- Börnersdorf (Bad Gottleuba-Berggießhübel)
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Wappen Deutschlandkarte
Hilfe zu WappenBasisdaten Bundesland: Sachsen Direktionsbezirk: Dresden Landkreis: Sächsische Schweiz-Osterzgebirge Verwaltungs-
gemeinschaft:Bad Gottleuba-Berggießhübel Höhe: 334 m ü. NN Fläche: 88,75 km² Einwohner: 5969 (31. Dez. 2007)[1] Bevölkerungsdichte: 67 Einwohner je km² Postleitzahlen: 01816, 01819, 01825 Vorwahlen: 035023, 035025, 035032, 035054 Kfz-Kennzeichen: PIR Gemeindeschlüssel: 14 6 28 020 Stadtgliederung: 12 Ortsteile Adresse der Stadtverwaltung: Hauptstraße 5
01816 Bad Gottleuba-BerggießhübelWebpräsenz: Bürgermeister: Thomas Mutze (Freie Wähler) Bad Gottleuba-Berggießhübel ist eine im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in Sachsen unweit von Dresden gelegene Kleinstadt. Sie entstand im Zuge der Gemeindegebietsreform von 1999 durch den Zusammenschluss der beiden Kurorte Bad Gottleuba und Berggießhübel sowie den Gemeinden Langenhennersdorf und Bahratal mit den jeweiligen Ortsteilen. Die Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel bildet seit Januar 2000 mit der Stadt Liebstadt und der Nachbargemeinde Bahretal eine Verwaltungsgemeinschaft und ist darin die erfüllende Gemeinde.
Geografie
Geografische Lage
Das knapp 90 km² große Gemeindegebiet von Bad Gottleuba-Berggießhübel befindet sich etwa 35 km südöstlich vom Zentrum der sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Es umfasst weite Teile des mittleren Gottleubatales sowie Teile der Einzugsgebiete von Bahra, Seidewitz und Bahre. Damit befindet sich die Stadt im sogenannten Elbtalschiefergebiet, dem Übergangsgebiet zwischen den nordöstlichen Ausläufern des Osterzgebirges bzw. den südwestlichen Ausläufern der Sächsischen Schweiz. Der zentrale Teil um die an der Gottleuba selbst gelegenen Städte Bad Gottleuba und Berggießhübel weist Höhenlagen zwischen 300 und 450 m ü. NN auf. Der tiefste Gemeindepunkt befindet sich im Gottleubatal bei 211 m ü. NN, der höchste ist mit 644 m ü. NN die an der Grenze zur Tschechischen Republik gelegene Oelsener Höhe.
Geologie
Die Lage im Übergangsgebiet zwischen Osterzgebirge und Elbsandsteingebirge spiegelt der Aufbau der im Untergrund lagernden Gesteine deutlich wider. Im südwestlichen Teil findet sich bis zu einer Linie nördlich von Hartmannsbach und Hellendorf der Freiberger Graue Gneis, das sogenannte Charaktergestein des Osterzgebirges. Daran schließt sich bis zu einer Linie nördlich von Berggießhübel und Bahra der schmale Streifen des Elbtalschiefergebietes mit seinen phyllitischen und altpaläozoischen Gesteinsgruppen u. a. aus Graniten, Schiefern, Brekzien und Kalken an. An der unmittelbaren Übergangsfläche zum Erzgebirgsgneis hat der Granit eine widerstandsfähige Kette von Härtlingsbergen (u. a. Hüttenleite, Tannenbusch, Helleberg) ausgeformt. Zwischen Berggießhübel, Markersbach und Bahra bewirkte das Eindringen von Granit in die Kalksteine des Schiefergebietes das Entstehen der Berggießhübeler Magneteisenerzlager. Nördlich von Berggießhübel sowie östlich der Bahra werden die Gesteine des Elbtalschiefergebietes von der Sandsteindecke der Sächsischen Schweiz begrenzt.
Gemeindegliederung
Bad Gottleuba-Berggießhübel erstreckt sich im Süden von der tschechischen Grenze und dem Ortsteil Oelsen über die südöstlichen Dörfer Markersbach und Hellendorf, die südwestlichen Hartmannsbach, Breitenau, Börnersdorf und Hennersbach bis hin zu Bad Gottleuba und Berggießhübel im Zentrum und Zwiesel, Bahra und Langenhennersdorf im Norden.
(in Klammern: Vorwahl)- 01816 Bad Gottleuba (035023)
- 01819 Bahra (035032)
- 01819 Berggießhübel (035023)
- 01825 Breitenau (035054)
- 01825 Börnersdorf (035025)
- 01819 Forsthaus (035032)
- 01816 Hellendorf (035023)
- 01825 Hennersbach (035025)
- 01819 Langenhennersdorf (035032)
- 01816 Markersbach (035023)
- 01816 Oelsen (035023)
- 01819 Zwiesel (035023)
Geschichte
Die Besiedlung der Region wurde seit 1140 von den böhmischen Königen betrieben. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Lage an den Handelsstraßen, die zum Beispiel von Halle (Saale) über Gottleuba bis nach Aussig (Usti nad Labem) führten (Kulmer Steig, Königsweg, Salzstraße).
Im Auftrag der herrschenden böhmischen Herzöge und Könige wurde die Entwicklung der Region wesentlich von Adelsfamilien auf Liebstadt, Weesenstein und Dohna sowie Pirna geprägt. Sie setzten so genannte Lokatoren ein, die ihrerseits Siedler anwarben und die Besiedlung der Region organisierten. Die Namen dieser Lokatoren spiegeln sich noch heute in den Namen der Dörfer in der Region wider. Die Dörfer sind allesamt mit Waldhufen ausgestattete Reihendörfer. Die Siedler kamen aus Thüringen, Hessen und Franken, im oberen Osterzgebirge waren es aber auch deutschstämmige Kolonisten aus Nordböhmen.
Ungefähr 1240 begann in der Region eine zweite Siedlungsperiode. Durch König Wenzel von Böhmen (1230–1253) wurde die Kolonisation in erster Linie wegen der Erzfunde im Erzgebirge vorangetrieben. 1241 fanden deutsche Bauern aus dem Egerland unter dem Mückenberg (in der Nähe des heutigen Zinnwald) Zinnkristalle. Der Fund war von solcher Bedeutung, dass der Zinnpreis auf dem Weltmarkt auf die Hälfte sank.
Später im Mittelalter wechselte die Zugehörigkeit der Orte mehrfach zwischen dem böhmischen Königreich und der Mark Meißen.
Oelsen
Die erste urkundliche Erwähnung betrifft Oelsen. Bereits 1169 wurde in einem Schriftstück die Zueignung eines bei diesem Dorf gelegenen Waldes (silva iuxta Olesnice) vom Przemysl Herzog Vladislav II. (1158–1173) an die Johanniter beurkundet. Der ursprünglich tschechische Name bedeutet „Erlenbusch“ (tschechisch: olešná). Die Gründung Oelsens gilt als eine der ältesten kolonisatorischen Tätigkeiten der Johanniter im östlichen Erzgebirge.
