- C.F. Meyer
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Conrad Ferdinand Meyer (* 11. Oktober 1825 in Zürich; † 28. November 1898 in Kilchberg bei Zürich) war ein Schweizer Dichter des Realismus, der insbesondere historische Novellen, Romane und Lyrik verfasst hat. Er gehört mit Gottfried Keller und Jeremias Gotthelf zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schweizer Dichtern des 19. Jahrhunderts.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Conrad Ferdinand Meyer wurde als Sohn eines Regierungsrates in eine Zürcher Patrizierfamilie hineingeboren. Mit 15 Jahren verlor er seinen Vater und hatte ein äußerst schwieriges Verhältnis zu seiner psychisch belasteten Mutter, die 1856 Suizid beging.
Einige Jahre seiner Jugend verbrachte er in Lausanne, wo er so gut Französisch lernte, dass er französische Literatur übersetzte und sich überlegte, französischer Schriftsteller zu werden oder eine akademische Laufbahn als Romanist einzuschlagen. Noch bevor er zwanzig war, kam er das erste Mal wegen schwerer Depressionen in eine Nervenheilanstalt.
Nach dem Tod der Mutter kam er durch eine Erbschaft in gesicherte Verhältnisse. Er unternahm mit seiner Schwester Betsy, die ihm sehr nahe stand, eine Italienreise, die ihn sehr beeindruckte. 1864 erschien anonym sein erster Gedichtband. 1869 übersiedelte er mit seiner Schwester nach Küsnacht am Zürichsee. Durch den Krieg zwischen Deutschland und Frankreich 1870/71 geriet Meyer, der in beiden Kulturen lebte, in einen tiefen Konflikt und entschied sich nach dem deutschen Sieg für die deutsche Literatur.
Sein literarischer Erfolg begann 1872, als er als 46-Jähriger den Gedichtzyklus Huttens letzte Tage veröffentlichte. In den folgenden Jahren erschienen historische Romane und Novellen fast im Jahresrhythmus, und als Der Heilige vom renommierten Herausgeber Julius Rodenberg als Vorabdruck in die Deutsche Rundschau aufgenommen wurde, war Meyers Ruf als hervorragender Erzähler etabliert. 1880 wurde er zum Ehrendoktor ernannt.
1875 heiratete er Luise Ziegler, die Tochter des Zürcher Stadtpräsidenten und gelangte damit zu gesellschaftlichem Ansehen. 1879 wurde Tochter Camilla geboren, die 1936 wie ihre Grossmutter Suizid beging. Im Privatleben gab es jedoch Probleme, da sich Meyers Frau nicht mit seiner Schwester verstand, die ihm den Haushalt geführt und als Sekretärin für ihn gearbeitet hatte. 1887 bekam er wieder schwere Depressionen. Sein letztes Werk Angela Borgia konnte er nur mit Mühe fertigstellen. 1892 kam er erneut in eine psychiatrische Heilanstalt, geriet immer mehr in einen Dämmerzustand und wurde 1893, ohne dass sich eine nennenswerte Besserung einstellte, entlassen. Seine letzten Jahre verbrachte er, von seiner Frau liebevoll gepflegt, in seinem Haus in Kilchberg, wo er am 28. November 1898 im Alter von 73 Jahren verstarb. In Kilchberg ist er auch begraben. Louis Wethli schuf für ihn ein Grabdenkmal in der Form eines Obelisken.
Stilistisches
Conrad Ferdinand Meyers Werke sind durch einen hintergründigen Humor gekennzeichnet. Als Nebenfiguren kommen in einer Art Rahmenhandlung manchmal prominente Personen vor, etwa der Schwedenkönig (in „Gustav Adolfs Page“), Ludwig XIV (in „Die Leiden eines Knaben“) oder Dante Alighieri (in „Die Hochzeit des Mönchs“). Dabei setzt der Dichter voraus, dass der Leser über die Bedeutung dieser „Nebenpersonen“ informiert ist. Manchmal ergeben sich in dieser Hinsicht aber auch Überraschungen. Rahmenhandlung und Binnenhandlung sind jedenfalls kunstvoll miteinander verschränkt.
Conrad-Ferdinand-Meyer Preis
Seit 1938 verleiht die Stadt Zürich im Gedenken an Conrad Ferdinand Meyer den Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis.
Werke
Prosa
- Das Amulett, Novelle, 1873
- Jürg Jenatsch, Roman, 1876
- Der Schuß von der Kanzel, Novelle, 1878
- Der Heilige, Novelle, 1880
- Plautus im Nonnenkloster, Novelle, 1882
- Gustav Adolfs Page, Novelle, 1882
- Das Leiden eines Knaben, Novelle, 1883
- Die Hochzeit des Mönchs, Novelle, 1884
- Die Richterin, Novelle, 1885
- Die Versuchung des Pescara, Novelle, 1887
- Angela Borgia, Novelle, 1891
Versepen
- Huttens letzte Tage, 1872 (über den Humanisten Ulrich von Hutten)
- Engelberg, 1872
Lyrik
- Zwanzig Balladen von einem Schweizer, 1864
- Romanzen und Bilder, 1869
- Gedichte, 1882
Werkausgaben (in Auswahl)
- Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. von Hans Zeller und Alfred Zäch. 15 Bände. Bern: Benteli 1958–1996.
