CNT (Spanien)

CNT (Spanien)
Flagge der Confederación Nacional del Trabajo
Ein Büro der CNT in Barcelona.

Die Confederación Nacional del Trabajo (CNT) ist eine anarchosyndikalistische Gewerkschaft in Spanien und Mitglied der Asociación Internacional de los Trabajadores (AIT). Die Gewerkschaft war mit 2 Millionen Mitgliedern einer der wichtigsten Akteure des Widerstandes gegen General Francisco Franco im Spanischen Bürgerkrieg, wo es zeitweise gelang eine sozialistisch/anarchistische Gesellschaft in weiten Teilen Kataloniens aufzubauen. Nach dem Sieg Francos wurde sie verboten und 1976 in der Illegalität, offiziell erst 1979 wieder gegründet, ohne allerdings an die alte Bedeutung anknüpfen zu können.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfänge

Gründungskongress der CNT 1910

Die CNT wurde 1910 in Barcelona gegründet und war der Versuch die anarchosyndikalistischen Einzelgewerkschaften auf nationaler Ebene zu föderieren und damit ein Gegengewicht zur sozialistischen UGT zu bilden. Die CNT hatte nach der Gründung etwa 30.000 Mitglieder und ihr Schwerpunkt lag in Katalonien. Auf dem ersten Kongress im Jahre 1911 wurde ein Generalstreik ausgerufen, der zum Verbot der CNT bis 1914 führte. Nach der Aufhebung des Verbotes wechselte die CNT ihre Strategie gegenüber der UGT und es wurde 1917 gemeinsam zum Generalstreik ausgerufen. 1919 wurde auf dem jährlichen Kongress eine provisorische Mitgliedschaft zur Dritten Internationalen gutgeheißen. Nach dem Besuch des CNT-Delegierten Ángel Pestaña in der Sowjetunion und auf seinen Rat hin, trat die CNT 1922 jedoch wieder aus der Dritten Internationale aus.

Eine Krise in der katalanischen Industrie führte 1918 dazu, dass sich viele Arbeiter der CNT anschlossen. Im Jahr darauf mündete ein Streik beim Unternehmen La Canadiense in einen Generalstreik, der 70% der industriellen Produktion in Katalonien zum Erliegen brachte. Auf die Rolle der CNT bei diesem Streik reagierten die Unternehmer mit der Bildung von Pistolero-Gruppen, die Attentate auf Gewerkschafter und Arbeiter verübten. Die CNT nahm 1922 am Gründungskongress der Internationalen Arbeiter-Assoziation in Berlin teil. Im Jahr darauf wurde die CNT bei der Machtergreifung von Diktator Miguel Primo de Rivera verboten. 1927 schlossen sich anarchistische grupos de afinidad zusammen und gründeten die FAI. Die Mitglieder der FAI wollten verhindern, dass die CNT sich von den anarchistischen Prinzipien entfernt und auf einen moderateren Kurs einschwenkt.

Die Zweite Spanische Republik

Die Mitgliederzahl der CNT zwischen 1911 und 1937.

Nach dem Sturz der Diktatur unterstützte die CNT anfangs die Zweite Spanische Republik. Doch in der Folgezeit begegnete der spanische Staat auch der CNT vermehrt mit Repression. Die Zeit von 1931 bis 1933 war geprägt von vielen Branchenstreiks und einigen Generalstreiks. Im Januar und Dezember 1933 kam es zu Aufständen, die von der Regierung rasch und teilweise brutal niedergeschlagen wurden, wie beim Casas Viejas Massaker. Die CNT entwickelte in den Anfängen der 30er Jahre neben Katalonien auch in Aragonien und Andalusien eine starke Mitgliederbasis.

Innerhalb der Gewerkschaft spitzten sich jedoch die Auseinandersetzungen zwischen der moderateren und der anarchosyndikalistischen Seite zu. Nach dem Erscheinen des Manifests der Dreißig setzte sich der FAI-nahe Teil der CNT durch und es kam zum Ausschluss dieser sogenannten Treintistas, die sich um die neue Syndikalistische Partei formierten. In den schwarzen Jahren 1934 und 1935, nach dem Wahlsieg der rechtsgerichteten Parteien, setzte die CNT auf eine intensivere Zusammenarbeit mit den sozialistischen Gewerkschaften und war maßgeblich an der Revolution von 1934 beteiligt. Der Aufstand wurde niedergeschlagen und 30.000 Personen wurden festgenommen.

