CD-Antigen

CD-Antigen

Der Begriff Cluster of Differentiation ("Unterscheidungsgruppen"), abgekürzt CD, bezeichnet Gruppen immunphänotypischer Oberflächenmerkmale von Zellen, die sich nach biochemischen oder funktionellen Kriterien ordnen lassen. Bei den CD-Molekülen handelt es sich meistens um membrangebundene Glykoproteine, die teilweise zellspezifisch exprimiert werden und verschiedenste Funktionen haben können: Einige CDs haben Rezeptor- oder Signalfunktion, während bei anderen enzymatische Aktivität nachgewiesen werden konnte; darüber hinaus wird einigen Clustermolekülen eine zentrale Rolle bei der interzellulären Kommunikation (siehe auch Zellkontakt) zugeschrieben.

Nachdem es Georges Köhler und César Milstein Ende der 1970er Jahre gelungen war, monoklonale Antikörper herzustellen, wurden innerhalb weniger Jahre hunderte verschiedene Klone mit meist unterschiedlichen, teils aber auch überlappenden Spezifitäten generiert. Hierbei war die molekulare und genetische Identität des erkannten Merkmals jedoch meist unbekannt. Um eine Ordnung in das Chaos zu bringen, wurden 1981 zum ersten Mal Antikörper, die das gleiche Merkmal erkannten, in Gruppen zusammengefasst.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Nach der letzten Human Leukocyte Differentiation Antigens (HLDA) Konferenz im Jahr 2004 umfasste die CD Nomenklatur über 300 Cluster (CD1 – CD339, mit einigen Lücken), die teilweise noch weiter unterteilt werden (etwa CD3γ, CD3δ, CD3ε oder CD8a, CD8b). Das Zusammenfassen in ein Cluster heißt nicht, dass die Antikörper notwendigerweise das gleiche Epitop des Proteins erkennen müssen. Des weiteren sind auch Überschneidungen im Erkennungsspektrum der Antikörper möglich. Dies zeigt sich gut am Beispiel der Tyrosinphosphatase CD45. Diese wird - mit Ausnahme von Erythrozyten - von nahezu allen Zellen des hämatopoetischen Systems exprimiert. Es werden hierbei jedoch zelltypabhängig unterschiedliche Splice- und Glykosylierungvarienten gebildet. Antikörper die alle diese Varianten erkennen werden als CD45 geclustert, wohingegen Antikörper welche nur ein eingeschränktes (engl. restricted) Spektrum erkennen als CD45R, CD45RO, CD45RA, CD45RB oder CD45RC geclustert werden. In der Maus wird CD45R häufig als B-Zell-Marker verwendet und wird dort auch als „B220“ bezeichnet (dieser Name leitet sich von der Molaren Masse (220 kDa) der entsprechenden Tyrosinphosphatase-Variante her).

Die CD Nomenklatur bezieht sich ursprünglich auf den Menschen, jedoch werden den orthologen Proteinen in anderen Spezies (vor allem Maus aber auch andere) die entsprechenden Cluster zugewiesen. Um Verwechslungen zu vermeiden, wird in unklaren Fällen dem CDxx ein Spezies-Kürzel vorangestellt (etwa hCD4: humanes CD4 oder mCD25: Maus CD25).

Zu beachten ist außerdem, dass der Protein- und Genname nicht identisch sein muss mit dem CD Cluster: mCD161c (CD) – NKR-P1C (Protein) – Ly55c (Gen).

Diagnostische Bedeutung

Veränderung der Muster der Differenzierungsantigene im Verlauf der Lymphozytenreifung von der Stammzelle bis zur aktivierten Immunzelle

Da verschiedene CD-Moleküle jeweils spezifisch für eine bestimmte Sorte oder Entwicklungsstufe von Zellen sind, können sie als Marker verwendet werden, die durch monoklonale Antikörper erkannt und auf diese Weise nachgewiesen werden können. Die Analyse des Expressionsmusters von CD-Molekülen (Immunphänotypisierung) auf Leukämiezellen spielt eine Rolle bei der Diagnose und Klassifikation von Leukämien. Entscheidende Bedeutung hat sie insbesondere bei der Klassifikation und Therapieplanung bei der akuten lymphatischen Leukämie.

