- Brief des Barnabas
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Der Barnabasbrief ist ein Schriftzeugnis des frühen Christentums und gehört dem Textkorpus der Apostolischen Väter an. Es handelt sich nicht um einen Brief im eigentlichen Sinn. Wie bei frühkirchlichen Briefen sonst oft der Fall, ist er auch nicht an eine Gemeinde adressiert. Der anonyme Text hat die Form einer theologischen Lehrschrift.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Der Autor des Briefes ist unbekannt. Sein Name mag Barnabas gewesen sein, doch die Assoziation mit dem neutestamentlichen Barnabas gilt als ausgeschlossen (s. auch Barnabas (Apostel) Der Autor benutzt vielfach das in Alexandrien beliebte Mittel der Allegorie, um seine Argumente zu untermauern. Außerdem wird der Brief zuerst in Alexandrien erwähnt. Daher wird vermutet, er sei dort entstanden.
Der Barnabasbrief kann aufgrund historischer Bezüge (Kap. 16, Verse 3-4) sicher auf die Zeit zwischen der Zerstörung des jüdischen Tempels in Jerusalem (70 n. Chr.) und dem Bar-Kochba-Aufstand (im Jahre 132) datiert werden. Eine genauere Datierung wird dann schwieriger, wobei einige Theologen aufgrund fehlender Zitate aus dem Kanon des Neuen Testaments eine relativ frühe Entstehung (Ende des 1. bis Anfang des 2. Jahrhunderts) annehmen. Eine kurze, isolierte Referenz in Kap. 4, Vers 14 zum Matthäusevangelium, Kap. 20, 16 bzw. 22, 14, kann auch Teil der damals noch verbreiteten mündlichen Überlieferung sein. Solche mündlichen Traditionen sind etwa in Kap. 7, 3 und 7, 5 erkennbar.
Einordnung und Kritik
Der Brief galt einigen Kirchenvätern (Clemens von Alexandria, Origenes, Hieronymus) als kanonisch, und ist auch im Codex Sinaiticus ohne Abgrenzung von den anderen kanonischen Büchern des neuen Testaments enthalten. Dagegen lehnte Eusebius von Caesarea den Barnabasbrief als häretisch (von der Kirchenlehre abweichend, ketzerisch) ab, weil die jüdische Lehre eben nicht überholt und durch die christliche abgelöst worden sei. Die jüdische Lehre sei hingegen, wie in einigen Evangelien und Apostelgeschichte geschildert, durch Christus lediglich erfüllt worden. Damit widerspricht der Barnabasbrief entscheidend der biblischen Lehre.
Textüberlieferung
Der griechische Text ist vollständig im Codex Sinaiticus (4. Jh) und dem Codex Hierosolymitanus (11. Jh) erhalten. Daneben gibt es auch eine teilweise erhaltene, aber ungenaue lateinische Übersetzung aus dem 4. oder 5. Jahrhundert, sowie einige spätere Handschriften.
Inhalt
Inhaltlich setzt sich die Abhandlung mit dem Konflikt zwischen altem Bund (Judentum) und neuem Bund (Christentum) auseinander. Der Autor bemüht sich, die jüdische Lehre als überholt und von der christlichen abgelöst darzustellen. Die Juden verstünden die Schrift nicht, weil "ein böser Engel sie beschwatzte." Sie seien "wegen ihrer Sünden" des Bundes mit Gott "nicht würdig". So würden Jerusalem und Israel "dem Untergang anheimgegeben."
Dies ist eventuell eine Reaktion auf ein Wiedererstarken der jüdischen Gemeinden nach der Zerstörung des Tempels. Insofern gibt der Brief Einblick in die theologischen Auseinandersetzungen in der frühen Kirche.
Im Barnabasbrief findet sich erstmals eine theologische Begründung, warum die Christen den Sonntag und nicht den Sabbat als Feiertag halten: Der achte Tag ist der erste Tag der Neuen Schöpfung, die Ostern an einem Sonntag begonnen hat.
Der Barnabasbrief weist eine Reihe theologischer und sprachlicher Parallelen zum Hebräerbrief auf, sodass über eine gemeinsame Autorschaft spekuliert worden ist.
Interessant ist weiter, dass alttestamentliche Apokryphen als kanonische Schriften angesehen werden: In Kap. 4, Vers 3 und Kap. 16, Vers 5 wird aus dem Buch Henoch zitiert, und Kap. 12, Vers 1 zitiert aus dem 4. Buch Esdras.
Literatur
Quellenausgaben und Kommentare
- Die Apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe. JCB Mohr, Tübingen 1992. ISBN 3-16-145887-7
- Der Barnabasbrief. Übersetzt und erklärt von Ferdinand R. Prostmeier. Reihe: Kommentar zu den Apostolischen Vätern (KAV, Bd. 8). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999. ISBN 3-525-51683-5
- Didache (Apostellehre). Barnabasbrief. Zweiter Klemensbrief. Schrift an Diognet. Eingeleitet, hrsg., übertr. und erl. von Klaus Wengst. Schriften des Urchristentums 2. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt (1984) 2004. ISBN 3-534-18262-6
- Der Barnabasbrief. Erklärt von Hans Windisch. Reihe: Handbuch zum Neuen Testament, Erg.-Bd.: Die Apostolischen Väter 3. Mohr, Tübingen 1920
Sekundärliteratur
- Klaus Wengst: Art. Barnabasbrief. In: Theologische Realenzyklopädie 5 (1980), S. 238-241
- Klaus Wengst: Tradition und Theologie des Barnabasbriefes. Arbeiten zur Kirchengeschichte 42. de Gruyter, Berlin u.a. 1971 ISBN 3-11-003975-3
- Ferdinand R. Prostmeier: Antijüdische Polemik im Rahmen christlicher Hermeneutik. Zum Streit über christliche Identität in der Alten Kirche. In: Zeitschrift für Antikes Christentum 6 (2002) 38–58.
- James N. Rhodes: The Epistle of Barnabas and the Deuteronomic Tradition. Polemics, Paraenesis, and the Legacy of the Golden-Calf Incident. WUNT 2/188. Mohr Siebeck, Tübingen 2004 ISBN 3-16-148377-4
Siehe auch: Kirchenväter, Kirchenlehrer, katholische BriefeWeblinks
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