CH-47

CH-47
Boeing-Vertol CH-47 Chinook
Ein Chinook der Royal Air Force
Ein Chinook der Royal Air Force
Typ: Mittelschwerer Transporthubschrauber
Entwurfsland: Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Hersteller: Boeing-Vertol
Erstflug: 21. September 1961
Indienststellung: 1966
Produktionszeit: Seit 1962 in Serienproduktion
Stückzahl: mehr als 1.179

Die Boeing CH-47 Chinook ist ein zweimotoriger Transporthubschrauber (engl. = cargo helicopter, CH) mit Tandem-Rotoranordnung. Die gegenläufigen Rotoren machen einen vertikalen Rotor am Heck unnötig, so dass die gesamte Triebwerksleistung zum Auftrieb verwendet werden kann. Zu den hauptsächlich geflogenen Einsätzen gehören der Transport von Truppen, Fahrzeugen, Geschützen und Material. Die Chinook wurde an 16 Länder weltweit verkauft, die größten Arsenale haben das US-Heer und die britische Luftwaffe. Weitere Kunden waren u. a. Ägypten, Australien, Griechenland, Kanada, Italien, Israel, Japan und Thailand.

Dieser Hubschrauber geht auf die CH-46 Sea Knight zurück und besitzt ein typisches Aussehen, das bis auf die „fliegende Banane“, die Piasecki H-21, zurückgeht. Dieser war zwar nicht der erste Hubschrauber dieser Art, jedoch der erfolgreichste. Es folgte 1959 der Bedarf des US-Heeres nach einem der CH-46 ähnlichen, aber größeren Modell für einen taktischen Transporthubschrauber. Daraufhin wurde die CH-47 entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Modelle

CH-47A

Das Boeing Vertol Modell 114, damals als YCH-1B/YCH-47A bezeichnet, absolvierte seinen ersten Schwebeflug am 21. September 1961. Erstmals unter Kampfbedingungen eingesetzt wurde die allwetterfähige CH-47A Chinook 1966 über Vietnam. Die CH-47A wurde entweder von Turbinen des Typs T55-L-5 mit je 1640 kW oder T55-L-7 mit je 1980 kW Leistung angetrieben, beide von AlliedSignal Engines. Von der ersten Version CH-47A wurden 439 Maschinen gebaut.

ACH-47A

Die ACH-47A war ursprünglich als Armed/Armored CH-47A (oder A/ACH-47A) bekannt. Bei der US Army, bei der sie im Dienst stand, wurde sie als ACH-47A bezeichnet: US Army - Attack Cargo Helicopter. Eine inoffizielle Bezeichnung war „Guns A Go-Go“. Vier CH-47A-Hubschrauber wurden Ende 1965 von Boeing Vertol in solche Kampfhubschrauber umgewandelt. Drei wurden dem 53rd Aviation Detachment in Südvietnam unterstellt, wo sie erprobt wurden, während der vierte in den Vereinigten Staaten für Waffentests verblieb. 1966 wurde das 53rd Aviation Detachment in 1st Aviation Detachment (Provisional) umbenannt und dem 228th Assault Support Helicopter Battalion des 1st Cavalry Division (Airmobile) unterstellt. 1968 war nur noch eine der vier ACH-47A einsatzfähig und logistische und ökonomische Überlegungen sprachen gegen die Modifizierung weiterer CH-47A in ACH-47A. Die Maschinen wurden nach und nach in die USA zurückgeholt, egal in welchem Zustand. Es ist bekannt dass sich 1970 noch ein „Guns A Go-Go“ in Vietnam befand: die „Easy Money“ stand dort weitgehend abgewrackt in Phu Loi[1].

Die ACH-47A war unter anderem mit fünf 7,62-mm-Maschinengewehren M60D oder fünf Maschinengewehren M2HB im Kaliber .50 bewaffnet. Zwei 20-mm-Granatwerfer M24A1, zwei 19-fach-2,75"-Raketenwerfer XM159B/XM159C oder alternativ zwei 7,62-mm-Maschinengewehre M18/M18A1 an Außenstationen und ein 40-mm-Granatwerfer M75 vom XM5/M5-Waffensystem (bekannter als Bewaffnung von Bell UH-1-Helikoptern) vervollständigten das Arsenal dieser Waffenplattform.

Die „Easy Money“ wurde restauriert und ist heute im Redstone Arsenal in Huntsville, Alabama zu sehen.

Modell 347

Bei dem Modell 347 handelte es sich um eine stark modifizierte CH-47A, die man als „Chinook mit Flügeln“ bezeichnen könnte. Sie besaß einen um 90° in die Senkrechte schwenkbaren Flügel mit einer Fläche von 31,58 m² und Lycoming T55-L-11 Triebwerke. Außerdem war der Rumpf um 2,79 m verlängert und der hintere Rumpfpylon um 76 cm erhöht. Das Fahrwerk war einziehbar.

