C. G. E. Mannerheim

C. G. E. Mannerheim
Gustaf Mannerheim (1942)

Freiherr Carl Gustaf Emil Mannerheim [ˈmɑnːɛrhɛim] (* 4. Juni 1867 auf dem Landgut der Familie, Schloss Villnäs (finnisch: Louhisaari), in Askainen; † 27. Januar 1951 in Lausanne, Schweiz) war ein finnischer Militär und Staatsmann.

Inhaltsverzeichnis

Berufliche Laufbahn

Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges

Mannerheim entstammte einer einflussreichen Familie der schwedischsprachigen Minderheit in Finnland, das damals zum russischen Zarenreich gehörte. Nach dem Abitur in Helsinki wurde er in die Nikolajewsche Kavallerieschule in Sankt Petersburg aufgenommen und beendete sie mit Auszeichnung im Jahr 1889. In demselben Jahr trat er seinen ersten Offiziersposten als Kornett im 15. Aleksandrijski-Dragonerregiment in Kalisch an. Darüber schrieb er: „Das Regiment, dessen Pferde schwarz waren, wurde noch immer ‚Todeshusaren‘ genannt, eine Erinnerung daran, dass es einst ein Husaren-Regiment gewesen war. Die Uniformjacke (Dolman) war schwarz und mit silbernen Schnüren besetzt.“ Nach einem Jahr in Kalisch wurde er zur Chevaliergarde in Sankt Petersburg versetzt, wo er wichtige Kontakte zum Zarenhof knüpfen konnte. Während des Krönungszugs des Zaren Nikolai II. am 26. Mai 1896 in Moskau war Mannerheim einer der Leibwächter des Zaren. Nach kurzer Zeit im Hofstall kehrte Mannerheim 1903 zum aktiven Dienst zurück, kämpfte im russisch-japanischen Krieg von 1905 und wurde im gleichen Jahre zum Oberst befördert. 1906 erhielt er den Auftrag des russischen Generalstabes, die unerforschten Gebiete an der russisch-chinesischen Grenze zu erkunden und führte bis 1908 eine 6.000 Kilometer weite Reise auf dem Pferderücken durch. Dabei gewann er auch wichtige Kenntnisse in Anthropologie (besonders über finno-ugrische Völker und Sprachen) und erlernte die chinesische Sprache. 1909 wurde er zum Kommandeur des 13. Wladimirschen Ulanen-Regiments in Nowominsk (heute: Mińsk Mazowiecki) ernannt und verbrachte vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges zwei Jahre in dieser Stadt. Hier wurde er auch 1911 zum Generalmajor befördert und nach Warschau versetzt, wo er das Leibgarde-Ulanenregiment übernahm, das, wie er schreibt, „eines der besten Kavallerieregimente der Armee war“.

Anlässlich der Feierlichkeiten zum 75. Geburtstag Carl Gustav Mannerheims, des Oberbefehlshabers der finnischen Streitkräfte, kam Adolf Hitler am 4. Juni 1942 überraschend nach Finnland.

Während des Weltkrieges war er Befehlshaber verschiedener Verbände. Anfang 1917 war er Generalleutnant und kommandierte ein Kavalleriekorps.

Im September 1917 wurde er zur Reserve versetzt, nahm nach der Oktoberrevolution seinen Abschied aus der russischen Armee und kehrte in seine Heimat Finnland zurück. Er trug sich mit der Absicht, eine zivile Karriere zu beginnen. Dieser Wunsch ging jedoch nicht in Erfüllung, da er als einziger hoher General finnischer Herkunft bereits im Jahr 1918 den Oberbefehl über die noch im Entstehen begriffene Armee des Landes übernehmen musste. Seine erste Maßnahme war die Schaffung der finnischen Schutzkorps (finnisch: suojeluskunta, schwedisch: skyddskårer), welches teilweise im Deutschen Reich ausgebildet worden war [1] und die Entwaffnung der russischen Garnisonen in der Provinz Österbotten durchführte. Gleichzeitig gelang es pro-bolschewistischen finnischen Sozialdemokraten, Südfinnland zu beherrschen und eine „Diktatur des Proletariats“ zu errichten. [2] Ihrem „Roten Terror“ fielen 1917/18 etwa 1500 Menschen zum Opfer. Gegen die finnischen Bolschewiken warf Mannerheim seine Schutzkorps und besiegte sie im Frühjahr 1918 in der Schlacht um Tammerfors/Tampere. In den Bürgerkriegskämpfen fielen ca. 5.200 Soldaten.