1429 zogen die Hussiten durch die Regionen und zerstörten auch Oelsen. Es wurde erst Ende des 15. Jahrhunderts wieder aufgebaut. In der Zeit dazwischen war urkundlich nur vom „wüsten Dorf“ die Rede. 1459 wurde die Grenzziehung zwischen Böhmen und Sachsen durch Vertrag zwischen dem böhmischen König und den sächsischen Kurfürst Friedrich und Herzog Wilhelm neu geregelt (Vertrag von Eger). Damit kamen zum Beispiel Lauenstein, Königstein, Dippoldiswalde und auch Gottleuba mit Oelsen nach Sachsen. Dieser Grenzverlauf ist auch heute noch im Wesentlichen gültig.
1517 erwarb die Ritterfamilie von Bünau (ein weit verzweigtes Rittergeschlecht zum Beispiel auf Liebstadt oder Weesenstein) das Rittergut und Dorf Oelsen. Somit gehörte Oelsen zur Herrschaft Lauenstein.
Die Kirche zu Oelsen (die erstmals bereits 1358 in einer Urkunde der Erzdiözese Prag erwähnt wurde) ist um 1620 mit wertvollen Sandsteinreliefs von Lorenz Hornung ausgestattet worden.
Nach 245-jährigem Besitz verkauften die Bünaus 1762 Oelsen an bürgerliche Eigentümer. Im Napoleonischen Krieg 1813 wurde auch Oelsen in die erbitterten Kämpfe zwischen Russen und Franzosen verwickelt. Es kam zu erheblichen Schäden; 10 Bauerngüter wurden ruiniert, 3 brannten völlig nieder, die Felder konnten nicht bestellt werden, die Bevölkerung litt unter Hunger und Krankheiten.
1921 wurde für Oelsen die Versorgung mit elektrischen Strom aufgenommen.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden wegen der Räumung der großen Konzentrationslager etwa 150 KZ-Häftlinge in Oelsen untergebracht. Nach dem Krieg kamen auch in Oelsen viele Heimatvertriebene aus dem Sudetenland und aus Schlesien unter. Die Einwohnerzahl stieg deshalb 1945 auf fast das Doppelte der Vorkriegszahl.
In den folgenden Jahren wurde die Infrastruktur des Ortes schrittweise verbessert (Busanbindung ab 1956, Straßenbau 1965/66 im Zuge des Baus der Talsperre Gottleuba).
1996 wurde Oelsen in die Stadt Bad Gottleuba eingemeindet.
Einwohnerentwicklung Oelsen
- 1547/51: 46
- 1834: 302
- 1871: 319
- 1890: 322
- 1910: 336
- 1925: 340
- 1939: 338
- 1946: 465
- 1957: 384
Markersbach und Hellendorf (Bahratal)
Die Gründung des Waldhufendorfes Markersbach (Marquardi villa) könnte ebenfalls auf die Johanniter zurückgehen, ist aber nicht eindeutig belegt. Der Name wird 1363 erstmals urkundlich erwähnt und stammt wahrscheinlich von einem Herrschergeschlecht (Markwart(inger) oder Marquart) ab, das sich besonders um die Einführung deutscher Kultur in Böhmen verdient gemacht hatte. Das Waldhufendorf Hellendorf (Heldisdorf) wurde 1379 erstmals erwähnt. Beide Orte haben böhmischen Ursprung und liegen im Tal der Bahra.
Im Mittelalter waren hier die beiden Hammerwerke Kleppisch und Cratza angesiedelt, welche das um Berggießhübel geförderte Eisenerz verarbeiteten.
Die kleine Dorfkirche von Markersbach besitzt eine kulturhistorisch wertvolle mechanische Schleifladenorgel von Christian Gottfried und Wilhelm Leberecht Herbrig aus dem Jahr 1842.
Wie Oelsen litten die Bewohner beider Orte während des Napoleonischen Krieges 1813 ebenfalls unter Not und Elend, Zerstörungen und Plünderungen. Beide Orte erhielten im 19. Jahrhundert eine Schule (1837 bzw. 1858). 1927 wurde die neue Schule in Markersbach eingeweiht.
Die in den 1960er Jahren errichteten Rückhaltebecken Buschbach und Mordgrundbach dienen der Verhütung von Überschwemmungen, wie sie hier z. B. in den Jahren 1897 und 1958 auftraten.
1970 wurden beide Orte zur Gemeinde Bahratal (nicht zu verwechseln mit Bahretal, einer direkt benachbarten Gemeinde) zusammengelegt. 1976 wurde der Grenzübergang nach Petrovice (Peterswald) wieder eröffnet.
In der sächsischen Gemeindegebietsreform von 1999 wurde Bahratal in die Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel eingemeindet.
Gedenkstein an die Olympische Fackel 1936 am Grenzübergang Bahratal
Einwohnerentwicklung in Markersbach
- 1447/51: 49
- 1834: 387
- 1871: 444
- 1890: 481
- 1910: 462
- 1925: 454
- 1939: 533
- 1946: 727
- 1957: 645
Einwohnerentwicklung in Hellendorf
- 1447/51: 32
- 1834: 314
- 1871: 348
- 1890: 378
- 1910: 401
- 1925: 386
- 1939: 446
- 1946: 679
- 1957: 579
Hartmannsbach
Hartmannsbach ist im Sinne der politischen Gliederung der Gemeinde kein Ortsteil von Bad Gottleuba-Berggießhübel. Es gehört zu Bad Gottleuba, kann aber historisch gesondert betrachtet werden.
Der Ort ist ein Reihendorf (Waldhufen-Flur) und liegt südwestlich von Gottleuba. Seine erstmalige urkundliche Erwähnung findet der Ort als Hartmanspach 1412. Der Name variiert in den nächsten Jahrhunderten nur leicht: Hartmansbach, Harttenßbach, Hartenspach, Hartzbach, Harczbach Hartzschbach, Hartmanstorff. Der Ort setzte sich aus Ober- und Niederhartmannsdorf, der Ehrlich- und Fischermühle sowie dem Hammergut Haselberg zusammen.
Zu den Besitzern gehörten in der Region bekannte Namen, wie Nickel Karras, von Torgaw, von Czickow, von Bernstein, von Bünau, von Mecsch bzw. Metzsch. Dabei dürfte der Ort zunächst zur Burggrafschaft Dohna gehört haben, später, nach der Niederlage der Donins in der Dohnaischen Fehde zur Markgrafschaft Meißen („Dreßdenische pflege“, „pflege zcu Donyn“, „pflege zcu Pirne“). Entsprechend seinen Besitzern wurde Hartmannsbach teilweise zu den Rittergütern Giesenstein, Borthen und Röhrsdorf, zum Schloss Ottendorf, zu Liebstadt bzw. Weesenstein und schließlich auch zur Stadt Gottleuba gerechnet.
