C-Punkt

C-Punkt
Klitoris (Glans Clitoris)

Als die Klitoris (Fachterminus Clitoris, latinisiert von altgriechisch κλειτορίς, neugriechisch κλειτορίδα – „kleiner Hügel“, Plural: Klitorides) oder den Kitzler bezeichnet man ein vom Schwellkörpergewebe gebildetes zylindrisches Organ der Frau und aller anderen weiblichen Säugetiere. Entwicklungsgeschichtlich gehen Klitoris und Penis aus denselben Anlagen hervor.

Inhaltsverzeichnis

Anatomie

Vulva mit markierter Klitoris und Vorhaut
Klitoris mit
1 Eichel in der Vorhaut
2 Schwellkörper
3 Kitzlerschenkel
4 Harnröhrenmündung
5 Vorhofschwellkörper
6 Scheidenöffnung

Der Kitzler besteht aus zwei am Sitzbeinausschnitt (Arcus ischiadicus) befestigten Schwellkörperschenkeln (Crura clitoridis, Singular Crus clitoridis), die sich zum Schaft (Corpus clitoridis) vereinen. Das freie Ende ist zur Eichel (Glans clitoridis) erweitert. Der Kitzler besitzt bis zu ca. 8000 Nerven. Die Klitorisvorhaut schützt die empfindliche Klitoris.

Äußerlich sichtbar sind nur der Schaft und die hochempfindliche Eichel, die als Teil der Vulva an der vorderen Umschlagfalte der kleinen Schamlippen liegen und von der Klitorisvorhaut teilweise oder gänzlich bedeckt sind. Zusammen umfassen sie nur ein Zehntel des Gesamtvolumens der Klitoris.

Funktion

Der Kitzler ist stark mit Nervenendungen ausgestattet und daher besonders berührungsempfindlich und empfänglich für sexuelle Reize. Durch Stimulation der Klitoris gelangen die meisten Frauen zum Orgasmus. Viele Untersuchungen, z. B. die von Kinsey, weisen darauf hin, dass ein beachtlicher Anteil der Frauen nur dann zum Orgasmus kommen kann, wenn die Klitoris (mit-)stimuliert wird.

Empfindlichkeit

Die Empfindlichkeit der Klitoris für direkte Stimulierung ist individuell sehr unterschiedlich. Manche Frauen sind so empfindlich, dass sie eine direkte Stimulierung erst nach längerem Vorspiel oder auch gar nicht ertragen. Da die Klitoris, wie oben beschrieben, mit dem umgebenden Gewebe eng verbunden ist, sind verschiedene indirekte Stimulationsformen gängige Praxis.

In sehr seltenen Fällen kann eine als zu gering erlebte Empfindlichkeit der Klitoris auf eine zu große Klitorisvorhaut zurückgeführt werden. Demgegenüber lässt sich ein vergleichbares Phänomen weit häufiger auf Unkenntnis über die Anatomie oder die Existenz von Schamgrenzen zurückführen, die eine selbstbestimmte Sexualität verhindern.[1]

Fehlbildungen der Klitoris (Klitorishypertrophie)

Klassifikation nach ICD-10
Q52.6 Fehlbildungen der Klitoris
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

→Hauptartikel: Klitorishypertrophie

Vulva mit vergrößerter Klitoris (Klitorishypertrophie)

Ob sich ein Penis mit Eichel oder ein Kitzler bildet, wird über die Ausschüttung von Testosteron geregelt. Wenn diese gestört ist, können Frauen trotz des Gensatzes XX eine penisartige Ausstülpung entwickeln (eine Klitorishypertrophie), wo sich bei normaler Entwicklung die Klitoris finden würde. Auch im Zusammenhang mit dem Fraser-Syndrom kann die Klitoris abnorm vergrößert sein. Diese Störung kommt allerdings äußerst selten vor.

Es kann auch später im Leben zu einer Vergrößerung der Klitoris kommen. Die Hauptursache dafür sind hormonelle Störungen wie das Polyzystisches Ovarialsyndrom.

Eine zu große Klitoris stellt hauptsächlich ein ästhetisches Problem dar. Bei einer zu großen Klitoris werden heute, vergleichbar zur Labioplastik, auch chirurgische Verkleinerungen durchgeführt. Für diese liegt jedoch in der Regel keine medizinische Notwendigkeit vor. In Fällen von Intersexualität oder wenn die betroffene Frau selbst unter ihrer großen Klitoris leidet, kann eine chirurgische Korrektur dennoch angebracht sein.

Wissenschaftsgeschichte

Die wissenschaftliche Erstbeschreibung der Klitoris durch den Anatom Realdo Colombo aus Padua im Jahre 1559 ist ein häufig untersuchtes Beispiel der Medizin- und Sexualforschungsgeschichte. In seinem anatomischen Werk de re anatomica beanspruchte Colombo für sich, die Klitoris als „Platz der weiblichen Lust“ entdeckt zu haben. Man wird, „wenn man sie berührt, bemerken, dass sie ein bisschen härter und länglich wird, so sehr, dass sie sich als eine Art männliches Glied erweist“[2]. Später entwickelte sich aus Colombos Beschreibung ein Prioritätsstreit, da Gabriele Falloppio – Colombos Nachfolger in Padua – beanspruchte, der wirkliche Entdecker der Klitoris zu sein.

Die „Entdeckung“ der Klitoris in der Renaissance ist aus wissenschaftshistorischer Perspektive in vielfacher Hinsicht ein interessantes Phänomen. Zunächst wirken Entdeckungsansprüche und der Prioritätsstreit aus heutiger Sicht albern [3]: Selbstverständlich hatten Frauen auch schon vor Colombo die Klitoris entdeckt und natürlich wurden auch vor Colombo Männer auf die Klitoris und ihre sexuelle Funktion hingewiesen. Dass die Klitoris in der anatomischen Beschreibung des Menschen vor Colombo dennoch nicht vorkam, ist eine Illustration für die Tatsache, dass die anatomische Beschreibung des Menschen in der Regel eine anatomische Beschreibung des Mannes war.

Der Wissenschaftshistoriker Thomas Laqueur weist jedoch zudem darauf hin, dass die Klitoris der gängigen anatomischen Theorie über Sexualorgane widersprach.[4] Unter dem Einfluss von Galenos wurden Vagina und Penis nicht als zwei grundsätzlich verschiedene Organe wahrgenommen. Vielmehr ging man davon aus, dass die Vagina ein nach innen gestülpter Penis sei und die weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane in ihrer Struktur analog seien. In diese Theorie passte nicht die Klitoris, der nichts am männlichen Körper entsprach und die zudem von Colombo als eine Art Penis beschrieben wurde.

Siehe auch

Quellen

  1. Haarmann, Claudia (2005): „Unten 'rum …“ - Die Scham ist nicht vorbei. Innenwelt Verlag, ISBN 3936360154
  2. Realdo Colombo: de re anatomica, zitiert nach Thomas Laqueur: Auf den Leib geschrieben. Inszenierung der Geschlechter von der Antike bis Freud, Frankfurt a.M., Campus Verlag, 1992, S.81
  3. Ian Erick Morris: „Another Columbus makes another Discovery“, in: Making Waves, Womens Studies Fenter, Florida International University, 2003
  4. Thomas Laqueur: Auf den Leib geschrieben. Inszenierung der Geschlechter von der Antike bis Freud, Frankfurt a.M., Campus Verlag, 1992, S.82

Weblinks


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