Aargau

Aargau
Kanton Aargau
Wappen Kanton Aargau
Wappen des Kantons Aargau
Basisdaten
Hauptort: Aarau
Fläche: 1'404 km²
(Rang 10)
Einwohner: 586'792 (2007)
(Rang 4)
Bevölkerungsdichte: 409 Einw./km²
(Rang 6)
Beitritt zur Eidgenossenschaft: 1803
Abkürzung: AG (ISO:CH-AG)
Sprachen: Deutsch
Website: Kanton Aargau
Karte
Karte Kanton Aargau
Lage des Kantons
Lage Kanton Aargau
Bevölkerungsentwicklung

Der Kanton Aargau ist ein Kanton im Norden der Schweiz.

Deutsch: Aargau; Französisch: Argovie; Italienisch: Argovia; Rätoromanisch: Argovia; Englisch: Aargau (veraltet: Argovia).

Der Kanton Aargau wird im Volksmund auch als das „Rüebliland“ bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Aargau liegt im Norden der Schweiz, im Mittelland und in den östlichen Ausläufern des Juras. Seinen Namen hat der Kanton vom Fluss Aare. Er grenzt im Norden an den Rhein und somit an Baden-Württemberg (Deutschland), im Osten an den Kanton Zürich, im Süden an die Kantone Luzern und Zug, und im Westen an die Kantone Bern, Solothurn und Baselland.

Der Aargau weist eine starke naturräumliche Gliederung auf. Der nördliche Kantonsteil wurde durch die Gebirgsbildung des Juras geprägt, der im Mittelland gelegene südliche Teil durch die Gletscherbewegungen der Eiszeiten geformt. Die Riss-Eiszeit, die vor rund 140.000 Jahren ihren Höhepunkt erreichte, bedeckte fast das gesamte Gebiet des heutigen Kantons, mit Ausnahme des westlichen Fricktals um Rheinfelden sowie einiger Juragipfel, die aus dem Eismeer ragten.

Während der Würm-Eiszeit war die Vergletscherung zwar weitaus geringer (nur der südöstliche Teil des Kantonsgebiets war von Eis bedeckt), doch sie prägte die Landschaft nachhaltig. Der Reussgletscher und der Linthgletscher, die vor rund 20'000 Jahren ihre grösste Mächtigkeit erreicht hatten, hinterliessen zahlreiche Findlinge, die aus dem Alpenraum in die Ebene verschoben wurden. Die einstige Ausdehnung dieser Gletscher ist heute noch gut erkennbar an den Endmoränen bei Killwangen, Mellingen, Othmarsingen, Seon, Staffelbach, Würenlos und Zetzwil. Die bei der Moräne von Seon zurückgelassenen Gesteinsmassen stauten den Hallwilersee, der am Ende der Eiszeit etwa doppelt so gross war wie heute und innerhalb von einigen tausend Jahren durch Auffüllung des ehemaligen Seebeckens mit Sedimenten auf die heutige Grösse zurückschrumpfte. Die Flüsse lagerten in den Tälern im Vorfeld der Gletscher ausgedehnte Schotterfelder ab, die wichtige Grundwasserleiter darstellen.

Der höchste Punkt des Kantons liegt auf dem Geissflue-Grat auf 908 m.ü.M.

Flächennutzung

(Stand: 1994)

Typus Fläche Anteil
Wald / Bestockte Flächen: 517,9 km² 37,0 %
Landwirtschaftl. Nutzfläche: 635,6 km² 45,3 %
Siedlungsflächen: 216,7 km² 15,4 %
Unproduktive Flächen: 33,5 km² 2,4 %
Gesamt: 1.403,7 km² 100 %

Gewässersystem

Bevölkerung

(Stand: 5. Dezember 2000)

Sprachen

Die deutschen Dialekte des Kantons Aargau gehören dem Hochalemannischen an. Im weiteren hat der Kanton jedoch keine homogene Mundart: Aufgrund seiner Lage gehören sie teilweise zum West- (fliege fliegen, zweiförmiger Plural beim Verb) - innerhalb dessen teils zum Nordwest- (Dag Tag) - und teilweise zum Ostschweizerdeutschen (Tag, flüüge, Einheitsplural beim Verb); im südlichen Teil machen sich auch innerschweizerische Züge bemerkbar.

Im Surbtal, wo in Endingen und Lengnau jahrhundertelang eine bedeutende jüdische Bevölkerung lebte (im 19. und 20. Jahrhundert grösstenteils nach Zürich ausgewandert), wurde bis ins 20. Jahrhundert ein westjiddischer Dialekt gesprochen.