Die Gerichtsbarkeit ist seit 1485 nachweisbar. Das Bier des Kretschams wurde gemäß einer Bestimmung aus dem Jahre 1511 aus Bärenstein bzw. Altenberg bezogen.
Hartmannsbach wird zunächst nach Ottendorf gepfarrt (nachweislich 1548). 1576 gehört der Ort jedoch schon zu Gottleuba. Dies geht aus Beschwerden des Haubold von Bernstein auf Ottendorf, des Ottendorfer Pfarrers sowie der eingepfarrten Leute hervor.
1840 - Hartmannsbach besteht aus 23 Bauerngütern, 1 Erbgericht, 2 Mahl- und Schneidemühlen (Fischer- und Ehrlichmühle), 7 Gartennahrungen und einigen anderen Häusern. In der niederen Gerichtsbarkeit, mit Diensten und Abgaben ist es dem Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn auf Rittergut Giesenstein, Kammerherr von Globig, unterstellt. Zu Hartmannsbacher Flur ist auch das Hammergut Haselberg zu rechnen.
1. Januar 1936 – die Gemeinde Hartmannsbach wird in die Stadt Gottleuba eingegliedert.
Einwohnerentwicklung Hartmannsbach
- 1447/51: 19
- 1834: 316
- 1871: 318
- 1890: 324
- 1910: 345
- 1925: 515
- 1939: [2]
Gottleuba
Die am gleichnamigen Fluss gelegene ehemalige Bergstadt Gottleuba wurde erstmals 1363 als Gotlavia erwähnt. Der Name änderte sich im Laufe der Zeit mehrfach, überliefert sind u.a. Gothlewen (1374), Gotleeb (1378), Gotelobe (1386), Goteleybe (1405) und Gottlewbe (1453).
Indizien sprechen aber dafür, dass der Ort wesentlich älter ist, als seine Ersterwähnung. So wurde die hier befindliche Pfarre (Kirche) bereits 1352 genannt. Teile des Turmes der wohl ursprünglich als Wehranlage genutzten Kirche sowie der im Stadtwappen verwendete Reichsadler weisen auf eine Gründung des Ortes vor 1294 hin. Damals wurde die Region um Gottleuba als Reichslehen von den Burggrafen zu Dohna verwaltet. Karlheinz Blaschke gibt für Gottleuba für die Zeit um 1300 eine Einwohnerzahl von 250 an[3], was bereits auf ein ausgebildetes Gemeinwesen hindeutet, welches wahrscheinlich von den Donins gegründet wurde. Darauf deutet auch der 1298 zusammen mit Pirna erfolgte Verkauf des Ortes an König Wenzel von Böhmen hin, da die verkauften Gebiete 1405 vom meißnischen Markgrafen von Jan von Wartenberg auf Tetschen (heute Děčin) als Pfand zurückgenommen wurden.
Die Anlage der Siedlung ist im Zusammenhang mit einer Wehranlage zu sehen, die im Bereich von Kirche und Friedhof angelegt wurde. Unterhalb dieses Bereiches befand sich eine Furt durch die Gottleuba (1418: Gotelebe furte), die der Kulmer Steig auf seiner Wegführung über das Osterzgebirge nach Böhmen zur Flussquerung nutzte.
Eine weitere Befestigungsanlage befand sich nahe dem südöstlich von Bad Gottleuba befindlichen Dorf Erdmannsdorf. Dieses Dorf wurde urkundlich erstmals 1379 als Ertmansdorf erwähnt, aber bereits 1206 wurden adlige Gerichtszeugen als Herren de Ertmaresdorf genannt. 1379 kam das Dorf in den Besitz des Thimo von Colditz auf Graupen (heute Krupka). Heute existiert der Ort nicht mehr, da er bereits 1429 im Hussitenkrieg völlig untergegangen ist und seine Ackerflur größtenteils an Gottleuba fiel. Zu Erdmannsdorf gehörte auch ein Schloss, von dem heute nur der der Name des Berges Wachstein (524 m ü. NN) beziehungsweise die im Volksmund als Wüstes Schloss benannte Felswildnis zeugt. Auch der Bachname Ratzschbach (tschech. hradschin = Burg) südlich vom Wachstein erinnert an die frühere Burganlage, von der noch Mitte des 19. Jahrhunderts die Reste der Umwallung zu sehen waren. Diese Wehranlagen dienten als meißnisches Gegenstück zu den böhmischen Befestigungen (Rittergut) in Oelsen. Beide Anlagen waren notwendig als Quartier für Fuhrleute und Tiere der Kaufmannswagen, die von Pirna und Dohna über Erdmannsdorf und Oelsen ins Böhmische zogen.
Den Ausschlag für die Siedlungsgründung gaben aber nicht die Fuhrleute sondern im Umfeld getätigte Erzfunde. Der bergbauliche Hintergrund der Ortsanlage unstrittig, da Gottleuba eine Stadt ohne Ackerflur war. Ackerfluren erhielt sie erst, nachdem ihr die Fluren des bereits erwähnten Erdmannsdorf im 15. Jahrhundert zufielen. Auch der Grundriss Gottleubas mit seiner unregelmäßigen Struktur weist auf eine sich rasch entwickelnde Siedlung hin, deren wirtschaftliche Basis im Bergbau und nicht in der Landwirtschaft oder dem Handel lag.
Eisenhaltiges Gestein sowie etwas Kupfer und Silber wurde am Nordende der Erdmannsdorfer Flur gefunden. Diese Funde lockten Bergleute aus Freiberg und Ehrenfriedersdorf aber auch aus dem nördlichen Thüringen und dem Harz herbei. Bereits 1386 regelte ein landesherrlicher Vogt die Bergwerksverhältnisse. Erst 1889 wurde die letzte Grube (Abbau von Silbererz) geschlossen.
1463 erhielt Gottleuba das Stadtrecht, wurde aber bereits 1405 als das stetchen Goteloybe erwähnt. Kurz zuvor (1459) wurde Gottleuba im bereits genannten Grenzziehungsvertrag von Böhmen der Mark Meißen zugeschlagen.
Die privilegierte Lage an den Handelsstraßen nach Böhmen beförderte in Gottleuba auch Handwerk und Handel. Bereits im 16. Jahrhundert waren Gottleubaer Innungen mit besonderen Handelsrechten ausgestattet (zum Beispiel Abhaltung von Frühjahrs- und Herbstmärkten, Bewilligung von Wochenmärkten).
Kriege, Krankheiten, große Stadtbrände (1746 und 1865) und die Hochwasserkatastrophen von 1552, 1897, 1927 und 1957 brachten der Stadt immer wieder große Rückschläge.
