- Brocante
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Brockenhaus (oder Brockenstube) ist in der Schweiz seit Ende des 19. Jahrhunderts eine Selbstbezeichnung vieler Gebrauchtwarenläden (Secondhand-Läden), wo sich preiswert gebrauchte Alltagsgegenstände erwerben lassen. Heute hat sich vielfach die Kurzbezeichnung Brocki etabliert; manche Geschäfte oder Filialen nennen sich aber auch z. B. „Brockenhalle“ oder „BrockiShop“.
Geschichte
Die Bezeichnung Brockenhaus geht auf das Bibelzitat in Johannes 6.12 über die Speisung der Fünftausend zurück, wonach Jesus zu seinen Jüngern sprach: "Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nichts verloren gehe!" (in Anlehnung an die Übersetzung von Luther). Der deutsche evangelische Theologe Friedrich von Bodelschwingh (1831–1910), Gründer der Bethelmission, schuf 1872 eine "Anstalt für Fallsüchtige" (Epileptiker) und eröffnete eine Sammel- und Verkaufsstelle für gebrauchte Waren, deren Ertrag zur Finanzierung seines sozialen Werkes diente. Er nannte sie in Anlehnung an die zitierte Bibelstelle „Brockenhaus“. Der Philanthrop J. Müller setzte diese Idee in Berlin in den 1890er Jahren auch zur Arbeitsbeschaffung um.
In der Schweiz wurden Brockenhäuser ab ca. 1895 (andere Angabe: 1906), zunächst von der Heilsarmee, später auch von anderen Organisationen gegründet. Während die zahlreichen "Brockis" in der Schweiz seit langem landestypische und populäre Einrichtungen darstellen, ist der Begriff in weiten Teilen Deutschlands heute praktisch unbekannt. In Wuppertal-Barmen trägt ein Sozialkaufhaus wieder den Namen „Das Brockenhaus“. Die Bezeichnung wurde in Anlehnung an die „Barmer Brockensammlung“ gewählt, aus der sich Anfang des 20. Jahrhunderts Bedürftige mit allerlei Brauchbarem bedienen durften, welches wohlhabende und fromme Bürger gespendet hatten. In Mainz führt ein Secondhand-Laden den Namen „Brockenhaus“.
Heutige Situation in der Schweiz
Ausser von der Heilsarmee werden als Brockenhäuser bezeichnete Secondhand-Länden in der Schweiz vielfach auch von anderen karitativen Organisationen geführt und dienen teilweise auch der Mitfinanzierung ihrer sozialer Anliegen und/oder als Beschäftigungsmöglichkeit für behinderte oder randständige Personen (Obdachlose, Alkoholiker, Drogensüchtige usw.). Brockenhäuser erhalten ihre Gebrauchtwaren, zumindest im ursprünglichen karitativen Konzept, meist kostenlos von Bürgern, von Unternehmen oder von Haushaltsauflösungen. Beispiele von Organisationen, die Brockenhäuser führen, sind die Heilsarmee, das Blaue Kreuz, die Emmaus-Organisation, die Frauenvereine und HIOB International (Abkürzung für „Hilfsorganisation Brockenstuben“, gegründet 1984, eine Organisation für den Recycling von medizinischen Einrichtungen, Industrie- und Handelsgütern). Die Heilsarmee betreibt heute in der Schweiz etwa 25 Verkaufsläden, HIOB International 22, das Blaue Kreuz 13 Brockenstuben.
In den letzten Jahren traten zusätzlich auch vermehrt privat geführte Altwarenhändler in Erscheinung, zum Teil mit der gleichen Motivation, zum Teil als gewinnorientierte Unternehmen, da der Begriff „Brockenhaus“ bzw. „Brockenstube“ frei ist. Neben den meist christlich-karitativen gibt es daher in der Schweiz auch zahlreiche private, rein kommerziell geführte Brockenhäuser, Altwarenhändler und Trödler, die den positiv belegten und gut eingeführten, jedoch nicht geschützten Begriff Broki, Brockenstube oder Brockenhaus usw. in ihrem Firmennamen stolz tragen und werblich auch völlig legal benutzen.
Ähnliche Begriffe und Einrichtungen
Manchmal (in französischsprachigen Gebieten generell) wird das Brockenhaus mit dem französischen Wort "Brocante" oder verdeutscht Brocanthaus bezeichnet. "La brocante" kann im Französischen allerdings entweder ein Brockenhaus oder auch ein kommerzielles Geschäft mit höherwertigen Antiquitäten bezeichnen oder auch einfach einen Trödelmarkt.
Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben die öffentlichen Flohmärkte teilweise die Funktion der Brockenhäuser und des Handels mit Secondhand-Waren mit übernommen und stehen mit ihnen in Wettbewerb.
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