A History of the English-Speaking People

A History of the English-Speaking People

A History of the English-Speaking Peoples (deutscher Titel: „Geschichte“, wörtlich „Eine Geschichte der englischsprechenden Völker“) ist ein historisches Werk in vier Bänden von Sir Winston Churchill.

Inhaltsverzeichnis

Entstehungs- und Veröffentlichungshistorie

Die „Geschichte der englischsprachigen Völker“ wurde von Churchill bereits in den 1930er Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg begonnen und auszugsweise in Zeitschriften vorabgedruckt. Nach dem Ende des Krieges (1945) und der Fertigstellung seiner Kriegserinnerungen (The Second World War, 1945–51) setzte Churchill die Arbeit an seiner breit angelegeten Geschichtsdarstellung über die Genese der englischsprachigen Völker in den frühen 1950er Jahren fort und veröffentlichte das Werk schließlich in seiner Gesamtheit in den Jahren 1956 bis 1958.

Inhalt

The Birth of Britain

Die Geschichte der englischsprachigen Völker – Churchills letztes literarisches Werk – beginnt mit dem Jahr 55 v.Chr., in dem die britischen Inseln erstmals in den Fokus der Aufmerksamkeit der damaligen zivilisierten Welt gerieten. In diesem Jahr landete Caesar an der Kanalküste des keltisch besiedelten England. Im ersten Band The Birth of Britain behandelt er die Geschichte der römischen Provinz Britannia, die angelsächsische Invasion im 5. und 6. Jahrhundert, die Festigung Englands während der Jahre der Heptarchie der Regionalkönigreiche und die Christianisierung. Großes Augenmerk schenkt Churchill der Regierungszeit von Alfred dem Großen (871–899), der als erster den Titel eines „Königs der Engländer“ führte und erfolgreich gegen die Wikinger und Dänen stritt. Nach der 1071 abgeschlossenen Eroberung Englands durch Wilhelm von der Normandie beginnt der Abschnitt der englischen Geschichte, den Churchill als „The Making of the Nation“ tituliert. Bei der Darstellung der inneren Konsolidierung und der Integration der normannischen Oberschicht geht er vor allem auch auf den Ausbau des Finanz-, Rechts- und Verwaltungssystems unter Heinrich I. und Heinrich II. ein. Seine Darstellung der Rosenkriege – zugleich eindringlich und klar – fand den Beifall zahlreicher Fachhistoriker. Den berüchtigten Richard III., mit dessen Tod in der Schlacht von Bosworth (1485) dieser Band endet, beurteilt er eindeutig als eine negative Figur.

The New World

Im zweiten Band, The New World betitelt, werden gleich die wichtigsten Entwicklungen in der dem Zeitalter des englischen Feudalismus folgenden goldenen Ära zusammengefasst: Die Ausbreitung von Humanismus und Reformation und die großen Entdeckungsfahrten. Churchill behandelt in diesem Teil die Anfänge der englischen Weltmachtstellung unter Elisabeth I., die beginnende Besiedlung Nordamerikas, die Entwicklung des Parlaments von einer beratenden Institution zu einer regierenden Körperschaft, die Machtergreifung Oliver Cromwells, die Glorious Revolution von 1688 und den auch für die Beilegung der religiösen Differenzen so bedeutungsvollen Regierungsantritt Wilhelms von Oranien. Die Wende vom 17. zum 18. Jh. wird besonders sachkundig und engagiert beschrieben. Dies wohl auch deswegen, weil der Herzog von Marlborough, ein Ahne Churchills, als politischer Führer der alliierten Seemächte im Spanischen Erbfolgekrieg eine zentrale Figur dieser Zeit war.

The Age of Revolution

Vom Konflikt zwischen England und Frankreich wird die Darstellung des historischen Entwicklungsganges im dritten Band beherrscht. Daneben geht Churchill ausführlich auf den Aufstand der amerikanischen dreizehn Kolonien ein, dessen Erfolg dem Ersten Empire ein Ende machte. Neben die Geschichte Englands tritt nun die der zweiten großen englisch sprechenden Nation, der USA.