1881 begann in Gottleuba das Kur- und Badewesen (erste Kurgäste kamen sogar schon 1861). Grundlage dafür waren vorhandene Moorlager und die Nutzung einer eisenhaltigen Quelle. Die erste Heilquelle wurde 1828 bekannt. 1909–1913 baute die Landesversicherungsanstalt Sachsen eine Heilstätte, wodurch Gottleuba den Ruf einer sächsischen Badestadt erhielt. Der Sanatoriumsort wurde, als inzwischen seltenes bauliches Denkmal, in einheitlichem Jugendstil von der Architektenfirma Schilling & Graebner gestaltet. Die staatliche Anerkennung und damit das Recht, die Bezeichnung Bad im Namen führen zu dürfen, erhielt Gottleuba am 20. Dezember 1936 auf Grund von § 9 der deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935. Am 1. Januar 1978 wurde Bad Gottleuba Staatlich anerkannter Kurort. Im Kliniksanatorium wurden zwischen 1954 und 1989 jährlich ca. 5000 Kuren durchgeführt. Seit 1991 wird das Sanatorium unter der Bezeichnung Gesundheitspark Bad Gottleuba von der TRIA Immobilienanlagen- und Verwaltungs-GmbH Berlin geführt.
1965 bis 1974 wurde endlich der seit Beginn des Jahrhunderts geforderte Hochwasserschutz im Gottleubatal durch den Bau der Talsperre realisiert. Die Staumauer ist 52 m hoch und 327 m lang, die Wasserfläche bedeckt 174 ha. Seine Bewährungsprobe bestand die Talsperre beim Jahrhunderthochwasser 2002. Dennoch entstanden im Stadtgebiet Schäden in einer Höhe von 6 Millionen Euro.
Mit der Fertigstellung der Talsperre Gottleuba endete 1976 die knapp 71 Jahre währende Ära der Eisenbahn in Gottleuba. Die einst 1905 eröffnete Erweiterung der Nebenbahnstrecke Pirna–Berggießhübel nach Gottleuba beeindruckte durch ihre romantische Streckenführung entlang der Gottleuba.
Einwohnerentwicklung Gottleuba
- 1801: 409 Einwohner
- 1815: 498 Einwohner
- 1834: 673 Einwohner, 107 Häuser[6]
- 1871: 914 Einwohner
- 1890: 1.176 Einwohner
- 1910: 1.414 Einwohner
- 1925: 1.512 Einwohner
- 1939: 2.144 Einwohner
- 1946: 3.188 Einwohner
- 1957: 5.301 Einwohner
- 1970: 2.585 Einwohner
Berggießhübel
wurde 1457 als "Gißhobel, das dorff" erstmals erwähnt. Eine sieben Jahre früher (1450) erwähnte Nennung des Namens "Gißhobel" in einer Abrechnung des Amtmanns von Pirna bezog sich wahrscheinlich auf das Gottleubaer Vogteibergwerk am Witeberg und bezeichnete die Bergwerksflur. Die Existenz einer Siedlung auf dieser Flur ist zu diesem Zeitpunkt anzunehmen, aber urkundlich nicht zu belegen.
Für den Namen gibt es zwei Erklärungen: Bei Hey (Die slavischen Siedlungen im Königreich Sachsen – 1893) heißt es: „hubil“ bedeutet so viel wie Bodenerhebung oder Hügel; das althochdeutsche „giozo“, mittelhochdeutsche „gieze“ beziehungsweise süddeutsche „Gieß, Gießen“ bedeutet so viel wie Wasserguss oder Wasserfall und käme somit nicht von alten Gießhütten her. Damit könnte unter Gießübel oder Gießhübel ein in die Luft hinausragender Gießstein beziehungsweise eine Wasserrinne gemeint sein. Schmidt hingegen ist in Landesverein Sächsischer Heimatschutz. –Band XVI. - 1927 der Auffassung, dass der Name die Bedeutung „Berg, wo Erz geschmolzen und gegossen wird“ hat. Dass der Name bereits vor dem Beginn des Bergbaus in Berggießhübel bestand, ist eine Vermutung. Die Flur des späteren Berggießhübel war Besitz der Bergvogtei Gottleuba, Berggießhübel dürfte vor 1379 noch nicht existiert haben. Erst 1457 heißt es „Gißhobel das dorff, 1542 ist vom „stetlein“ die Rede, schließlich 1548 vom „stedtlein Bergk Gießhobel“. In diesem Jahr erfolgte auch die Stadtrechtsverleihung. Kirchlich wurde Berggießhübel erst 1676 selbstständig.
Im Dreißigjährigen Krieg kamen 1648 die Eisengruben und Hammerwerke fast vollständig zum Erliegen.
1717 wurde heilkräftiges Wasser beim Vortrieb eines Stollens gefunden. Die Quelle (Johann-Georg-Brunnen) begründete den Berggießhübler Badebetrieb. Fünf Jahre später wurde eine zweite Quelle („Friedrich- oder Sauerquelle“ entdeckt. Es wurde ein neues Badehaus gebaut und die Stadt erhielt Schank-, Brau- und Jagdrechte.
1813 besetzten französische Truppen den Ort und richteten große Schäden an. Der Badebetrieb kam zum Erliegen. 1822 wurde der Badebetrieb durch Friedrich August Freiherr von Leyßer neu belebt. Mit der Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie von Pirna über Langenhennersdorf nach Berggießhübel am 17. Juli 1880 wurde die Region weiter erschlossen. 1905 wurde die Eisenbahn weiter bis nach Gottleuba geführt.
Da Berggießhübel im sehr engen Gottleubatal liegt, war es schon immer von den Hochwassern des Flusses stark betroffen. Das Hochwasser von 1927 jedoch wurde zur Katastrophe für den Ort. In der Nacht vom 8. zum 9. Juli 1927 ergoss sich eine riesige Flutwelle über das Gottleuba- und das benachbarte Müglitztal. Dabei kamen im Gottleubatal etwa 130 Menschen ums Leben, darunter allein 88 in Berggießhübel.
Der Wiederaufbau gab seit 1928 der Stadt sein Gepräge. 1934 wurde das „Kneipp-Kurbad-Berggießhübel“ gegründet und damit das Wasserheilverfahren nach Pfarrer Sebastian Kneipp eingeführt.
1942 wurde die letzte Schicht auf der Prinzessinhöhe, Schacht 381 der Oberschlesischen Hüttenwerke Gleiwitz gefahren und damit eine über 700-jährige Bergbautradition beendet.
Nach dem Krieg wurden 1945 die Wiederaufnahme des Kurbetriebes und der Ausbau zum bedeutendsten Kneippkurort der DDR begonnen. 1972 wurde Berggießhübel „Staatlich anerkannter Kneippkurort“.
