Bunche

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Ralph J. Bunche

Ralph Johnson Bunche (* 7. August 1904 in Detroit, Michigan, USA; † 9. Dezember 1971 in New York, N.Y.) war ein US-amerikanischer Diplomat und Bürgerrechtler. Er erhielt den Spingarn Prize durch den National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) im Jahre 1949 und den Friedensnobelpreis im Jahre 1950.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Ausbildung und wissenschaftliche Entwicklung

Ralph Bunche wurde 1904 in Detroit geboren. Sein Vater, Fred Bunche, war Friseur, der ausschließlich weiße Klientel bediente, seine Mutter, Olive (Johnson) Bunche, war Amateur-Musikerin. Die Großmutter, «Nana» Johnson, die in der Familie lebte, war noch als Sklavin geboren worden. Als Bunche zehn Jahre alt war, zog die Familie nach Albuquerque, New Mexico, in der Hoffnung die schlechte Gesundheit der Eltern werde durch das trockene Klima besser. Jedoch starben beide nach zwei Jahren an Tuberkulose. Seine Großmutter die ihrem Äusserem nach als Weiße durchging aber „ein vollständig schwarzes Inneres hatte“, brachte Ralph und seine zwei Schwestern nach Los Angeles. Hier trug Ralph zu einer Verbesserung der schwachen finanziellen Verhältnissen dadurch bei, dass er Zeitungen verkaufte, als Hausdiener eines Filmschauspielers und für ein Teppichverlege-Unternehmen arbeite und praktisch jede Beschäftigung annahm, die er fand.

Bei seinem Abschluss der Grundschule gewann er einen Preis in Geschichte und einen weiteren in Englisch. Er war beim Schulabschluss an der Jefferson High School in Los Angeles Jahrgangsbester (valedictorian). Schon zu Schulzeiten trat er außerdem als Sportler hervor, so in American Football, Basketball, Baseball. Der Besuch der University of California in Los Angeles wurde ermöglicht durch ein Sport-Stipendium, das seine kompletten Auslagen trug. Er schloss 1927 summa cum laude als Jahrgangsbester ab.

Mit einem Stipendium, das ihm durch die Harvard-Universität gestellt wurde und einer Sammlung von 1.000 Dollar, die durch die schwarze Gemeinschaft in Los Angeles gesammelt wurden, begann Bunche seine Master-Studien in Politikwissenschaften. Er beendete sein Master-Studium 1928 und wechselte zwischen Unterricht an der Howard University und einer Promotion an der Harvard-Universität. Das Rosenwald Fellowship, das er in den Jahren 1932 bis 1933 bekam, ermöglichte ihm Forschungen in Afrika, die die französische Herrschaft in Togoland und Dahomey verglich. Seine Dissertation beendete er im Jahre 1934 und erhielt dafür den Toppan-Preis für außergewöhnliche Forschungen in Sozialstudien. Er arbeitete an der Northwestern University, der London School of Economics and Political Science und in Kapstadt, Südafrika.

Während seiner ganzen Karriere hielt Bunche stets engen Kontakt mit der Unterrichtstätigkeit, etwa am Department of Political Science der Howard University von 1928 bis 1950. Er unterrichtete außerdem an der Harvard University von 1950 bis 1952 und war Mitglied des New York City Board of Education (1958-1964), Mitglied der Board of Overseers der Harvard University (1960-1965) und Mitglied der Board of the Institute of International Education, zudem war er Trustee des Oberlin College, Lincoln University, und der New Lincoln School.

Aktivität in der Bürgerrechtsbewegung

Bunche war immer in der Bürgerrechtsbewegung aktiv. Während seiner Zeit an der Howard University wurde er noch als junger Radikaler betrachtet, der das amerikanische Sozialsystem und die etablierten Schwarzen-Organisationen kritisierte. Beeinflusst durch seine Erfahrungen als Co-Direktor des Institutes für Rassenbeziehungen am Swarthmore College. 1936 schrieb er A World View of Race (1936) und 1944 erschien gemeinsam mit dem schwedischen Sozialwissenschaftler Gunnar Myrdal das Buch An American Dilemma.

