CN-71

CN-71

Die Provinz Taiwan (chin. 臺灣省 / 台湾省, Táiwān Shěng) umfasst den größten Teil des von der Republik China (Nationalchina) kontrollierten Staatsgebietes. Zu ihr gehören die Insel Taiwan ohne die regierungsunmittelbaren Städte Taipeh und Kaohsiung sowie mehrere vorgelagerte kleinere Inseln, darunter die Pescadoren (Pénghú). Sitz der Provinzverwaltung ist seit 1956 Jhongsing (Zhongxing).

Im Zuge einer Verwaltungsreform 1998 verlor die Provinzverwaltung einen Großteil ihrer Kompetenzen. Seitdem sind die Landkreise und kreisfreien Städte die wichtigsten Verwaltungseinheiten innerhalb der Republik China.

Die Provinz Taiwan ist nicht die einzige Provinz der Republik China, obwohl diese auch im Volksmund Taiwan genannt wird. Die von der Republik kontrollierten dem Festland direkt vorgelagerten Inselgruppen Matsu und Quemoy werden als Provinz Fujian geführt, welche von der Provinz Fujian der Volksrepublik differiert.

Die Volksrepublik China betrachtet die Provinz Taiwan als eine Provinz ihres Staatsgebietes. Die Kontrolle über die Provinz wird jedoch seit 1945 von der Republik China ausgeübt. Diese Kontroverse ist im Taiwan-Konflikt ersichtlich. Staaten, die diplomatische Beziehungen mit der Volksrepublik China unterhalten, müssen die im Ein-China-Prinzip manifestierte Sichtweise, dass die Provinz Taiwan Teil eines untrennbaren China ist, formell anerkennen.

Gliederung der Republik China in Landkreise und kreisfreie Städte

Inhaltsverzeichnis

Verwaltungsgliederung der Provinz Taiwan

Die Provinz Taiwan umfasst 16 Landkreise sowie fünf kreisfreie Städte:

Landkreise
  • Chiayi (chin. 嘉義縣, Jiāyì Xiàn)
  • Changhua (chin. 彰化縣, Zhānghuà Xiàn)
  • Hsinchu (chin. 新竹縣, Xīnzhú Xiàn)
  • Hualien (chin. 花蓮縣, Huālián Xiàn)
  • Ilan (chin. 宜蘭縣, Yílán Xiàn)
  • Kaohsiung (chin. 高雄縣, Gāoxióng Xiàn)
  • Miaoli (chin. 苗栗縣, Miáolì Xiàn)
  • Nantou (chin. 南投縣, Nántóu Xiàn)
  • Penghu (Pescadoren) (chin. 澎湖縣, Pénghú Xiàn)
  • Pingtung (chin. 屏東縣, Píngdōng Xiàn)
  • Taichung (chin. 台中縣, Táizhōng Xiàn)
  • Tainan (chin. 台南縣, Táinán Xiàn)
  • Taipeh (chin. 台北縣, Táiběi Xiàn)
  • Taitung (chin. 台東縣, Táidōng Xiàn)
  • Taoyuan (chin. 桃園縣, Táoyuán Xiàn)
  • Yunlin (chin. 雲林縣, Yǘnlín Xiàn)
Kreisfreie Städte
  • Chiayi (chin. 嘉義市, Jiāyì Shì)
  • Hsinchu (chin. 新竹市, Xīnzhú Shì)
  • Keelung (Chilung) (chin. 基隆市, Jīlóng Shì)
  • Taichung (chin. 台中市, Táizhōng Shì)
  • Tainan (chin. 台南市, Táinán Shì)

Anmerkung: Obwohl die Städte Taipeh und Kaohsiung als regierungsunmittelbare Städte kein Teil der Provinz sind, sind es jedoch die sie umgebenden gleichnamigen Landkreise.

Geographie

Siehe Absatz im Artikel Taiwan: Geographie

Das heute als Republik China auf Taiwan (Republic of China (R.O.C.) on Taiwan) bezeichnete politische Gebilde besteht geografisch aus der Hauptinsel Taiwan, den Fischerinseln (Pescadoren / Penghu) und zwei kleinen, dem chinesischen Festland unmittelbar vorgelegenen, heute festungartig ausgebauten Inselgruppen Matsu und Kinmen/Quemoy. Weitere geographische Ansprüche im Südchinesischen Meer sind unter den Anrainerstaaten strittig.

