- Broch (Befestigung)
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Ein Broch ist eine runde, eisenzeitliche turmartige Anlage, die ausschließlich in Schottland, und dort insbesondere in der Grafschaft Caithness, aber auch auf den vorgelagerten Inseln (Orkney, Shetlands und Hebriden) zu finden ist. Im südlichen Teil des Landes sind Brochs sehr selten. Insgesamt wurden bisher die Überreste von etwa 500 Brochs gefunden. Sie werden auch fälschlich als Pict's houses bezeichnet beziehungsweise in der Geschichtsschreibung der viktorianischen Zeit als Pictish castles, woher sicherlich ein Teil der überzogenen Interpretationen als reine Wehrbauten rührt.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft und Entstehung
In ganz Britannien ist der Bau von runden Gebäuden vom Neolithikum (Grooved ware) bis ins Mittelalter belegt. Jedoch wurden die meisten aus Holz gebaut und verfielen mit der Zeit. In Nordschottland und den schottischen Inseln ist und war Bauholz aber ein seltener und wertvoller Werkstoff, während Stein, oft schon in gebrauchsfähiger Form, in großen Mengen zur Verfügung stand. So wurden mehrere jungsteinzeitliche Siedlungen auf den Orkneys in Stein errichtet und sind so erhalten geblieben.
Bevor die Brochentwicklung ihren Höhepunkt erreichte, gab es in Schottland bereits roundhouses. Die ältesten sind nach derzeitigem Stand die Rundhäuser von Quanterness und Calf of Eday (nach Calder The Potter's Workshop genannt) auf den Orkneys. Ihre Anfänge reichen bis auf das Jahr 700 v. Chr. zurück. Für den Broch in der "klassischen Bauweise" als Turm mit doppelwandigem Mauerwerk werden Orkney, Skye und die kleine Insel Tiree als mögliche Entwicklungszentren kontrovers diskutiert. Der frühste, durch 14C-Datierung gesicherte Baubeginn ist nach derzeitigem Kenntnisstand für die Zeit um 400 v. Chr. gesehen (Scatnes Broch, Shetland). Die längste, gleichfalls durch 14C-Datierung gesicherte wohl ununterbrochene Nutzungsdauer, reichte bis ins späte 8. Jahrhundert, möglicherweise sogar ins 9. Jahrhundert n. Chr. (Howe, Stromness, Orkney). Der Großteil dieser Bauwerke entstand jedoch in der Zeit zwischen 200 v. Chr. und 200 n. Chr.
Bei dem in der Literatur als "älteren" Broch diskutierten Broch of Bu (auch einfach angesprochen als Bu oder Bu Broch), der bis auf 600 v. Chr. datiert ist, handelt es sich (möglicherweise) um einen Vertreter der "nicht klassischen" Bauweise, also um einen Bau ohne Doppelwandstrukturen in den aufgehenden Geschossen, der typologisch somit in die Gruppe der einfachen "roundhouses" vergleichbar Quanterness und Calf of Eday fallen. Wobei es keinerlei Erkenntnisse über aufgehende Strukturen gibt. Wenn es sie gab, müssen sie abgetragen und andernorts verbaut worden sein, weil Einsturzspuren wie etwa bei Howe bei der Notgrabung nicht vorgefunden wurden.
Bauweise
Die Architektur der Brochs ist komplex. Typischerweise sind es fensterlose Türme aus Trockenmauerwerk, mit etwa 10 bis 15 Meter Durchmesser und bis zu 15 Meter Höhe. Es gibt aber vereinzelt auch Brochs mit anderen Proportionen, wie den Broch o' Gurness mit 20 Metern und, als größten bekannten, Edin's Hall mit etwa 30 Meter Durchmesser. Auch bei ihnen schließt man aus der Stärke der noch erhaltenen Mauern, dass sie 10 bis 15 Meter hoch gewesen sind. Die Besonderheit der Brochs ist die doppelwandige Mauer, die in ihrem Zwischenraum Treppen und Nischen enthält. Ebenerdig befindet sich der schmale, tunnelartige Eingang. Oft findet man in diesem Gang auch eine Wächterkammer genannte Zelle. Das Erdgeschoss enthält oft mehrere radial angeordnete, T-förmige Kammern. Zwar sind keine Decken oder Plattformen erhalten, aber aus den noch vorhandenen Balkenauflagen, Mauerabsätzen und Treppen wird geschlossen, dass manche Brochs über einen bis zu zweistöckigen Innenausbau verfügten. In einigen Rekonstruktionszeichnungen werden Brochs häufig mit konischen Holzdächern dargestellt; wie auch immer geartete Dachkonstruktionen sind aber nicht erwiesen.
