Bräuhaussee

Bräuhaussee
Osterseen
Luftaufnahme Osterseen,Blick Richtung Starnberger See
Luftaufnahme Osterseen,
Blick Richtung Starnberger See
Städte am Ufer: Unterlauterbach, Staltach
(Ortsteile von Iffeldorf)
Größere Städte in der Nähe: Iffeldorf, Seeshaupt
Daten
Koordinaten 47° 47′ 25″ N, 11° 18′ 15″ O47.79027530195611.3041723908357Koordinaten: 47° 47′ 25″ N, 11° 18′ 15″ O
Osterseen (Bayern)
DEC
Osterseen
Höhe über Meeresspiegel 588 m ü. NN
Fläche 223,55 hadep1
Seelänge 5,2 kmdep1
Seebreite 1,0 kmdep1
Volumen 20.975.100 m³dep1
Maximale Tiefe 29,7 mdep1
Mittlere Tiefe 9,38 mdep1
Besonderheiten 24 Einzelseen
Die Lage der Osterseen im Flusssystem von Loisach und Ammer/Amper (Einzugsgebiet der Isar)
Naturschutzgebiet Osterseen, Position östlich des Nordendes des Großen Ostersees, Blick nach Süden

Die Osterseen sind eine Gruppe von Gewässern südlich des Starnberger Sees im Landkreis Weilheim-Schongau in Oberbayern. Die südlichen und mittleren Osterseen mit dem Großen Ostersee gehören zur Gemeinde Iffeldorf, die nördlichen Osterseen ab dem Stechsee sowie der Frechensee zur Gemeinde Seeshaupt. Iffeldorf liegt rund fünf Straßenkilometer nordwestlich von Penzberg, 20 km südöstlich der Kreisstadt Weilheim und 50 km süd-südwestlich des Stadtzentrums von München.

Die 20 größeren Einzelseen haben eine Gesamtfläche von rund 225 Hektar und eine mittlere Tiefe von gut neun Metern. Nicht mitgerechnet werden hier der Kleine Gröbensee sowie etwa 15 unbenannte kleinere Seen mit jeweils nur wenigen Hundert Quadratmetern Fläche, von denen sieben schon stark verlandet sind.

Seit 1981 besteht das Naturschutzgebiet Osterseen mit einer Fläche von 1.083 ha. Davon entfällt etwa ein Drittel auf die Oberflächen der Gewässer, 494 ha sind Hoch-, Nieder- und Zwischenmoore, 172 ha bestehen aus naturnahem Mischwald. Rund fünf Prozent der Osterseenlandschaft setzen sich aus Uferregionen, Verlandungsgebieten und Wiesen zusammen. Das Naturschutzgebiet gliedert sich in drei Teile, die durch Bahnlinie und Straße (Seeshaupt-Penzberg über Iffeldorf mit der Anschlussstelle Penzberg/Iffeldorf zur A 95) voneinander getrennt sind: Südliche Osterseen, Nördliche Osterseen und Frechensee. Im Mai 1997 wurden die Osterseen als SPA- (europäisches Vogelschutzgebiet) und FFH-Gebiet nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie nach Brüssel gemeldet. Das Gebiet gilt neben der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte und den Seeoner Seen als größte und strukturreichste Eiszerfallslandschaft des bayerischen Alpenvorlandes. Der Komplex aus moorigen und nährstoffarmen Seen, Nieder-, Übergangs- und Hochmooren neben Moor- und Bruchwäldern mit seiner außerordentlichen Vielfalt an Arten in den vernetzten Habitaten, Biotopen und ökologischen Nischen hat für die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung europaweite Bedeutung.

Im September 2006 wurde das Osterseengebiet mit dem Gütesiegel „Bayerns schönste Geotope“ des bayerischen Umweltministeriums ausgezeichnet.

