Bronnen (Gammertingen)

Bronnen (Gammertingen)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Gammertingen
Gammertingen
Deutschlandkarte, Position der Stadt Gammertingen hervorgehoben
48.2494444444449.2175662Koordinaten: 48° 15′ N, 9° 13′ O
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Sigmaringen
Höhe: 662 m ü. NN
Fläche: 52,97 km²
Einwohner: 6694 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 126 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 72497–72501
Vorwahl: 07574
Kfz-Kennzeichen: SIG
Gemeindeschlüssel: 08 4 37 031
Stadtgliederung: 6 Ortsteile
Adresse der Stadtverwaltung: Hohenzollernstr. 5
72501 Gammertingen
Webpräsenz:
Bürgermeister: Holger Jerg
Lage der Stadt Gammertingen im Landkreis Sigmaringen
Karte

Gammertingen ist eine Stadt im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Gammertingen liegt auf der Schwäbischen Alb im Tal der Lauchert, einem Nebenfluss der Donau.

Stadtgliederung

Neben der Kernstadt Gammertingen mit rund 5000 Einwohnern zählen zur Gesamtstadt auch fünf Stadtteile, davon die drei Teilgemeinden Feldhausen, Harthausen und Kettenacker zusammen mit der fürstlich-hohenzollerischen Domäne Lusthof auf der Hochfläche der Schwäbischen Alb, sowie Bronnen und Mariaberg.

Wappen Ortsteil Einwohner Fläche
Gammertingen Gammertingen (Kernstadt) 5.000 1.769 ha
Bronnen Bronnen > 500  ?
Feldhausen Feldhausen ca. 400 991 ha
Harthausen Harthausen nahezu 250 671 ha
Kettenacker Kettenacker ca. 300 1.084 ha
Kein Wappen Verfügbar Mariaberg > 500  ?

Geschichte

Der bekannte Gammertinger Prunkhelm, ein Spangenhelm und weitere reiche Grabbeigaben aus einem Reihengräberfeld geben Aufschluss über einen frühe Besiedelung in der Merowingerzeit.[2] Der bronzevergoldete Spangenhelm aus dem 7. Jahrhundert aus einem alemannischen Fürstengrab bei Gammertingen befindet sich in der Fürstlich Hohenzollernsche Sammlungen Sigmaringen.[3]

Gammertingen wurde erstmals 1101 auf einer Urkunde des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen erwähnt. Damals gehörte der Ort den Grafen von Gammertingen, die auch Besitzungen im Oberengadin hatten. Später ging der Besitz an die Grafen von Veringen. Ab 1524 waren die Freiherren von Speth Eigentümer. Dies dauerte bis 1806, als das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen die Oberhoheit erlangte und Gammertingen hohenzollerischer Oberamtsort wurde.

Im Jahre 1940 wurden im Rahmen der „Euthanasie“-Tötungsaktion T4 von den NS-Machthabern 61 behinderte Menschen aus dem Heim Mariaberg nach Grafeneck verlegt und dort ermordet. Seit 1990 erinnert eine Gedenkstätte mit einer Stele des Bildhauers Harald Walter mit dazu gehörigen Texttafeln an diese Verbrechen. Auch eine Dauerausstellung im Bendiktinerinnen-Kloster informiert darüber.[4]

Die ehemals selbstständige Gemeinde Harthausen bei Feldhausen wurde unter Leo Leipert (†2009), von 1967 bis zur Eingemeindung Bürgermeister von Harthausen, zum 1. Januar 1971 freiwillig in die Stadt Gammertingen eingemeindet.[5]

Politik

Gammertingen ist Sitz des Gemeindeverwaltungsverbandes Laucherttal, bestehend aus Neufra, Hettingen und Veringenstadt.

Bürgermeister

Der Bürgermeister wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Die derzeitige zweite Amtszeit von Holger Jerg endet im April 2015.

Wappen

Das Wappen von Gammertingen zeigt in Silber nebeneinander eine aufrechte blaue Hirschstange und einen rot bewehrten und rot bezungten blauen Löwen.

Städtepartnerschaften

  • Trégueux in Frankreich, seit dem 9. Dezember 2003, dem geht eine im Jahr 2008 erneuerte 20jährige Freundschaft voraus.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten

Gammertingen liegt an der Hohenzollernstraße.

Gammertingen besitzt eine historische Altstadt im sogenannten Oser („Unser“) mit Resten der Stadtmauer und des Stadtgrabens sowie im Altstadtkern bei der Stadtmühle die frühmittelalterliche „St. Michaels-Kapelle“. Besonders bedeutsam ist auch das „Stadtschloss“ der ehemaligen freireichsritterlichen Herren von Speth, das heutige Rathaus. Nach Plänen des Architekten Pierre Michel d’Ixnard ist es 1775 unmittelbar an der Lauchert erbaut worden.

Auf einem markanten Felsvorsprung im Fehlatal liegt die Ruine Baldenstein.