Religionen - Konfessionen

Da der Kanton Aargau erst im Jahre 1803 aus verschiedenen älteren Territorien geschaffen worden ist, gehört er zu den paritätischen Kantonen. Traditionell reformiert (protestantisch) ist der ehemalige Berner Aargau mit den heutigen Bezirken Aarau, Brugg, Kulm, Lenzburg und Zofingen. Traditionell katholisch sind die ehemaligen Gemeinen Herrschaften mit den heutigen Bezirken Baden, Bremgarten, Muri und Zurzach, wobei es in Baden und Zurzach traditionell eine reformierte und eine jüdische Minderheit gibt, sowie das bis 1802 österreichische Fricktal mit den heutigen Bezirken Laufenburg und Rheinfelden. Im letztgenannten Bezirk ist auch die christ- oder altkatholische Kirche vertreten. In den letzten Jahrzehnten haben sich die einst starren Konfessionsgrenzen stark verwischt. Durch die ausländische Zuwanderung haben ausserdem im Kanton Aargau auch andere Religionen (Islam, Buddhismus, Hinduismus) Einzug gehalten.

Verfassung

Die gegenwärtige Kantonsverfassung datiert von 1980 (mit späteren Änderungen).

Legislative

Gesetzgebende Behörde ist der Grosse Rat, dem 140 (bis 2005 noch 200) vom Volk für eine feste Amtsdauer von vier Jahren, im Proporzverfahren (Verhältniswahlrecht) gewählte Mitglieder angehören. Darüber hinaus ist das Volk direkt an der Gesetzgebung beteiligt: Verfassungsänderungen sowie Gesetze, die vom Grossen Rat nicht mit absoluter Mehrheit angenommen worden sind, unterliegen zwingend der Volksabstimmung; andere Gesetze sind auf Antrag von 3'000 Stimmberechtigten der Volksabstimmung zu unterwerfen (Referendum). 3'000 Stimmberechtigte können zudem eine Verfassungs- oder Gesetzesänderung oder ein Gesetz überhaupt vorschlagen (Volksinitiative). 2009 wurde auch im Aargau erstmals der Doppelte Pukelsheim verwendet, wovon erwartungsgemäss die kleineren Parteien profitieren konnten.

Mandate der Bezirke seit 2005: Aarau (16), Baden (30), Bremgarten (16), Brugg (11), Kulm (9), Laufenburg (6), Lenzburg (12), Muri (7), Rheinfelden (10), Zofingen (15), Zurzach (8)

Bei den Wahlen zum Grossen Rat erhielten die Parteien folgende Sitzzahlen:

Grossratsgebäude in Aarau
Sitzverteilung Grosser Rat, 2009
Partei 1997 2001 20051 2009
Schweizerische Volkspartei (SVP) 47 72 46 (-1)2 45
Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) 40 40 24 (-1)2 20
Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SP) 48 36 30 22
Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) 37 32 26 (+1)2 21
Grüne Partei der Schweiz (GP) 6 7 7 13
Evangelische Volkspartei (EVP) 8 8 7 6
Grünliberale Partei (glp) 0 0 0 (+1)2 5
Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP) 0 0 0 4
Schweizer Demokraten (SD) 7 4 0 2
Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) 1 0 0 2
Freiheits-Partei der Schweiz (FPS) 4 1 0 0
Landesring der Unabhängigen (LdU)3 2 0 0 0

1 Die Anzahl der Sitze wurde 2005 von 200 auf 140 verkleinert.
2 Urs Leuenberger wechselte während der Legislatur von der SVP zur CVP, Peter Schuhmacher von der FDP zur GLP.
3 Der LdU hat sich 1999 aufgelöst.

Der Kanton Aargau gilt heute (in deutlichem Gegensatz zum 19. Jahrhundert!) als konservativster der grösseren Kantone, was man ausser am Verhalten bei eidgenössischen Volksabstimmungen auch am sehr grossen Anteil der SVP, den verhältnismässig schwachen Sozialdemokraten sieht.

Exekutive

Ausführende Behörde ist der Regierungsrat, dem fünf vom Volk im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) auf eine feste Amtsdauer von vier Jahren gewählte Mitglieder angehören.

