- CS-CG
-
Crna Gora
Црна Гора
MontenegroFlagge Wappen Amtssprache Montenegrinisch; regional auch Serbisch, Bosnisch, Albanisch, Kroatisch Hauptstadt Podgorica Staatsform Republik Staatsoberhaupt Staatspräsident Filip Vujanović Regierungschef Premierminister Milo Đukanović Fläche 13.812 km² Einwohnerzahl 622.000 Bevölkerungsdichte 45,0 Einwohner pro km² BIP/Einwohner 2.900 €(2008) [1] Währung Euro (unilateral als Fremdwährung übernommen, nicht an der Europäischen Währungsunion beteiligt) Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich 13. Juli 1878
von Serbien-Montenegro 3. Juni 2006Nationalhymne Oj svijetla majska zoro Nationalfeiertag 13. Juli (Unabhängigkeitsbestätigung durch den Berliner Kongress 1878) Zeitzone UTC + 1 Kfz-Kennzeichen MNE Internet-TLD .me (.cg.yu läuft zum 30. September 2009 aus) Telefonvorwahl +382 Montenegro (montenegrinisch/serbisch Crna Gora, serb.-kyrillisch Црна Гора ['t͡sr̩naː 'ɡɔra], albanisch Mali i Zi) ist ein dünn besiedeltes und überwiegend schwer zugängliches, zu über 75 Prozent seiner Fläche verkarstetes, waldreiches Gebirgsland an der südöstlichen Adriaküste in Südosteuropa.
Nachdem Montenegro nahezu 90 Jahre zu Jugoslawien gehört hatte, ist es seit dem 3. Juni 2006 wieder ein unabhängiger Staat, der an Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, den Kosovo sowie Albanien grenzt.
Der Balkanstaat ist mit etwa 622.000 Einwohnern (Volkszählung 2003: 620.145) und einer Fläche von 13.812 km² einer der kleineren Staaten Europas. Die Hauptstadt ist Podgorica. Hauptwirtschaftzweig ist der Tourismus an der montenegrinischen Küste.
Montenegro ist Mitglied der Vereinten Nationen, der OSZE und des Europarates. Zudem wird der Beitritt zur Europäischen Union und zur NATO angestrebt.
Inhaltsverzeichnis
Land
Etymologie
Montenegro bedeutet wörtlich übersetzt „Schwarzer Berg“, während der Landesname Crna Gora mit „schwarzes Gebirge“, „schwarzes bewaldetes Gebirge“ oder „schwarzer Wald“ übersetzt werden kann. Die internationale Bezeichnung Montenegro stammt nicht aus dem Italienischen − der Name müsste sonst Montenero lauten − sondern aus dem Venetischen. Im Österreich-Ungarn des 19. Jh. sagte man auch Schwarzenberg.
Geographie
- Hauptartikel: Geographie Montenegros
Montenegro ist ein im europäischen Vergleich relativ dünn besiedeltes waldreiches Gebirgsland im südöstlichen Teil des Dinarischen Gebirges. Die unzugänglichen Hochgebirge werden oftmals durch steile abweisende Canyons zertalt. Darunter gilt die Tara-Schlucht als tiefste Schlucht Europas. Daher ist auch nur das durch zahlreiche Verbreiterungen geprägte Tal des Lims dichter besiedelt.
Nur im Südosten wird Montenegro auch durch Niederungen geprägt. In der Kryptodepression des Skutarisees und der Niederung der unteren Morača und Cijevna liegen dann auch die fruchtbarsten Gebiete Montenegros. Hier wird unter anderem der landestypische Rotwein Vranac angebaut.
Besondere Bedeutung haben die zahlreichen Poljen. Darunter ist das Polje von Nikšić durch die Möglichkeit, aus Stauseen Hydroenergie zu gewinnen auch das größte und am dichtesten besiedelte. Neben den typisch mitteleuropäisch geprägten Buchen-, Tannen- und Fichtenwäldern Zentralmontenegros sind auch mediterrane Hartlaubwälder mit Stein- und Mazedonischer Eiche vertreten. Am Skutarisee finden sich typische Auwälder mit Stieleichen und Weichholzauen.