Auf dem Wendelstein bei Bronnen über dem mäandernden Laucherttal stand im 14. Jahrhundert die Burg der Ritter Kiferli. Heute gibt es dort einen Aussichtspunkt über das Laucherttal. Das Benediktinerinnen-Kloster Mariaberg, das 1265 gegründet worden war, wurde 1802 im Rahmen der Säkularisation aufgehoben und fiel an das Königreich Württemberg, wo es dann zusammen mit Bronnen eine selbständige Gemeinde im Oberamt Reutlingen bildete.

Bauwerke

Vogeltränkebrunnen und Pfarrkirche St. Johannes Baptist, Harthausen

Oberamtsgebäude

Das ehemalige preußisch-hohenzollerische Oberamt in der Gammertinger Hohenzollernstraße wurde 2008 für rund eine Million Euro umfangreich renoviert. Das historische Gebäude wurde in den Jahren 1724/25 von dem Kaufmann und späteren Oberschultheiß Heinrich Clavell errichtet. Der Eisenwarenhändler und größte bürgerliche Grundbesitzer richtete hier die Wirtschaft Zum goldenen Adler ein. 1791 verkaufte er das Haus an Baron Marquard Carl Anton Speth, und von da an wurde es als Obervogteiamt der Speth´schen Herrschaft in Gammertingen genutzt. Nach der Übernahme durch das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen 1827 und durch den preußischen Staat 1851 diente es als Oberamtsgebäude. Nach der Aufhebung des Oberamtes Gammertingen im Jahr 1925 wechselte die Nutzung. So war hier von 1933 bis 1936 das Rathaus untergebracht, danach die Landfrauenschule, im Krieg wurde es als Reservelazarett und danach als Stabsquartier der französischen Besatzungstruppen genutzt und schließlich als Schulhaus für das Progymnasium und später für die Förderschule. Zum 1. Oktober 2008 hat die Sozialstation Veringen-Gammertingen die beiden unteren Etagen bezogen. Das zweite Ober- und das Dachgeschoss beherbergt das städtische Museum im alten Oberamt. Zu sehen sind Bilder des Beuroner Künstlers Hermann Anton Bantle (1872-1930), dessen Nachlass größtenteils in Gammertingen lagert.[6]

Speth´sches Schloss

Das Rathaus von Gammertingen befindet sich im ehemaligen Schloss der Freiherrn Speth von Zwiefalten. Es wurde 1775 an Stelle eines Schlosses aus dem 13. Jahrhundert in klassizistischem Stil von Pierre Michel d'Ixnard erbaut. Im Treppenhaus befindet sich das Andreas Brugger zugeschriebene Deckenfresko „Die Morgenröte“. Mehrere Räume sind noch im Zustand der Entstehungszeit. Auf der Terrasse zur Lauchert und an der Ostseite finden sich acht allegorische Sandsteinplastiken von Johann Georg Weckenmann. Der Fachwerkbau gegenüber, genannt „Schlössle“, wurde um 1550 erbaut und gehörte früher zum Schloss (Amtshaus). Zwischen beiden Gebäuden befand sich das untere Stadttor. Im historischen Schlosssaal finden das Jahr über Kammerkonzerte sowie weitere kulturelle Veranstaltungen („Jazz vor dem Schloss“) statt.

Sakralbauten

  • Die klassizistische Kirche St. Leodegar entstand im 16. Jahrhundert auf der Stelle einer früheren Kirche. Diese erste Kirche wurde wohl im 14. Jahrhundert erbaut, einzig der Turm ist von ihr erhalten geblieben. Die neue Kirche wurde 1803/04 umgestaltet und 1996 innen renoviert. Als Baumeister gilt der Wegbereiter des Frühklassizismus in Süddeutschland Pierre Michel d’Ixnard.
  • Die katholische Michelskirche inmitten des „Oser“ gelegen kann auf eine über 1000-jährige Geschichte zurückblicken. Der heutige Bau ist eine Stiftung von Dorothea von Rechberg-Speth[7] aus dem Jahre 1589. Er wurde 1983 zum letzten Mal gründlich renoviert. Dach und Dachstuhl, Zeugnis der Handwerkskunst im 16. Jahrhundert, sind sanierungsbedürftig.[8] Aus diesem Gund wurde der Förderverein Michaelskirche gegründet.[7]
  • Die Fehlakapelle wurde 1990 durch eine umstürzende Weinbuche zerstört und von Gammertinger Bürgern wieder aufgebaut.[9]
  • Die ehemalige Klosterkirche Mariaberg ist auf das im Mittelalter gegründete Kloster Mariaberg zurückzuführen. Der Neubau der Kirche erfolgte im Jahr 1683. Es wird als Barockjuwel beschrieben. In der Tat ist die Kirche mit meisterhaften Hoch- und Seitenaltäre, sowie einem schönem Chorbogen-Kruzifix von 1688 ausgestattet.
  • Die Josefskapelle im Ortsteil Bronnen wurde 1708 erbaut und weist eine reich stuckierte Langhausdecke, sowie ein zweigeschossiger Altaraufbau mit Leinwandbildern von Franz Joseph Spiegler auf.
  • Die Kirche St. Nikolaus in Feldhausen wurde im Stil des Rokokos 1739 erbaut. Die gotische Muttergottes auf einer Mondsichel stammt aus der Zeit um 1500. Die Kirche ist geschmückt mit Altären von Balthasar Wild.
  • Die Kirche St. Johannes Baptist in Harthausen, erbaut 1659, weist Stilelemente aus fünf Jahrhunderten auf.
  • Die Kirche St. Martin in Kettenacker, ursprünglich von 1628, wurde 1955 neu gebaut. Sie ist ausgestattet mit Rokokoplastiken, Stuckarbeiten und einem Ölbergbild.