Der Osten der Hauptinsel wird von einer Bergkette gebildet, in der Westhälfte finden sich landwirtschaftlich nutzbare Ebenen. Die größten Städte bilden im Norden Taipeh (chin.  / 台北, Táiběi) und im Südwesten Kaohsiung (chin. 高雄, Gāoxióng).

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Taiwans

Die ursprüngliche Besiedlung Taiwans zu Beginn des 17. Jahrhunderts bildeten vermutlich aus dem Süden Chinas eingewanderte Volksgruppen. Als die Insel im 16.Jahrhundert von spanischen und portugiesischen Seefahrern entdeckt wird, erhält sie den Namen Ilha Formosa (Die Schöne). Von den Chinesen wird die Insel als tai wan (etwa: Terrassenbucht) bezeichnet.

Der Portugiesischen Erkundung folgt die koloniale „Inbesitznahme“ durch die Niederlande im Raum des heutigen Taichung (Taizhong). Als das Chinesische Festland von der Qing-Dynastie (Mandschuren) erobert wird, zieht sich der Ming-General Koxinga mit einer größeren Flotte auf die Insel zurück und beendet die kolonialen Bestrebungen der Niederländer auf Taiwan.

Kurze Zeit später wird die Insel für die Qing Dynastie erobert und wird formal chinesisches Territorium. Aufgrund Ihrer geringen Bedeutung und Randlage wird die Insel Taiwan als Teil der Provinz Fujian verwaltet.

Um kolonionale Ansprüche abzuwehren und den chinesischen Besitzanspruch zu dokumentieren wird im Jahre 1887 während der Qing-Dynastie die Provinz Taiwan gegründet. 1895 wurden Taiwan und Penghu (die Pescadoren) an Japan abgetreten. Während der japanischen Besatzung wurde die Provinzverwaltung zugunsten der japanischen Verwaltungsgliederung abgeschafft. Nach der Beendigung des Zweiten Weltkriegs und der Kapitulation Japans wurde Taiwan 1945 von den Alliierten an die Republik China zurückgegeben.

Wiedereingliederung als chinesische Provinz

Die Republik China ließ Taiwan zunächst von einem Militärgouverneur namens Chen Yi verwalten. Unter seiner Verwaltung kam es am 28. Februar 1947 zu einer Revolte (Zwischenfall vom 28. Februar). Im Mai 1947 wurde Chen Yi abberufen und in Taiwan eine Provinzregierung eingesetzt.

Im Zuge der Eroberung des chinesischen Festlandes durch die kommunistische Rote Armee unter Mao Zedong zog sich die nationalkonservative Regierung der Republik China unter ihrem Präsidenten Chiang Kai-shek nach Taiwan zurück, von wo aus das Festland in späteren Jahren zurückerobert werden sollte. Der Bestand der Republik China auf Taiwan = R.O.C. on Taiwan, wurde in der Folge durch mangelnde amphibisch-militärische Möglichkeiten seitens der auf dem Festland 1949 ausgerufenen Volksrepublik China sowie durch die massive Intervention der USA faktisch gesichert.

Souveränitätsfrage

Hauptartikel: Taiwan-Konflikt

Die heute strittige Frage, ob Taiwan zu China gehört oder nicht, wird politisch bewertet.

Nachdem die nationalkonservative Regierung der Republik China ihren Anspruch auf „Rückeroberung des kommunistisch besetzten Festlandes“ und ihrer selbst als „einzig legitime Regierung Chinas“ aufgegeben hat, steht die Frage, worauf sich ihr Herrschaftsanspruch auf Taiwan beruft, im Raum. Faktisch hat sich mit der demokratischen Entwicklung in den letzten 20 Jahren der Status Quo eines unabhängigen Staatswesens ergeben. Seitens der Volksrepublik China wird Taiwan als „abtrünnige Provinz“ betrachtet. Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Volksrepublik China erfordert folglich von jedem Staat den ultimativen Abbruch aller diplomatischen Beziehungen zu Taiwan.

Siehe Absatz im Artikel Taiwan: Gesellschaft

Die Bevölkerung Taiwans ist gespalten in drei Gruppen, die Ureinwohner, die frühen chinesischen Siedler (Fujian-Chinesen, Hakka, etc.) die sich heute als „Taiwaner“ bezeichnen und die sich als „Festländer“ identifizierenden Nachfahren des republikanischen Exodus vom Festland, auch „Festland-Chinesen“ genannt.

Dabei bestreitet die Fraktion der „Taiwaner“, aus deren Reihen der DPP Präsident Chen Shui-bian stammt, dass die Insel je „faktisch“ zu China gehört hat und leitet daraus einen Anspruch auf Unabhängigkeit ab. Dieser Anspruch wird von der Volksrepublik China vehement zurückgewiesen. Sie sieht Taiwan als historisch untrennbar zu China gehöriges Territorium an.

