C. J. Friedrich

C. J. Friedrich

Carl Joachim Friedrich (* 5. Juni 1901 in Leipzig; † 19. September 1984 in Lexington (Massachusetts)) war ein deutsch-amerikanischer Politikwissenschaftler.

Seine verfassungstheoretischen Schriften machten ihn in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der weltweit führenden Politikwissenschaftler. Er gilt noch heute als führender Theoretiker über den Totalitarismus.

Friedrich promovierte 1925 an der Universität Heidelberg bei Alfred Weber, dem Bruder von Max Weber und begann eine steile Karriere an der renommierten Harvard University, wo er ab 1936 eine Professur für "Science of Government" innehatte. Im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg unterstützte er die amerikanischen Besatzungstruppen bei der Entnazifizierung und war an der Ausarbeitung der deutschen Landesverfassungen beteiligt. Zwischen 1954 und 1966 lehrte er abwechselnd in Harvard und Heidelberg, bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1966. Danach lehrte er u.a. an der Universität Manchester, sowie an der Duke University.

Friedrichs Vorstellungen einer "Guten Demokratie" lehnen auch eine "Basisdemokratie" als "totalitär" ab. Die theoretischen Annahmen - insbesondere seine Anlehnung an Carl Schmitts „Verfassungsstaat“ - von Friedrichs Totalitarismustheorie gelten nach Hans J. Lietzmann als potentiell antidemokratisch. Nach Klaus von Beyme galt Friedrichs Hauptaugenmerk "der Schaffung und Erhaltung belastungsfähiger Institutionen". Darin kann auch seine Mitwirkung an der Ausarbeitung der Landesverfassungen (s.o.) begründet werden.

Friedrich gilt heute zudem als Vordenker europäischer Integrationstheorien die in der EU/E(W)G einen "Staat im Werden" sehen.

Ausgewählte Werke

  • Politica Methodice Digesta of Johannes Althusius. Reprinted from the Third Edition of 1614. With an Introduktion of Carl J. Friedrich, Cambridge/Mass., 1932.
  • Der Verfassungsstaat der Neuzeit, dt. Übersetzung des Verfassers von Constitutional Government and Politics/Democracy (New York/London, 1937/1951), Berlin u.a. 1953.
  • Das Zeitalter des Barock. Kultur und Staaten Europas im 17. Jahrhundert (The Age of Baroque, 1610-1660, dt. Übers. von 'The rise of modern Europe', New York, 1952), aus dem engl. übers. von F. Schöne. Stuttgart, 1954
  • Totalitarian Dictatorships und Autocracy, mit Zbigniew Brzezinski, Cambridge/Mass., 1956
  • Totalitäre Diktatur, unter Mitarbeit von Zbigniew Brzezinski, dt. Übersetzung (s.o.) Stuttgart 1957.
  • Demokratie als Herrschafts- und Lebensform. stark revidierte dt. Übersetzung von The New Belief in the Common Man (Brattleboro/Vermont, 1942), Heidelberg, 1959.
  • Die Staatsräson im Verfassungsstaat, dt. Übersetzung von Constitutional Reason of State (1957), Freiburg, 1961.
  • Die politische Wissenschaft, Freiburg/München, 1961.
  • 'Zur Theorie und Politik der Verfassungsordnung. Ausgewählte Aufsätze. Heidelberg, 1963
  • Prolegomena der Politik. Politische Erfahrung und ihre Theorie. Erster Teil der dt. Übersetzung von Man and his Government (New York, 1963), Berlin, 1967.
  • Christliche Gerechtigkeit und Verfassungsstaat. Köln/Opladen, 1967
  • Trends of Federalism in Theory and Practice. New York/London, 1968.
  • Politische Dimensionen der Europäischen Gemeinschaftsbildung, Opladen, 1968
  • Politik als Prozess der Gemeinschaftsbildung. Eine empirische Theorie. Zweiter Teil der dt. Übersetzung von Man and his Government (New York, 1963), Köln/Opladen, 1970
  • Europa - Nation im Werden, Bonn 1972.
  • Johannes Althusius und sein Werk im Rahmen der Entwicklung der Theorie von der Politik. Berlin, 1975

Biographie/Literatur

  • Klaus von Beyme (Hrsg.): Theory and Politics - Theorie und Politik. Festschrift zum 70. Geburtstag für Carl J. Friedrich, Den Haag, 1971
  • Klaus von Beyme: A Founding Father of Comparative Politics: Carl Joachim Friedrich, S. 7-14, in: H. Daalder (Hrsg.): Comparative European Politics. The Story of a Profession, London/Washington, D.C., 1997.
  • Hans J. Lietzmann: Von der konstitutionellen zur totalitären Diktatur. Carl Joachim Friedrichs Totalitarismustheorie, in: Alfred Söllner u. a. (Hrsg.): Totalitarismus. Eine Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts, 1997.
  • Achim Siegel: Carl Joachim Friedrichs Konzeption der totalitären Diktatur - eine Neuinterpretation, in: Ders. (Hrsg.): Totalitarismustheorien nach dem Ende des Kommunismus, S. 273-307, Köln/Weimar, 1998
  • Hans J. Lietzmann: Politikwissenschaft im 'Zeitalter der Diktaturen'. Die Entwicklung der Totalitarismustheorie Carl J.Friedrichs, Opladen, 1999.
  • Hans J. Lietzmann: Carl Joachim Friedrich (1901-1984). Leben - Werk - Wirkung, S. 179-191, in: Wilhelm Bleek/Hans J. Lietzmann (Hrsg.): Klassiker der Politikwissenschaft. München, 2005.
  • Steffen Kailitz: Carl Joachim Friedrich/Zbigniew Brzezinski, Totalitarian Dictatorship und Autocracy, Cambridge, 1956 (und dt. Übersetzung Totalitäre Diktatur, Stuttgart, 1957), in: ders. (Hrsg): Schlüsselwerke der Politikwissenschaft, S. 129-133 (mit weiteren Literaturhinweisen zur Totalitarismustheorie), Wiesbaden, 2007
  • Arno Mohr/Dieter Nohlen (Hrsg.): Politikwissenschaft in Heidelberg. 50 Jahre Institut für Politische Wissenschaft. Darin u.a.: Klaus von Beyme: Carl Joachim Friedrich. A founding father of comparative politics (leicht gekürzte Fassung des Beitrags veröffentlicht in: H. Daalder (Hrsg.) Comparative European Politics, s. o., 1997), Heidelberg, 2008

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