Sonstiges

  • Ruine Baldenstein, auch Altes Schloss, südlich von Gammertingen oberhalb des Fehlatals.[9]
  • 14 Bildstöcke bilden einen Kreuzweg zwischen den Ortsteilen Harthausen und Feldhausen

Naturdenkmäler

  • Naturschutzgebiet Fehlatal
  • Der Teufelstorfelsen ist ein als Naturdenkmal eingetragener Jurafelsen mit torartigem Durchbruch. Der Teufelstorfelsen dient als Aussichtspunkt auf das Lauchertal.[9]

Wirtschaft und Infrastruktur

Als Unterzentrum im ländlichen Raum versorgt die Stadt eine Raumschaft von etwa 20.000 Einwohnern.

Verkehr

Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Stadt befindet sich in der Wabe 439. Für die Stadt selbst gilt der Stadttarif 39.

Der Bahnhof Gammertingen liegt auf der Strecke von Sigmaringen nach Burladingen und außerdem zweigt dort die Schwäbische Albbahn in Richtung Trochtelfingen und Münsingen ab. Die Stadt bildet den technischen Betriebsmittelpunkt des Eisenbahnnetzes der Hohenzollerischen Landesbahn.

In Gammertingen vereinigen sich die Bundesstraßen B 32 (von Hechingen kommend über Sigmaringen - Ravensburg - Kempten) und die B 313 (Reutlingen - Sigmaringen - Bodensee).

Öffentliche Einrichtungen

Seit über 160 Jahren sind die Mariaberger Heime ein überregionales Zentrum für Dienstleistungen in der Jugend- und Behindertenhilfe sowie Träger vielfältiger Angebote im Gesundheits- und Bildungswesen. Über 1000 Mitarbeiter erbringen für rund 2400 Menschen passende soziale, schulische, therapeutische und medizinische Hilfen. In 14 Betrieben und Werkstätten werden 120 junge Menschen schulisch und/oder beruflich ausgebildet.

Bildung

Gammertingen ist ländliches Schulzentrum mit zwei Grundschulen, einer Hauptschule mit Werkrealschule, einer Förderschule, einer Realschule und einem Gymnasium.

Im Teilort Mariaberg befindet sich eine Sonderschule für Geistigbehinderte, eine gewerbliche und hauswirtschaftliche Sonderberufschule sowie eine Evangelische Fachschule für Sozialpädagogik.

Persönlichkeiten

Anmerkungen

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
  2. Angela Vielstich, Edwin Erst Weber: Der »Dreiländerkreis« Sigmaringen im geschichtlichen Überblick. In: Dirk Gaerte (Hrsg.), Edwin Ernst Weber (Konzeption): Der Dreiländerkreis Sigmaringen. Ein Führer zu Natur, Wirtschaft, Geschichte und Kultur. Meßkirch: Gmeiner Verlag, 2007; S. 23-36, hier: S. 24. ISBN 978-3-89977-512-9
  3. Edwin Ernst Weber: Der “Dreiländerkreis” Sigmaringen im geschichtlichen Überblick
  4. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bd.I, Bonn 1995, S. 38, ISBN 3-89331-208-0
  5. Leo Leipert. Nachruf der Stadt Gammertingen. In: Schwäbische Zeitung vom 7. Januar 2009
  6. Ignaz Stosser: Oberamt präsentiert sich neu. Tag der offenen Tür. Bevölkerung kann das frisch renovierte Oberamtsgebäude am Sonntag, 19. Oktober, in aller Ruhe besichtigen. Sonderveröffentlichung INFO vom 15. Oktober 2008
  7. a b Ewald Thiel: Michelskirche. Die Sanierung beginnt bald. In: Schwäbische Zeitung vom 17. März 2009
  8. Hilde Butscher: Sanierung. Die Michelskirche braucht Hilfe. In: Schwäbische Zeitung vom 24. November 2008
  9. a b c Burgruine, Schloss und Teufelstor. S. 2-4 In: Wanderbar ...die schönsten Routen. Erlebnis Kreis Sigmaringen. Landratsamt Sigmaringen, Druckerei Schönebeck, Meßkirch

Weblinks


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