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Otto Brunfels (auch Brunsfels oder Braunfels) (* 1488 in Mainz; † 23. November 1534 in Bern, Schweiz) war ein deutscher Theologe, Humanist, Mediziner und Botaniker. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Brunfels“.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Brunfels studierte zunächst Theologie und Philosophie an der Universität Mainz, trat dann in ein Kartäuserkloster bei Mainz ein und siedelte später in die Kartause zu Königshofen bei Straßburg über. Von Straßburg aus nahm er mit Rechtsgelehrten Nikolaus Gerbel Kontakt auf und lernte ihn 1519 persönlich kennen. Dieser wies ihn auf die Heilkraft von Pflanzen hin und bestimmte damit den weiteren Weg von Brunfels als Botaniker.
Nach Flucht und Übertritt zum Protestantismus (er wurde unter anderem von Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten unterstützt) wurde er 1521 auf Betreiben des Frankfurter Dekans Johann Indagine Pfarrer in Steinau an der Straße, anschließend wirkte er als Pfarrer in Neuenburg am Rhein. Danach stand er acht Jahre einer Schule des Karmeliterordens in Straßburg vor. Das von der Universität Löwen 1550 auf Befehl des Kaisers ausgestellte Verzeichnis der Hauptketzer enthält den Namen von Brunfels an erster Stelle.
In einer Schrift verteidigte er Ulrich von Hutten gegen Erasmus von Rotterdam und gab nachgelassene Schriften von Johannes Hus heraus. Brunfels' Catalogi virorum illustrium von 1527 gelten als erstes Geschichtsbuch der evangelischen Kirche.
Nach dem Tod seines Freundes Ulrich von Hutten (1523) neigte er mehr den Prinzipien einer altevangelischen Brüdergemeinde zu und kam dadurch in Konflikte mit Martin Luther und Ulrich Zwingli. Er studierte dann Medizin an der Universität Basel, wo er 1530 den Doktorgrad erwarb. 1532 wurde er als Stadtarzt nach Bern berufen, wo er bis zu seinem Lebensende blieb.
Brunfels hat neben seinen zahlreichen theologischen Werken Schriften zur Pädagogik, zur arabischen Sprache, Arzneimittellehre und Botanik veröffentlicht. Die Botanik verdankt ihm wesentlich ihre Neubegründung im Abendland, da er sich nicht, wie bis dahin üblich, nur auf die botanischen Schriften des Altertums stützte, sondern die Pflanzen selbst beobachtete und aus eigener Anschauung beschrieb.
So ließ er in seinen Kräuterbüchern Herbarum vivae icones (1530 und 1536, drei Teile) und Contrafayt Kräuterbuch (1532-1537, zwei Teile) die von ihm selbst gefundenen einheimischen Pflanzen in Holz schneiden und unter die Abbildungen die deutschen Namen setzen.
Ehrentaxon
Charles Plumier benannte ihm zu Ehren die Gattung Brunfelsia[1] der Pflanzenfamilie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Carl von Linné übernahm später diesen Namen.[2][3]
Werke
- Othonis Brvnfelsii Pro Vlricho Hutteno defuncto ad Erasmi Roter. Spongiam Responsio. (1523)
- Processus consistorialis Martyrii Io. Huss. (1524); dt: Geistl. Bluthandel Iohannis Hussz zu Constenz (1524 oder 1525)
- Catalogi virorum illustrium veteris et novi testamenti. (1527)
- Catechesis puerorum in fide, in literis et in moribus. (1529, Erziehungsratgeber)
- Herbarum vivae eicones. 3 Bände (1530-36)
- Catalogus illustrium medicorum seu de primis medicinae scriptoribus. (1530)
- Iatron medicamentorum simplicium. (1533)
- Contrafayt Kreüterbuch. (mit naturgetreuen Abb. v. Hans Weiditz), 2 Teile, (1532-1537)
- Onomastikon medicinae, continens omnia nomina herbarum, fruticum etc. (1534)
- Epitome medices, summam totius medicinae complectens. (1540)
- In Dioscoridis historiam plantarum certissima adaptatio. (1543)
Literatur
- Ferdinand Wilhelm Emil Roth: Otto Brunfels 1489-1534 - Ein deutscher Botaniker., In: Botanische Zeitung, Jg. 58 (1900) S.191-232
- Ilse Jahn (Hg.): Geschichte der Biologie. Theorien, Methoden, Institutionen, Kurzbiografien, Spektrum Akademischer Verlag, 3.Auflage, 2004, ISBN 3-937872-01-9
- Karl Mägdefrau: Geschichte der Botanik. Leben und Leistung grosser Forscher, Spektrum Akademischer Verlag, 2. Aufl. 1992 ISBN 3-8274-0733-8
- Sylvia Weigelt: Otto Brunfels. Seine Wirksamkeit in der frühbürgerlichen Revolution unter besonderer Berücksichtigung seiner Flugschrift "Vom pfaffenzehnten". Akademischer Verlag Stuttgart, 1982, ISBN 3-88099-157-X
- Erich Sanwald: Otto Brunfels 1488-1534. Ein Beitrag zur Geschichte des Humanismus, I. Hälfte, 1488-1524, Bottrop i. W., 1932
- Julius Hartmann, Adolf Engler: Brunfels, Otto. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 441 f.
- W. Vogt: Brunfels, Otto. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 3, Hinrichs, Leipzig 1897, S. 510.
- Heinrich Grimm: Brunfels, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 677.
- Friedrich Wilhelm Bautz: Braunfels (Brunfels), Otto (Otho). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 735–736.
Weblinks
- Literatur von und über Otto Brunfels im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Autoreintrag und Liste der beschriebenen Pflanzennamen für Otto Brunfels bei IPNI.
- Eintrag in Zedlers Universallexikon, Band 04, Blatt 812.
- Otto Brunfels in Meyers Konversationslexikon 1888-1889
- http://www.heilpflanzen-welt.de/phytotherapeutische-welt/ptw_024.htm
- Herbarum vivae eicones, t. I, 1530, Digitalisat des Aboca Museums, Sansepolcro, Italien
- Herbarum vivae eicones, t. I (1532)
- Novi Herbarii tomus II (1536)
- Tomus Herbarii III (1536)
Einzelnachweise
- ↑ Charles Plumier: Nova Plantarum Americanarum Genera. Leiden 1703, S. 12
- ↑ Carl von Linné: Critica Botanica. Leiden 1737, S. 92
- ↑ Carl von Linné: Genera Plantarum. Leiden 1742, S. 83
Personendaten NAME Brunfels, Otto ALTERNATIVNAMEN Brunsfels, Otto; Braunfels, Otto KURZBESCHREIBUNG deutscher Theologe und Botaniker GEBURTSDATUM 1488 GEBURTSORT Mainz STERBEDATUM 23. November 1534 STERBEORT Bern
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