Die Schönheit dieser Landschaft hat immer wieder Künstler angezogen. Besonders der Maler Georg Schrimpf, ein Hauptvertreter der Kunstrichtung Neue Sachlichkeit, war so fasziniert, dass er in den 1930er Jahren mehrere Ölgemälde der Osterseen schuf.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Den Namen hat die gesamte Seengruppe vom größten und östlichsten Einzelsee der eigentlichen Osterseegruppe, dem Großen Ostersee, dessen Bezeichnung auf das germanische Wort ostan im Sinne von „nach Osten“ oder „im Osten“ zurückzuführen ist.

Geschichte

Die Gegend war lange Zeit nur dünn besiedelt und taugte wegen der sumpfigen Beschaffenheit nur bedingt zur Jagd oder zum Fischfang, noch weniger zur Landwirtschaft, weshalb sie von Eingriffen des Menschen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend verschont blieb. Es gab nur wenige kleine Ansiedlungen in der unmittelbaren Umgebung, und diese orientierten sich in ihrer Landnutzung eher weg von den Seen. Bereits 1955 wurde die Gegend zunächst als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Mit der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft, die einen wachsenden Einsatz von Kunstdünger auch in der näheren Umgebung der Seen mit sich brachte, begann sich das Nährstoffangebot in den Seen zu vermehren und die Wasserqualität nahm zusehends ab. Doch erst durch die Eröffnung eines Campingplatzes mit heute 40 Durchgangs- und 98 Jahresstellplätzen am Fohnsee und die zunehmende Mobilität der Menschen, die einen enormen Zulauf an Badegästen aus umliegenden Orten und der Großstadt München mit sich brachte (bis zu 10.000 Menschen an Spitzentagen) geriet das Seengebiet ab den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts an den Rand des ökologischen Zusammenbruchs. Dies konnte verhindert werden, indem auf Betreiben der Gemeinde Iffeldorf 1981 dem Areal um die Seen der Status eines Naturschutzgebietes verliehen wurde, verbunden mit einem Wegegebot und strenger Reglementierung zulässiger Badestellen, die am Süd- und Ostufer des Fohnsees und am südlichsten und nördlichsten Abschnitt des Ostufers am Großen Ostersee ausgewiesen wurden. Auch durch Begrenzung der (gebührenpflichtigen) Parkplätze konnte mittlerweile der Besucherzustrom auf unter 5.000 Personen selbst an Spitzentagen reduziert werden. Informationstafeln an den Eingängen zum Naturschutzgebiet zeigen den Verlauf der öffentlichen Wanderwege um die Seen und die genaue Lage der zum Schwimmen freigegebenen Uferbereiche, geschützte Bereiche wurden zudem teilweise eingezäunt.

Geomorphologie

Sengsee mit Iffeldorf

Die Eiszerfallslandschaft der Osterseen gilt als eine der vielfältigsten und lehrreichsten im nördlichen Alpenvorland, da dort verschiedene typische Landschaftsformen der glazialen Serie auf engem Raum und in eindrucksvoller Ausprägung ausgebildet sind.

Die so genannten Toteisseen der Osterseegruppe entstanden am Ende der letzten Eiszeit, als zahlreiche Toteisblöcke des Isar-Loisach-Gletschers in diesem Moränengebiet abschmolzen und die Senken der hydrologisch zusammenhängenden Seen bildeten. Zunächst lagerten sich an der stark zerklüfteten Gletscherzunge fluvioglaziale Schotter in Form von Osern am Gletschertor oder subglazial ab. Gleichzeitig wurden Spalten auf dem Gletscher durch von den Schmelzwasserströmen des zurückweichenden Hauptgletschers herantransportierte Schottermassen verfüllt, wodurch sich nach dem Abtauen die sogenannten Kames bildeten, welche das Landschaftsbild rund um die Osterseen prägen. Schließlich zerfiel der einstige Gletscher in einzelne Eisblöcke, um die herum sich weitere Schottermassen ablagerten. Nach dem Abschmelzen der letzten Toteisblöcke blieben runde trichterförmige Becken, die Toteislöcher, zurück und füllten sich mit kalkreichem Grundwasser, das vor allem in der südlichen Zone der Seen aus mehreren Quelltöpfen wie der Blauen Gumpe am Südrand des Großen Ostersees in beträchtlicher Menge aus der Faltenmolasse zutage tritt.