Es konnten 44 Soldaten statt 33 bei einem maximalen Abfluggewicht von 24.040 kg und einer Geschwindigkeit von 315 km/h (196 mph) transportiert werden. Es wurde nur ein Exemplar gebaut, dessen Erstflug am 27. Mai 1970 in Eddystone (Pennsylvania) stattfand.[2]

CH-47B

Die CH-47B wurde von zwei leistungsgesteigerten T55-L-7C-Turbinen mit je 2130 kW angetrieben. Die CH-47B besaß einen abgestumpften Pylon für den rückwärtigen Rotor, überarbeitete Rotorblätter und einen aerodynamisch leicht optimierten Rumpf. Von dieser Ausführung wurden 108 Exemplare beschafft. Die CH-47B wurde zum Standard-Truppentransporter der 1. US-Kavalleriedivision in Vietnam. Die Chinook konnte mit zwei türmontierten und einem auf der Heckrampe montierten M60D-Maschinengewehren des NATO-Kalibers 7,62 mm ausgerüstet werden. Einige CH47 wurden versuchsweise mit ungelenkten Raketen bewaffnet, andere als „Bomber“ konfiguriert, die über ihre Heckrampe Fässer mit Tränengas oder Napalm auf Bunkerkomplexe des Vietcong werfen konnten. Alle CH-47 konnten mit Seilwinde und Frachthaken ausgestattet werden. Besonders wertvoll wurden sie für die Bergung abgestürzter Flugzeuge.

CH-47C

Die CH-47C (Modell 234) hatte eine verstärkte Transmission, die neuen AlliedSignal-Turbinen vom Typ T55-L-11C mit je 2800 kW, GFK-Rotorblätter und eine vergrößerte Reichweite durch eine erhöhte Tankkapazität. Die CH-47C konnte zwischen 33 und 44 Soldaten oder 24 Tragen und 2 Sanitäter transportieren. Wie die Vorgängermodelle kam auch die CH-47C in Vietnam zum Einsatz.

CH-47D

Die CH-47D wurde ursprünglich von zwei T55-GA-712-Turbinen angetrieben. Die meisten Hubschrauber der D-Version besitzen inzwischen das Triebwerk T55-GA-714. Mit ihrem Drei-Haken-System kann die CH-47D schwerere Lasten wie Bulldozer und 40-Fuß-Container bis zu 10.500 kg heben und mit Geschwindigkeiten von mehr als 250 km/h transportieren. Die Nutzlast ist etwa zwei Tonnen höher als bei der weitverbreiteten CH-53. Bei luftgestützten Angriffsmissionen bringt sie häufig eine 155-mm-Haubitze M198 mit 30 Schuss Munition und 11 Mann Besatzung ins Einsatzgebiet. Wie die meisten Hubschrauber des US-Heeres ist die Chinook heute mit moderner Avionik und Elektronik ausgestattet, darunter auch das Global Positioning System.

Bei der Royal Air Force fliegt die CH-47D als Chinook HC.2 und HC.2A bei der 7., 18. und 27. Staffel. Zunächst wurden sie Anfang der 1980er-Jahre als HC.1 in Dienst gestellt, wobei die 18. Staffel zwischen 1983 und 1997 zur RAF Germany gehörte.

Die CH-47D war ein wichtiger Bestandteil der Operation Enduring Freedom in Afghanistan und der Operation Iraqi Freedom. Im Rahmen von Luftangriffsmissionen brachte sie große Mengen von Truppen in vorgeschobene Positionen und versorgte sie mit Feldrationen, Wasser und Munition. Besonders bewährte sie sich im gebirgigen Gelände Afghanistans, wo starke Erhebungen und Temperaturen den Einsatz von anderen Hubschraubern wie der UH-60 Blackhawk einschränkten. In Kampfsituationen werden CH-47 typischerweise von Kampfhubschraubern wie der AH-64 Apache eskortiert.

CH-47F

Im September 2007 wurde die modernisierte CH-47F (neue Zelle + moderne Avionik) von der US-Armee offiziell als einsatzbereit erklärt und mit der Lieferung an die ersten Einsatzverbände begonnen. Es handelt sich dabei sowohl um neugebaute als auch um aus CH-47D umgerüstete Hubschrauber.

MH-47

Die Variante MH-47 wird für Operationen der US-amerikanischen Special Forces verwendet und kann im Flug betankt werden. Weiterhin verfügt sie über Hochgeschwindigkeits-Seilwinden und andere Verbesserungen. Gegenwärtiger Stand der Technik ist die MH-47E. Das Modell MH-47G absolvierte am 6. Mai 2004 seinen Rollout.

