- Bärenreiter
-
Der Bärenreiter-Verlag ist ein Verlag für klassische Musik mit Sitz in Kassel. Neben Notenausgaben für Musiker unterhält der Verlag auch eine umfangreiche Buchreihe. Bärenreiter beschäftigt 140 Mitarbeiter, die meisten davon in Kassel. Außerdem unterhält er Niederlassungen in Basel, London, New York und Prag. Das Unternehmen wird von Barbara Scheuch-Vötterle und Leonhard Scheuch geleitet.
Als Gemeinschaftsausgabe zwischen Bärenreiter und Metzler erscheint die deutschsprachige musikwissenschaftliche Enzyklopädie „Die Musik in Geschichte und Gegenwart“. Auch musikwissenschaftliche Jahrbücher wie zum Beispiel das Schütz-Jahrbuch gehören seit 1979 zum Verlagsprogramm.
Die Publikatioin von zeitgenössischer Musik war von Anfang an im Verlagsprogramm. Heute gehören Komponistinnen und Komponisten wie Beat Furrer, Rudolf Kelterborn, Giselher Klebe, Philipp Maintz, Matthias Pintscher, Andrea Lorenzo Scartazzini, Charlotte Seither, Miroslav Srnka, Manfred Trojahn zu dem Komponisten des Hauses.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1923 bis 1940
Der Verlag wurde im Jahr 1923 durch Karl Vötterle in Augsburg gegründet. Unter den ersten Veröffentlichungen befanden sich die „Finkensteiner Blätter”, herausgegeben von Walther Hensel. 1927 zog der Verlag nach Kassel um.
Als der Verlagsgründer Karl Vötterle die ersten Liederblätter herausbrachte, waren die großen Komponisten der Klassik, Romantik und Moderne bereits in den festen Händen der Traditionsverlage in Leipzig und Mainz. Neue Tendenzen waren gefragt: Noten für die Jugendmusikbewegung, für Blockflöte und Orgel, die Wiederentdeckung von Heinrich Schütz und der Musik vor Bach und vor allem die Idee der wissenschaftlich-kritischen Gesamtausgaben der Werke Bachs, Händels, Mozarts, Schuberts und anderer machten Bärenreiter bald zu einem der Großen unter den Musikverlagen. Die Umsetzung der Gesamtausgabenbände in Noten für die musikalische Praxis bildet bis heute das Fundament des Verlagsprogramms. Alle Bereiche der klassischen Musik – Klaviermusik, Kammermusik, Sinfonik, Oper, Gesang, Chormusik – sind vertreten. Aber auch Haus- und Gebrauchsmusik sowie Neuentdeckungen auf dem Gebiet liturgischer Musik (z.B. Quempas 1930, heutige Gesamtauflage: 3 Millionen Exemplare) waren und sind Erfolgsbausteine des Hauses. 1932 kam es zur Zusammenarbeit mit Hugo Distler. 1933 wurde der Arbeitskreis für Hausmusik (später Internationaler Arbeitskreis für Musik) gegründet, der im Herbst die ersten Kasseler Musiktage veranstaltete. 1936 wurde die Reihe „Das Erbe deutscher Musik” begründet.
1940 bis 1960
1944 wurde der Bärenreiter-Verlag in Basel gegründet, weil dem Kasseler Verlag die Schließung drohte. 1945 wurde der Verlag durch Luftangriffe zerstört. 1950 übernahm der Bärenreiter-Verlag den Hinnenthal-Verlag. Die Reihe „Hortus Musicus” mit Werken der Renaissance und des Barock begann zu erscheinen. 1952 übernahm der Bärenreiter-Verlag den Nagels-Verlag Celle. 1954 erscheinen die ersten beiden Bände der Bach-Ausgabe. Nun begann die Arbeit an der Mozart-Ausgabe. 1955 wurde die Alkor-Edition (ehemals Brucknerverlag, gegründet 1934) Teil des Bärenreiter-Verlags. Der erste Band der Hallischen Händel-Ausgabe erschien, gefolgt vom ersten Band der Mozart-Ausgabe und der neuen Ausgabe sämtlicher Werke von Heinrich Schütz. Seitdem arbeitete der Verlag mit Ernst Krenek zusammen. 1957 begann das „Répertoire International des Sources Musicales” (RISM) in Zusammenarbeit mit dem G. Henle Verlag und Bärenreiter übernahm den Gustav Bosse Verlag. 1958 wurde Bärenreiter New York gegründet, 1960 die Schallplattenfirma „Bärenreiter-Musicaphon”.