Der hohe Kalkgehalt der quartären Schotter mit sandigen und geröllhaltigen Lehmen prägt die Bodentypen im Bereich der Seen. Es finden sich Pararendzinan, Braunerden, Parabraunerden, Pseudogleye und Gleye, wobei letztere überwiegen, da das Grundwasser fast überall im Gebiet oberflächennah ansteht. Im weiteren Verlauf bildeten sich durch Verlandung um die Seen und kleineren Sölle Anmoor-, Niedermoor- und Hochmoorböden, durch die das Gebiet von oberirdischen Zuflüssen weitestgehend isoliert wird. Das Seesediment weist ebenfalls einen hohen Karbonatgehalt auf; durch die Calcitfällung liegen dort reine Seekreiden von teilweise großer Mächtigkeit vor.

Hydrogeologie

Großer Ostersee, Gewitterabend am Nordende, Blick nach Süden
Quelltrichter am Westufer des Großen Ostersees
Szenerie am Westufer des Großen Ostersees

Die durch die Ostersee-Ach (Ach) und natürliche Kanäle verbundene Hauptkette der Osterseen wird dem Geländegefälle folgend von Süden nach Norden durchströmt und mündet östlich von Seeshaupt auf 584 m ü. NN in den Starnberger See. Die Ostersee-Ach hat ein Einzugsgebiet von 5.750 ha und eine durchschnittliche Wasserführung von 1,02 m³/s an der Mündung. Am Anfang dieser Kette liegt auf 594 m über NN der Waschsee, es folgen von Süd nach Nord: Schiffhüttensee, Sengsee, Wolfelsee, Fohnsee, Großer Ostersee, Östlicher und Westlicher Breitenauersee, Ameisensee, Stechsee, Lintensee, Gröbensee, Gartensee und Ursee. In diese Hauptseenkette entwässert der westlich des Gröbensees gelegene Lustsee. Eine Seitenkette, die vom Fischkaltersee über den Bräuhaussee und den Eishaussee von Osten nach Westen durchflossen wird, mündet am Fohnsee in die Hauptkette. Der Herrensee ist durch einen Kanal, dessen Strömung zum Fischkaltersee gerichtet ist, mit dieser Seitenkette verbunden.

Die Seen speisen sich durch Grundwasser aus einer ganzen Reihe von Quelltrichtern (Limnokrenen) und diffusen Zutritten, die hauptsächlich im südlichen Bereich am oder im Wasch-, Schiffhütten-, Seng- und Großen Ostersee liegen. Weitere Grundwasserzutritte befinden sich am Herren-, Westlichen Breitenauer-, Stech- und Lustsee (siehe Karte), wobei speziell die Quellen des letzteren eine starke Schüttung aufweisen. Auffällig ist, dass die südlichen Quelltrichter auf einer von Nordwest nach Südost verlaufenden Achse liegen. Dieses Phänomen ist durch eine sogenannte Härtlingsschwelle im Untergrund zu erklären: Das Südende des Osterseengebiets liegt an einem aus tertiärgeologischer Sicht markanten Punkt, nämlich genau am geologisch definierten Nordende der Alpen. An dieser Grenzlinie trifft die Faltenmolasse auf die ungefaltete Vorlandmolasse, die Härtlingsschwelle besteht hier aus den widerstandsfähigsten Gesteinsschichten des aufgestülpten Südendes der ungefalteten tertiären Molasse. Die Aufstülpung entstand durch die Schubkraft der bei der Entstehung der Alpen gebildeten Faltenmolasse und widerstand wegen ihres harten Gesteins der Abtragung durch pleistozäne Gletscherbewegungen sowie spätere periglaziale Prozesse. Das zuströmende Grundwasser aus den im Süden des Gebiets liegenden Schotterfeldern staut sich an dieser Barriere und wird gezwungen, das Hindernis zu überströmen. In den durch die glaziale Erosion entstandenen Toteiskesseln findet es einen Weg ins Freie und füllt die Seen. Dieser Zustrom von sommerkaltem und winterwarmem Grundwasser prägt die thermische Situation der Seen nachhaltig.