1993 eröffnete die neue MEDIAN-Klinik auf dem Gelände des Gutes „Friedrichsthal“.
1999 schlossen sich die beiden Kurorte Berggießhübel und Bad Gottleuba zur Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel zusammen.
2006 zog mit der Eröffnung des Besucherbergwerks mit Heilstollen und binationaler Bildungsstätte "Marie Louise Stolln" nach genau 80 Jahren der Bergbau wieder in dieses historische Bergwerk ein. An Pfingsten 2006 gründete sich die Berggießhübler Knappschaft.
Einwohnerentwicklung Berggießhübel
- 1815: 395 Einwohner, 73 Häuser [9]
- 1834: 644 Einwohner, 88 Häuser
- 1871: 1.161 Einwohner
- 1910: 1.327 Einwohner
- 1890: 1.499 Einwohner
- 1925: 1.298 Einwohner
- 1939: 1.817 Einwohner
- 1946: 2.032 Einwohner
- 1957: 2.032 Einwohner
- 1970: 2.085 Einwohner
Langenhennersdorf und Bahra
Langenhennersdorf wurde als „Hennici villa“ 1356 erstmals erwähnt und 1404 der Markgrafschaft Meißen zugeordnet. Der Ort wurde zunächst zur Hälfte vom Kursächsischen Amt Pirna und zur anderen Hälfte vom Rittergut Cotta verwaltet. 1524 wurde Bahra erstmals erwähnt. Der Name leitet sich vom althochdeutschen „bar“ (so viel wie leer) und „para“ (so viel wie Blöße, Waldblöße, abgetriebener Wald) her und bedeutet somit leere Fläche, Öde oder Waldblöße.
Bahra wurde 1548 dem Rittergut Langenhennersdorf zugeordnet.
1649 erging eine Betriebsgenehmigung für einen Schmelzofen zur Eisenherstellung. 1838 erhielt Langenhennersdorf eine eigene Schule.
1971 wurden Bahra und Langenhennersdorf zu einer Gemeinde zusammengelegt und 1999 im Zuge der Gemeindegebietsreform in die Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel integriert.
Einwohner- und Größenentwicklung Bad Gottleuba-Berggießhübel
- 1990: 6727 Einwohner [10]
- 1998: 6629 Einwohner, 1.449 Wohngebäude, 3.013 Wohnungen
- 2000: 6448 Einwohner
- 2001: 6376 Einwohner
- 2002: 6277 Einwohner
- 2003: 6235 Einwohner
- 2004: 6152 Einwohner, 1.501 Wohngebäude, 3.150 Wohnungen
- 2005: 6078 Einwohner
- 2007: 5969
Gedenkstätten
Bad Gottleuba
- Gedenkkreuz für die Opfer der Hochwasserkatastrophe vom 8./9. Juli 1927 nahe der St.-Petri-Kirche.
- Ehrenmal aus dem Jahre 1951 im Goethepark für die Opfer des Faschismus, darunter Richard Schäfer und Siegfried Rädel.
- Grabstätten und Gedenktafel auf dem Evangelischen Friedhof an der Hellersdorfer Straße für unbekannte KZ-Häftlinge, die bei einem Todesmarsch aus einem der KZ-Außenlager im April 1945 von SS-Männern ermordet wurden. Begraben sind hier auch ungarische Jüdinnen aus dem Außenlager Dresden-Reick des KZ Flossenbürg.
- Gedenktafel am Wohnhaus Richard-Schäfer-Straße 33 im Ortsteil zur Erinnerung an den sozialdemokratischen Stadtrat Richard Schäfer, der 1945 im KZ Sachsenhausen ermordet wurde.
Berggießhübel
- Gedenkstein für die 88 Opfer der Hochwasserkatastrophe vom 8./9. Juli 1927 an der Kurpromenade.
- Mahn- und Gedenkstele für die Opfer des Zweiten Weltkrieges an der Kurpromenade.
- Ehrenmal von 1949 vor der Apotheke für die Opfer des Faschismus
- Gedenktafel am Haus Talstraße 1, an der Straße, an der Paul Linde auf seinem Weg zur Arbeit verhaftet wurde. Der NS-Gegner Linde starb 1942 im KZ Sachsenhausen.
Oelsen
- Gedenkstein und Grabstätte hinter der Kirche an der Mauer des Friedhofs für sechs (oder sieben) erschossene oder umgekommene KZ-Häftlinge eines Todesmarsches im April 1945, die hier interniert und zum Bau von Panzersperren eingesetzt worden waren.
Politik
Der Gemeinderat besteht aus 16 Ratsfrauen und Ratsherren.
(* Bürgerfraktion: 2 Sitze von CDU-Liste von März 2006 bis November 2006)
(Wahlergebnisse vom 13. Juni 2004, Bürgerfraktion seit März 2006)
Kultur, Bildung und Sport
Sehenswürdigkeiten
Bad Gottleuba
- Bähr-Mühle: Die Bähr-Mühle ist heute die einzige noch funktionsfähige Getreide- und Sägemühle im Gottleubatal. Ihre technische Ausstattung stammt vorwiegend aus den Jahren 1898-1927.
- Evangelisch-Lutherische Kirche Sankt Petri: Die ursprünglich als Wehrkirche erbaute Kirche ist das älteste erhaltene Bauwerk der Stadt. Der Turmunterbau stammt wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert, der Chor aus dem 15. Jahrhundert. und das Kirchenschiff ist spätgotischen Ursprungs (1525). Sehenswert sind die wertvollen Deckenfresken, die vermutlich aus der Schule von Lucas Cranach stammen, die spätgotischen, reich gegliederten Astwerk-Portale sowie das Netz- und Kreuzrippengewölbe des Schiffs.
- Gesundbrunnen auf dem Markt
- Gesundheitspark: Der Gesundheitspark ist ein deutschlandweit einmaliger, zwischen 1909 und 1913 durch Schilling & Graebner errichteter Heilstättenkomplex mit 34 Jugendstilgebäuden in einer 28 ha großen Parkanlage am Hang des Helleberges. Die ehemals größte Heilstätte Sachsens umfasst heute ein aus fünf Fachkliniken bestehendes Reha-Zentrum sowie die sehenswerten medizinhistorischen Sammlungen im deutsch-tschechischen Bildungszentrum für Rehabilitation und Balneologie.
- Kursächsische Postmeilensäule am Markt von 1731, 1980 erneuert
- Pflanzengarten
- Poetenweg Bad Gottleuba - Berggießhübel: Der Name des Wanderweges geht auf die im 18. Jh. hier weilenden Badegäste Gellert und Rabener zurück.
- Rathaus
- Städtischer Kurpark Goethepark
- Talsperre Gottleuba
- Wandergebiet Augustusberg: Vom 507 m ü. NN hohen sandsteinbedeckten Augustusberg eröffnet sich ein weiter Blick auf die Höhenzüge des Osterzgebirges.