  • Landammann: Vorsitz des Regierungsrats, vom Grossen Rat aus den Mitgliedern des Regierungsrates gewählt.
  • Landstatthalter: Stellvertreter des Landammanns, vom Grossen Rat aus den Mitgliedern des Regierungsrates gewählt.
  • Die fünf Regierungsräte stehen je einem Departement vor:

Wahlen 2008 und 2. Wahlgang 2009

Am 30. November fanden die Neuwahlen in den Regierungsrat statt. Vier von fünf Sitzen konnten in diesem ersten Wahlgang bereits besetzt werden. Wieder gewählt sind hierbei von den Bisherigen Peter Beyeler (FDP) und Roland Brogli (CVP). Der dritte erneut angetretene Regierungsrat Rainer Huber (CVP) schaffte die Wiederwahl nicht und erzielte nur das achtbeste Ergebnis. Neu gewählt und damit für ihre Parteien auch neu wieder in der Regierung vertreten sind Urs Hofmann von der SP und Susanne Hochuli von den Grünen. Im zweite Wahlgang um den fünften Sitz am 8. Februar 2009 wurde Alex Hürzeler (SVP) zum Regierungsrat gewählt.

Judikative

Oberstes kantonales Gericht ist das Obergericht mit Sitz in Aarau, Gerichte mit regionaler Reichweite sind die Bezirks- und Jugendgerichte; kommunale Reichweite haben die Friedensgerichte. Daneben bestehen Spezialgerichte. Die Verwaltungsgerichtsbarkeit wird im Wesentlichen durch das Verwaltungs- und das Versicherungsgericht ausgeübt.

Parteiensystem

Das Parteiensystem des Kantons deckt sich mit dem Schweizerischen. Die kantonalen Sektionen der vier Bundesregierungsparteien SP, CVP, FDP und SVP haben das Zepter in der Hand. Die bürgerlichen Mitteparteien sind tendenziell rechter als ihre Schweizerischen Mutterparteien.

Wirtschaft

Die Aargauer Wirtschaft insgesamt zeichnet sich durch einen ausgewogenen Branchenmix aus und profitiert in schwierigeren Zeiten vom grossen Anteil kleiner und mittelgrosser Unternehmungen, die langsam aber stetig wachsen. Der Aargau ist der grösste Industriekanton der Schweiz. 34% der Beschäftigten arbeiten in der Industrie (CH: 24%). Insgesamt bietet der Kanton 250.000 Personen Arbeit in 30.500 Betrieben.

Diese Wachstumsbranchen sind im Aargau prominent vertreten:

  • Maschinen- und Elektroindustrie
  • Elektronik und Präzisionsinstrumente
  • Kunststoff- und Materialtechnologie
  • Pharma-, Bio- und Medizinaltechnologie (Life Sciences)
  • Chemische Industrie

Die Aargauer Industrie ist stark auslandorientiert. Rund 25 % der Exporte gehen an Deutschland, mit 7´% resp. 5 % gehören die USA und Grossbritannien zu den weiteren Abnehmern. Führende Exportbranchen sind die Maschinenindustrie, Elektroindustrie sowie Life Sciences.

Aargauer Firmen gehören zur Weltklasse und erbringen internationale Spitzenleistungen. Prominente Vertreter sind z.B. ABB, Alstom, Roche, Johnson & Johnson und Rockwell Automation.

Tourismus

Der Aargau hat sicherlich nicht das Image eines Tourismuskantons. Trotzdem gibt es auch im Kanton der Autobahnen (der Kanton Zürich hat allerdings mehr Autobahnkilometer) und Kernkraftwerke Orte zum Erholen. Sehenswert sind die zahlreichen Burgen und Schlösser wie z.B. das Schloss Lenzburg, Schloss Hallwyl oder die Habsburg. Ein weiterer Anziehungspunkt ist das Kloster Muri.

Ein beliebtes Ziel für Tagesausflüge ist der Hallwilersee: Nebst mehreren Badeplätzen locken auch die Feuerstellen am See- bzw. Waldrand sowie die Spazier- und Wanderwege. Im Sommer wird auch der Schifffahrtsbetrieb aufgenommen.

Generell besteht im ganzen Kanton ein grosses Angebot an Wanderwegen. Genauere Details bieten die Wanderweg-Karten sowie die meist sehr gute Beschilderung, sodass viele Routen und Aussichtspunkte auch ohne Karte erreicht werden können, ohne dass man sich verirrt.

Auch die regionalen Flugplätze locken bei schönem Wetter Ausflügler an, so etwa der Sportflugplatz im Birrfeld (in der Nähe von Brugg) oder in Buttwil (bei Muri).

Im Aargau gibt es auch zahlreiche Fahrradwege. Unter anderen führen die nationalen Radrouten 2, 3, 5 und 8 von Veloland Schweiz durch den Aargau. Des Weiteren ist der Aargauer Jura bei Mountainbikern als Naherholungsgebiet beliebt.