Es folgten viele Aktivitäten, die ihn auch zum Mitglied des „Schwarzen Kabinettes“, das sich mit Minderheiten beschäftigte und von Franklin D. Roosevelt einberufen wurde. Seine Aktivitäten führten ihn auch mit Martin Luther King Jr. zusammen. Seine Überzeugung war stets unmissverständlich: Rassische Vorurteile sind ein unbegründetes Phänomen ohne wissenschaftliche Basis in Biologie oder Anthropologie, „Rassentrennung und Demokratie sind inkompatibel“. Seiner Ansicht nach sollten Schwarze ihren Kampf für gleiche Rechte fortführen unter Akzeptanz ihrer Verantwortlichkeiten, die mit der Freiheit verbunden sind und Weiße müssten dafür antreten, dass „Demokratie farbenblind ist“.

Diplomatische und politische Laufbahn

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Ralph Bunche 1941 dem Office of Strategic Services (dem Vorgänger der CIA) zugeteilt und übernahm die Funktion eines sozialwissenschaftlichen Analytikers, wobei er von 1943 bis 1944 die Sektion Afrika leitete. 1945 wurde er Kommissar für die Angelegenheiten der Karibischen Gebiete und von 1946 bis 1954 Leiter der Treuhand-Angelegenheiten der Vereinten Nationen. In den Jahren 1948 bis 1949 spielte er eine entscheidende Rolle als Vermittler im Konflikt um Palästina, wo er die Verhandlungen zwischen dem israelischen Volk und den arabischen Staaten als UN-Vermittler und Nachfolger des ermordeten Folke Bernadotte übernahm. 1949 kam es zum Waffenstillstand, im gleichen Jahr bot der US-Präsident Harry S. Truman ihm einen Posten als Staatssekretär für Afrika und den Nahen Osten an, welchen er jedoch ablehnte. New York begrüßte Bunche mit einer Konfettiparade, Los Angeles deklarierte einen „Ralph Bunche Day“. Er wurde belagert mit Anfragen nach Vorlesungen, erhielt den Spingarn Prize durch den National Association for the Advancement of Colored People im Jahre 1949 und als erster Schwarzer den Friedensnobelpreis im Jahre 1950.

Im Jahr 1954 wurde Ralph Bunche Untersekretär der Vereinten Nationen für politische Angelegenheiten, kurz danach zog er sich jedoch aus dem politischen Leben zurück und befasste sich mit der internationalen Friedenspolitik, der Entwicklungshilfe sowie der Aufnahme der afrikanischen Staaten in internationale Gremien. Bereits 1956 trat er während der Sueskrise erneut als Vermittler auf und in den Jahren 1960 und 1963 war er Organisator der UN-Friedenstruppen im Kongo. Weitere Aufgaben waren die erfolglose Vermittlung im Jemenkrieg 1963, die Überwachung der Friedenstruppen im Zypernkonflikt 1964 sowie die Organisation einer Beobachtertruppe im Krieg zwischen Indien und Pakistan 1965. Ralph Bunche veranlasste den mit ihm eng befreundeten österreichischen Komponisten und Dirigenten Robert Stolz (1880-1975) für die UNO einen Marsch zu komponieren (UNO-Marsch, March of the United Nations). Ab 1967 war er stellvertretender Generalsekretär der Vereinten Nationen bis zu seinem Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen 1971, kurz darauf verstarb er an Diabetes.

Posthume Ehrungen

1984 verlieh US-Präsident Ronald Reagan Bunche posthum die Freiheitsmedaille („The Presidential Medal of Freedom“), die höchste zivile Auszeichnung in den USA.

Literatur

  • Bernhard Kupfer: Lexikon der Nobelpreisträger, Patmos Verlag Düsseldorf 2001

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