Abdul Nachtigaller

Abdul Nachtigaller

Der Schriftsteller Walter Moers schuf den fiktiven Kontinent Zamonien ursprünglich für seinen Roman Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär. Die vier folgenden Romane Moers' – Ensel und Krete, Rumo & Die Wunder im Dunkeln, Die Stadt der Träumenden Bücher und Der Schrecksenmeister – spielen ebenfalls in Zamonien, weshalb man diese Werke unter dem Begriff Zamonien-Romane zusammenfasst. Moers bevölkert seine Welt mit einer Vielzahl aus der Weltliteratur entliehener Geschöpfe und eigenen Daseinsformen (Fabelwesen) aller Art.

Inhaltsverzeichnis

Der Kontinent Zamonien

In einem Interview[1] erläuterte Walter Moers die Bedeutung des Kontinentes Zamonien für seine Romane:

„[…] [F]ür mich [war] schon beim ersten Buch der eigentliche Held nicht der Blaubär, sondern der Kontinent Zamonien. Dessen Geschichte - und die seiner Bewohner - möchte ich weitererzählen, in alle möglichen Richtungen.“

Dass es der Autor dabei mit den Zusammenhängen zwischen den einzelnen Büchern nicht sonderlich genau nimmt, ist Programm. So Moers im nämlichen Interview:

„Zum Beispiel werde ich auch in zeitlicher Hinsicht anders anknüpfen, eine "Fortsetzung" von "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" muß nicht zwingend chronologisch daran anschließen. […] Es gibt Verknüpfungen unter den Büchern, aber jedes wird für sich alleine stehen. Eines der geplanten Bücher ["Rumo"] spielt praktisch zeitgleich zum ersten Zamonienroman, mit einem Hauptdarsteller, dem der Blaubär in einem seiner ersten dreizehneinhalb Leben begegnet.“

Diesen Plan führt Moers so weit aus, dass es keine durchgehende, klare Zeitlinie gibt, und immer wieder kann man Angaben finden, die einer Bemerkung in einem anderen Roman widersprechen. Oftmals treten auch verschiedene Schreibweisen der Namen und Bezeichnungen auf.
Allen Romanen eigen ist die unüberschaubare Detailfülle. Orte, Lebewesen und Charaktere werden je nach Bedarf neu eingeführt. Teilweise wird darauf zurückgegriffen, häufig aber etwas Neues hinzu gefügt.
Außerdem wird mit den physikalischen Gesetzen sehr frei umgegangen: Sie werden teilweise aufgehoben, Ausnahmen werden gemacht. In Zamonien ist alles möglich.

Geographie

Die genaue Lage Zamoniens spielt für die Romane keine weitere Rolle. In Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär wird Zamonien als später untergegangener Kontinent in der Mitte des Atlantiks beschrieben. Offensichtlich um eine möglichst große Freiheit in der Fortführung der Zamonienromane zu haben, legte Moers seinen Kontinent als Zusammenfassung aller denkbaren Klimazonen und geographischen Strukturen an. Mit jedem neuen Roman kommen neue Orte und Landschaften hinzu.

So gibt es sich widersprechende Beschreibungen:

  • Einer alten Weltkarte zufolge liegt es im heutigen Atlantik, nordöstlich liegt Grünland, nördlich die Kontinente Kleintroll und Großtroll, östlich Eurasien, südöstlich Afrika, südlich der Kontinent Go und westlich Amerika.
  • Eine Karte Zamoniens gibt dagegen folgende Nachbarkontinente an: im Norden Grünland, im Südosten Yhôll, im Südwesten Nafklathu, im Westen Urien, im Osten Go.

Zamonien untergelagert befindet sich Untenwelt, welche in Rumo & Die Wunder im Dunkeln eine tragende Rolle spielt. Es handelt sich dabei um ein unterirdisches Höhlensystem. In einigen dieser Höhlen befinden sich Städte oder Siedlungen, andere sind von gefährlichen Daseinsformen bewohnt. In Zamonien ist Untenwelt weitgehend unbekannt, während die Bewohner von Untenwelt dem Glauben verfallen sind, "die Luft da oben" sei ätzend und die Sonne würde einen verbrennen. Das Höhlensystem ist nur durch einige Ausgänge in verschiedenen Städten erreichbar, etwa Wolperting und Nebelheim.

