Abbé Dubois

Abbé Dubois

Jean Antoine Dubois, 'Abbé Dubois', (getauft 10. Januar 1766 in Saint-Remèze, Ardèche; † 17. Februar 1848 in Paris), französischer Missionar und Indologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dubois ging in den Wirren der Französischen Revolution 1792 als Priester nach Südindien, wo er 1794 im Auftrag der neuen britischen Herren nach der Niederlage Tippu Sultans die von diesem zwangsbekehrten Christen betreute. Aufgrund der Priesterverfolgungen im französischen Pondichéry nach Mysore ausgewichen, nahm er in den Jahren 1803/04 mit Erfolg Pockenimpfungen vor, engagierte sich beim Bau zahlreicher Kirchen und errichtete eine landwirtschaftliche Versuchskolonie in Sathally.

Der gute Kontakt zu den Briten - Dubois gehörte zu den wenigen, die die englische Sprache beherrschten - vermittelte ihm den Verkauf seines Buchmanuskripts über Leben und Riten der Inder für einen bedeutenden Geldbetrag, und von den dringendsten Existenzsorgen befreit, widmete sich D. der Gemeindearbeit, vor allem in Karnataka. Seine indischen Gläubigen missbilligten allerdings den Kontakt zu den als unrein angesehenen feringhis (Engländern), mit denen ihn bis zu seiner Rückkehr nach Frankreich gegenseitige Achtung und Anerkennung verband.

Zum Abschied sammelt die englische Kolonie in Madras für ein von Thomas Hickey verfertigtes Bild, das Dubois in seiner typischen Tracht als christlichen Sannyasin zeigt; es handelt sich dabei um das letzte Werk des über achtzigjährigen britischen Malers (siehe M. Archer, India and British portraiture).

1823 zu den Missions Étrangères in Paris zurückbeordert, verfasste er dort eine missionsskeptische Schrift, die mehrere Entgegnungen von katholischer und protestantischer Seite hervorrief und als Klassiker der Missionskritik gilt.

1825 veröffentlichte der Abbé weitere religionswissenschaftliche Arbeiten und 1826 eine Übersetzung des Pantschatantra in der südindischen Fassung. In den letzten Lebensjahren war D. Superior der Mission Étrangères (1836-1839); er starb 1848 in Paris. Sein Vermögen vermachte er der Mission und der heimischen Gemeinde für Schulzwecke. Ein Museum und mehrere der von ihm errichteten Kirchen erinnern bis heute in Indien an diesen Pionier der frühen Indologie.

Dubois beschrieb in seinem Hauptwerk, den Hindu life and manners, anders als frühere Autoren wie Baldaeus oder Rogerius die Kasten-, Religions- und Lebensverhältnisse in Südindien nicht nur unter religiösen, sondern auch unter ethnologisch-soziologischen Aspekten. Das von Anekdoten und Sentenzen durchzogene Hauptwerk, das auf ein Manuskript des Jesuitenpater Gaston-Laurent Cœurdoux (1691-1779) zurückgeht, ermöglichte trotz vieler Schwächen der Darstellung und Deutung erstmals einen lebendigen Einblick in Brauchtum und Alltag des bis dahin weitgehend unbekannten Subkontinents. – Dubois' Werk zählt daher wegen seines umfassenden wie detailreichen Überblicks bis heute zur Standardlektüre der Indologen.

Werke

  • Description of the character, manners, and customs oft the people of India, and of their institutions, religious and civil. 1817. - Deutsche (Erst-)Ausgabe: Leben und Riten der Inder. Bielefeld 2002. – Englische Ausgabe: Hindu manners, customs and ceremonies. London, mehrere Auflagen 1897-1969, mit zahlr. weiteren, indischen Nachdrucken.
  • Letters on the State of Christianity in India, in which the Conversion of the Hindoos is considered as impracticable. 1823 - Es existieren zahlr. indische Nachdrucke, zuletzt 1995.
  • Exposé de quelques-uns des principaux articles de la théogonie des Brahmes. 1825.
  • Moeurs, institutions et cérémonies des peuples de l'Inde. Paris 1824. - Frz. Rückübersetzung der englischen Originalausgabe von 1817, allerdings durch den Autor selbst.
  • Le Pantcha-Tantra, ou les cinq ruses. Paris 1826. - Sammlung südindischer Fabeln.

Literatur

  • A. Mazon: Un missionnaire vivarois aux Indes (l'Abbé Dubois, de Saint-Remèze). Privas 1899
  • Adrien Launay: Histoire des Mission de l'Inde. Pondicherry, Maissour, Coimbatour. Archives des Missions Étrangères. 5 Bde. Paris 1898 (ND 2000).

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