- Bürgerkrieg in Liberia
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Der Bürgerkrieg in Liberia dauerte 14 Jahre lang von 1989 bis 2003. Es handelte sich einerseits um ethnische Konflikte zwischen den Volksgruppen in Liberia, andererseits um den Kampf zwischen Kriegsherren (Warlords) um die politische Macht und um die Rohstoffe des Landes.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund und Vorgeschichte
Die Bevölkerung Liberias besteht zum größten Teil in den ursprünglich hier ansässigen Völkern und zu einem kleinen Teil in den Americo-Liberianern, den Nachkommen befreiter Sklaven aus den USA, die im 19. Jahrhundert hier angesiedelt wurden. Letztere machen nur einen kleinen Teil der Bevölkerung aus, haben aber großen Einfluss im politischen und wirtschaftlichen Leben. Dies führte zu Spannungen zwischen Americo-Liberianern und Indigenen.
1980 kam Samuel K. Doe, Angehöriger des Volkes der Krahn, durch einen Militärputsch an die Macht und setzte damit Präsident Tolbert ab. Er war der erste nicht americo-liberianische Präsident, nachdem zuvor die True Whig Party eine Alleinherrschaft ausgeübt hatte; allerdings regierte er zusehends diktatorisch, wie alle vor ihm. So waren die Ethnien der Gio und Mano Repressionen ausgesetzt.
Liberia ist ferner ein rohstoffreiches Land, das über Edelhölzer, Diamanten, Eisenerz u.a. verfügt.
Verlauf
Erster Bürgerkrieg 1989–1996
Ab 1989 begann die von Charles Taylor – gemischter, americo-liberianischer und indigen liberianischer Abstammung – geführte National Patriotic Front of Liberia (NPLF) von der benachbarten Elfenbeinküste aus einen bewaffneten Aufstand gegen Samuel Doe. Dieser wurde schnell besiegt und im folgenden Jahr durch einen Verbündeten Taylors, Yormie Johnson, zu Tode gefoltert. Johnson spaltete sich später mit seinen Anhängern von Taylor ab und gründete die Independent National Patriotic Front of Liberia INPFL. Es wurde eine Übergangsregierung unter Amos Sawyer gebildet.
Daraufhin gründeten die Anhänger Does, vor allem Krahn und Mandingo, die Rebellenorganisation United Liberation Movement of Liberia for Democracy ULIMO. Die Kämpfe zwischen NPLF, INPLF und ULIMO setzten sich fort. Der liberianische Bürgerkrieg war hierbei auch mit dem Bürgerkrieg im benachbarten Sierra Leone verbunden, wo Charles Taylor die RUF-Rebellen unterstützte und mit „Blutdiamanten“ gehandelt haben soll. Libyen und Burkina Faso unter Blaise Compaoré beteiligten sich durch Unterstützung der Truppen Taylors. Die UN verhängten ein Embargo über Liberia, das die Zulieferung von Kriegsmaterial unterbinden sollte, aber auch zu Lebensmittelknappheit im Land beitrug.
Truppen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS (ECOMOG) griffen auf Seiten der Übergangsregierung in den Konflikt ein, um den Frieden wiederherzustellen. Es gab mehrfach Anläufe zu Waffenstillstands- und Friedensabkommen, die aber gebrochen wurden. Auch hatten die Warlords kein sehr großes Interesse an einem baldigen Frieden, zumal sie sich inmitten der Kriegswirren an den Rohstoffen des Landes bereichern konnten.
Der erste Bürgerkrieg dauerte bis 1996 sieben Jahre an, bis in jenem Jahr in Abuja, Nigeria ein Friedensabkommen geschlossen wurde. 1997 wurden Wahlen durchgeführt, bei denen Charles Taylor mit etwa 75 % der Stimmen zum Präsidenten gewählt wurde. Diese Wahlen wurden als frei und fair beurteilt, wobei viele Taylor wählten im Glauben, er würde im Falle einer Niederlage den Bürgerkrieg wieder beginnen.
Zweiter Bürgerkrieg 1999–2003
Die Gegner von Charles Taylor wollten sich mit dessen Wahlsieg und bisweilen autoritärer Regierungsausübung nicht abfinden. So bildete sich 1999 im Norden Liberias die Rebellengruppe Liberians United for Reconciliation and Democracy LURD, die gegen die Regierung kämpfte. Diese bestand hauptsächlich aus Mandingo und Krahn und wurde von der Regierung Guineas gefördert. 2003 kam die Movement for Democracy in Liberia MODEL hinzu, welche von der Elfenbeinküste aus operierte und von der dortigen Regierung unterstützt wurde. Im Sommer 2003 kontrollierte die Regierung noch ein Drittel des Landes. Zugleich wurde ein internationaler Haftbefehl gegen Taylor wegen der Beteiligung an Kriegsverbrechen der RUF in Sierra Leone ausgestellt.
Auf Druck der LURD und MODEL, der US-amerikanischen Regierung und der ECOWAS willigte Taylor schließlich ein, zurückzutreten und Liberia zu verlassen. Der nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo sicherte ihm hierbei ein sicheres Exil in seinem Land zu. Die Rebellen stellten den bewaffneten Kampf ein, und es wurden US-amerikanische, UN- und ECOWAS-Friedenstruppen stationiert (siehe UNMIL).
Es wurde eine Übergangsregierung unter dem vormaligen Vizepräsidenten Moses Blah eingesetzt, später wurde Gyude Bryant Übergangspräsident. In den Wahlen 2005 wurde Ellen Johnson-Sirleaf zur Präsidentin gewählt. 2006 wurde Charles Taylor an den UN-Sondergerichtshof für Sierra Leone überstellt, wo er sich in Den Haag für die Beteiligung an Kriegsverbrechen in Sierra Leone wird verantworten müssen.
Folgen
Etwa 250.000 Liberianer kamen infolge des Bürgerkrieges um, eine Million wurden – teilweise in die Nachbarländer – vertrieben[1]. Auf allen Seiten wurden Kindersoldaten eingesetzt. Es wurde von Gräueltaten wie Kannibalismus von Seiten der Kämpfer berichtet, die auf traditionelle „Ritualmorde“ zurückgehen sollen.
Seit der Beruhigung der Lage sind die meisten Binnenvertriebenen an ihre Heimatorte zurückgekehrt; die liberianischen Flüchtlinge in den Nachbarländern haben sich teilweise dauerhaft dort niedergelassen, teilweise beginnen sie ebenfalls zurückzukehren.
Der Bürgerkrieg hatte schwerwiegende Auswirkungen auf die Wirtschaft Liberias, die bis heute anhalten. Die Arbeitslosigkeit liegt bei ca. 85 %.
Einzelnachweise
Weblinks
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