Zamonische Daseinsformen

Zamonien wird von den seltsamsten Lebewesen bevölkert, sogenannte Daseinsformen. In Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär wird der Kontinent zum Rückzugsort der Fabelwesen erklärt, in dem Menschen den gleichen Status wie andere Wesen haben. Menschen gibt es in Zamonien jedoch nur äußerst vereinzelt, da sie – so die Erklärung – nach den „Zamonischen Erbfolgerempeleien“, einem Machtkampf mit den Nattifftoffen, aus dem Land vertrieben wurden. Dennoch ist es bei all den Kreaturen und Monstern gerade ein Mensch, der in Die Stadt der Träumenden Bücher zum gefürchtetsten Herrscher der Unterwelt wird. Neben den Nattifftoffen, welche die politische Oberklasse Zamoniens darstellen, gibt es die Eydeeten (ein Name, der sich möglicherweise von den Eidetikern ableitet), die die wissenschaftliche Elite Zamoniens bilden. Die Eydeeten haben 3-5 Gehirne. Eine Ausnahme stellt Professor Doktor Abdul Nachtigaller dar, er verfügt über sieben Gehirne: eines im Bauch, fünf im oder am Kopf (vier schauen heraus), und vom siebten weiß niemand, wo es sich befindet.

Zur literarischen Elite zählen die Lindwürmer, die die Lindwurmfeste bewohnen. Vor Jahrtausenden waren sie primitiv und brutal, bis die Revolution ihres Volkes ein Besinnen auf Künste und Pazifismus auslöste. Seit der Entstehung der Lindwurmfeste wird immer wieder von gigantischen Reichtümern im Inneren des Berges berichtet, doch konnte noch niemand dies bestätigen. Wegen solcher Gerüchte kam es immer wieder zu Belagerungen der Lindwurmfeste, die allerdings fast immer mit kochendem Wasser oder siedendem Blei abgewehrt werden konnten.

Als besonders niederträchtig werden oft die Haifischmaden erwähnt, deren Nachname generell Smeik lautet. Die meisten sind neutralistisch, machtsüchtig und vom Größenwahn zerfressen, was ihren Reichtum extrem steigerte. Als Ausnahme kann man Hagob Saldaldian Smeik, einen Mikrokünstler, der auf Haaren und Wimpern Kunstwerke und Texte einschnitzte, erwähnen, der sich selbst das "weiße Schaf der Smeiks" nannte. Als Begleiter, sowie Lehrmeister, von Rumo, dem Wolpertinger aus "Rumo & die Wunder im Dunkeln", hinterlässt auch die Haifischmade Volzotan Smeik einen durchaus sympathischen, für seine Daseinsform daher eher abnormen Eindruck.

Die Romane

Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär

Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär (Untertitel: "Die halben Lebenserinnerungen eines Seebären, mit zahlreichen Illustrationen und unter Benutzung des Lexikons der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller.") ist der erste Zamonien-Roman. Moers schildert hier das Leben seines Protagonisten Käpt'n Blaubär und wendet sich dabei im Gegensatz zu den Käpt'n Blaubär-TV-Episoden in der Sendung mit der Maus eindeutig an ein erwachsenes Publikum. Blaubär durchreist im Laufe des Buches den ganzen Kontinent Zamonien mit dem Ziel Atlantis zu erreichen und sich dort niederzulassen.

Ensel und Krete

Vom Autor selbst als Märchenparodie bezeichnet, stellt Ensel und Krete eine Bearbeitung des Grimmschen Märchens Hänsel und Gretel mit zwei Fhernhachenkindern – äußerst liebenswürdigen und anständigen Halbzwergen – als Helden dar.

Auf der anderen Seite steht er in der Tradition romantischer Kunstmärchen, denn Moers setzt hier zum ersten Mal die Figur des zamonischen Dichterfürsten Hildegunst von Mythenmetz als fiktiven Autor des Buches, das man gerade in Begriff ist zu lesen, ein. Wie in bekannten Werken romantischer Literatur (vgl. z.B. E.T.A. Hoffmanns Roman Kater Murr) fungiert der eigentliche Autor Walter Moers nur als Vermittler des Textes – in diesem Fall als "Übersetzer" aus dem Zamonischen. Dieser übersetzt nicht nur, sondern greift zusätzlich in das angebliche Original ein, indem er es mit Erläuterungen aus dem Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung von Professor Dr. Abdul Nachtigaller, einigen Kommentaren zur Schwierigkeit des Übersetzens sowie der halben Biographie des Hildegunst von Mythenmetz ergänzt.
Mythenmetz, der eigentliche "Autor" des Buches, kommentiert das Geschehen in seinem Werk auch ständig selbst, mit dem von ihm erfundenen Mittel der "Mythenmetzschen Abschweifung". Dieses erlaubt ihm, die Geschichte zu unterbrechen und stattdessen irgendetwas anderes Wichtiges (oder belangloses) einzuschieben.

