C. L. R. James

C. L. R. James

Cyril Lionel Robert James (* 4. Januar 1901 in Trinidad; † 19. Mai 1989 in London) war Kulturkritiker, Journalist und ein wichtiger sozialistischer Theoretiker und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

C.L.R. James graduierte 1918 von dem Queens Royal College und schrieb in den 30er Jahren als Sportkorrespondent für den Manchester Guardian über Cricket.

Im Jahr 1933 zog James nach London, wo er ein Theaterstück über den Befreiungskämpfer Toussaint L’Ouverture schrieb, das im West End uraufgeführt wurde. Er schrieb dort auch seine bekannten wissenschaftlichen Werke über die Geschichte der Kommunistischen Internationale in World Revolution (1937) - ein Buch, über das sich Leo Trotzki sehr positiv äußerte - sowie das Werk The Black Jacobins: Toussaint L’Ouverture and the San Domingo Revolution (1938) über die Revolution in Haiti, das zum Standardwerk für die Erforschung der schwarzen Diaspora wurde. In London schloss er sich trotzkistischen Gruppen an.

1938 kam James dann in die USA und verfasste wichtige kulturwissenschaftliche Arbeiten über die Vereinigten Staaten. Er sah sich selbst als Leninist, obwohl er später (ab ca. 1949) Lenins Konzept der Partei als revolutionäre Avantgarde ablehnte. Er schloss sich der Socialist Workers Party (SWP) an und stand in deren Spaltung über die Einschätzung des gesellschaftlichen Charakters der Sowjetunion 1940 auf der Seite der Minderheit um Max Shachtman und Martin Abern, welche die Workers’ Party gründeten. In dieser gründete er gemeinsam mit Raya Dunayevskaya und anderen Parteimitgliedern eine interne Gruppierung, die Johnson-Forrest Tendency (Johnson und Forrest waren die Pseudonyme von James und Dunayevskaya), welche eine Einschätzung der Sowjetunion als staatskapitalistische Gesellschaft entwickelte. Die Johnson Forrest Tendency kehrte 1947 in die SWP zurück, verließ diese jedoch schon 1949 wieder und konstituierte sich als eigene Organisation unter dem Namen Correspondence Publishing Committee. Diese Tendenz unterhielt enge Beziehungen zu Socialisme ou barbarie in Frankreich.

James' Aufmerksamkeit galt in dieser Zeit der an Bedeutung gewinnenden schwarzen nationalistischen Bewegung, daneben den Kämpfen in den Industriebetrieben und der Frauenbewegung. Während der McCarthy-Ära wurde er dann 1952 ausgewiesen und verbrachte einige Zeit auf Ellis Island, wo er sein Buch über Herman Melville vollendete. Er engagierte sich in der Pan-Afrikabewegung und sah in der Revolution von Ghana ein wichtiges Vorbild für internationale Revolutionäre. 1970 durfte er dann in die USA zurückkehren und wurde an das Federal City College in Washington berufen. Später zog er erneut nach London, wo er dann bis zu seinem Tod blieb. C.L.R. James' Werke inspirierten viele karibische Sozialisten wie Eric Williams (mit diesem brach James, nachdem Williams Premierminister des unabhängigen Trinidad und Tobago wurde und dort eine wenig radikale Politik machte), Maurice Bishop, Walter Rodney und den Soziologen, Dichter und Reggae-Musiker Linton Kwesi Johnson.

C.L.R. James ist Träger des Trinity Cross, der höchsten Auszeichnung des Staates Trinidad und Tobago.

Schriften

  • The Life of Captain Cipriani: An Account of the British Government in the West Indies (1932)
  • Minty Alley (1936)
  • World Revolution 1917-1936: The Rise and Fall of the Communist International (1937)
  • The Black Jacobins: Toussaint L'Ouverture and the San Domingo Revolution (1938, Vintage, ISBN 0679724672), deutsch: Die schwarzen Jakobiner. Toussaint L'Ouverture und die San-Domingo-Revolution. Berlin 1984.
  • Notes on Dialectics: Hegel, Marx and Lenin (1948)
  • State Capitalism and World Revolution (1950)
  • Mariners, Renegades and Castaways: The Story of Herman Melville and the World We Live In (1952), Neuausgabe: Univ Pr of New England, 2001, Taschenbuch, 2001, ISBN 158465094X
  • Facing Reality (mit Cornelius Castoriadis und Grace Lee Boggs)(1958), Neuausgabe: ak press, 2006, ISBN 9780882863085
  • Modern Politics (1960)
  • Party Politics in the West Indies (1962)
  • Beyond a Boundary (1963)
  • Kwame Nkrumah and the Ghana Revolution (1977)
  • Cricket (selected writings) (1986)
  • C. L. R. James and Revolutionary Marxism: Selected Writings of C. L. R. James, 1939-1949, Taschenbuchausgabe, Humanity Books, 1994, ISBN 1573923710

Sekundärliteratur

  • Aldon Lynn Nielsen, C. L. R. James. A critical introduction, Paperback, University Press of Mississippi 1997
  • Kenton Worcester, C. L. R. James: A Political Biography, State University of New York Press 1996, Taschenbuchausgabe, ISBN 0791427528

Weblinks


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