Zum Entspannen laden die Bäder in Bad Zurzach, Rheinfelden, Baden und Schinznach-Bad ein.

Bildung

Die obligatorische Schulzeit beträgt 9 Jahre und beginnt mit dem Eintritt in die Primarschule im Alter von rund 7 Jahren. Der Besuch eines Kindergartens ist nicht obligatorisch. Beim Eintritt kommt man entweder in die reguläre erste Klasse oder in die Einführungsklasse, welche zwei Jahre dauert. Die Primarschule dauert in der Regel 5 Jahre (1. bis 5.Klasse). Manchmal wird auch zwischen Unterstufe (1. und 2. Klasse) und Mittelstufe (3. bis 5. Klasse) unterschieden.

Danach erfolgt der Übertritt in die Oberstufe (Real-, Sekundar- oder Bezirksschule). Diese dauert normalerweise 4 Jahre (6. bis 9.Klasse) und vollendet die Schulpflicht, wobei die Chancen auf eine anschliessende Berufsausbildung für Sekundar- und Bezirksschüler wegen der höheren Leistungsstufe in der Regel besser sind als für Realschüler. Wechsel innerhalb dieser drei Stufen erfolgen über Aufnahmeprüfungen oder ausserordentlich guten schulischen Leistungen (nach oben) beziehungsweise freiwillige oder Zwangsrelegation (nach unten). In einer anschliessenden Berufslehre findet immer auch der Besuch einer Berufsschule statt. Somit sorgen die Betriebe für die praktische Ausbildung, die (staatliche) Schule für die theoretische.

Nur von der Bezirksschule aus ist der Übertritt an die kantonalen Maturitätschulen, die Kantonsschulen, möglich. Dazu muss die Bezirksschulabschlussprüfung mit einer Mindestnote von 4,7 bestanden werden (wobei 6 die beste und 1 die schlechteste Note ist). Die praktischen Prüfungsfächer sind Deutsch, Französisch (schriftlich und mündlich) sowie Mathematik. Aus dem Jahreszeugnis kommen Englisch, Geschichte, Biologie, Chemie, Musik und Zeichnen, sowie wahlweise Latein hinzu. Mit einer Mindestnote von 4,4 ist man zum Übertritt an die Diplommittelschule, an die Wirtschaftsdiplomschule oder an eine Berufsmaturitätsschule berechtigt. Die letztgenannte findet berufsbegleitend statt.

An der Kantonsschule, die rund 4 Jahre dauert (10. bis 13. Schuljahr), kann ein eidgenössisch anerkannter Maturitätsausweis erlangt werden. Neben obligatorischen Grundlagenfächern können die Schüler ihr Akzentfach (1./2. Jahr, 3 Wochenstunden), ihr Schwerpunktfach (3./4. Jahr, 6 Wochenstunden), ihr Ergänzungsfach (4.Jahr, 4 Wochenstunden), sowie verschiedene Freifächer selbst wählen.

Der Kanton Aargau verfügt über keine Universität. Die Fachhochschulen aber ermöglichen Absolventen der Berufsmaturitätsschulen verschiedene Studienrichtungen. Der Aargau gehört neu zur Fachhochschulregion Nordwestschweiz.

Für Erwachsene gibt es eine Erwachsenenmaturitätsschule. Für die Volksbildung sorgen Kurse der Volkshochschule, sowie verschiedene Bibliotheken in Gemeinden und die Kantonsbibliothek in Aarau. Es existieren auch diverse spezielle Schulen, wie beispielsweise die Heilpädagogischen Sonderschulen.

Mit dem Reformvorhaben Bildungskleeblatt[1] soll die Schule den veränderten Bedürfnissen angepasst werden. Die Einführung ist auf das Jahr 2011 vorgesehen.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte des Kantons Aargau

Das Gebiet des heutigen Kantons Aargau wurde bereits im 5. Jahrhundert von den Alemannen besiedelt. Im 6. Jahrhundert gehörte es zum Frankenreich, der Name Aargau wurde 763 zum ersten Mal erwähnt. Im 14. Jahrhundert fiel der Ober-Aargau an Bern.

Der Unter-Aargau, das Gebiet des heutigen Kantons Aargau, gehörte im Mittelalter nacheinander den Grafen von Lenzburg, den Grafen von Kyburg und den Herzögen von Habsburg. Er wurde 1415 von den Eidgenossen erobert; politischer Hintergrund waren die Spannungen zwischen dem Kaiser Sigismund und dem Herzog Friedrich IV von Österreich, welche zum Bann des letztern führten und auf Grund dessen ersterer die umgebenden Mächte aufforderte, des Herzogs Ländereien, zu denen auch der Aargau gehörte, zu besetzen. Der im Westen gelegene Unteraargau wurde alleiniges Untertanengebiet von Bern (der so genannte Berner Aargau). Im Osten entstanden das von Zürich allein verwaltete Kelleramt sowie die Freien Ämter und die Grafschaft Baden, welche gemeine Herrschaften (gemeinsam verwaltete Gebiete) der Eidgenossenschaft waren.