Rumo & Die Wunder im Dunkeln

Rumo & Die Wunder im Dunkeln ist ein moderner Roman und schildert die Abenteuer des Wolpertingers Rumo, der in Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär bereits eine Nebenrolle eingenommen hatte.

Moers selbst hat das Buch als Abenteuerroman bezeichnet. In der Tat lassen sich darin viele Reminiszenzen des Abenteuergenres verschiedenster Epochen entdecken, wie beispielsweise mittelalterliche Aventiurefahrten und die Heldenepik oder solch Klassiker wie Alexandre Dumas, Jules Verne und Karl May. Doch Rumo ist auch gleichzeitig ein Liebesroman. Die Handlung gliedert sich in zwei Teile, was an den arthurischen Doppelweg erinnert: Im ersten Teil (Obenwelt) geht es darum, dass der Protagonist seine Heimat findet, um seine Erziehung und seine Ausrüstung als Held zu erwerben. Im zweiten Teil (Untenwelt) wird ihm diese Heimat genommen, es kommt zur Krise, Rumo muss sich als Held bewähren und findet erst auf diese Weise zu dem, was seine eigentliche Bestimmung ausmacht. Diesen zweiten Teil gestaltet Moers in der Tradition der Jenseitsreisen oder Höllenfahrten (wie z.B. die Visio Tnugdali oder Dantes Göttliche Komödie).

Die Stadt der Träumenden Bücher

Die Stadt der Träumenden Bücher ist das zweite Werk, in dem Moers vorgibt, ausschließlich als deutscher Übersetzer eines Werkes des zamonischen poeta laureatus Hildegunst von Mythenmetz zu fungieren. Laut Moers′ Konstruktion stellt der Roman nur die ersten zwei Kapitel der 25-bändigen, über 10.000-seitigen „Reiseerinnerungen eines sentimentalen Dinosauriers“ aus der Feder des Dichterfürsten von der Lindwurmfeste dar.

Die Handlung folgt dem in Fantasy- und Abenteuerromanen häufigen Modell der Quest: Von seinem im Sterben liegenden „Dichtpaten“ Danzelot von Silbendrechsler erhält Mythenmetz einen genialen Text mitsamt dem Auftrag, dessen unbekannten Autor ausfindig zu machen. Zu diesem Zweck solle sich der junge Lindwurm in die „Stadt der Träumenden Bücher“, nach Buchhaim, aufmachen.

In Buchhaim angekommen, ist Mythenmetz überwältigt von der Fülle der auf ihn einströmenden Erfahrungen und verwirrt von den Begegnungen mit einigen Einheimischen. Er erfährt nach und nach, dass die ganze Stadt von einem düsteren System ausgedehnter, labyrinthischer und überreich mit alten Büchern angefüllter Katakomben untertunnelt ist. Dort liefern sich die skrupellosen, blutrünstigen Bücherjäger erbitterte Kämpfe um kostbare Druckerzeugnisse – nicht nur untereinander, sondern auch mit einem Volk von Zyklopen, den Buchlingen (denen nachgesagt wird, sie fräßen Literatur) sowie zahllosen anderen, größtenteils höchst gefährlichen Daseinsformen. Über allem herrscht dort unten eine unfassbar grausame und erbarmungslose Gestalt, der Schattenkönig.

Als Eigentümer des genialen Manuskripts findet sich der Lindwurm alsbald inmitten einer undurchsichtigen Intrige wieder. Mit Hilfe eines giftigen Buches betäubt, wird er ins Labyrinth verbracht und verirrt sich immer tiefer in dessen Gängen. Inmitten vieler gefährlicher Abenteuer findet Mythenmetz schließlich auch die Wahrheit über die Buchlinge und den Schattenkönig heraus. Die zweite Hälfte des Buches nimmt über längere Passagen Züge eines Bildungsromans an, der uns schildert, wie der junge Hildegunst von Mythenmetz gewissermaßen in die Lehre geht, um schließlich das Orm zu erlangen.