Gewitterstimmung am Nordende des Großen Ostersees, Blick nach Süden

Ursprünglich gehörten alle Osterseen dem kalk-oligotrophen Gewässertypus (oligotrophe Hartwasserseen) an, für die eine große Sichttiefe von zehn und mehr Metern selbst im Sommer typisch ist, was mit dem geringen Nährstoffgehalt zusammenhängt. Die in jüngster Zeit durch menschliche Einflüsse bedingte Belastung des Grundwassers im Einzugsbereich der Seen führte vor allem im Süden des Gebiets zu einer Eutrophierung der Gewässer, es bildete sich ein deutlicher Nährstoffgradient im Verlauf der Kette. Nur der Lustsee blieb in einem nahezu unbelasteten Zustand erhalten; an ihm lässt sich der ursprüngliche Zustand aller Osterseen weitgehend im Urzustand studieren. Somit zeigen die Osterseen ein breites Spektrum von Seentypen auf engem Raum, obwohl die einzelnen Seen durch ihre gemeinsame Entstehungsart eine verwandte Geomorphologie aufweisen und alle den gleichen klimatisch bedingten Umweltveränderungen ausgesetzt sind. Die große Vielfalt der hydrologischen und chemischen Eigenschaften bietet eine optimale Basis für vergleichende gewässerkundliche Studien, weshalb die TU München 1986 in Iffeldorf eine limnologische Forschungsstation eingerichtet hat.

Generell lässt sich sagen, dass die Wasserqualität in den Osterseen seit dem 1982 erfolgten Anschluss der Gemeinde Iffeldorf mit dem Weiler Staltach an das Penzberger Abwassernetz relativ gut ist - mit Tendenzen zu weiterer Erholung. Die Belastung der Seen nimmt dabei mit zunehmender Entfernung von Iffeldorf und den intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen im Süden ab und ist am geringsten in den Nördlichen Osterseen. Die höchsten Nitrat- und Phosphatwerte werden im Wasch- und Schiffhüttensee gemessen; diese haben daraus resultierend auch den höchsten Anteil an Phytoplankton.

Flora und Fauna

Am Nordende des Großen Ostersees, Blick nach Südwesten

Für an Tier- und Pflanzenarten Interessierte bietet das Naturschutzgebiet eine Vielzahl seltener Studien- und Beobachtungsmöglichkeiten.

Pflanzen

Die Flora des Osterseengebietes zeichnet sich durch große Artenvielfalt aus; auch einige bedrohte Arten finden hier ein Refugium.

In den Gewässern selbst und darum herum gedeihen die verschiedensten Arten von Algen (u. a. Kieselalgen mit den zentrischen Formen Cyclotella comta und C. comensis und pennaten Formen wie Synedra acus, S. angustissima, Asterionella formosa und Fragilaria crotonensis; Dinophyceae wie Gymnodinium helveticum, Ceratium hirundinella, C. cornutum und Peridinium bipes; Chlorophyceae wie Eutetramorus fottii, Phacotus lendneri, Quadrigula lacustris, Cruzigenia quadrata und Oocystris parva; Cyanobakterien wie Planktothrix rubescens) sowie blühende Wasser- und Sumpfpflanzen. Die Zusammensetzung der Flora variiert von See zu See je nach Biotopgegebenheiten. Eine botanische Besonderheit ist der außerordentliche Reichtum an teilweise extrem seltenen Wasserschlaucharten in der Seenkette, so unter anderem Utricularia australis, Utricularia intermedia und Utricularia minor. Weitere vorkommende Arten von frei treibenden Makrophyten sind unter anderem: Kleine Wasserlinse (Lemna minor), Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae) und Raues Hornblatt (Ceratophyllum demersum). Die am Grund wurzelnden Wasserpflanzen sind vertreten mit gut einem halben Dutzend verschiedener Armleuchteralgen (Characeen), der Wasserpest (Elodea spec.), dem Tannenwedel (Hippuris vulgaris), einer Nixenkraut-Art (Najas spec.), verschiedenen Arten von Laichkraut (Potamogeton spec.), dem Teichfaden (Zannichellia palustris), dem Ährigen Tausendblatt (Myriophyllum spicatum), dem Quirlblättrigen Tausendblatt (M. verticillatum) und dem Spreizenden Wasserhahnenfuß (Ranunculus circinatus).

