentralpunkt dieses Werkes stand der Titel Surf’s Up. Er zeigte die Hoffnung, die Träume, das Sein des Menschen und hatte die Aussage: Zurück zur Kindheit, zurück an den Strand. Zurück auf die Welle, bis man schließlich Gottes Wort hört, manifestiert in einem Kinderlied. Sogar Gott muss zu diesem Zeitpunkt lächeln.

Surf’s Up war einer der ersten Titel, den Brian Wilson und Van Dyke für Smile geschrieben hatten. Die anderen Bandmitglieder der Beach Boys hatten jedoch Probleme mit dem Konzept. Vor allem Mike Love kritisierte den Text. „Erkläre mir das, was bedeutet das“ soll er immer wieder gefragt haben. Parks fühlte sich in die Defensive gedrängt und erklärte Love daraufhin, dass der Text überhaupt nichts bedeute.

Viele weitere Stücke wurden von Wilson und Parks geschrieben. Wilson nahm mit Studiomusikern den Instrumentaltrack auf, anschließend gingen die Beach Boys ins Studio, um den Gesang aufzunehmen. Darunter war auch der Song Heroes & Villains, der immer wieder neu strukturiert und umgeschrieben wurde, so dass mehrere verschiedene unfertige Versionen existieren. Dieser Titel sollte als erste Single aus dem Album veröffentlicht werden. Da Capitol Records sich weigerte, den Titel auf den Markt zu bringen, brachten ihn die Beach Boys über ihre eigene Plattenfirma Brother Records kurzerhand selbst heraus. Der Titel kam, gekürzt auf dreieinhalb Minuten, immerhin auf Platz 12 der Charts.

Brian Wilsons kreativer Fluss wurde immer wieder unterbrochen. Anfangs stellte Capitol Records ein Hindernis für die Aufnahmen dar, da sie dem „Smile“-Album nicht aufgeschlossen gegenüberstanden und es nicht veröffentlichen wollten. Dazu lagen die Beach Boys mit der Plattenfirma im Streit. Es ging hierbei um die Verlängerung des auslaufenden Plattenvertrages und um Tantiemenzahlungen, welche Capitol Records den Beach Boys noch schuldete.

Als 1967 der Streit endlich beigelegt werden konnte, war Brian Wilsons Wille Smile zu vollenden, gebrochen. Dazu hatte auch Van Dyke Parks Wilson bereits verlassen, da dieser die ständige Nörgelei der anderen Bandmitglieder nicht mehr ertragen konnte. Als Capitol Records endlich bereit war, das Album zu veröffentlichen, hatten die Beatles bereits ihr Sgt. Pepper’s-Album auf den Markt gebracht, was eine direkte Antwort auf Pet Sounds von den Beach Boys war. Dazu hatte sich 1967 die Musikszene durch den Einfluss der Hippies nahezu über Nacht verändert und Wilson fürchtete, dass Smile in der Bugwelle der psychedelischen Bewegung kentern und untergehen könnte. Die fertigen Smile-Tonbänder verschwanden. Brian Wilson behauptete viele Jahre, er habe die Bänder in seiner Enttäuschung zerstört und auch mit der Absicht, eine Veröffentlichung unmöglich zu machen. Jahre später stellte sich aber heraus, dass Wilson es nicht über das Herz gebracht hatte, die fertigen Aufnahmen zu zerstören und es viele fertige Bänder sowohl in den Kellerräumen von Brian Wilson als auch bei Van Dyke Parks gab.

1967 gingen Brian Wilson und Van Dyke Parks unverrichteter Dinge auseinander. Smile sollte als „größtes verlorenes Album“ in die Rockgeschichte eingehen und wurde zu einem Mythos.

In den nächsten Jahren tauchte immer wieder Smile-Material oder Fragmente daraus auf Beach-Boys-Alben auf.

Brian Wilson presents Smile

Immer wieder, in den verschiedenen Jahrzehnten, bekundete Brian Wilson die Möglichkeit, Smile doch noch zu veröffentlichen, was dann 2003 auch geschah. Wilson, beziehungsweise seine Ehefrau Melinda, hatte die Idee, das Smile-Album als symphonisches Gesamtwerk live aufzuführen und damit eine Tournee zu starten.

Wilson traf sich mit seinem alten Freund Van Dyke Parks – der Kontakt riss nie vollständig ab – und man begann wieder, an Smile zu arbeiten. Parks vervollständigte und überarbeitete die vorhandenen Texte und stand Wilson mit seinem Wissen zur Seite. Des Weiteren holte sich Wilson den jungen Musiker Darian Sahanaja in sein Team. Sahanaja war Keyboarder in Wilsons Tourband und ein absoluter Experte für das Smile-Album, der offensichtlich jedes Bootleg besaß, das es von Smile gab. Wilson übergab Sahanaja eine handgeschriebene Liste der geplanten Titel für Smile. Einige Songs waren allerdings Wilsons Zensur zum Opfer gefallen, da er diese Stücke nicht auf dem Smile-2004-Album haben wollte. Die Liste umfasste 21 der ursprünglich über 30 Songs. Hieraus wurden weitere Stücke gestrichen oder zusammengefügt. Schließlich wurde noch Good Vibrations aufgenommen, das Wilson anfangs auch nicht auf Smile haben wollte. Wilson bat Parks darum, den Text von Good Vibrations noch einmal zu überarbeiten. Dieser hielt es allerdings nicht für nötig und riet ihm dazu, einfach den Originaltext von Tony Asher zu verwenden, was Wilson tat. Als letzter Schritt, wurde die Reihenfolge der Lieder etwas verändert.