Der Schrecksenmeister

Dieses als "Kulinarisches Märchen" bezeichnete Werk stammt ebenfalls aus der Feder des Hildegunst von Mythenmetz. Konzipiert ist es als "Kulinarischer Roman". Mythenmetz hat den Roman als Adaption der Novelle "Echo das Krätzchen" vom fiktiven Autor Gofid Letterkerl geschrieben, um seine Werke der zamonischen Jugend näher zu bringen. Der Stil Letterkerls sei, so schreibt er, "sperrig wie ein Kleiderschrank". Der Held der Geschichte, eine Kratze (nicht unähnlich einer sprechenden Katze), schließt zu Anfang des Buches mit dem Schrecksenmeister der Stadt Sledwaya ein Abkommen. Als Gegenleistung für Unterkunft und fantastische zamonische Kost darf der Schrecksenmeister, ein mächtiger Alchimist, das Fett der seltenen Kratze ernten. Da der Prozess zur Fettgewinnung mit dem Tod einhergeht, muss die Kratze bis zum nächsten Vollmond einen Ausweg finden oder sterben. Durch das ganze Buch hindurch lassen sich Parallelen zur Novelle Spiegel das Kätzchen von Gottfried Keller finden. Der Name des ursprünglichen Autors des Schrecksenmeisters ist Gofid Letterkerl, ein Anagramm zu Gottfried Keller. Die Handlung findet in der zamonischen Stadt Sledwaya statt, während der Handlungsort von Spiegel das Kätzchen Seldwyla heißt. Aus dem Hexenmeister Pineiß wird der Schrecksenmeister Succubius Eißpin, aus dem Kätzchen Spiegel eine Kratze namens Echo. Und auch in Kellers Novelle soll die Katze von ihrem Schmer befreit werden im Austausch gegen fürstliche Bewirtung.

Wichtige Charaktere der Zamonienromane

Käpt’n Blaubär

Käpt’n Blaubär ist der Protagonist in Moers' erstem Zamonien-Roman, "Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär". Er ist ein Seebär, und es liegt daher in seiner Natur, zu lügen und zu übertreiben, wo immer es möglich ist. Der Käpt'n gehört zur zahlreichen Rasse der Buntbären, von denen es pro Farbe nur jeweils ein Exemplar gibt. Ein Buntbär hat üblicherweise 27 Leben. Die ersten 13 Leben von Käpt'n Blaubär verliefen extrem ereignisreich, er reiste quer durch ganz Zamonien, erlebte die bizarrsten Abenteuer und traf viele unterschiedliche Daseinsformen. Am Ende des Buches lebt er "ein halbes Leben in Ruhe".

Prof. Dr. Abdul Nachtigaller

In Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär wird Prof. Dr. Nachtigaller als der Leiter der elitären Nachtschule vorgestellt. Blaubär verbringt hier eines seiner Leben und eignet sich bei ihm sehr viel allgemeines und spezielles Wissen an. Nachtigaller ist Autor des berühmten "Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung". Sein Leitspruch lautet: Wissen ist Nacht, eine Anspielung auf seine Dunkelheitsforschung, die in etwa besagt, dass Wissen und Dunkelheit sich gegenseitig bedingen und die seiner Meinung nach zur Unsterblichkeit verhilft. Mit sieben Gehirnen ist er ein Eydeet, der weit über den Status Genie hinausgeht. Er ist befallen von Intelligenzbazillen, die er während seiner Unterrichtsvorträge auf seine Schüler überträgt, wodurch unter anderem Käpt'n Blaubär sein Wissen hat. Er erfand z.B. den Nachtigallerator, das Luftschloss, das Nachtigalloskop, den Nachtigallerschen Unmöglichkeitsschlüssel und viele andere Dinge. Manche Erfindungen, wie etwa die Treibsandhose und Aquaschuhe, sind aufgrund fraglicher Funktion in der Kammer der unausgereiften Patente gelandet.

Rumo

Rumo ist ein zamonischer Wolpertinger, eine Variante des bayrischen Wolpertingers. Einen zamonischen bzw. Moers'schen Wolpertinger kann man sich als einen aufrechtgehenden, menschengroßen Hund mit Hörnern vorstellen. Rumo hat weißes Fell und ein furchterregendes Gebiss mit vielerlei Zähnen. Wie alle Wolpertinger ist er ein geborener Kämpfer. Er kann z.B. ausgezeichnet Fechten. Das größte Talent der Wolpertinger ist wohl ihre unfassbare Schnelligkeit, die es Rumo z.B. in einer Szene des Romans "Rumo & Die Wunder im Dunkeln" ermöglicht einem auf ihn abgeschossenen Armbrustbolzen nicht nur auszuweichen, sondern diesen im Flug auf ein anderes Ziel zu lenken. Das Kämpfen ist jedoch nicht sein einziges Talent: Er ist ein ausgezeichneter Schreiner, vielleicht der beste seiner Zeit. Seinen ersten Auftritt hat Rumo in Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär, als Käpt'n Blaubär ihm aus der Patsche hilft und in diesem Roman wird Rumo später auch der Leibwächter von Volzotan Smeik. Er ist die Hauptperson in Walter Moers' drittem Zamonien-Roman, Rumo & Die Wunder im Dunkeln. Darin wird Rumos Lebensgeschichte erzählt.