Das Land lässt sich von Südwest nach Nordost in drei hauptsächliche Landschaftsräume gliedern:
- die steil abfallende und durch Buchten (z.B. Bucht von Kotor) gegliederte Steil-Küste am Mittelmeer (Adria) mit den historischen mediterranen Küstenorten
- das karge und wasserlose Karsthochplateau Altmontenegros (Rudine und die Katunska nahija mit dem höchsten Küstengebirge Dalmatiens, dem Orjen mit dem Zubački kabao (1.894 m) sowie dem Lovćen). Hier bieten nur wenige Poljen etwas landwirtschaftlich nutzbaren Boden (Grahovo, Cetinje),
- sowie das zentral- und nordmonteneginische Hochgebirgsland. Hier finden sich auch die höchsten Erhebungen Montenegros und des gesamten Dinarischen Gebirges das Prokletijemassiv mit der höchsten Erhebung des Landes, dem Zla Kolata (2.534 m) sowie das Durmitor-Massiv mit dem Bobotov Kuk (2.522 m).
Bevölkerung
Die Einwohner Montenegros bezeichnen sich zu 43 Prozent als Montenegriner, zu 32 Prozent als Serben, zu etwa acht Prozent als Bosniaken, zu fünf Prozent als Albaner und zu vier Prozent als slawische Muslime. Die Frage, ob die Montenegriner ein eigenes Volk oder ein Teil des serbischen Volkes sind, ist in der Bevölkerung selbst umstritten; insbesondere konservative Serben halten einen großen Teil der Montenegriner für einen Bestandteil des serbischen Volkes.
Ebenso gibt es bei der größten Minderheit, den vor allem im Norden des Landes (dem montenegrinischen Teil der Raschka beziehungsweise des Sandschak) lebenden Bosniaken und slawischen Muslimen, unterschiedliche Präferenzen hinsichtlich der Bezeichnung ihrer Nationalität.
Eine weitere Minderheit bilden die Albaner, die vor allem in den Gebieten längs der Grenze zu Albanien und zum Kosovo leben. In der Gemeinde Ulcinj (alb. Ulqin) stellen sie die Bevölkerungsmehrheit mit 72 Prozent (Volkszählung 2003).
Zusammensetzung der Bevölkerung nach individueller Präferenz laut Ergebnis der Volkszählung von 2003[2]:
- Montenegriner: 267.669 (43,16 %)
- Serben: 198.414 (32,00 %)
- Bosniaken: 48.184 (7,77 %)
- Albaner: 31.163 (5,03 %)
- Slawische Muslime: 24.625 (3,97 %)
- Kroaten: 6.811 (1,10 %)
- Roma und Sinti: 2.601 (0,42 %)
- andere, keine Nationalität angegeben oder keine Daten: 41.271 (6,56 %)
Des Weiteren leben in Montenegro Heimatvertriebene, die in der Volkszählung nicht berücksichtigt sind, weil sie den Flüchtlingsstatus haben. Dabei handelt es sich um 6.926 meist serbische Flüchtlinge aus Bosnien und Herzegowina und 16.137 Flüchtlinge aus dem Kosovo (meist Roma und Serben)[3].
Sprachen
Die Amtssprachen Montenegros sind laut der Verfassung[4] vom 19. Oktober 2007 Montenegrinisch, Serbisch, Bosnisch, Albanisch und Kroatisch. Artikel 11 des am 11. Mai 2006[5] verabschiedeten Minderheitengesetzes erlaubt dagegen die Verwendung von Minderheitensprachen als Amtssprachen nur in Gemeinden, in denen die betreffende Minderheit die Bevölkerungsmehrheit oder einen bedeutenden Teil der Bevölkerung stellt, was den montenegrinischen Behörden einen gewissen Spielraum bietet[6]. Das 2002 beschlossene Minderheitengesetz des Staatenbundes Serbien und Montenegro schrieb dagegen vor, dass der Anteil einer Minderheit an der Gesamtbevölkerung einer Gemeinde mindestens 15 % nach der letzten Volkszählung betragen müsse, um ihre Sprache als Amtssprache auf Gemeindeebene anzuerkennen[7].
Sowohl das lateinische als auch das kyrillische Alphabet sind im Gebrauch.
Hinsichtlich des Namens der Sprache gibt es ebenso wie hinsichtlich der Nationalitätenbezeichnung unterschiedliche Meinungen unter der Bevölkerung. In der Volkszählung von 2003 gaben 63,49 % der Bevölkerung Serbisch und 21,96 % Montenegrinisch als ihre Muttersprache an[2].
