Bulgarenmörder

Bulgarenmörder

Basileios II. der Bulgarentöter (griechisch Basíleios Bulgaroktónos Βασίλειος ὁ Βουλγαροκτόνος, bulgarisch Василий българоубиец/Wasilij Bulgaroubiez; * 958 in Didymoticho; † 15. Dezember 1025 in Konstantinopel) war von 976 bis 1025 Kaiser des Byzantinischen Reiches. Seine Regierungszeit gilt allgemein als ein Glanzpunkt der byzantinischen Geschichte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die frühen Jahre

Histamenon des jungen Basileios mit seinem Ziehvater Nikephoros II. Phokas

Basileios wurde wohl um 956 geboren, die Quellen sind aber nicht eindeutig. Er war der älteste Sohn Romanos’ II. Seine Mutter Theophano regierte nach dessen Tod zunächst mit Hilfe des Eunuchen Joseph Bringas, musste bald aber dem erfolgreichen General und späteren Kaisers Nikephoros Phokas Platz machen. Dieser heiratete Theophano und führte als Regent für den unmündigen Basileios und dessen Bruder Konstantin die Regierungsgeschäfte. Basileios sollte seine ganze Jugend im Schatten des Nikephoros und seines Nachfolgers als Regent, des Generals Johannes Tzimiskes, stehen. Bereits kurz nach dem Tod des Johannes Tzimiskes war es zum Aufstand des Bardas Skleros gekommen, der jedoch rasch niedergeschlagen werden konnte. 985 entmachtete Basileios seinen Großonkel Basileios Parakoimomenos und übernahm die Regierung. Offiziell regierte er mit seinem jüngeren Bruder Konstantin zusammen, da dieser sich jedoch lieber Vergnügungen hingab, kann man Basileios als alleinigen Herrscher betrachten.

Kurz nach der Machtübernahme kam es zu einem Aufstand der Großgrundbesitzer (987–998), die um ihre Privilegien fürchteten. In diese Phase fiel auch die Christianisierung Wladimirs I. von Kiew (989), der Basileios’ Schwester Anna heiratete und zum griechisch-orthodoxen Glauben übertrat. Im Ausgleich unterstützte er Basileos mit Truppen der Warägergarde.

Kämpfe gegen Bulgaren und Behauptung im Osten

Basileios in der Rüstung eines Generals, ihm zu Füßen acht Figuren in unterwürfiger Proskynese. Nachbildung einer Buchmalerei aus einem Psalter, 11. Jahrhundert, Cod. Marc. gr. 17, fol. 3r. [1]

Ab 989 war die Stellung des Basileios nach innen gesichert. So konnte er sich einem Feind zuwenden, der ihn die nächsten 25 Jahre in Atem halten sollte: dem Bulgarenreich, welches in den vorangegangenen Jahrhunderten das byzantinische Reich immer wieder in Bedrängnis gebracht hatte. Er hatte schon in jungen Jahren mit den Bulgaren Bekanntschaft gemacht, und sie hatten ihm immer wieder Schwierigkeiten bereitet. Basileios war entschlossen, dem Bulgarenreich ein Ende zu bereiten. Er veränderte dazu die Art der Kriegsführung grundlegend: Früher war es nicht möglich gewesen, den Bulgaren, die sich auf einen Art Partisanentaktik verließen, in die Berge nachzusetzen. Durch die Reorganisation des Heeres, Söldnertruppen und mit neuer Taktik gelang es Basileios nun jedoch in erbitterten Kämpfen, das bulgarische Reich zu zerschlagen.

Nach ersten Niederlagen und 15-jährigen, blutigen Kämpfen konnte das Heer Zar Samuels von Bulgarien 1014 bei der Schlacht von Kleidion im Strymontal (Struma) bei Petritsch besiegt werden; die Überlebenden - rund 14.000 an der Zahl - wurden geblendet. Zar Samuel verlor beim Anblick der Geblendeten angeblich den Verstand und verstarb kurz darauf. Von nun an wurde Basileios Bulgaroktónos (Bulgarentöter, -schlächter) genannt. Basileios II. kämpfte auch nach dem Tod von Samuil erfolgreich gegen das Bulgarische Reich mit dessen Nachfolgern, den Zaren Gawril Radomir(1014–1015), Iwan Wladislaw (1015–1018) und Knjaz Presjan II.. 1018 fiel dem Kaiser die bulgarische Hauptstadt Ohrid und damit der in ihr bewahrte bulgarische Königsschatz in die Hände. Auch Maria, die Witwe des Zaren Iwan Wladislaw, wurde zusammen mit ihren Kindern dem Basileios in Ohrid übergeben. Bulgarien wurde dem Reich eingegliedert, womit sich die byzantinische Grenze weit nach Nordwesten verschob.