Volzotan Smeik

Volzotan Smeik war seinerzeit der Anführer der ersten friedlichen Belagerung der Lindwurmfeste (d.h. die Belagerer huldigten den Lindwurmfestenbewohnern so lange, bis sie ihnen Einlass gewährten). Doch als der Angriff überraschend von den entfesselten Lindwürmern abgewehrt wurde, floh Smeik mit den letzten Überlebenden. Während einer Rast wurde er von Zyklopen auf die Teufelsfelsen verschleppt. Nach Jahrzehnten, die er in einem finsteren Schlammloch verbrachte, begegnet er Rumo, den er die Sprache und das Wissen um seine Fähigkeiten lehrt. Rumo entvölkert die Teufelsfelsen und befreit alle Gefangenen, bevor sie von den Bewohnern gefressen werden können.

Nach der Begegnung mit dem viergehirnigen Eydeeten Oztafan Kolibril trennt er sich von Rumo und beschließt, nach Nebelheim zu reisen und Kolibril bei seiner dortigen Forschungsarbeit zu unterstützen. Leider gelingt es ihm nicht, Kolibril einzuholen. Der Leuchtturm, in dem Kolibril seine wissenschaftlichen Messungen durchführt, ist leer. In Kolibrils Tagebuch werden seine 32 Tage in Nebelheim beschrieben, an dessen Ende er eine Warnung an den Leser seines Tagebuches formuliert. Diese besagt, dass der Nebel, der Nebelheim umgibt, ein lebendiges Wesen sei, ein bösartiges, das die Bewohner Nebelheims mit Gasen hypnotisiert. Die einzige Möglichkeit, zu überleben, sei, sofort zu fliehen. Doch bevor Smeik das schaffen kann, wird er von einer Horde Nebelheimer mit Trompaunen hypnotisiert und nach Hel verschleppt. Dort trifft er auf Kolibril, der schon Tage früher entführt wurde. Nach einigen Tagen wird er von Rumo gerettet. Seither folgt er Kolibril, um mit den Werkzeugen der "unvorhandenen Winzlinge" so viele Leute wie möglich zu heilen, um die Schuld am Überfall auf die Lindwurmfeste zu sühnen.

Ensel und Krete

Ensel und Krete von Hachen, zwei Fhernhachenkinder, verlaufen sich in dem Buch Ensel und Krete im Großen Wald und begegnen dort auf ihrer verzweifelten Suche nach dem Weg zurück nach Bauming diversen zamonischen Daseinsformen, wie u.a. einem Laubwolf. Die größte Gefahr im Wald sind allerdings die Überreste einer verbrannten Waldspinnenhexe (derselben, die von Käpt’n Blaubär im ersten Buch erlegt wurde - Ensel und Krete spielt also nach Käpt'n Blaubär). Schlussendlich wird sie mit Hilfe eines verrückten Buntbären besiegt.

Hildegunst von Mythenmetz

Hildegunst von Mythenmetz ist ein schriftstellernder Lindwurm. Er wird von Moers als der eigentliche Autor von "Ensel und Krete" sowie von "der Schrecksenmeister" und "Die Stadt der Träumenden Bücher" vorgestellt. Letzteres gilt als Teil seiner 25-bändigen Autobiographie "Reiseerinnerungen eines sentimentalen Dinosauriers", die als erstes seiner Werke in Zamonien im Druck erschien und deren erste zwei Kapitel unter dem deutschen Titel von dem 'Übersetzer' Walter Moers lediglich aus dem Zamonischen 'übertragen' wurden. Es enthält die Erinnerungen an Hildegunsts Jugend.

