- Brockmannsche Körperchen
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Als Brockmann-Körper, Brockmannsche Körper, Brockmann-Körperchen und gelegentlich auch als Hauptinseln (englisch Brockmann bodies oder principal islets) werden anatomische Strukturen in den meisten Knochenfischarten bezeichnet, die aus endokrinem Gewebe bestehen und deren Hauptaufgabe die Produktion und Abgabe des Hormons Insulin in Abhängigkeit vom Blutzuckerspiegel ist. Sie wurden 1846 vom Ichthyologen Heinrich Brockmann erstmals beschrieben.
Bei Säugetieren, Vögeln, Reptilien und Amphibien liegen die insulinproduzierenden Betazellen zusammen mit bestimmten anderen hormonproduzierenden Zellen in Form von kompakten Zellverbänden, die als Langerhans-Inseln und in ihrer Gesamtheit als „Inselorgan“ bezeichnet werden, in der Bauchspeicheldrüse verteilt vor. Die Bauchspeicheldrüse besteht damit sowohl aus exokrinem Gewebe, das Verdauungsenzyme produziert, als auch aus dem endokrinen Gewebe der Langerhansschen Inseln, deren Zahl artspezifisch zwischen mehreren Tausend bei kleineren Säugetieren und bis zu einer Million beim Menschen liegt. Die Brockmann-Körper der Knochenfische stellen im Gegensatz zu den Langerhansschen Inseln ein auf wenige größere Strukturen konzentriertes und im Mesenterium lokalisiertes Inselorgan dar. Sie liegen meist vom exokrinen Pankreas getrennt vor, möglich ist jedoch auch das Vorhandensein von exokrinem Gewebe in den Brockmann-Körperchen oder die Einlagerung der Brockmann-Körperchen in die Leber. Bei einigen Fischen wie den Grundeln existiert ein einzelner Brockmann-Körper, bei anderen wie den Groppen sind sie paarweise angelegt. Auch das Vorhandensein von mehreren Brockmann-Körperchen oder von zusätzlichen kleineren Inseln ist bei einigen Arten möglich. Analog zu den Langerhans-Inseln der Säugetiere enthalten die Brockmann-Körper der Knochenfische neben den Betazellen auch Zellen, die Glucagon (Alphazellen), Somatostatin (Deltazellen) und pankreatisches Polypeptid (PP- beziehungsweise F-Zellen) abgeben.
Brockmann-Körper werden in der medizinischen Forschung als experimentelles Modell verwendet für Studien zur Inselzelltransplantation, einer chirurgischen Behandlung des Diabetes mellitus, da ihre Gewinnung im Gegensatz zu den Inseln von Säugetieren deutlich weniger aufwändig ist.
Literatur
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- J.R. Wright Jr., B. Pohajdak: Cell therapy for diabetes using piscine islet tissue. In: Cell Transplantation. 10(2)/2001. Cognizant Communication, S. 125–143, ISSN 0963-6897
- D.H. Evans, J.B. Claiborne: The Physiology of Fishes. 3. Auflage. CRC Press, Boca Raton 2006, ISBN 0-84-932022-4, S. 284
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