- Wandergebiet Wachstein
Berggießhübel
- Heil- und Besucherbergwerk „Marie Louise Stolln“: Das 2006 eröffnete Heil- und Besucherbergwerk erschließt den zwischen 1726 und 1926 zum Abbau von Eisenerz genutzten Friedrich-Erbstolln (später Marie Luise Stolln).
- Erich Mörbitz-Aussichtspunkt
- Evangelisch-Lutherische Kirche: Der neugotische Bau aus dem Jahr 1876 ersetzte die ursprünglich 1576 erbaute Kirche, die 1874 abbrannte.
- Forellensteig Berggießhübel–Langenhennersdorf: Der Wanderweg führt entlang der Gottleuba nach Langenhennersdorf.
- Haus des Gastes: Das heutige „Haus des Gastes“ geht auf das 1722 erbaute „Johann-Georgen-Bad“, das erste Badehaus der Stadt, zurück.
- Hochwasserdenkmal: In der Badstraße erinnert ein Denkmal an die Opfer der Hochwasserkatastrophe vom 8./9. Juli 1927.
- Katholische Sankt-Antonius-Kirche
- Kurhaus „Johann-Georgen-Bad“
- Kursächsische Postmeilensäule aus dem Jahr 1727 vor dem ehem. Bahnhof
- Museum Heimatstube: Das kleine Museum informiert über die Stadtgeschichte
- Panoramahöhe mit Bismarckturm
- Prinzessinsäule Berggießhübel: Die an der Straße nach Bahratal befindliche Säule mit ihrem Halbmondzeichen an der Spitze ähnelt einer Postmeilensäule, wurde aber vor etwa 270 Jahren als Schmucksäule für den sich entwickelnden Badebetrieb aufgestellt.
- Schlosspark von Schloss „Friedrichsthal“
- Seismologisches Observatorium der Bergakademie Freiberg mit der Meßkammer im Hildebrand Stolln in Berggießhübel
- Sühnekreuz am Vierzehn-Nothelferweg
- Wandergebiet Hoch- und Jagdstein
- Wandergebiet Zehistaer Wände, Felsenbrücken und Gersdorfer Ruine
- Zwieseler Erbstollen (Mundloch): Der 1825 aufgefahrene und 1400 m lange Zwieseler Erbstollen war die Hauptentwässerungsanlage der Berggießhübeler Eisenerzgruben.
- Zwieselmühle: Die bereits 1516 erwähnte Mühle war ursprünglich ein Eisenhammerwerk, aus dem sich im 17. Jahrhundert ein Sägewerk entwickelte.
Langenhennersdorf
- Evangelisch-Lutherische Kirche: Die Saalkirche aus dem 15. Jh. verfügt über eine reiche spätbarock-klassizistische Ausstattung und eine kulturhistorisch wertvolle mechanische Schleifladenorgel von Wilhelm Leberecht Herbrig aus dem Jahr 1848, die bis 1971 in der St.-Katharinen-Kirche in Helmsdorf (OT von Stolpen) stand.
- Langenhennersdorfer Wasserfall: Unterhalb der ehem. Heringmühle mündet das Hängetal des Langenhennersdorfer Baches in einem 9 m hohen Wasserfall in die Gottleuba.
- Wandergebiet Labyrinth bei Langenhennersdorf
Weitere Sehenswürdigkeiten
- Montanhistorischer Wanderweg Berggießhübel–Bad Gottleuba–Schönwald (Krasny Les)–Graupen (Krupka)
- Rückhaltebecken Mordgrundbach und Bienhof im Ortsteil Hellendorf
- Kirchen in Markersbach, Oelsen, Breitenau und Börnersdorf
Kulturelles Leben
Eine der kulturellen Hauptattraktionen ist der jährliche Karneval (seit 1953 in Bad Gottleuba), der von den Karnevalsvereinen in Bad Gottleuba und in Langenhennersdorf getragen wird.
Es gibt eine ganze Reihe weiterer kultureller Veranstaltungen, wie das Poststraßenfest in Bad Gottleuba, die Lichterfeste im Advent in Bad Gottleuba und in Berggießhübel, verschiedene Schützenfeste der Schützengesellschaft 1856 Berggießhübel e. V., Osterfeuer und Maibaumsetzen, Orts-, Heimat-, Vereinsfeste in den einzelnen Ortsteilen, Hauptstraßenfest mit Wildwasserrennen auf der Gottleuba in Berggießhübel, das Mühlenfest der Bähr-Mühle in Bad Gottleuba, Wandertage und Sonnenwendfeiern der Freiwilligen Feuerwehr und des Gebirgsvereins 1899 e. V. Berggießhübel sowie eine Vielzahl von Veranstaltungen des Kurortentwicklungs- und Förderverein Bad Gottleuba-Berggießhübel e. V..
Schulen
Die Stadt unterhält eine Grundschule in Berggießhübel, die zweite Grundschule (Langenhennersdorf) wurde 2005 aufgrund der geringen Zahl an Neueinschulungen geschlossen.
Die TRIA Immobilienanlagen- und Verwaltungsgesellschaft mbH Berlin führt im Gesundheitspark eine staatlich genehmigte Schule in freier Trägerschaft als Klinikschule.
Außerdem unterhält das Berufliche Schulzentrum für Wirtschaft Pirna in Langenhennersdorf eine Außenstelle der Berufsschule mit einem beruflichen Förderschulteil.
Hinzu kommt außerdem noch die Mittelschule in Bad Gottleuba, diese ist ab dem Schuljahr 2006/2007 die einzige Mittelschule in der Stadt Bad Gottleuba. Die Mittelschulen Rosental (2004) und Gersdorf (2006) wurden aufgrund des anhaltenden Schülermangels geschlossen und mit der Mittelschule zusammengelegt.
Sport
Berggießhübel verfügt über ein Freibad, das Freizeit- und Erlebnisbad „billy“. Des Weiteren gibt es eine Reihe von Sportvereinen mit teils eigenen Sportanlagen sowie eine Skaterbahn in Markersbach. Die Sportvereine in der Stadt bieten die unterschiedlichsten Möglichkeiten für sportliche Betätigung von Fußball und Volleyball bis hin zum Wandern und Skaten.
Die Schützengesellschaft 1856 Berggießhübel e. V. verfügt über eine eigene Schießanlage „Am Jagdstein“ (für Groß- und Kleinkaliber).
Wissenschaft
Seit 1957 betreibt das Institut für Geophysik der TU Bergakademie Freiberg in Berggießhübel in einem stillgelegten Stollen des Erzbergbaus ein Seismologisches Observatorium. Seit 1974 ist die Erdbeben-Station mit der Kennung BRG in das weltweite Netzwerk seismologischer Stationen integriert. Jährlich werden über 10.000 Ereignisse registriert, darunter Mikrobeben, Bergschläge und Sprengungen im Umfeld von bis zu 500 km. Erdbeben werden im globalen Maßstab registriert. Das Observatorium kann nach Anmeldung besichtigt werden.