Geboren wurde Mythenmetz in der legendären Lindwurmfeste, wo er auch die Kindheit verbrachte. Seine umfassende literarische Bildung verdankt er seinem Dichtpaten Danzelot von Silbendrechsler, ein "Lindwurm-Urgestein", der in Zamonien einige Bekanntheit mit einem Buch über die Pflege von Kleingärten ("Vom Gartengenuss") erreichte. Mythenmetz' weiteres Leben verlief sehr ereignisreich: Er kam sehr schnell zu großem Ruhm, zerbrach aber auch mehrmals fast an seiner Popularität. Bis zum heutigen Tage hat er mehr als 500 Werke veröffentlicht.

Er ist der großartigste, berühmteste Autor von ganz Zamonien, hypochondrisch veranlagt und Erfinder zahlreicher patentierter literarischer Techniken, etwa der außergewöhnlichen „Mythenmetzschen Abschweifung“, die es dem Autor gestattet, mitten im Text Kommentare einzufügen, zu plaudern, kurz gesagt: abzuschweifen, sowie der "Mythenmetzsche[n] Ereignisandrohung" und der „Mythenmetzsche[n] Ungewissheitsschürung“.

Phistomefel Smeik

Phistomefel Smeik war eine Haifischmade und lebte in der Schwarzmanngasse 333 in Buchhaim. Er versuchte zur Zeit von "Die Stadt der träumenden Bücher", einem größenwahnsinnigen Plan folgend, durch deren Überschwemmung mit Mittelmaßromanen (unter anderem "Prinz Kalthbluth"- Romane) die freie zamonische Literatur zu unterwerfen, was bis zu seiner Herrschaft über ganz Zamonien führen sollte. Mit hypnotischen Trompaunenkonzerten beherrschte er die Bevölkerung Buchhaims und fast alle Verlage und Antiquariate Buchhaims standen auf seiner Gehaltsliste. Doch bevor Smeik seine Macht auf Restzamonien ausbreiten konnte, wurde er von einer Kreatur Namens Homunkoloss umgebracht, die in der Allgemeinheit als Schattenkönig bekannt war.

Diese Kreatur war ursprünglich ein Mensch und der Autor des Manuskriptes, welches Hildegunst von Mythenmetz Jahre später nach dem Tod von Danzelot von Silbendrechsler erben und zur Reise nach Buchhaim bewegen sollte. Zusätzlich trugen zu seinem Tod noch die Antiquare Hachmet ben Kibitzer (Eydeet) und Inazea Anazazi (Schreckse) bei, indem sie Mythenmetz und dem Schattenkönig den Nachtigallerschen Unmöglichkeitschlüssel übergaben, der den einzigen katakombischen Zugang zu Smeiks Haus öffnete.

Phistomefel Smeik hatte eine gigantische unterirdische Bibliothek von Hagob Saldaldian, dem "weißen Schaf der Smeiks" geerbt, die viele Bücher auf der goldenen Liste beinhaltete, doch diese wurde am Ende des Buches verbrannt.

Außerdem ist der Name Phistomefel ein Anagramm von Mephistofel.

Homunkoloss

Homunkoloss war "ein ehemaliger Mensch", wie er sich selbst oft nannte, er ist besser bekannt als der Schattenkönig. Sein Leben begann in einer der letzten kleinen Menschenkolonien in einem Tal im Midgardgebirge, in denen er seine ersten Jahre verbrachte und das schreiben lernte. Er verfasste sein weltberühmtes Manuskript, in dem er total banal beschrieb, dass und wie ihm nichts einfiele. Nach der Niederschrift des Manuskriptes schickte er seinen Text zur Lindwurmfeste, an Danzelot von Silbendrechsler.

Dieser war niedergeschmettert von der Qualität seiner Niederschrift und riet ihm, nach Buchhaim zu gehen, wo er nach kurzem Aufenthalt auf Claudio Harfenstock, einem Literaturagenten traf. Harfenstock schickte ihn zu Phistomefel Smeik, der ihn nach kurzer Lektüre des Textes mit einem gefährlichen Buch betäubte und seinen Körper komplett zerlegte und mit zusätzlichen Organen neu zusammensetzte. Das Ergebnis war eine Kreatur, mit der Haut von Buchimistischen, auf Licht reagierenden Schnipseln, mit den dreifachen Reflexen eines Wolpertingers und einer unbeschreiblichen Stärke. Smeik nannte den zum Monster mutierten Menschen von nun an Homunkoloss.