Weißer Terror

Nach dem Zusammenbruch des „roten Finnlands“ wurden 80.000 bolschewistische Sympathisanten, darunter Frauen und Kinder, von denen in den folgenden sechs Monaten 10.000 starben, in Konzentrationslager verbracht. In den Camps grassierte die Spanische Grippe, gegen die die „weißen“ Bewacher nichts unternahmen, während die Landbevölkerung hungerte. Obwohl Mannerheim persönlich keine Grausamkeiten vorzuwerfen waren, ist nicht vorstellbar, dass er über die Zustände im größten Konzentrationslager, der Festung Suomenlinna gegenüber seines Büros im Hafen von Helsinki, nicht informiert war: hier wurden 3.000 „Rote“ erschossen, gehängt, bayonettiert und erschlagen. Zwar ordnete er die Tötungen nicht an, unternahm aber auch kaum etwas dagegen. Zu der Zeit erhielt er den Spitznamen „Der blutige Baron“. Mannerheim war Monarchist und überzeugt, dass es genügte, die roten Führer zu erschießen und die Arbeiter sofort wieder in die Fabriken zu bringen. [3]

Demokratisches Finnland

Mannerheim zog sich zurück, da er die prodeutsche Einstellung des finnischen Senats, der das Land gegen Sowjetrussland zu schützen suchte, nicht teilte. Nach der Niederlage der Mittelmächte im Jahr 1919 wurde Mannerheim zum Reichsverweser (finnisch: valtionhoitaja; schwedisch: riksföreståndare) ernannt und setzte sich für die internationale Anerkennung des unabhängigen Finnlands ein. Bei den Präsidentschaftswahlen im Juli 1919, die nach der neuen republikanischen Verfassung stattfanden, unterlag er dem Liberalen Kaarlo Juho Ståhlberg und zog sich wieder ins Privatleben zurück. Nach der Übernahme des Präsidentenamtes durch Pehr Evind Svinhufvud wurde Mannerheim 1933 zum Feldmarschall ernannt.

Im Zweiten Weltkrieg führte Mannerheim die finnische Armee als Oberbefehlshaber im Winterkrieg 1939/1940, obwohl er gewisse Zugeständnisse an die UdSSR befürwortete. Nach dem Angriff der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion 1941 leitete er wiederum die finnischen Truppen, war aber immer bemüht, die Sowjetunion nicht allzu sehr zu provozieren – unter anderem weigerte er sich, finnische Truppen zur Belagerung von Leningrad zu entsenden und die Murmansk-Bahn anzugreifen.

Mannerheims Unterschrift

Im Jahre 1941 wurde ihm zu Ehren der Tapferkeitsorden des Mannerheim-Kreuzes gestiftet. 1942 wurde er aus Anlass seines 75. Geburtstags zum Marschall von Finnland befördert. Adolf Hitler besuchte Mannerheim spontan zu dessen 75. Geburtstag. Während dieses Besuches entstand die einzige private Gesprächsaufnahme Hitlers – von einem finnischen Tontechniker wurden heimlich elf Minuten eines Gespräches mit Mannerheim aufgezeichnet.[4][5] Am 4. August 1944 wurde Mannerheim zum Präsidenten der Republik Finnland gewählt, er brach alle Beziehungen zum Deutschen Reich ab und schloss noch im gleichen Jahr einen Waffenstillstand mit der Sowjetunion.


Mannerheim blieb Staatsoberhaupt bis zum Jahr 1946, als er aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat und von Juho Kusti Paasikivi abgelöst wurde. Mit Paasikivis Übernahme der Präsidentschaft begann eine neue Epoche in der finnischen Politik.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Mannerheim hauptsächlich in einem Sanatorium in der Schweiz, wo er seine Memoiren, „Minnen“, schrieb. Am 27. Januar 1951 verstarb er nach einer Magenoperation.

Er wurde mit militärischen Ehren auf dem Friedhof Hietaniemi in Helsinki inmitten eines militärischen Gräberfeldes beigesetzt.

Von einem ziemlich unbekannten Offizier wurde Mannerheim zum finnischen Nationalsymbol. 1960 errichtete man ihm im Zentrum von Helsinki ein Denkmal, eine Reiterstatue am Mannerheimintie‎, einer ebenfalls zu Ehren Mannerheims benannten Prachtstraße.

Privat

Am 2. Mai 1892 heiratete Mannerheim die Russin Anastasia Nikolajevna Arapova († 1936), mit der er zwei Töchter, Anastasia (* 11. April 1893), die Karmeliternonne in London wurde, und Sophie (* 24. Juli 1895), hatte. Die Ehe wurde 1919 geschieden, endete jedoch inoffiziell bereits 1902. Mannerheim war später noch mit mehreren Frauen liiert, heiratete aber nicht wieder.

Mannerheims Orden und Auszeichnungen (Auswahl)

Grab Mannerheims

Siehe auch

Mannerheims Ordensgründungen

Literatur

  • G. Mannerheim: Minnen, Band I–II, Stockholm 1951–1952
  • G. Mannerheim: Resa genom Asien, Band I–II, Stockholm 1940
  • Nikolas Dörr: Die Deutsch-Finnischen Beziehungen 1933–1945. In: J. Suchoples / M. Kerner (Hrsg.): Polen, Skandinavien und die Länder der östlichen Ostsee. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Breslau 2005, S. 13–45
  • Finlands Ridderskaps och Adels Kalender
  • Sveriges Ridderskaps och Adels Kalender, Stockholm 1933
  • Sveriges Ridderskap och Adels Kalender, Stockholm 1957

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ausbildung der finnischen Freiwilligen, Erster Weltkrieg
  2. 4. Internationale, Spartacist Nr. 22, 2001
  3. William R. Trotter: A Frozen Hell: The Russo-Finnish Winter War of 1939–1940. Chapel Hill, New York 1991
  4. Privatgespräch Hitler-Mannerheim
  5. A Monster’s Private Voice – Deutsche Welle
  6. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S.526


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