Sumpf-Herzblatt, eine besonders seltene Art
Trollblume am Südufer des Großen Ostersees

Besonders artenreich präsentieren sich die Amphiphyten mit Straußgras (Agrostis spec.), verschiedenen Binsen (Juncus spec.) und einer Rasenbinsenart (Trichophorum spec.), Wasserminze (Mentha aquatica), Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis scorpioides), Brunnenkresse (Rorippa nasturtium-aquaticum), Wasser-Knöterich (Persicaria amphibia), Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia), Teichsimse (Schoenoplectus lacustris), Ästigem Igelkolben (Sparganium erectum), Blauem Wasser-Ehrenpreis (Veronica anagallis-aquatica), Bachbunge (Veronica beccabunga) und weiteren Arten.

Von den Helophyten finden sich neben anderen Schneidried (Cladium mariscus), Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Schilf (Phragmites australis) und Rohrkolben (Typha spec.). Die Schilfränder und die Verbindungen zwischen den Seen sind Standorte der Weißen See- und der Gelben Teichrose (Nymphaea alba und Nuphar lutea). (Für eine detailliertere Auflistung siehe Literatur 1).

Die mageren Feuchtwiesen und Halbtrockenrasen sind je nach Jahreszeit bewachsen mit Trollblumen (Trollius europaeus), Mehlprimeln (Primula farinosa), Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris), Frühlings-Enzian (Gentiana verna), Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis), Bergflockenblume (Centaurea montana), Lichtnelken (Silene spec.), Mädesüß (Filipendula ulmaria), Fieberklee (s. o.), Gilb- (Lysimachia vulgaris) und Blutweiderich (Lythrum salicaria), Wollgras (Eriophorum spec.), Binsen (Juncus spec.), Pfeifengras (Molinia caerulea) und Schlüsselblumen (Primula spec.). Auch Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor), Silberdisteln (Carlina acaulis) und Orchideen wie die Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris) und Knabenkraut (Orchis/Dactylorhiza spec.) kommen vor. An besonders nährstoffarmen Standorten ergänzen das fleischfressende Fettkraut (Pinguicula spec.) und Sonnentau (Drosera spec.) ihren Bedarf an Stickstoff mit dem Fang von Insekten.

In der Krautschicht des Laubwaldes um die Seen herrschen ideale Bedingungen für die seltene, filigrane Ästige Graslilie (Anthericum ramosum).

Tiere

Durch die Vielzahl von auf engem Raum vernetzten Biotopen weist das Naturschutzgebiet Osterseen eine artenreiche und faszinierende Fauna auf. Neben eher „gewöhnlichen“ Tieren leben hier auch einige, die in Deutschland auf der Roten Liste geführt werden.

Insekten

Das Nektar- und Futterpflanzenangebot im Naturschutzgebiet ist sehr reichhaltig und führt zu einem großen Artenreichtum an Insekten. Neben Bienen gibt es auch viele Schmetterlinge, Libellen und Schwebfliegen, bei den Köcherfliegenarten finden sich sogar einige, die in anderen Gegenden Bayerns nicht oder nur sehr selten auftreten. Von den anzutreffenden Tagfaltern gehören der Skabiosen-Scheckenfalter (Euphydryas eurinia) und das Moor-Wiesenvögelchen (Coenonympha tullia) zu den in Deutschland stark gefährdeten Arten. Unter den vorkommenden Libellenarten werden mehrere in der Roten Liste geführt, besondere Aufmerksamkeit verdient die als Relikt aus postglazialer Zeit geltende Sibirische Winterlibelle (Sympecma paedisca). Auch wurden über 50 Arten von Schwimm- und Wasserkäfern gezählt.