Echo

Echo ist bzw. war eine Kratze, mit einem allerhöchst erstaunlichen Gedächtnis, wie es für Kratzen nicht ungewöhnlich ist bzw. war- Denn Echo ist oder war höchstwahrscheinlich der letzte seiner Rasse. Sein Frauchen Floria von Eisenstadt verbrachte ihren Lebensabend in Sledwaya, der zu Anfang des Buches zu Ende war, sie starb an Altersschwäche. Zur Zeit ihrer Jugend war sie die Geliebte von Succubius Eißpin. Er und Floria wussten nicht, dass ihr Partner noch lebte. Eißpin hatte einen Vertrag mit Echo, der beschrieb, dass Eißpin Echo bis zum nächsten Vollmond auf höchstem kulinarischen Niveau zu mästen habe. Beim Ablauf der Frist sollte Echo getötet werden und Eißpin bekäme das Recht, aus Echos Körper das alchimistisch wertvolle Kratzenfett zu gewinnen.

Doch Eißpin hatte noch einen Plan. Echo sollte alles über Alchemie und Kochkunst erfahren. Er ließ ihn die Formeln zur Gewinnung von Gold, die Herstellung des Steins der Weisen und zum Bau des Terpentuumobils auswendig lernen und vernichtete sie. Sein Plan war, Echos Gehirn nach seinem Tod zu konservieren und sein gesammeltes Wissen der Nachwelt zu bewahren. Doch als Echo überlebte, wurde Echos Wissen wertvoll und die grübelnden Eier sandten ihm Hilfe in Form von Fjodor F. Fjodor zu, der ihm in einer Ausweglosen Situation das Leben rettete.

Succubius Eißpin

Succubius Eißpin war der Schrecksenmeister von Sledwaya, der kränkesten Stadt Zamoniens. Ein Schrecksenmeister einer Stadt ist normalerweise für die grundsätzlichen Angelegenheiten aller Schrecksen zuständig. Eißpin stand oft in der Kritik, weil er als Schrecksenmeister ein Verehrer der Schrecksenverbrennung und andere Foltermethoden betreffend zustimmend war, er schickte jede Woche einen Antrag zur Legalisierung der Schrecksenverbrennung zum zuständigen nattiftoffischen Amt in Atlantis. Trotzdem ließ man ihn gewähren und er konnte seine sadistischen Experimente fortsetzen.

Er war der beste Alchimist und Koch, den es je gab, es gelang ihm wirklich, den Stein der Weisen zu erschaffen und das Terpetuumobil zu bauen. Er hätte es beinahe geschafft, den Tod zu besiegen, indem er seine Geliebte Floria von Eisenstadt auferstehen ließe, aber diesem Plan kam Echo, das hochbegabte Krätzchen dazwischen. Er zerstörte Eißpins Haus in Sledwaya mithilfe der Schreckseneichen, den lebenden Häusern der ehemals in Sledwaya lebenden Schrecksen, wie auch aus Inazuela Anazazis (der letzten Schreckse Sledwayas) Haus und ließ Eißpin in den Trümmern versinken.

Er verfügte über die größte Sammlung von Fetten, eingefrorenen Todesschreien und ausgestopften Übelkreaturen Zamoniens und er besaß einen hypnotischen Vertrag mit einer schneeweißen Witwe, die in seinem Keller lebte. Er war Autor etlicher Schandwerke über Alchemie der zamonischen Literatur, Erfinder des eißpinschen Schrecksengrills und einer der berühmtesten Katastrophenmaler Zamoniens.

Weitere Vermarktung Zamoniens

Verlagswechsel

Bis zum Jahr 2002 schrieb Moers bei dem Verlag Eichborn, in welchem die Zamonienromane „Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär“ und „Ensel und Krete“ erschienen sind. Seit dem Jahr 2003 schreibt Moers (welcher in einem Interview als Grund persönliche Probleme mit der Verlagsleitung angab) bei Piper. Dort erschienen die Zamonienbücher „Rumo und die Wunder im Dunkeln“, „Die Stadt der Träumenden Bücher“ und „Der Schrecksenmeister“.

Hörbücher

Zu allen Büchern sind ungekürzte Hörbuchaufnahmen erhältlich. Auch die Hörbücher wechselten den Verlag von Eichborn-Lido zu Hörverlag Hamburg. Fast alle Romane wurden von Dirk Bach gelesen; die einzige Ausnahme ist bis dato Der Schrecksenmeister, der mit Andreas Fröhlich vertont wurde.