Gemeinsam arrangierten Brian Wilson und Darian Sahanaja das Album für die zehnköpfige Band. Für die Liveauftritte engagierten sie schließlich noch die Stockholm Strings ’n’ Horns, um die aufwändigen Arrangements spielbar zu machen. Im Februar 2004 wurde Smile schließlich uraufgeführt. Als Ort der Premiere wurde London auserkoren. Wilson wollte ein Konzert im kleineren Rahmen veranstalten, also entschied man sich für die Royal Festival Hall. Der Ansturm auf Karten war allerdings so groß, dass die Band sechs weitere Konzerte in London spielen musste, um der Nachfrage nachzukommen. Nach der erfolgreichen Europatournee versammelte sich die Band im Studio, um Smile als Studioalbum aufzunehmen. Sie beschlossen, weiterhin die Live-Arrangements – mit kleinen Änderungen – zu verwenden und das Album mehr oder minder auch live einzuspielen. Allein für die Single Good Vibrations hatte Wilson 1966 ein halbes Jahr benötigt, das gesamte Smile-Album nahm die Band in drei Tagen auf. Danach gingen sie erneut auf Tournee und bereisten die USA, Australien, Neuseeland und Japan.

Am 29. September 2004 wurde Smile schließlich veröffentlicht. Neu eingespielt, neu aufgenommen und HDCD-codiert, lag das Album 37 Jahre „zu spät“ in den Verkaufsregalen.

Brian Wilson hegte anfangs große Zweifel, ob sich dieses Album überhaupt verkaufen würde, welche sich aber als falsch herausstellten. Bereits eine Woche nach Veröffentlichung war Smile weltweit in den Hitparaden vertreten. Die größten Erfolge waren ein siebter Platz in Großbritannien, wo das Album Gold-Status erreichte und Rang 13 in den USA. Dazu war es in den Top 30 in Australien, Japan, den Niederlanden, Deutschland, der Schweiz und in vielen weiteren Ländern.

Smile wurde als „Album des Jahres 2004“ ausgezeichnet. Dazu wurde es für drei Grammys nominiert. Für das „beste Vocal Pop Album“, für die „beste Instrumental Rock Performance“ und für das „beste Studio Engineering“. Letztlich bekam Brian allerdings nur den Grammy für die „beste Instrumental Rock Performance“ für Mrs. O’Learys Cow. Dieser Titel symbolisiert das Element „Feuer“ auf dem Smile-Album. Der Titel geht darauf zurück, dass die Kuh einer gewissen Mrs. O’Leary durch das Umtreten einer Lampe angeblich den Brand von Chicago im Jahre 1871 ausgelöst haben soll.

Songliste

  1. Our Prayer/Gee (Brian Wilson)
  2. Heroes and Villains (Brian Wilson/Van Dyke Parks)
  3. Roll Plymouth Rock (Brian Wilson/Van Dyke Parks)
  4. Barnyard (Brian Wilson/Van Dyke Parks)
  5. The Old Master Painter/You Are My Sunshine (Davis/Gellespie/Smith)
  6. Cabinessence (Brian Wilson/Van Dyke Parks)
  7. Wonderful (Brian Wilson/Van Dyke Parks) UK-Charts #29
  8. Song for Children (Brian Wilson/Van Dyke Parks)
  9. Child Is Father of the Man (Brian Wilson/Van Dyke Parks)
  10. Surf’s Up! (Brian Wilson/Van Dyke Parks)
  11. I’m in Great Shape/I Wanna Be Around/Workshop (Brian Wilson/Van Dyke Parks/Mercer/Vimmerstadt)
  12. Vega-Tables (Brian Wilson/Van Dyke Parks)
  13. On a Holiday (Brian Wilson/Van Dyke Parks)
  14. Wind Chimes (Brian Wilson/Van Dyke Parks)
  15. Mrs. O’Leary’s Cow (Brian Wilson)
  16. In Blue Hawaii (Brian Wilson/Van Dyke Parks)
  17. Good Vibrations (Brian Wilson/Tony Asher/Mike Love) UK Charts #30

Der Song Good Vibrations wurde für Brian Wilson presents Smile mit neuem Text aufgenommen. Mit Ausnahme der ersten Textzeile und des Chorus stammt dieser Text aus der originalen (unvollendeten) Version, die Tony Asher noch während der Aufnahmen zu Pet Sounds im Februar 1966 geschrieben hatte. Der Text der Single-Version vom Oktober 1966 stammt von Mike Love. Für die Version 2004 bat Wilson Van Dyke Parks, den Text noch einmal zu überarbeiten, was dieser allerdings für unnötig hielt.

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