1960 bis 1980
1962 wurde die Editions Bärenreiter Sàrl., Paris (1971–1980 in Tours) gegründet. Die Edition Wolfgang Amadeus Mozart „Briefe und Aufzeichnungen” (7 Bände bis 1975) wurde gestartet. 1963 wurde die Bärenreiter Ltd. London (heute in Harlow/Essex) gegründet. 1964 kam eine Schubert-Ausgabe heraus. 1965 wurde die Firma Disco-Center für die Bärenreiter-Labels „Cantate” und „Musicaphon” sowie für über dreißig weitere Schallplattenfirmen gegründet. 1966 erschien der erste Band der Sämtlichen Werke Franz Berwalds. 1967 erschien dann die New Berlioz Edition. 1971 begann die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Taschenbuch-Verlag (kurz dtv). Der erste Band des Internationalen Quellenlexikons der Musik (RISM) erschien. 1975 starb Karl Vötterle. Barbara Scheuch-Vötterle wurde nun Geschäftsführende Gesellschafterin. 1976 trat von Leonhard Scheuch in die Geschäftsführung ein. Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen” wurde in der Neuausgabe von Fritz Oeser in der Alkor-Edition in der Volksoper Wien erstmals aufgeführt. 1977 startete die Herausgabe der Lieder Franz Schuberts in Zusammenarbeit mit dem G. Henle-Verlag. Die ersten Bände der Gesamtausgabe der Werke von Leoš Janáček erschienen 1979 (Koproduktion mit Editio Supraphon Praha).
1980 bis 2000
1988 übernahm Bärenreiter den Süddeutschen Musikverlag. 1991 wurden die Hauptserien (Notenbände) der Mozart-Ausgabe abgeschlossen. Zeitgleich erschien die Taschenbuchausgabe dazu in 20 Bänden. Der Bühnenvertrieb Henschel Musik wurde übernommen. Nakladatelstvi Bärenreiter Praha wurde gegründet und die Privatisierung von Editio Supraphon Praha begonnen. Die Bach-Ausgabe und die Hallische Händel-Ausgabe, die bisher in Koproduktion mit dem Deutschen Verlag für Musik Leipzig erschienen, wurden nach der Wiedervereinigung von Bärenreiter allein fortgeführt. 1992 wurde die „Messe solennelle" von Hector Berlioz wiederentdeckt. 1993 verlegte der Gustav Bosse Verlag seine Arbeitsstätte nach Kassel. 1994 erschien der erste Band des Sachteiles der zweiten Ausgabe des Buches "Die Musik in Geschichte und Gegenwart". 1995 begann die Gesamtausgabe der Werke Niels Wilhelm Gades (Koproduktion mit Engstrøm & Sødring). 1996 wurde der Gesamtausgabe der Werke Orlando di Lassos abgeschlossen. 1997 startete die Neuauflage der Beethoven-Symphonien durch Jonathan Del Mar. Zudem kam die Johann Strauss Gesamtausgabe in Zusammenarbeit mit der Strauss Edition Wien heraus. 1998 kaufte der Bärenreiter-Verlag Aktien bei Editio Supraphon Praha. 2000 wurde der Hauptteil der Neuen Bach-Ausgabe abgeschlossen.
2000 bis 2008
Die Bärenreiter Verlag Basel AG gab 2002 ihre Arbeitsstelle in Basel auf. Als Ergebnis einer Zusammenarbeit der Société Jean-Philippe Rameau (Paris) mit dem Bärenreiter-Verlag erschien 2004 „Anacréon“, der erste Band der Rameau-Gesamtausgabe (Opera omnia). 2005 wurde die Arie „Alles mit Gott und nichts ohn’ ihn“ von J. S. Bach wiederentdeckt und als praktische Ausgabe und Faksimile veröffentlicht.Bärenreiter übernahm den Vertrieb für die neu entstehende „Critical Edition of the Complete Works” von Sergei Rachmaninoff. Im Mozartjahr 2006 war die Mozart-Ausgabe wieder komplett lieferbar. Die Ausgabe „Mozart. Briefe und Aufzeichnungen“ erschien in einer achtbändigen Taschenbuchausgabe (in Zusammenarbeit mit dem dtv). Die New Berlioz Edition wurde abgeschlossen, ebenso wie die Bach-Ausgabe und die Mozart-Ausgabe. Barbara Scheuch-Vötterle erhielt 2007 eine Ehrenprofessur des Landes Hessen. 2007 wurde Bärenreiter für seine Verdienste um die Veröffentlichung und Verbreitung des Werks Georg Philipp Telemanns mit dem Georg-Philipp-Telemann-Preis der Landeshauptstadt Magdeburg ausgezeichnet. Im Mai 2008 wird nach 29 Bänden mit einem Supplementband die Enzyklopädie MGG (Die Musik in Geschichte und Gegenwart) abgeschlossen.
Weblinks
51.3022222222229.4286111111111Koordinaten: 51° 18′ 8″ N, 9° 25′ 43″ O
Wikimedia Foundation.