The Great Democracies

Band vier skizziert die Entwicklung im 19. Jahrhundert nach der Niederwerfung Napoleons, vor allem den Wiedergewinn der Weltmachtstellung durch die Aufnahme Australiens, Neuseelands und Südafrikas ins Empire. Der Titel des Bandes – The Great Democracies – weist schon auf die gewachsene Bedeutung der Vereinigte Staaten von Amerika hin. In dem gemeinsamen Kampf Großbritanniens und der USA im Ersten Weltkrieg sieht Churchill den Fluchtpunkt der Geschichte des 19. Jahrhunderts. Nach der durch den Bürgerkrieg verlangsamten Entwicklung der USA „sollte der Erste Weltkrieg Amerika endgültig und untrennbar mit dem Schicksal der Alten Welt und Großbritanniens verbinden.“ Angelsächsisch-demokratisches Sendungsbewusstsein schwingt in den Schlusssätzen mit, in denen es heißt, dass die beide Nationen als Verbündete im 20. Jahrhundert „schreckliche, aber siegreiche Kriege“ führten und dass diese Allianz überragender Tugenden“ vielleicht schon bald wieder aufgerufen sein könnte, „Friede und Freiheit zu wahren“.

Bewertung

Churchill stützt sich bei seiner Darstellung auf zahlreiche Quellen von Caesar bis in die Gegenwart – nicht zuletzt auf seine eigene Studie „Marlborough. His Life and Times” (1933–1938). Sein von ungebrochenem Sinn für die große Tradition Englands zeugendes Werk repräsentiert dabei eine in Deutschland rare Art der Geschichtsannäherung. Es ist nicht die Arbeit eines Berufshistorikers, sondern die mitreißende Darstellung eines Politikers, der neben verblüffenden Kenntnissen der Geschichte einen souveränen Blick für Machtverhältnisse, Persönlichkeiten, dramatische politische Situationen und strategische Erfordernisse mitbringt, der den Geist der Geschichte erspürt und es versteht, große historische Moment wiederaufleben zu lassen.

Obwohl Churchill in seinem Werk nationale Geschichte in erster Linie rekapituliert, scheut er auch nicht davor zurück, bestimmte Ereignisse ihrer legendären Größe zu berauben, indem er nüchtern auf ihre tatsächliche Bedeutung und ihre historischen Folgen eingeht (etwa im Fall des Sieges über die Armada), oder unangenehme Dinge beim Namen zu nennen (etwa den Sklavenhandel, „von dem Großbritannien in der Vergangenheit so schamlos profitiert hat“, die grausame Politik gegenüber Irland oder die Maßnahmen im Burenkrieg). Andererseits berücksichtigt er auch unsichere, oft eher dichterische, aber ins historische Bewusstsein der Engländer eingegangene Überlieferungen. Nicht selten verfällt er in einen leicht verklärenden, heroisierenden Ton. Aber auch dieser Ton gehört zu dem unverkennbaren Stil des Schriftstellers Churchill, der 1953 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, jenem Stil von dem Golo Mann meinte: „Ein goldener, ein blühender Stil, wir wollen es zugeben. Er kann nicht wiederkommen. In jeder anderen Hand wär’s ein Anachronismus gewesen, nur in dieser nicht.“ Das Echo auf Churchills Werk war überwiegend positiv. Zwar spöttelte sein politischer Rivale Attlee, dass das Werk besser "Things in history that interested me" hätte heißen sollen, da es sich vor allem um jene historischen Themen dreht, die Churchills Naturell entgegenkommen - wie Krieg und Abenteuer, während andere wichtige Ereignisse wie die gesellschaftlichen Veränderungen oder die kulturelle Entwicklung kaum berücksichtigt werden. So werden etwa die industrielle Revolution oder die soziale Frage nur am Rande erwähnt. Seine Anerkennung konnte er der „Geschichte der englisch-sprechenden Völker“ dennoch nicht versagen. Der Historiker Alan Taylor nannte das Werk „eine der klügsten und errgendsten Geschichtsdarstellungen“. Sebastian Haffner wies darauf hin, dass die Geschichte der englischsprachigen Völker gegenüber Churchills anderen Werken zwar abfallen würde, aber dass er dennoch „wusste das Komplizierte durchsichtig zu machen, das Abstrakte plastisch und greifbar und all und jedes, das er anpackte spannend. (…) Wenn man einmal zu lesen anfängt kann, man nicht mehr aufhören. (…) [Seine Geschichte ist] eine sehr subjektive Geschichte, die wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügt und auch gar nicht genügen will. Sie liest sich eher, als ob Churchill mit ihr Goethes Diktum hätte beweisen wollen: ‚Das Beste an der Geschichte ist. Der Enthusiasmus den sie erwecken will’.“