Poster mit der Aufschrift: „Die Revolution und der Krieg sind untrennbar verbunden.“

Für den Wahlsieg des rechten Bündnisses 1934 wurde allgemein die CNT verantwortlich gemacht, da sich ihre Mitglieder nicht an der Wahl beteiligten. Nach dem Scheitern der Regierung von Alejandro Lerroux änderte die CNT ihre Position in Bezug auf die Wahlen von 1936. Sie konnte sich aber nicht auf eine einheitliche Linie verständigen. Neben den traditionellen Gegnern der Wahlen, waren einige der Überzeugung es den Mitgliedern selbst zu überlassen ob sie wählen oder nicht, während andere wiederum offen für die Volksfront warben. Die Volksfront versprach darüber hinaus bei einem Wahlsieg eine Amnestie für die politischen Gefangenen und gewann die Wahlen von 1936 schließlich knapp. Unter der neuen Regierung wurde die CNT wieder legalisiert. Die Zeit nach dem Wahlsieg der Volksfront war geprägt durch intensive Kämpfe zwischen linken und rechten Kräften, wobei die unterlegene Rechte offen einen Militärputsch plante.

Revolution und Bürgerkrieg

Nach der Militärrevolte und dem Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges übernahm die CNT faktisch die Kontrolle in Katalonien und großen Teilen Aragóns. Im Gegensatz zu den republikanischen und kommunistischen Kräften, die zuerst den Krieg gewinnen wollten, vertraten die Mitglieder der CNT die Losung, dass der Krieg und die Revolution untrennbar miteinander verbunden sind. In Gebieten, wo die CNT eine starke Mitgliederbasis hatte, wurde die Kollektivierung vorangetrieben, so beispielsweise in Badajoz, Kastilien-La Mancha, Andalusien und in kleineren Teilen der Region Valencia. In den kollektivierten Gegenden wurde Arbeit und Konsum nach dem Motto geregelt: „Jeder nach seinen Möglichkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.“

Die CNT hatte während des Bürgerkrieges zwischen 1,5 und 2 Millionen Mitglieder. In Katalonien mit dem industriellen Zentrum Barcelona, wo die CNT am stärksten war, wurde der CNT die Regierungsübernahme in der Generalitat de Catalunya angeboten. Die CNT lehnte zwar ab, doch stellte sie später dennoch vier Minister in der Landesregierung unter Regierungschef Largo Caballero. Die Regierung Caballeros ging vermehrt auf Konfrontationskurs mit der CNT, was einen Höhepunkt in den Maiereignissen fand. Nach der Machtübernahme von Juan Negrín wurden die Errungenschaften der Revolution wieder rückgängig gemacht und die spanische Revolution wurde mit Gewalt beendet.

Francos Diktatur

Ausgabe vom April 2008 der Zeitung CNT

Nach dem Sieg von Francisco Franco 1939 wurde die CNT verboten und ihr ganzer Besitz wurde vom Staat konfisziert. Die Gewerkschaft konnte nur noch sporadisch im Untergrund weiter arbeiten. Die CNT war am anti-franquistischen Widerstand beteiligt und unterstützte die Spanischen Maquis. Nach dem Tod Francos konnte sich die CNT wieder formieren, ohne allerdings an die alte Bedeutung anknüpfen zu können.

Heute

Die landesweite Zeitung der Gewerkschaft erscheint monatlich und heißt ebenfalls CNT. Die Zeitung der katalanischen CNT ist die Soli oder Solidaridad Obrera. Aus der CNT heraus entstand auch die anarchistische Frauenorganisation Mujeres Libres (deutsch: „Freie Frauen“). Es ereigneten sich mehrere Abspaltungen, die inzwischen bedeutendste ist die Confederación General del Trabajo (CGT) mit 60.000 Mitgliedern.