Amphibien

Von den zwanzig in Bayern auftretenden Arten von Amphibien kommen acht in diesem Gebiet vor, vier davon sind gefährdete Arten. Neben Grasfrosch (Rana temporaria), Laubfrosch (Hyla arborea) und Wasserfröschen (Rana esculenta-Komplex) gibt es kleinere Bestände von Bergmolchen (Triturus alpestris), Erdkröten (Bufo bufo) und Gelbbauchunken (Bombina variegata). Die Amphibienbiotope sind dadurch besonders hochwertig, dass hier Überwinterungsplätze, Laichgewässer und Sommerlebensräume als Habitatkomplexe eng miteinander verzahnt sind.

Reptilien

Das Wegegebot im Naturschutzgebiet sollte unbedingt beachtet werden, nicht nur zum Schutz der Natur, sondern auch zur eigenen Sicherheit, da das Gebiet reich an Kreuzottern (Vipera berus) ist. Außerdem kommen von den Reptilien an den Osterseen Blindschleichen (Anguis fragilis), Berg- und Zauneidechsen (Zootoca vivipara und Lacerta agilis) sowie Ringelnattern (Natrix natrix) vor.

Vögel

Drosselrohrsänger

Durch Feucht- und Streuwiesen, große Mischwald- und Wasserflächen ist das Naturschutzgebiet ungewöhnlich reich an Vögeln, von denen Grün- und Buntspecht (Picus viridis und Dendrocopos major) sowie der Haubentaucher (Podiceps cristatus) beispielhaft zu nennen sind. Im Bereich der Schilf-Röhrichte ist noch der seltene Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus) anzutreffen. Andere im Gebiet in letzter Zeit beobachtete Arten waren Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus), Rohrweihe (Circus aeruginosus), Kanadagans (Branta canadensis), Haubenmeise (Lophophanes cristatus), Fluss-Seeschwalbe (Sterna hirundo), Stieglitz (Carduelis carduelis), Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), Gimpel (Pyrrhula pyrrhula) und Blässhuhn (Fulica atra). Umstritten ist der Einfluss der zugewanderten Kormorane (Phalacrocorax carbo) auf die Fischbestände (siehe hierzu Lit. 2).

Fische

Die Seen weisen auch einen vielfältigen Fischbestand auf; dominiert wird dieser durch die Renke (Maräne; Coregonus spec.). Bewirtschaftet werden die Seen durch den Münchener Fischereiverein „Die Gesplißten e.V.“.

Gliederung und Größe der Seen

Karte der Osterseen
Nr. Name Fläche
(ha)
Volumen
(m³)
Länge
(m)
Breite
(m)
max. Tiefe
(m)
mitt. Tiefe
(m)
Südliche Osterseen (Oberseen): Iffeldorfer Seengruppe
1 Waschsee 0,85 25.600 125 65 5,4 3,0
2 Schiffhüttensee 1,17 40.800 138 96 6,6 3,5
3 Sengsee 5,45 387.900 343 266 14,6 7,1
4 Wolfelsee 1,06 32.600 156 85 5,8 3,1
5 Fohnsee 21,19 2.298.300 680 440 23,7 10,8
6 Helgraben 0,30 4.000 120? 30? 2,3 1,3
7 Brückensee 1,55 43.400 150 120 4,8 2,8
Südliche Osterseen (Oberseen): Staltacher Seengruppe
8 Herrensee 3,00 260.000 230 153 10,7 8,7
9 Fischkaltersee 3,28 191.800 273 147 11,4 5,8
10 Bräuhaussee 5,11 295.100 300 184 12,5 5,8
11 Forchsee 0,92 30.000 107 104 8,2 3,3
12 Eishausse 7,69 511.300 382 284 19,1 6,6
Mittlere- oder Osterseegruppe
13 Gr. Ostersee 117,63 14.000.000 2.000 1.000 29,7 11,9
14 Östl. Breitenauer See 2,39 160.000 223 138 15,6 6,7
15 Westl. Breitenauer See 6,09 352.600 475 375 17,1 5,8
16 Ameisensee 3,76 346.700 436 160 18,9 9,2
Nördliche Osterseen (Unterseen, Seeshaupter Seengruppe)
17 Stechsee 7,54 486.800 670 244 15,2 6,5
18 Lintensee 0,30 8.400 75 72 4,7 2,8
19 Gröbensee 6,07 353.800 538 240 15,2 5,8
20 Kl. Gartensee 0,40 12.000 150 54 8,1 3,0
21 Gr. Gartensee 7,46 371.100 434 300 13,7 5,0
22 Ursee 2,21 111.500 212 160 11,8 5,0
23 Lustsee 5,92 389.400 426 245 18,0 6,6
Frechensee*
24 Frechensee* 12,21 262.000 500 300 7,8 2,1
* Der Frechensee gehört nicht zur Gruppe der eigentlichen Osterseen, er liegt 250 m westlich des Lustsees sowie mit 591 m drei Meter höher als dieser, von diesem durch Bahnlinie und Straße getrennt, ist jedoch als dritter Teil in das Naturschutzgebiet Osterseen miteinbezogen.