Nach der Eroberung reorganisierte Basileios II. die Bulgarisch-Orthodoxe Kirche. Nachdem der Patriarch vertrieben worden war, errichtete der Kaiser, ohne die bestehende Autokephalie anzutasten, das Erzbistum von Ohrid und ganz Bulgarien. Nur der bulgarische Name blieb erhalten und Basilieios II. schrieb den Jurisdiktionsbereich des neuen Erzbistums um und versah die 54 Eparchien mit einer festgelegten Anzahl von halbfreien Bauern und Klerikern. Der erste von ihm ernannte Erzbischof war Johann I. Debranin (1018–1037), der noch ein Slawe war; sein Nachfolger, Leo I. Carigradjanin (1037–1056), war bereits ein Grieche.

Nach der Niederwerfung der Bulgaren wandte sich Basileios der Ostgrenze zu, der er ansonsten nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Er wehrte Angriffe der Fatimiden auf Aleppo ab und mischte sich in die internen Machtkämpfe in Armenien ein (nach 1020) und annektierte es schließlich. Somit entfiel allerdings eine wirksame Pufferzone, was sich nach der Schlacht von Mantzikert schmerzhaft bemerkbar machte.

Basileios II. starb 67-jährig am 15. Dezember 1025 im Großen Palast zu Konstantinopel. Sein Bruder Konstantin, bereits 65 Jahre alt, regierte danach das Reich drei Jahre lang alleine.

Bewertung

Byzanz und Europa um das Jahr 1000

Basileios II. war ein fähiger Militär. Allerdings gelang es ihm nicht, die Macht der großen Adelsfamilien zu beschneiden, die weiterhin einen bestimmenden Einfluss auf die Politik ausübten. Ein weiteres Problem seiner Regierungszeit war die im Osten wenig glückliche Annexionspolitik. Da der Kaiser unverheiratet blieb hatte er keine Kinder, die seine Dynastie fortsetzen konnten.

Dennoch war Basileios einer der letzten Kaiser des Byzantinischen Reiches, der zu einer militärischen Expansion in der Lage war – zumal er den Luxus genoss, nicht an allen Grenzen gleichzeitig kämpfen zu müssen wie seine Nachfolger. Kultur- und bildungspolitisch trat er nicht in Erscheinung.

Anmerkungen

  1. Paul Stephenson: A note on the portrait illumination of Basil II in his psalter, University of Durham

Quelle

  • Johannes Skylitzes, hrsg. von Johannes Koder: Byzanz wieder ein Weltreich. Das Zeitalter der Makedonische Dynastie. Teil 1: Ende des Bilderstreits und Makedonische Renaissance. Übersetzt, eingeleitet und erklärt von Hans Thrun, Verlag Stryria, Graz 1983, ISBN 3-222-10293-7

Literatur

  • Catherine Holmes: Basil II and the Governance of Empire, 976–1025. Oxford University Press, Oxford 2005, ISBN 0-19-927968-3
  • Ralph-Johannes Lilie: Byzanz. Das zweite Rom. Siedler, Berlin 2003, S. 246–256, ISBN 3-88680-693-6 (kritische, auf dem neuesten Forschungsstand fußende Darstellung)
  • John Julius Norwich: Byzanz: Auf dem Höhepunkt der Macht 800–1071, Econ, Düsseldorf 1994, ISBN 3-430-17162-8 (populärwissenschaftliche Darstellung)
  • Paul Stephenson: The Legend of Basil the Bulgar-Slayer. Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-81530-4
  • Paul Meinrad Strässle: Krieg und Kriegführung in Byzanz. Die Kriege Kaiser Basileios' II. gegen die Bulgaren (976-1019), Böhlau, Köln 2006, ISBN 978-3-412-17405-7

Weblinks


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