Wirtschaft und Verkehr
Wirtschaft
Der wirtschaftliche Schwerpunkt der Stadt liegt im Fremdenverkehr und im Kurwesen. Darüber hinaus gibt es aber auch einige Produktionsbetriebe (zum Beispiel die Gesellschaft für Industrieautomation mbH in Berggießhübel, die MB Maschinenbau Berggießhübel GmbH für Werkzeugmaschinen, Steuerung und Zubehör) und eine Reihe von Händlern, Gastronomen und Hoteliers, Handwerkern und Dienstleistern sowie zwei Geschäftsstellen der Ostsächsischen Sparkasse Dresden (Bad Gottleuba, Berggießhübel) und eine der Volksbank Pirna (Berggießhübel). In den ländlichen Ortsteilen spielt auch die Landwirtschaft eine große Rolle.
Hervorzuheben ist auch die ASCALON Gesellschaft für Innovation in der Medizintechnik mbH, die im Gewerbegebiet von Berggießhübel Hightech-Fasern für die Produktion von Dialyse-Filtern herstellt.
Verkehr
Die straßenseitige Erschließung und regionale Anbindung der Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel erfolgt über die Bundesautobahn 17 (A 17) Dresden–Prag und diverse Staatsstraßen.
Die A 17 Dresden - Prag durchquert das westliche Gemeindegebiet im Bereich Börnersdorf - Breitenau. Hier befindet sich auch die Anschlussstelle Bad Gottleuba an der S 176.
Die wichtigsten Staatsstraßen sind die S 173, welche von Pirna über Cotta, Berggießhübel und Hellendorf zur Grenzübergangsstelle Bahratal-Petrovice (Peterswald) führt, die S 174, welche von Pirna durch das Gottleubatal über Berggießhübel und Bad Gottleuba zur S 176 nach Breitenau und weiter nach Lauenstein führt sowie die S 176, die Pirna mit Börnersdorf und Breitenau verbindet. Im Zuge des Baus der A 17 wurde die S 176 als Umgehungsstraße von Börnersdorf und Breitenau verlegt.
Bis 1976 verkehrte bis Bad Gottleuba die Gottleubatalbahn. Die Nebenbahn wurde 1880 bis Berggießhübel eröffnet und 1905 bis Bad Gottleuba verlängert. 1973 wurde der Personenverkehr im Gottleubatal eingestellt. Bis 1976 wurde noch Baumaterial für die Talsperre Gottleuba transportiert, dann wurde die Strecke abgebrochen. Sie ist heute abschnittsweise als Wander- und Radweg unter Beibehaltung historischer Eisenbahnschilder nutzbar.
Der nächste Flughafen befindet sich in Dresden-Klotzsche. Sportflieger können aber auch das Segelfluggelände von Pirna im Ortsteil Pratzschwitz nutzen.
Der Regionalverkehr wird durch die Oberelbische Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz und das Taxi-, Mietwagen- und Omnibusunternehmen Uwe Jurk abgewickelt. Die wichtigsten im Gemeindegebiet bedienten Buslinien sind:
- 214 Bad Gottleuba – Oelsen – Breitenau – Bad Gottleuba
- 216 Pirna – Langenhennersdorf – Berggießhübel – Gottleuba – Bahratal
- 218 Pirna – Langenhennersdorf – Bahra – Bahratal
- 219 Pirna – Cotta – Berggießhübel – Gottleuba – Bahratal
An die ehemals verkehrlich bedeutsame Lage an der Alten bzw. Neuen Dresden-Teplitzer Poststraße erinnern mehrere kulturhistorisch bedeutsame Kursächsische Postmeilensäulen. Sie befinden sich in Bad Gottleuba (Distanzsäule), Berggießhübel (Distanzsäule), Börnersdorf (Halbmeilensäule und Viertelmeilenstein) sowie Breitenau (Halbmeilensäule).
Persönlichkeiten
- Johann Zacharias Grundig (* 1. August 1669 in Berggießhübel, † 14. Juni 1720 in Dresden, Kreuzkantor von 1713 bis 1720
- Johann Gottlob Lehmann (* 4. August 1719 in Langenhennersdorf, † 22. Januar 1767 in Sankt Petersburg) ursprünglich studierter Mediziner, später Geologe, gilt als ein Mitbegründer der Stratigraphie
- August Friedrich Wilhelm Freiherr von Leyßer (* 17. Juli 1771, † 21. Dezember 1842) Generalleutnant a. D., Offizier der Ehrenlegion, Präsident der Zweiten Kammer der sächsischen Ständeversammlung, Schlossherr auf Friedrichsthal und Badbesitzer
- Christian Friedrich Grimmer (* 6. Februar 1798 in Mulda b. Freiberg † Juni 1850 Langenhennersdorf b. Pirna), Komponist und Buchhändler
- Camillo Schumann (* 10. März 1872 in Königstein, † 29. Dezember 1946 in Bad Gottleuba ) Großherzoglich Sächsischer Musikdirector und Hoforganist, Komponist und Organist, Ehrenbürger der Stadt Bad Gottleuba.
- Paul Linde (*24. Februar 1884 in Berggießhübel, † 20. Februar 1942 ermordet im KZ Sachsenhausen) KPD-Mitglied und Antifaschist
- Wolfgang Ullmann (* 18. August 1929 in Bad Gottleuba, † 30. Juli 2004) war ein deutscher Theologe, Kirchenhistoriker und Politiker (Bündnis 90/Die Grünen).
Berühmte Badegäste
- Christian Fürchtegott Gellert (* 4. Juli 1715 in Hainichen, † 13. Dezember 1769 in Leipzig) Fabeldichter
- Gottlieb Wilhelm Rabener (* 17. September 1714 in Wachau bei Leipzig, † 22. März 1771 in Dresden) Satiriker
Kriege, Hochwasser und sonstige Katastrophen
- Dreißigjähriger Krieg: Während des Dreißigjährigen Krieges wurden die Städte und Dörfer in und um das Gottleubatal wiederholt durch marodierende und brandschatzende Truppen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der bis dato blühende Eisenerzbergbau kam durch die Kriegshandlungen zum Erliegen, die Hammergüter wurden wie der Kammerhof in Markersbach (1632) weitgehend vernichtet. Noch 1697 waren in Berggießhübel 12 und in Gottleuba 45 Häuser kriegsbedingt unbewohnt.
- 19. Februar 1746: Ein Stadtbrand vernichtete in Gottleuba 18 Wohnhäuser und 11 Scheunen.