Deutsche Schwesterorganisation ist die Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU). In Frankreich existiert eine gleichnamige anarchosyndikalistische Gewerkschaft, die Confédération nationale du travail.

Literatur

  • Walther L. Bernecker: Anarchismus und Bürgerkrieg. Zur Geschichte der Sozialen Revolution in Spanien 1936-1939. Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2006. ISBN 3-939045-03-9.
  • Walther L. Bernecker: ‚Reiner‘ oder ‚syndikalistischer‘' Anarchismus? Zum Spannungsverhältnis libertärer Organisationen in Spanien. In: Wolfgang Braunschädel (Hrsg.): Archiv des Widerstandes und der Arbeit. Nr. 8, Verlag Germinal, Bochum 1987. ISSN 0177-9400 und ISBN 3-88663-408-6, .
  • Bernd Drücke, Luz Kerkeling, Martin Baxmeyer (Hrsg.): Abel Paz und die Spanische Revolution. Verlag Edition AV, Frankfurt/M. 2004, S. 13–32. ISBN 3-936049-33-5
  • FAU Bremen (Hrsg.): Die CNT als Vortrupp des internationalen Anarcho-Syndikalismus. Die Spanische Revolution 1936 - Nachbetrachtungen und Biographien. Verlag Edition AV, Lich 2006. ISBN 978-3-936049-69-5
  • FAU-IAA (Hrsg.): 75 Jahre C.N.T.-A.I.T. Die Entwicklung der Anarcho-Syndikalistischen Bewegung in Spanien 1910-1985. Köln 1985.
  • Beltrán Roca Martínez: Renaissance des Anarcho-Syndikalismus. Eine Untersuchung am Beispiel der CNT Sevilla. FAU Moers, Syndikat A Medienvertrieb, Moers 2007.
  • José Peirats: The CNT in the Spanish Revolution. Christie Books, Hastings 2005 / 2006.
  • Heleno Saña: Die libertäre Revolution. Die Anarchisten im spanischen Bürgerkrieg. Edition Nautilus, Hamburg 2001. ISBN 3-89401-378-8.
  • Dietrich Peters: Der spanische Anarcho-Syndikalismus. Ulm 1989.
  • Augustin Souchy: Nacht über Spanien. Anarcho-Syndikalisten in Revolution und Bürgerkrieg. Ein Tatsachenbericht. Trotzdem Verlag, Frankfurt am Main 2004. ISBN 3-922209-51-3.
  • Horst Stowasser: Anti-Aging für die Anarchie? Das libertäre Barcelona, 70 Jahre nach der Spanischen Revolution. Eine Reportage. Edition AV, Lich/Hessen 2007. ISBN 978-3-936049-72-5.

Film

  • Vivir la Utopia. El anarquismo en Espana - (Die Utopie leben!) von Juan Gamero, TVE, Spanien 1997.

Der Film wurde auf ARTE gezeigt, 30 überlebende Aktive der CNT-FAI schildern dort zusammen mit dokumentarischem Filmmaterial die Entstehung des spanischen Anarchismus, die Rolle von Kultur und Erziehung, die Vielfalt der Ideen und Aktivitäten im Vorfeld der Zweiten Republik, den franquistischen Staatsstreich, den Spanischen Bürgerkrieg, Konterrevolution und vor allem die konstruktiven Seiten der Sozialen Revolution. Musik von: El Cabrero/Paco del Gastor.

  • Durruti in der spanischen Revolution von Paco Rios und Abel Paz. 55 Minuten, Produktion: Fundación Anselmo Lorenzo, Madrid 1998.
  • Un Pueblo en Armas - Volk in Waffen: CNT-Archiv Spanischer Bürgerkrieg[1] von John Pallejá und Louis Frank. 48 Minuten, Produktion: S.I.E. (Sindicato de la Industria del Espectáculo de Barcelona) Google Video

Weblinks

Einzelnachweis

  1. Volk in Waffen: CNT-Archiv Spanischer Bürgerkrieg


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