Therapeutische Bedeutung

Aufgrund der Zellspezifität verschiedener CD-Moleküle wird versucht, diese als Zielstrukturen für eine pharmakologische Therapie verschiedener Erkrankungen zu nutzen.
Ein Beispiel für einen therapeutischen monoklonalen Antikörper gegen ein CD-Antigen ist Rituximab. Dieser Antikörper bindet spezifisch an CD20 und kann damit eine Immunantwort gegen CD20-positive Zellen, etwa bei Non-Hodgkin-Lymphomen, auslösen.

Siehe auch

Liste der humanen CD-Antigene

Weblinks

Ausführliche Informationen über die einzelnen Cluster (Englisch)

Literatur

  • Mason D, ed., Leucocyte Typing VII: white cell differentiation antigens. Proceedings of the seventh international workshop and conference held in Harrogate, United Kingdom. Oxford University Press, 2002. ISBN 0-192-63252-3.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Antigen presentation — is a process in the body s immune system by which macrophages, dendritic cells and other cell types capture antigens and then enable their recognition by T cells. NOTOC The basis of adaptive immunity lies in the capacity of immune cells to… …   Wikipedia

  • Antigen processing — is a biological process that prepares antigens for presentation to special cells of the immune system called T lymphocytes. This process involves two distinct pathways for processing of antigens from an organism s own (self) proteins or… …   Wikipedia

  • antigen — ANTIGÉN s.n. Substanţă de natură proteică, determinând, la introducerea în organism, apariţia unui anticorp. – Din fr. antigène. Trimis de ana zecheru, 13.09.2007. Sursa: DEX 98  antigén s. n., pl. antigéne Trimis de siveco, 26.05.2005. Sursa:… …   Dicționar Român

  • antigen-presenting cells — (APCs) are cells that take in protein antigens, process them, and present antigen fragments to B cells and T cells in conjunction with class II MHC molecules so that the cells are activated. Macrophages, B cells, dendritic cells, and Langerhans… …   Dictionary of microbiology

  • antigen-presenting cell — n any of various cells (as a macrophage or a B cell) that take up and process an antigen into a form that when displayed at the cell surface in combination with a molecule of the major histocompatibility complex is recognized by and serves to… …   Medical dictionary

  • Antigen-Antikörper-Komplex — Antigen Antikörper Komplex, Immunkomplex, innerhalb der humoralen ⇒ Immunreaktion durch den Bindungsvorgang zwischen dem Epitop des Antigens und der variablen Region (Antigen Bindungsstelle) des Antikörpers mit Hilfe hydrophober Wechselwirkung,… …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • antigen — (n.) substance that causes production of an antibody, 1908, from Ger. Antigen, from Fr. antigène (1899), from anti (see ANTI (Cf. anti )) + Gk. gen (see GEN (Cf. gen)) …   Etymology dictionary

  • antigen — antigen. См. антиген. (Источник: «Англо русский толковый словарь генетических терминов». Арефьев В.А., Лисовенко Л.А., Москва: Изд во ВНИРО, 1995 г.) …   Молекулярная биология и генетика. Толковый словарь.

  • antigen-binding site — antigen combining site the region of the immunoglobulin molecule that binds to antigens; there is one such site on each of the two Fab regions of each immunoglobulin monomer …   Medical dictionary

  • antigen — àntigēn m DEFINICIJA biol. bilo koja supstanca koja u određenim uvjetima može inducirati specifičan imunološki odgovor i potaknuti stvaranje protutijela i senzibiliziranih T limfocita, s kojima onda reagira ETIMOLOGIJA anti + gen …   Hrvatski jezični portal

  • antigen — ► NOUN ▪ a harmful substance which causes the body to produce antibodies. DERIVATIVES antigenic adjective …   English terms dictionary

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”