- 4. Oktober 1865: Das Zentrum von Gottleuba wurde durch einen Stadtbrand nahezu vollständig zerstört. Insgesamt fielen 100 Haupt- und Nebengebäude den Flammen zum Opfer, nur 66 Häuser und die Kirche blieben unbeschädigt.
- 8./9. Juli 1927: Im Gottleubatal ereignete sich eine der verheerendsten Hochwasserkatastrophen der jüngeren deutschen Geschichte. Eine meterhohe Flutwelle zerstörte zahlreiche Häuser und Verkehrswege, das Zentrum von Berggießhübel wurde nahezu komplett verwüstet. Im gesamten Gottleubatal fielen etwa 130 Menschen den Fluten zum Opfer, darunter 88 in Berggießhübel und 15 in Gottleuba, Hartmannsbach und Oelsengrund.
- 8. Mai 1945: Bei einem Luftangriff der Roten Armee wurden mehrere Gebäude, darunter das Lutherhaus vor der Kirche, ein Haus am Markt und ein Haus an der unteren Hauptstraße (damals Adolf-Hitler-Straße), zerstört. Durch Bombenabwurf und Bordwaffenbeschuss kamen mehrere Einwohner und durchziehende Soldaten ums Leben. Die Soldaten gehörten zu Einheiten der Heeresgruppe Mitte unter dem Kommando von Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner, welche sich über Böhmen in die amerikanische Gefangenschaft begeben wollten. Es wird vermutet, dass die Sowjetarmee den Generalfeldmarschall treffen wollten, da dieser wahrscheinlich in Bad Gottleuba Quartier genommen hatte.
- 12./13. August 2002: Das Jahrhunderthochwasser vom Sommer 2002 verursachte dank der seit den 1950er Jahren errichteten Hochwasserschutzeinrichtungen keine mit 1927 vergleichbaren Schäden. Die Flutschäden beliefen sich im gesamten Stadtgebiet auf 6 Mill. €.
Sonstiges
- Börnersdorf gilt als Absturzort eines Transportfluges, der privates Gut von Adolf Hitler überführte. Die Maschine vom Typ Junkers ging zu Boden, die Fracht in eisernen Kisten galt (bis 1983) als verschollen
siehe auch: Hitler-Tagebücher, Schtonk 1992
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung
- ↑ Eingemeindung nach Gottleuba
- ↑ Karlheinz Blaschke: Das Städtewesen vom 12. bis zum 19. Jahrhundert. Beiheft zur Karte B II 6 des Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen, hrsg. von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und dem Landesvermessungsamt Sachsen. Leipzig/Dresden 2003.
- ↑ Blaschke 2003, geschätzt nach überlieferten Hauszahlen aus dem 16. Jahrhundert
- ↑ Blaschke 2003, errechnet nach Steuerlisten
- ↑ Häuserzahl von 1837
- ↑ Blaschke 2003, errechnet nach Steuerlisten
- ↑ Einwohner über 10 Jahre
- ↑ Häuserzahl von 1816
- ↑ nach Blaschke 2003, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1961, Schiffner 1840 und Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen, ab 1991: Stand zum 31.12. des jeweiligen Jahres
- ↑ Blaschke 2003, geschätzt nach überlieferten Hauszahlen aus dem 16. Jahrhundert
- ↑ Blaschke 2003, errechnet nach Steuerlisten
- ↑ Blaschke 2003, Häuserzahl von 1837
- ↑ Einwohner über 10 Jahre
- ↑ Häuserzahl von 1816
- ↑ Stand 3. Oktober 1990
Literatur
- Archiv der Kurverwaltung Bad Gottleuba
- Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Hrsg.): Um Gottleuba, Berggießhübel und Liebstadt. Werte der deutschen Heimat. Bd 4. Akademie Verlag, Berlin 1961.
- Gerhard Engelmann: Berggießhübel - Bad Gottleuba. Unser kleines Wanderheft. Bd 19. Leipzig 1954.
- Siegfried Fischer: Der montanhistorische Wanderweg Berggießhübel - Krasny Les (Schönwald) - Krupka (Graupen). Berggießhübel 2006.
- Kur- und Tourismus GmbH: Kneipp-Kurort Berggießhübel. Dresden 1950.
- Kurverwaltung Bad Gottleuba (Hrsg.): Gottleubaer Wanderfreund. Bad Gottleuba 1992, 2000.
- L andesverein Sächsischer Heimatschutz: Mitteilungen. Dresden 16.1927, H.9–12. (Themenheft zur Hochwasserkatastrophe 1927 im Osterzgebirge)
- Rudolf Landgraf: Berggießhübeler Wanderführer. Ein Heimatbuch. Roßwein 1938.
- Alfred Meiche: Historisch-Topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna. Dresden 1927.
- Gunter H. Schmidt: Vom Pirnisch Eisen. Aus der Geschichte der alten Hämmer und Hütten im Raum Pirna. Schriftenreihe des Stadtmuseums Pirna. Bd 3. Pirna 1984.
- Gunter H. Schmidt: Pirnisch Eisen in Böhmen und Sachsen. TU Bergakademie Freiberg. Hackel, Freiberg 2004. ISBN 3-86012-224-X
- Otto Eduard Schmidt: Zur Siedlungsgeschichte der Flußgebiete der Müglitz und der Gottleuba. in: Landesverein Sächsischer Heimatschutz Dresden (Hrsg.): Mitteilungen. Monatsschrift für Heimatschutz, Volkskunde und Denkmalpflege. Dresden 16.1927, H.9-12, S.367-378. ISSN 0941-1151
- Horst Torke: Landkreis Sächsische Schweiz. Meißen 1996.
- Paul Wagner: Eisenbergbau und Hammerwerke im östlichen Erzgebirge. in: Landesverein Sächsischer Heimatschutz Dresden (Hrsg.): Mitteilungen. Monatsschrift für Heimatschutz, Volkskunde und Denkmalpflege. Dresden 13.1924, H.3-4, S.95-105. ISSN 0941-1151
- Markus Wollmann: Berggießhübel - Bad Gottleuba. Brockhaus Wanderheft. Bd 18. F. A. Brockhaus, Leipzig 1989.
- Dietrich Zühlke: Stadtsiedlungen im östlichen Erzgebirge. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin (Hrsg.): Östliches Erzgebirge. Werte der deutschen Heimat. Bd 10. Akademie-Verlag, Berlin 1966, S.244–257.
Weblinks
- Kurgesellschaft Bad Gottleuba-Berggießhübel
- private Homepage über Berggießhübel u. a. Informationen zur Stadtgeschichte, zum Kurwesen, zur Montanhistorie und zum Verkehrswesen
- Besucherbergwerk "Marie-Louise-Stolln" Berggießhübel u. a. Informationen zur Montanhistorie
- Gesundheitspark Bad Gottleuba u. a. Informationen zur Entwicklung des Kurwesens
- medizinhistorische Ausstellung im Gesundheitspark Bad Gottleuba
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