Musical

„Die 13 ½ Leben des Käpt'n Blaubär - Das wahrscheinlich erlogenste Musical der Welt!“ von Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth hatte am 26. Oktober 2006 Premiere in Köln und sollte in einem Zelt nach Frankfurt, Hamburg, Berlin und Stuttgart weiterziehen, spielte jedoch nur noch bis März 2007 in Köln. Alle weiteren Gastspiele seien aus finanziellen Gründen abgesagt worden, schrieb die Vermarktungsfirma FKP Scorpio. Vom 26. Dezember 2008 bis 11. Januar 2009 wird das Musical in acht deutschen Städten wieder gezeigt.[2]

Internet

Nach dem Erfolg von Moers' Roman stellte der Eichborn Verlag (anfangs für Marketing gedacht) zwei Internetseiten ins Web, die sich durch eine Zweitnutzung als eine Art "Community" auszeichneten. Diese wurden inzwischen durch die Seite www.der-schrecksenmeister.de (virales Marketing für den Schrecksenmeister) vom Piper-Verlag ergänzt, die allerdings keinerlei Internet-Community ermöglicht.

Die Zamonien-Seite

Im Jahr 2000 gründete der Eichborn-Verlag zu Marketingzwecken die Seite "zamonien.de" (Informationen über den "Kontinent"; ein Forum, ein Gästezimmer), die bis zum 10 Dezember 2007 existierte und vom Eichborn Verlag unterhalten wird (anders als die Nachtschule). Da der Piper Verlag auch an solchem Marketing kein Interesse hat, wurden auf der Seite bis heute nur die zwei beim Eichborn-Verlag erschienenen Zamonien-Bücher beworben und seit dem Verlagswechsel ist abgesehen von den Gastbeiträgen in Forum und Gästebuch kein aktueller Beitrag mehr geleistet worden. Vorerst wurde die Seite in den Eichborn Blog umgewandelt (wie viele andere unaktuelle Bewerbungsseiten des Eichbornverlags auch). Seit kurzer Zeit wurde der Eichborn Blog wieder in den alten Internetauftritt der Zamonienseite umgewandelt.

Die Nachtschule

Nach dem Erfolg von Walter Moers' Roman "Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär" wurde im Jahr 2000 die auch im Roman vorkommende Nachtschule als Ergänzung zur Zamonien-Seite vom Eichborn-Verlag im Internet gegründet. Bei der Anmeldung in der Nachtschule wählt man einen Namen und eine Daseinsform, mit der man in der Nachtschule auftritt. Als Nachtschüler kann man Hausaufgaben bewältigen, chatten (in der "Raucherecke") oder in einem Forum (der "Dunkelkammer") diskutieren. Für gute Hausaufgaben und Doktorarbeiten erhält man akademische Titel: das Nachtitur, das Vordiplom, das Diplom und den Titel Dr. nacht. Ab und zu werden (auf privater aber auch öffentlicher Ebene) "Klassentreffen" veranstaltet. Darüber hinaus existieren neben der Nachtschule von Nachtschülern erstellte "Wohnstollen", Kochbücher, Bibliotheken u. v. m. Als Walter Moers im Jahr 2003 den Verlag wechselte, verlor Eichborn das Interesse an der Nachtschule. Um das Angebot weiterhin zu erhalten, gründeten die Nachtschüler den Nachtschulverein und unterhalten die Nachtschule seitdem selbst.

Verfilmung

Im November 2004[3] wurde erstmals erwähnt, die German Film Productions (GFP) wolle einen Film über den Kontinent Zamonien drehen. Der Medienfonds GFP besitze seit dem 17.11.2004 die Rechte an den Verfilmungen der Zamonien-Romane. Allerdings sollte keine Verfilmung eines bestehenden Buches, sondern eine neue Geschichte enstehen, zu der Walter Moers das Drehbuch schreibe. Natürlich sind Anspielungen auf die Bücher und eventuelle Nebenrollen von bekannten Charakteren geplant. Die ersten Dreharbeiten für den Realfilm mit computeranimatorischen Elementen sollten Ende 2006 beginnen, ob das wirklich geschehen ist, lässt sich nicht sagen, da man seit 2005 sowohl von Seiten der GFP als auch Walter Moers nichts mehr vernommen hat.

Erstausgaben

Weblinks

Quellen

  1. Interview des Eichborn-Verlags mit Walter Moers anlässlich der Veröffentlichung von Ensel und Krete
  2. Interview mit Lucy Diakovska zu ihrer Rolle im Musical auf eventmagazin.info
  3. Pressemitteilung vom 17.11.2004 bei presseportal.de

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