Einige Brochs wurden auf den Ruinen älterer Gebäude errichtet. Bei der Auswahl des Bauplatzes wurden häufig militärisch günstige Orte, wie Hügel oder Halbinseln bevorzugt. Zusätzlich wurden sie vielfach mit Mauern und Gräben umgeben. Man findet Brochs aber auch in Lagen, bei denen militärische Gesichtspunkte eine offensichtlich zweitrangige Bedeutung hatten. Aktuelle Ausgrabungen zeigten, dass zumindest einige dieser Anlagen über eine eigene Wasserversorgung und Abwasserleitungen verfügten.
Funktion und Nutzung
Aufgrund der wehrhaften Erscheinung der Brochs, wurden sie früher als Fluchtburgen oder Sitz eines keltischen Anführers gedeutet. Inzwischen geht die Forschung davon aus, dass es sich um Wohnsitze der landbesitzenden Bevölkerung handelt. Indes stellt sich die Situation auf den Inseln South Juist und Lewis etwas anders dar. Hier gibt es wenige, aber größere Brochs, die sicher nicht der gesamten Bevölkerung als Wohnstätte gedient haben können. Es wird angenommen, dass Brochs als Monumentalbauten auch aus Prestigegründen von wohlhabenden oder sozial höhergestellten Familien errichtet wurden. Während manche Brochs bereits im zweiten Jahrhundert wieder aufgegeben wurden, kann eine Nachfolgenutzung durch Pikten nicht ausgeschlossen werden. Eine zumindest kurzfristige Nutzung durch die nachfolgenden Wikinger ist für einen Broch mit Sicherheit belegt: Mousayjar Borg, Mousa Broch, Shetland.
Einige Brochs (Midhowe, Gurness, Jarlshof, Clickhimin u. a.) waren umgeben von weiteren Siedlungsbauten, die teils recht schnell nachfolgend, wenn nicht gar zeitgleich entstanden, teils deutlich jüngeren Datums sind.
Beispiele
Der Broch o' Gurness bei Evie entstand zwischen 200 und 100 v. Chr., wahrscheinlich auf den Resten einer älteren Siedlung. 1930 entdeckte man hier erstmals eine in den anstehenden Fels gehauene, dann ausgekleidete Kammer, zu der eine steinerne Treppe hinabführte und in der sich Quellwasser sammelte. Inzwischen kennt man schottlandweit mehr als 30 vergleichbare Anlagen, die offensichtlich alle darauf zielten, eine eigenständige Trinkwasserversorgung der jeweiligen Brochs sicherzustellen.
Auch in Jarlshof befindet sich ein Broch inmitten einer teilweise wesentlich älteren Siedlung. Um den Broch herum finden sich hier bronzezeitliche Häuser, darunter eines, das offensichtlich von einem wandernden, irischen Bronzeschmied genutzt worden war, ferner Wheelhouses, normannische Langhäuser und eine mittelalterliche Farm bestehend aus zwei parallelen Langbauten. Die gesamte Anlage wurde letztmalig 1605 wesentlich verändert, als Patrick Stewart, Earl of Orkney, den von seinem Vater Robert angelegten Herrensitz erweiterte, wobei der Broch teilweise überbaut wurde. Dies Herrenhaus, der eigentliche, so von Sir Walter Scott so benannte "Jarlshof" war aber schon ab etwa 1675 wieder eine Ruine.
Am besten erhalten ist der Broch of Mousa auf der kleinen Insel Mousa, östlich von Mainland (Shetlandinsel)
. Ursprünglich war er etwa 15 Meter hoch bei einem Durchmesser von 15,2 Meter. Mit den in zwei Niveaus vorkragenden Steinringen auf der Innenseite des Bauwerks[1] (rote Linien) gilt Mousa zudem als Beispiel für sehr wahrscheinliche, hölzerner Innenausbauten ("Galerien"), deren Tragbalken für Fußboden-/Dachelemente auf diesen Kragsteinen auflagen. Gleichzeitig lässt sich die spiralförmig in die Höhe führende Treppe (gelbe Linien) zwischen den beiden im Trockensteinbau ausgeführten Schalen der Brochwände in der tragenden Innenwand, nicht aber in der im Schnitt stärker ausgeführten Außenwand verfolgen (siehe Foto der Außenansicht).
Andere relativ gut erhaltene Exemplare sind Dun Telve und Dun Troddan in Inverness-shire sowie der Broch Dun Carloway auf Lewis.
Literatur
- I. Armit: Towers in the North: The Brochs of Scotland, 2002
- J. W. Hedges: Bu, Gurness and the Brochs of Orkney (3 Bände) 1987
- L. & J. Lang: The Picts and the Scots. Sutton Publishing Ltd., 1994.
- E. W. Mackie: The roundhouses, brochs and wheelhouses of Atlantic Scotland c. 700 BC – AD 500: architecture and material culture. Part 1: the Orkney and Shetland Isles. Oxford: BAR (Brit Ser 342) 2002.
- G. Ritchie, Brochs of Scotland. Shire Archaeology 1988, ISBN 0747803897
Quellen
Weblinks
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