Die Royal Air Force bestellte 1995 acht Chinook HC.3 für Einsätze von Special Forces. Mit Gesamtkosten von 259 Millionen britischen Pfund sollten diese Hubschrauber eine günstige Alternative zur MH-47G werden. Dies stellte sich allerdings als Fehlkalkulation heraus. Die Helikopter sollten 1998 in Dienst gehen, bis 2008 waren sie jedoch aufgrund technischer Probleme noch immer nur für Trainingsflüge zugelassen und werden nun auf den Status des CH-47D umgerüstet, um sie überhaupt einsetzen zu können. Bislang hat die Anschaffung der Hubschrauber bereits 422 Millionen Pfund gekostet, 163 Millionen mehr als ursprünglich geplant.[3]

HH-47

Die HH-47 wurde am 9. November 2006 von der US Air Force als Sieger der Ausschreibung für den neuen Kampfzonenrettungshubschrauber (Combat Search and Rescue (CSAR-X)) vorgestellt. Der Auftrag umfasst vier Testmodelle sowie 141 Serienmaschinen, die ab 2012 in den Dienst genommen werden sollen. Das Gesamtprogramm hat einen Wert von rund 10 Mrd. US-Dollar.

Einsatz

Der CH-47 war lange Zeit der wichtigste Transporthubschrauber der US-Armee und wurde auf allen Kriegsschauplätzen mit US-Beteiligung eingesetzt, so im Vietnamkrieg, in Nahost, im zweiten Golfkrieg in Kuwait, im Afghanistan-Einsatz ab 2001 und im Irakkrieg ab 2003. Er wird seit dem Ende der 1970er-Jahre von dem mittelschweren Sikorsky UH-60 'Black Hawk' ergänzt.

Am 2. November 2003 wurde eine US-amerikanische CH-47 „Chinook“ bei Fallujah von zwei irakischen Strela-2 (SA-7 Grail) getroffen. Der Hubschrauber stürzte ab und 15 US-Soldaten starben. Im Frühjahr 2007 kam es im Irak erneut zu Abschüssen von CH-47, nachdem irakische Kämpfer offenbar neuere, schultergestützte Luftabwehrraketen erhalten hatten, wobei Beobachter den Typ Strela-3 (SA-14 Gremlin) oder verwandte Modelle vermuten. Am 31. Mai 2007 wurde auch in Afghanistan ein CH-47 von einer solchen Rakete der Taliban getroffen und stürzte ab, was sieben Soldaten (fünf US-Amerikaner, ein Brite, ein Kanadier) das Leben kostete. Am 18. August 2008 stürzte eine Maschine dieses Types im Südirak (westlich Basras) ab, dabei kamen sieben amerikanische Soldaten ums Leben.

Ein schwerer Unfall einer CH-47C ereignete sich am 11. September 1982 in Mannheim, als anlässlich der Internationalen Mannheimer Luftschiffertage eine solche Maschine der US-Army mit 46 Menschen an Bord zu einer Fallschirmspringer-Vorführung gestartet war. Kurz nach dem Start blockierte das Getriebe eines Rotors wegen verstopfter Öldüsen, wie später festgestellt wurde. Ein herabhängendes Rotorblatt des stehenden Rotors zerfetzte dann die drehenden Blätter des anderen und es kam zum Absturz. Der Hubschrauber stürzte auf die Autobahn A656 von Mannheim nach Heidelberg und ging sofort in Flammen auf. Alle 46 Insassen kamen ums Leben. Autofahrer kamen nicht zu Schaden, da sie noch rechtzeitig bremsen konnten.

Technische Daten

Risszeichnung der CH-47
Kenngröße Daten der CH-47D Chinook Daten der CH-47F Super Chinook
Typ:    Mittelschwerer Transporthubschrauber Mittelschwerer Transporthubschrauber
Gesamtlänge:    30,10 m 30,10 m
Rumpflänge:    15,54 m 15,84 m
Rotordurchmesser:    18,29 m 18,29 m
Höhe:    5,70 m 5,70 m
Leergewicht:    10.185 kg 11.550 kg
Maximales Startgewicht:    22.680 kg 22.688 kg
Höchstgeschwindigkeit:    315 km/h 298 km/h
Marschgeschwindigkeit:    220 km/h 245 km/h
Dienstgipfelhöhe:    5640 m 6090 m
Schwebehöhe:    unbekannt
  • mit Bodeneffekt: 1837 m
  • ohne Bodeneffekt: 1675 m
Steigrate:    10,1 m/s 9,38 m/s
Einsatzradius:    741 km ca. 600 km
Überführungsreichweite:    2060 km unbekannt
Zuladung:    bis zu 12.700 kg bis zu 12.700 kg
Triebwerk:    Zwei Lycoming T55-GA-712-Wellenturbinen     Zwei Allied Signal T55-714A-Wellenturbinen    
Leistung:    2 × 2796 kW 2 × 3529 kW

Nutzer

Soldaten der amerikanischen 10th Mountain Division vor dem Abflug mit dem Chinook

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://gunsagogo.org/0002/0002/lateNam/aindex.htm
  2. Flug Revue Juni 1972, S. 94
  3. MoD accused of Chinook 'cock-up' “, BBC, 3. Juni 2008. 

Weblinks


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