Religionen
Bis zu 75 %[8] der Einwohner Montenegros gehören der Serbisch-Orthodoxen Kirche mit dem Metropoliten Amfilohije (Radović) als Oberhaupt der Metropolie an[9]. Daneben existiert noch die 1993 gegründete ökumenisch und kanonisch von der Orthodoxen Kirche nicht anerkannte autokephale Kirche Montenegros. Neben den orthodoxen Gläubigen gibt es eine rund 12 Prozent der Bevölkerung umfassende muslimische Minderheit und vor allem in den Küstenstädten einige Tausend Katholiken, vorwiegend Kroaten und Albaner. Die Angehörigen verschiedener protestantischer Gemeinschaften zählen jeweils weniger als 1.000 Mitglieder.
Geschichte
- Hauptartikel: Geschichte Montenegros
Als Fürstentum und Königreich
Vom Ende des 15. Jahrhunderts residierten in Cetinje die Fürsten aus der Familie Crnojević und seit 1516 die Fürstbischöfe (Vladikas), welche bis Mitte des 19. Jahrhunderts jeweils geistliches und weltliches Oberhaupt der Montenegriner waren. Große Teile des Gebiets des heutigen Montenegro gehörten bis 1878 zumindest formal zum Osmanischen Reich. Mit den Beschlüssen des Berliner Kongresses wurde Montenegro ein international anerkanntes unabhängiges Fürstentum, welches 1910 in ein Königreich überführt wurde. Der seit 1860 als Fürst regierende König Nikola I. war bei Beginn des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914 auf Seiten Serbiens und damit der Entente. Es folgte die Besetzung Montenegros durch die österreichisch-ungarische Armee Anfang 1916.
Teil Jugoslawiens
Als die Mittelmächte im Herbst 1918 zusammenbrachen und der Weltkrieg endete, wurde der König durch Beschluss der "Nationalversammlung" im November 1918 gestürzt und Montenegro als Teil der Banschaft Zeta in das neu entstandene Königreich Jugoslawien eingegliedert. Im Zweiten Weltkrieg wurde Montenegro nach der militärischen Zerschlagung Jugoslawiens durch deutsche Truppen ab 1941 als italienischer Marionettenstaat wiedererrichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Montenegro (jetzt unter Einschluss des Gebietes um die Bucht von Kotor, aber ohne das ab 1913 kurzzeitig zu Montenegro gehörende Gebiet um die Stadt Peć im Kosovo) eine der sechs Teilrepubliken des Nachfolgestaats, der Sozialistischen Bundesrepublik Jugoslawien.
Weg zur Unabhängigkeit
Das im Jahr 1992 nach dem Austritt Kroatiens und Sloweniens aus dem Staatsverbund abgehaltene Referendum über den zukünftigen Status Montenegros entschied über den Verbleib Montenegros in der Bundesrepublik Jugoslawien. Dabei sprachen sich 95,65 % oder 266.273 Wähler für einen Verbleib in Jugoslawien und 3,14 % oder 8.755 Wähler für eine Loslösung aus. Die Wahlbeteiligung lag bei 66,04 % oder 278.382 von insgesamt 421.529 Wahlberechtigten[10].
Nach den Jugoslawienkriegen in den 1990er Jahren wuchsen die Differenzen zwischen Montenegro und Serbien, weil die Bevölkerung Montenegros die Isolation und die Last des Krieges nicht mehr mittragen wollte. Die Regierung des seit Anfang der 1990er Jahre regierenden Premiers Đukanović strebte eine Ablösung von Serbien an. Nur auf Druck der Europäischen Union sah Montenegro 2002 noch einmal von der Sezession ab und einigte sich mit Serbien auf die Gründung eines losen Verbundes zweier eigenständiger Staaten namens Serbien und Montenegro.