Der Aargau während der Zeit der Helvetischen Republik (1798-1803)

1798 wurde der Aargau von den Franzosen erobert; Aarau war sogar während eines halben Jahres die Hauptstadt der Helvetischen Republik (und damit erste Hauptstadt der Schweiz). Es entstanden drei Kantone:

  • Kanton Aargau (heutige Bezirke Aarau, Brugg, Kulm, Lenzburg und Zofingen)
  • Kanton Baden (heutige Bezirke Baden, Bremgarten, Muri und Zurzach)
  • Kanton Fricktal (heutige Bezirke Laufenburg und Rheinfelden; gehörten vorher zu Vorderösterreich)

Der heutige Kanton wurde 1803 durch die Mediationsakte von Napoléon Bonaparte aus den drei Kantonen Aargau, Baden und Fricktal gebildet. Teile des zürcherischen Untertanengebiets im Limmattal blieben hingegen bei Zürich, das Amt Hitzkirch bei Luzern. Dafür wurden das bernische Amt Aarburg und das luzernische Amt Merenschwand dem neuen Kanton angefügt. Diese verschiedenen Gebiete unterscheiden sich auch heute noch in Wirtschaftsstruktur, Konfession und politischer Ausrichtung stark.

Mit der Restauration 1815 blieb der junge Kanton erhalten, erhielt aber unter dem dominierenden Einfluss von Amtsbürgermeister (Regierungsratspräsident) Johann Herzog zunehmend aristokratische Züge. Der „Freiämtersturm“, ein Zug der katholischen Opposition in die Hauptstadt Aarau, beendete im Dezember 1830 diese Phase und ermöglichte die Schaffung einer Verfassung mit erweiterten Volksrechten. Nach 1831 gehörte der Kanton Aargau zu den liberalen Kantonen; viele demokratische Flüchtlinge aus Deutschland fanden hier Aufnahme. Der Aargauer Klosterstreit 1841/43, als der Kanton zuerst alle Klöster aufhob, dann aber die Frauenklöster (z.B. Kloster Fahr) wieder zuliess, war eine der Ursachen für den Sonderbundskrieg von 1847, der in die Errichtung des modernen schweizerischen Bundesstaates mündete.

Städte und Orte

Der Kanton Aargau ist geprägt von Kleinstädten. Die Zwillingsstädte Wettingen und Baden bilden einen wichtigen Schwerpunkt:

Ortschaften

Im Aargau befinden sich viele historisch bedeutsame Orte:

  • Baden bereits in der Römerzeit ein Badeort und war in der Alten Eidgenossenschaft Tagsatzungsort - der Tagsatzungssaal im Stadthaus ist bis heute erhalten
  • Brugg war eine Zeit lang Hauptsitz der Habsburger, deren Stammsitz, die Habsburg, sich südwestlich von Brugg befindet
  • Bruggs Nachbarort Windisch war als Vindonissa römisches Zentrum.
  • Bei Windisch wurde 1308 Kaiser Albrecht I. ermordet. Das Kloster Königsfelden wurde im Gedenken daran erbaut.
  • Zurzach als frühmittelalterlicher Wallfahrtsort und bis in die Neuzeit überregional bedeutender Messeort.
  • Rheinfelden ist die älteste Stadt des Kantons und war oft Schauplatz historischer Ereignisse.

Weitere Städte mit altem Stadtrecht:

Für eine Übersicht aller Gemeinden des Kantons: Gemeinden des Kantons Aargau

Bezirke

Bezirke des Kantons Aargau

Der Aargau ist in 11 Bezirke unterteilt:

Siehe auch

Literatur

Aargau, in Historisches Lexikon der Schweiz, Band 1, Basel 2002, Seiten 17 bis 45.

Der Aargau. Eine Landeskunde, Charles Tschopp, Sauerländer (1962)

Aargau - ein Kanton startet durch, Themenheft Schweizer Monatshefte. Zeitschrift für Politik Wirtschaft Kultur. 87. Jg., Heft 7/8, Juli/August 2007

Weblinks

Anmerkungen

  1. http://www.ag.ch/bildungskleeblatt

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