Bukolisch

Bukolisch
Salomon Gessner, Bukolische Szene (1767)

Bukolische Dichtung (Bukolik, v. griech. βουκόλος – boukólos – Rinderhirte) bedeutet „Dichtung, die sich auf das Leben der Rinderhirten (oder, im allgemeineren Sinne, auf Hirten aller Art) bezieht“.

Aus den sizilisch-griechischen Hirtengesängen entstanden, wurde die Bukolik im Hellenismus zur literarischen Gattung. Einzuordnen ist sie zwischen dem Drama und dem Epos: Vom Epos borgt sie das epische Versmaß, den Hexameter. Die einzelnen Gedichte sind oft als Dialoge zweier Hirten aufgebaut, was der bukolischen Dichtung einen dramatischen Charakter verleiht. Als reizvoll galt die Gattung unter anderem aufgrund der Spannung zwischen ihrem heroischen Versmaß und ihrer Beschreibung alltäglicher Szenen einfacher, „unheroischer“ Menschen.

Ihr bedeutendster Vertreter ist Theokrit, dessen Idyllen (griech. Eidyllia, wörtl. „kleine Bildchen“) in der Magna Graecia oder auf Kos spielen und sich durch einen mitunter kruden Realismus der Darstellung des Hirtenlebens auszeichnen. Auch Moschos und Bion von Smyrna schrieben bukolische Gedichte.

In der lateinischen Literatur wird die Bukolik von Vergil rezipiert, der den Schauplatz seiner Hirtengedichte (Eklogen) nach Arkadien verlegt. Der Realismus in der Schilderung des Hirtenlebens weicht einer Verklärung und Idealisierung desselben als ein (aus der Sicht des Stadtbewohners) idyllisches und sorgenfreies Leben. Vergils Sichtweise hat die europäische nachfolgende Tradition der Gattung maßgeblich geprägt.

Weitere Dichter lateinischer Bukolik sind Calpurnius Siculus und Nemesian.

Weitere Beispiele:

Eine wichtige Weiterentwicklung der bukolischen Dichtung in der Neuzeit stellt die sogenannte Schäferdichtung bzw. Schäferromantik dar. Diese behandelt ebenfalls das ruhige, pastorale Leben der Hirten, wesentlich ist jedoch die Verbindung mit gesellschaftlichen Idealen des Barock. Wichtige Persönlichkeiten wurden unter der „Schäfermaske“ dargestellt und waren nur von Eingeweihten leicht zu erkennen. Ein wesentlicher Vertreter dieser Dichtung ist Friedrich von Spee mit seinem lyrischen Hauptwerk „Trutznachtigall oder geistlich-poetisch Lustwäldlein“. Die Bukolik in Deutschland fand zu einem Höhepunkt in den Schäferdichtungen des Pegnesischen Blumenordens, aus dem Georg Philipp Harsdörffer, Johann Klaj und besonders Sigmund von Birken als Dichter herausragen.


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