- Conrad Ferdinand Meyer: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Vollständiger Text nach den Ausgaben letzter Hand. Mit einem Nachwort von Erwin Laaths. München: Winkler 1968.
- Conrad Ferdinand Meyer: Das Gesamtwerk - vollständig auf 5 MP3-CDs gelesen von Klauspeter Bungert. ISBN 978-3-00-024887-0. Trier: Bungert 2008
Verfilmungen
- 1942: Der Schuß von der Kanzel
- 1960: Gustav Adolfs Page
- 1977: Violanta – nach der Novelle "Die Richterin"
- 1987: Jenatsch
Literatur
- Tamara S. Evans: Formen der Ironie in Conrad Ferdinand Meyers Novellen. Bern u.a.: Francke 1980. ISBN 3-7720-1476-3
- Erich Everth: Conrad Ferdinand Meyer. Dichtung und Persönlichkeit. Dresden: Sibyllen-Verlag 1924.
- Karl Fehr: Conrad Ferdinand Meyer. 2. Aufl. Stuttgart: Metzler 1980. (= Sammlung Metzler; M 102; Abt. D, Literaturgeschichte) ISBN 3-476-12102-X
- Karl Fehr: Conrad Ferdinand Meyer. Auf- und Niedergang seiner dichterischen Produktivität im Spannungsfeld von Erbanlagen und Umwelt. Bern u.a.: Francke 1983. ISBN 3-7720-1551-4
- Ulrich Henry Gerlach: Conrad-Ferdinand-Meyer-Bibliographie. Tübingen: Niemeyer 1994. ISBN 3-484-10699-9
- Thomas Grossenbacher: Studien zum Verhältnis von Literatur und Moral an ausgewählten Werken des schweizerischen bürgerlichen Realismus. Bern u.a.: Haupt 1984. (= Sprache und Dichtung; N.F.; 35) ISBN 3-258-03350-1
- Huber, Walter: Stufen dichterischer Selbstdarstellung in C. F. Meyers 'Amulett' und 'Jürg Jenatsch'. Bern 1979
- David A. Jackson: Conrad Ferdinand Meyer. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1991. (= Rowohlts Monographien; 238) ISBN 3-499-50238-0
- Andrea Jäger: Conrad Ferdinand Meyer zur Einführung. Hamburg: Junius 1998. (= Zur Einführung; 179) ISBN 3-88506-979-2
- Andrea Jäger: Die historischen Erzählungen von Conrad Ferdinand Meyer. Zur poetischen Auflösung des historischen Sinns im 19. Jahrhundert. Tübingen u.a.: Francke 1998. ISBN 3-7720-2737-7
- Christof Laumont: Jeder Gedanke als sichtbare Gestalt. Formen und Funktionen der Allegorie in der Erzähldichtung Conrad Ferdinand Meyers. Göttingen: Wallstein-Verlag 1997. ISBN 3-89244-248-7
- Conrad Ferdinand Meyer 1825-1898. Gedenkband zum 100. Todesjahr. Hrsg. v. Hans Wysling. Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 1998. ISBN 3-85823-724-8
- Conrad Ferdinand Meyer. Die Wirklichkeit der Zeit und die Wahrheit der Kunst, hrsg. v. Monika Ritzer. Tübingen u.a.: Francke 2001. ISBN 3-7720-2768-7
- John Osborne: Vom Nutzen der Geschichte. Studien zum Werk Conrad Ferdinand Meyers. Paderborn: Igel-Verl. Wiss. 1994. (= Reihe Literatur- und Medienwissenschaft; 32; Kasseler Studien zur deutschsprachigen Literaturgeschichte; 5) ISBN 3-927104-90-6
- Peter Sprengel: Von Luther zu Bismarck. Kulturkampf und nationale Identität bei Theodor Fontane, Conrad Ferdinand Meyer und Gerhart Hauptmann. Bielefeld: Aisthesis-Verl. 1999. ISBN 3-89528-236-7
Weblinks
- Literatur von und über Conrad Ferdinand Meyer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nachlassverzeichnis von Conrad Ferdinand Meyer der Zentralbibliothek Zürich
- Werke von Conrad Ferdinand Meyer als Online-Texte beim Project Gutenberg
- Conrad-Ferdinand-Meyer-Gesellschaft - mit Onlineausgabe des Gesamtwerks
- Werke von Conrad Ferdinand Meyer bei Zeno.org
- Werke von Conrad Ferdinand Meyer im Projekt Gutenberg-DE
- Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
- Conrad Ferdinand Meyer. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 52, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 340–370.
Personendaten NAME Meyer, Conrad Ferdinand KURZBESCHREIBUNG Schweizer Dichter des Realismus GEBURTSDATUM 11. Oktober 1825 GEBURTSORT Zürich STERBEDATUM 28. November 1898 STERBEORT Kilchberg
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