Bronfenbrenner

Bronfenbrenner

Urie Bronfenbrenner (* 29. April 1917 in Moskau; † 25. September 2005 in Ithaca, N.Y.) war ein amerikanischer Entwicklungspsychologe und Autor.

Biografie

Bronfenbrenners Familie emigrierte 1923 in die Vereinigten Staaten. 1938 machte Urie seinen Abschluss in Psychologie und Musik an der Cornell University in New York, 1942 promovierte er im Bereich Entwicklungspsychologie. Anschließend wurde er zur Luftwaffe und später zum Geheimdienst Office of Strategic Services eingezogen, wo er während des Zweiten Weltkriegs als Psychologe eingesetzt wurde. 1946 wurde er Assistenz-Professor für Psychologie an der University of Michigan, 1948 wechselte er an die Cornell University, an der er bis zu seiner Emeritierung 1987 lehrte. Anfang der 1960er-Jahre war er einer der ersten US-Wissenschaftler, die über ein Austauschprogramm in die Sowjetunion gingen.

Bekannt wurde Bronfenbrenner insbesondere mit seiner Theorie der menschlichen Entwicklung, dem ökosystemischen Ansatz. Dabei stellte er die besondere Bedeutung der Übergänge zwischen Systemen (wie zum Beispiel die Einschulung) heraus, im Gegensatz zu anderen systemischen Ansätzen, die vor allem nach der Struktur oder den Regeln der Systeme fragen. Pädagogische Relevanz erlangte Bronfenbrenner vor allem in dem von ihm mitbegründeten Head-start-Programm zur Frühpädagogik. Bronfenbrenner entwickelte erstmals in Deutschland anlässlich der Rede zu seiner Münsteraner Ehrenpromotion auch Gedanken für ein Caring Curriculum.

Für seine Arbeiten wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit insgesamt sieben Ehrendoktorwürden (beispielsweise von der Technischen Universität Berlin und der Universität Münster). An Preisen erhielt er unter anderen 1975 die Auszeichnung für außergewöhnliche Leistungen der Amerikanischen Erziehungswissenschaftlichen Gesellschaft, 1977 den Kurt-Lewin-Preis der Amerikanischen Psychologischen Gesellschaft, 1984 eine Auszeichnung für außergewöhnliche Errungenschaften der University of Michigan sowie 1987 den Preis für außergewöhnliche wissenschaftliche Beiträge zur Entwicklung von Kindern der Gesellschaft zur Erforschung der kindlichen Entwicklung. 1994 benannte die Cornell-University das Zentrum für Familien- und Lebenslaufforschung Bronfenbrenner Life Course Center. 1996 stiftete die Amerikanische Psychologische Gesellschaft den Bronfenbrenner Preis für lebenslange Beiträge zur Entwicklungspsychologie im Dienste der Wissenschaft und Gesellschaft, dessen erster Preisträger Urie Bronfenbrenner selbst wurde.

Urie Bronfenbrenner starb an den Folgen seiner Diabetes-Erkrankung in seinem Haus in Ithaca, New York. Er hinterließ seine Frau Liese, sechs Kinder, 13 Enkelkinder und eine Urenkelin.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Urie Bronfenbrenner: Erziehungssysteme. Kinder in den USA und der Sowjetunion; München: dtv, 1973; ISBN 3-423-00941-1
  • Urie Bronfenbrenner: Die Ökologie der menschlichen Entwicklung. Natürliche und geplante Experimente; Klett-Cotta, 1981; ISBN 3-12-930620-X
  • Urie Bronfenbrenner: Recent Advances in Research on the Ecology of Human Development; in: R.-K. Silbereisen, K. Eyferth, G. Rudinger: Development as Action in Context – Problem Behaviour and Normal Youth Development; Berlin: Springer, 1986; S. 287–310
  • Urie Bronfenbrenner, Ann Crouter: The evolution of environmental models in developmental research; in: P.-H. Mussen (Hg.): Handbook of Child Psychology, Volume I: History, Theory, and Methods; New York: John Wiley & Sons, 19834; S. 357–414

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bronfenbrenner — is a surname, and may refer to:* Kate Bronfenbrenner * Martin Bronfenbrenner, American economist (1914 1997) * Urie Bronfenbrenner, American psychologist(1917 2005) …   Wikipedia

  • BRONFENBRENNER, MARTIN — (1914–1997), U.S. economist. Bronfenbrenner was born in Pittsburgh, Pennsylvania.   He received his Ph.D. from the University of Chicago in 1939. He taught for some time before going into government service, first with the Treasury (1940–41) and… …   Encyclopedia of Judaism

  • Kate Bronfenbrenner — (March 23, 1954) is the Director of Labor Education Research at the New York State School of Industrial and Labor Relations at Cornell University. She is a leading authority on successful strategies in labor union organizing, and on the effects… …   Wikipedia

  • Urie Bronfenbrenner — Urie Bronfenbrenner(April 29, 1917–September 25, 2005) was a renowned American psychologist, known for developing his Ecological Systems Theory, and as a co founder of the Head Start program in the United States for disadvantaged pre school… …   Wikipedia

  • Uri Bronfenbrenner — Urie Bronfenbrenner (* 29. April 1917 in Moskau; † 25. September 2005 in Ithaca, N.Y.) war ein amerikanischer Entwicklungspsychologe und Autor. Biografie Bronfenbrenners Familie emigrierte 1923 in die Vereinigten Staaten. 1938 machte Urie seinen… …   Deutsch Wikipedia

  • Urie Bronfenbrenner — (* 29. April 1917 in Moskau; † 25. September 2005 in Ithaca, N.Y.) war ein amerikanischer Entwicklungspsychologe und Autor. Biografie Bronfenbrenners Familie emigrierte 1923 in die Vereinigten Staaten. 1938 machte Urie seinen Abschluss in… …   Deutsch Wikipedia

  • Ökosystemischer Ansatz nach Bronfenbrenner — Mit dem ökosystemischen Ansatz erstellte der Psychologe Urie Bronfenbrenner in den späten 60ern eine Systematik der Einflussfaktoren der menschlichen Entwicklung. Er wurde dabei maßgeblich von Kurt Lewin und dessen Konzept der Lokomotion… …   Deutsch Wikipedia

  • Urie Bronfenbrenner — Nacimiento 29 de abril de 1917 Moscú, Rusia Fallecimiento 25 de septiembre de …   Wikipedia Español

  • Martin Bronfenbrenner — (December 2, 1914 in Pittsburgh – June 2, 1997 in Durham, North Carolina) was an internationally renowned economist who published over 250 scholarly papers and five books and served as William R. Kenan Jr. Professor Emeritus of Economics at Duke… …   Wikipedia

  • Urie Bronfenbrenner — (29 avril 1917 à Moscou[1] 25 septembre 2005) est une psychologue et une chercheuse russo américaine connue pour sa théorie du modèle écologique de développement humain[2]. Notes et références …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”