Adaptionen

In den 1970er Jahren produzierte die BBC unter dem Titel "Churchill's People" eine Serie von 26 jeweils 50minütigen Hörspielen, die auf Churchills Werk gründeten.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • A History of the English-Speaking Peoples — is a four volume history of the British stem of the English speaking people and the American branch, written by Winston Churchill, covering the period from Caesar s invasions of Britain (55 BC) to the beginning of the First World War (1914). It… …   Wikipedia

  • A History of the English-Speaking Peoples — (deutscher Titel: „Geschichte“, wörtlich „Eine Geschichte der englischsprechenden Völker“) ist ein historisches Werk in vier Bänden von Sir Winston Churchill. Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungs und Veröffentlichungshistorie 2 Inhalt 2.1 The Birth… …   Deutsch Wikipedia

  • History of the English language — English is a West Germanic language that originated from the Anglo Frisian dialects brought to Britain by Germanic invaders from various parts of what is now northwest Germany and the Netherlands. Initially, Old English was a diverse group of… …   Wikipedia

  • History of the English fiscal system — The history of the English fiscal system affords the best known example of continuous financial development in terms of both institutions and methods. Although periods of great upheaval occurred from the time of the Norman Conquest to the… …   Wikipedia

  • History of the Scots language — The history of the Scots language refers to how Anglic varieties spoken in parts of Scotland developed into modern Scots.OriginsSpeakers of Northumbrian Old English settled in south eastern Scotland in the 7th century, at which time Celtic… …   Wikipedia

  • Seafaring and History in the English Channel — ▪ 1995 Introduction by Nigel Calder       Queen Victoria welcomed an early proposal for a tunnel under the English Channel in the name of all the ladies in England. Nearly 140 years later the tunnel is open, and its top selling point is still the …   Universalium

  • History of the formation of the United Kingdom — The complex evolution of the states of the British Isles. Those states evolved from the conquests and mergers of earlier states. The history of the formation of the United Kingdom has involved personal and political union across Great Britain and …   Wikipedia

  • History of the Balkans — The Balkans is an area of southeastern Europe situated at a major crossroads between mainland Europe and the Near East. The distinct identity and fragmentation of the Balkans owes much to its common and often violent history and to its very… …   Wikipedia

  • History of the Walloon Movement — The history of the Walloon movement starts in 1880, a date which historians agree to take as the initial benchmark. Prior to the Walloon Movement as a political phenomenon, there were, from 1856, literary and folkloric movements based around the… …   Wikipedia

  • History of the Quebec sovereignty movement — The History of the Quebec sovereignty movement began in the late 1967, when René Lévesque formed the Mouvement Souveraineté Association, or MSA.Origins Main article: Quebec nationalism Sovereigntism and sovereignty are terms that refer to the… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”