Bugchasing

Bugchasing

Als Pozzen oder Pozzing (im englischen Sprachraum auch Bugchasing genannt) wird das absichtliche Infizieren mit HIV bezeichnet. Das Wort leitet sich von positiv ab. Dabei lassen sich HIV-Negative absichtlich durch Personen mit hoher Viruslast mit dem HI-Virus infizieren. Eine Trennlinie zum Barebacking, bei dem eine Infektion nicht angestrebt, aber in Kauf genommen wird, ist schwer zu ziehen.[1]

Die Betroffenen geben unterschiedlichste Motive an, warum sie sich absichtlich selbst infizieren (lassen). So werden z.B. als häufige Ursache permanente Angst vor einer Infizierung, finanzielle oder soziale Probleme, oder Liebe genannt. Unter anderem besteht auch die Auffassung, so mit anderen Positiven auf geschützten Geschlechtsverkehr verzichten zu können. Jedoch kann die gegenseitige Ansteckung mit einem jeweils anderen Virenstamm des HIV zu einer Resistenz gegen verfügbare HIV-Medikamente führen.[2] Die lebensverlängernde Therapie der HIV-Positiven Erkrankten wird dadurch erschwert oder gar zunichte gemacht. Bisherige Untersuchungen über Patienten mit mehr als einem HIV-Stamm zeigen einen schnelleren bzw. schlechteren Verlauf der AIDS-Krankheit - selbst dann, wenn keine Medikamentenresistenz vorliegt.

Zum Teil suchen auch Personen HIV-Positive, um andere aus Rachegründen heimlich mit HIV zu infizieren. In jedem Fall handelt es sich dabei um Körperverletzung, die strafbar ist. Das Strafmaß hängt u.a. davon ab, ob fahrlässig oder gar vorsätzlich (absichtlich) eine Ansteckung verursacht wurde.

Pozzing in den Medien

In die Medienöffentlichkeit geriet das Thema 2003 durch einen Artikel von Gregory A. Freeman im Rolling Stone,[3] dessen Korrektheit hinsichtlich der darin behaupteten Häufigkeit des Phänomens allerdings bald darauf von Quellen, die in ihm zitiert wurden, bestritten wurde[4][5] und der deshalb unter anderem von Andrew Sullivan[6] und der Gay and Lesbian Alliance Against Defamation[7] scharf kritisiert wurde. Ein für eine Sendung der BBC durchgeführtes Experiment mit einem HIV-positiven Mann, der in Internet-Foren Kontakt mit „Bug Chasern“ suchte, kam zum Schluss, dass die überwältigende Mehrheit dieser Gespräche „reine Fantasien“ darstellten, die nichtsdestotrotz aber eine Bereitschaft zu riskantem Sexualverhalten beförderten.[8]

In Deutschland wurde die Öffentlichkeit zuerst 2007 durch eine Reportage von Britta Stuff auf das Phänomen aufmerksam.[9]

Weblinks

Fußnoten

  1. Der Tagesspiegel: Viele gehen das Risiko bewusst ein. 16. April 2009
  2. The Times: HIV sex parties „spread disease“. 29. September 2005
  3. Rolling Stone: In Search of Death. 23. Januar 2003
  4. Newsweek: Is Rolling Stone’s Hiv Story Wildly Exaggerated?. 23. Januar 2003
  5. MTV: The „Bug Chasing“ Myth. 11. April 2003
  6. Salon.com: Sex- and death-crazed gays play viral Russian Roulette! 24. Januar 2003
  7. Newsweek: Media: Using „Bug Chasers“. 17. Februar 2003
  8. BBC News: HIV „bug chasers“: Fantasy or fact? 10. April 2006
  9. Berliner Morgenpost: Ich liebe dich zu Tode. 18. Februar 2007; erneut in Die Welt: „Pozzing“: Warum sich Menschen freiwillig mit HIV anstecken. 11. Dezember 2007
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