Inseln

Schwaigerinsel

Großer Ostersee (Inseln von Nord nach Süd)

  • Holzau (6,1 ha, Abgrenzung gegen die Breitenauerseen, reicht an mehreren Stellen bis auf wenige Meter an das Ufer heran bzw. ist mit diesem wegen Verlandung fast verbunden)
  • Marieninsel (2,3 ha, 440 m lang in Nord-Süd-Richtung, bis 80 m breit), auf dieser Insel befindet sich ein Privathaus
  • Steigerinsel (0,45 ha)
  • Roseninsel, nicht zu verwechseln mit der bekannteren Roseninsel im Starnberger See (0,013 ha oder 130 m², eigentlich zwei Inselchen, die größere mit 100 m² und wenige Meter südwestlich davon eine mit 30 m²)
  • Schwaigerinsel (0,75 ha, 40 Meter vom Westufer entfernt)

Frechensee

  • Insel rund 20 m vom Nordufer (0,09 ha)
  • Insel rund 25 m vom Westufer (0,13 ha)

Literatur

Am Großen Ostersee
  • Kathrin Kaufmann: Osterseenökologie. o.O., o.J.
  • Andreas von Lindeiner: Kormorane in Bayern – Schutzstatus in Schutzgebieten. (u.a. am Beispiel der Osterseen)
  • Ralf Gerard, Brigitte Roßbeck, Egbert Greven: Die Osterseen - Impressionen einer bayerischen Seenlandschaft. MDH Medien 1998, Hardcover/Leinen, ISBN 3-932460-00-6
  • Rolf K. F. Meyer, Hermann Schmidt-Kaler: Wanderungen in die Erdgeschichte. Auf den Spuren der Eiszeit südlich von München, westlicher Teil (Band 9), PFEIL 1997, 126 Seiten, kartoniert/broschiert mit 164 meist farbigen Abbildungen und Karten, ISBN 3-931516-10-5
  • J. Gareis: Die Toteisfluren des bayerischen Alpenvorlandes als Zeugnis für die Art des spätwürmzeitlichen Eisschwundes, Würzburger Geographische Arbeiten, Würzburg 1978, 101 Seiten
  • W. Bludau, Ludger Feldmann: Geologische, geomorphologische und pollenanalytische Untersuchungen zum Toteisproblem im Bereich der Osterseen südlich von Seeshaupt (Starnberger See), Eiszeitalter und Gegenwart, 44: 114-128; Hannover 1994
  • Ludger Feldmann: Der würmeiszeitliche Isar-Loisachgletscher, in: A. Ikinger (Hrsg.): Festschrift Wolfgang Schirmer: Geschichte der Erde, GeoArcheoRhein, 2: 103-120; Münster (Lit) (1998)
  • Christine Geiss: Freizeit und Erholung im Naturschutzgebiet Osterseen, Diplomarbeit TUM Zusammenfassung
  • Kornelia Hofmann: Rückgang der aquatischen Röhrichtbestände im Osterseengebiet? Erfassung wichtiger Parameter zur Charakterisierung einiger ausgewählter Schilfbestände des südlichen Osterseengebietes, Diplomarbeit TUM Zusammenfassung

Weblinks


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