Trotz gelegentlichen Säbelrasselns beider Seiten entwickeln sich die Volksrepublik China und die Republik China auf Taiwan beständig aufeinander zu, was insbesondere in den massiven wirtschaftlichen Verflechtungen deutlich wird.

Die Provinz Taiwan innerhalb der Republik China

Die Provinz Taiwan wurde nach ihrer Eingliederung in die Republik China zunächst in acht Landkreise und neun kreisfreie Städte gegliedert. Am 16. August 1950 erfolgte die Untergliederung in die heute noch bestehenden 16 Landkreise, die Zahl der kreisfreien Städte wurde auf acht und im Dezember 1951 weiter auf fünf (Taipeh, Kaohsiung, Taichung, Tainan, Keelung) reduziert. Im Jahr 1956 wurde die Provinzverwaltung von Taipeh in die von der Regierung planmäßig neu errichtete Stadt Jhongsing verlegt. Die Volksrepublik China erkennt dies nicht an und betrachtet nach wie vor Taipeh als Hauptstadt der Provinz Taiwan.

Taipeh wurde 1967 aus der Provinz ausgegliedert und bekam den Status einer regierungsunmittelbaren Stadt, 1979 folgte die zweitgrößte Stadt Kaohsiung. Hsinchu und Chiayi erhielten 1982 den Status von kreisfreien Städten zurück.

Bis 1993 wurden die Provinzgouverneure von der Zentralregierung der Republik China ernannt. Im Zuge der Demokratisierung wurde 1994 mit James Soong zum ersten und einzigen Mal ein Gouverneur vom Volk gewählt. Seitdem das Gouverneursamt durch die Verwaltungsreform von 1998 erheblich an Bedeutung verlor, steht der Gouverneur an der Spitze einer vom Präsidenten der Republik China ernannten Provinzregierung.

Liste der Gouverneure

Hauptverwalter (chin. 行政長官 / 行政长官, Xíngzhèng Chángguān, engl. Chief executive):

  1. Chen Yi (25. Oktober 1945 – Mai 1947)

Gouverneure (chin. 省主席, Shěngxǐng Zhǔxí „Provinzvorsitzender“):

  1. Wey Daw-ming (16. Mai 1947 – 5. Januar 1949)
  2. Chen Tsyr-shiou (5. Januar 1949 – 21. Dezember 1949)
  3. Wu Gwo-jen (Wu Kuo-chen) (21. Dezember 1949 – 16. April 1953)
  4. Yu Horng-jiun (16. April 1953 – 7. Juni 1954)
  5. Yen Chia-kan (7. Juni 1954 – 16. August 1957)
  6. Chow Chih-jou (16. August 1957 – 1. Dezember 1962)
  7. Huang Chieh (1. Dezember 1962 – 5. Juli 1969)
  8. Shien Ta-ching (5. Juli 1969 – 6. Juni 1972)
  9. Shien Tung-min (6. Juni 1972 – 20. Mai 1978)
  10. Lin Yang-kang (12. Juni 1978 – 5. Dezember 1981)
  11. Lee Teng-hui (5. Dezember 1981 – 20. Mai 1984)
  12. Chiu Chuang-huan (9. Juni 1984 – 16. Juni 1990)
  13. Lien Chan (16. Juni 1990 – 1993)
  14. James Soong (1993 – 20. Dezember 1994):
  15. James Soong (20. Dezember 1994 – 21. Dezember 1998, als Gouverneur der Provinz, chin. 省長 / 省长, Shěngcháng). Der Titel „Gouverneur“ wurde erst mit den Bestimmungen des Selbstverwaltungsgesetzes (chin. 省縣自治法 / 省县自治法, Shěngxǐng Zìzhì Fǎ „Provinzialles Autonomitätsgesetz“) vom 29. Juli 1994 offiziell eingeführt.
  16. Chao Shou-po (21. Dezember 1998 – 20. Mai 2000)
  17. Chang Po-ya (20. Mai 2000 – 1. Februar 2002)
  18. Fan Kuang-chun (1. Februar 2002 – 14. Oktober 2003)
  19. Lin Kuang-hua (14. Oktober 2003 - 25. Januar 2006)
  20. Lin Si-yao (7. Dezember 2007 - 19. Mai 2008)
  21. Tsai Hsun-hsiung (seit 20. Mai 2008)

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