Am 21. Mai 2006 wurde eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit des Staates Montenegro abgehalten. Darauf hatten sich die Regierung und die Opposition nach längerem Streit geeinigt. Zuletzt nahmen beide den Vorschlag der EU an, der eine 55-Prozent-Mehrheit der Wahlbeteiligten bei einer Wahlbeteiligung von mindestens 50 Prozent für eine Unabhängigkeit erforderlich machte. Bei einer Wahlbeteiligung von 86,39 % oder 419.240 von insgesamt 485.280 im Jahr 2006 eingetragenen Wahlberechtigten wurde die notwendige 55-Prozent-Mehrheit mit einem Ergebnis von 55,49 % (230.661) knapp überschritten. 44,51 % oder 185.002 votierten mit Nein und waren für den Verbleib Montenegros an der Seite von Serbien in der Staatenunion Serbien und Montenegro.[11] Kroatien und die UNO gratulierten bereits am Tag nach der entscheidenden Wahl Montenegro zur Unabhängigkeit. Am 3. Juni 2006 wurde diese durch die Unabhängigkeitserklärung des montenegrinischen Parlaments vollzogen.[12]
Wahlbeobachter der OSZE bezeichneten die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Ablauf des Referendums als „weitgehend übereinstimmend mit internationalen Standards für Wahlvorgänge“. Die Opposition bemängelte jedoch, dass das Wahlrecht mit dem Hauptwohnsitz des potentiellen Wählers verknüpft war, wodurch etwa 250.000 Montenegriner mit ständigem Wohnsitz in Serbien vom Referendum ausgeschlossen waren, bei insgesamt lediglich 484.718 registrierten Wählern.
Mit Bezug auf die Jugoslawienkriege hat sich der damalige montenegrinische Präsident Milo Đukanović mehrmals für die Teilnahme montenegrinischer Soldaten am Kroatienkrieg entschuldigt. Im Jahr 2005 wurden erste Zahlungen als Entschädigung für Plünderungen und Verwüstungen in Kroatien vereinbart (siehe auch: Internationale Konflikte der Nachfolgestaaten Jugoslawiens).
Seit der Unabhängigkeit bemüht sich Montenegro um die Aufnahme in die Europäische Union. Als erster Schritt wurde dazu am 15. Oktober 2007 ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) mit der EU unterzeichnet. Am 15. Dezember 2008 wurde offiziell die Bewerbung um eine EU-Mitgliedschaft durch den montenegrinischen Premierminister in Brüssel eingereicht.[13]
Politik
Wahlen
Aus den vorgezogenen Parlamentswahlen im Oktober 2002 ging das Bündnis „Demokratische Liste für ein europäisches Montenegro“, welches von der regierenden Demokratischen Partei der Sozialisten Montenegros (DPS) angeführt wurde, als Sieger hervor. Es erhielt knapp 48 % der Stimmen und damit die absolute Mehrheit der Sitze im Parlament. Die Sozialistische Volkspartei (SNP), die sich für die Beibehaltung des Staatsbündnisses mit Serbien aussprach, kam mit ihrem Bündnis „Koalition für Veränderungen“ auf gut 38 %.
Am 12. Juli 2004 beschloss die montenegrinische Regierung die bisherige Flagge Montenegros durch eine traditionelle auszutauschen, sowie die Einführung der neuen Nationalhymne Oj svijetla majska zoro. Der Text der neuen Hymne, der für Kontroversen sorgt, stammt von Sekula Drljević und wurde 1937 verfasst.
Spitzenpolitiker der regierenden Partei DPS plädierten seit langem für die Unabhängigkeit Montenegros, was von Serbien und der Europäischen Union abgelehnt wurde. Auf massiven Druck der EU kam im Jahre 2003 eine Einigung zustande, der zufolge Montenegro bis 2006 in einem gemeinsamen Staatenbund mit Serbien verbleiben sollte, dann aber eine Volksabstimmung über die Auflösung des Staatenbundes abhalten könne.
Am 10. September 2006 fanden die ersten Parlamentswahlen nach der Unabhängigkeitserklärung statt, die die Koalition von DPS (33 Sitze, Demokratische Partei der Sozialisten)/SDP (fünf Sitze, Sozialdemokratische Partei)/BP (drei Sitze, Bosniakische Partei)/LDP (drei Sitze, albanische Partei) mit 44 der insgesamt 80 Parlamentssitze für sich entscheiden konnte. Auf die Oppositionsparteien entfielen: Serbische Liste mit SNS (Serbische Volkspartei), SRS (Serbische Radikale Partei Dr. Vojislav Šešelj), DSJ (Demokratische Einheitspartei) und NSS CG (Volkssozialistische Partei Montenegros) zwölf Parlamentssitze. SNP (Sozialistische Volkspartei) acht Sitze, Listenvereinigung NS (Volkspartei) und DSS (Demokratisch-Serbische Partei) drei Sitze, PZP (Bewegung für Veränderungen) – Nebojša Medojević elf Sitze, Demokratischer Bund der Montenegriner und Albanische Alternative verfügen über jeweils einen Sitz. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 70 %[14].
Am 19. Oktober 2007 wurde erstmals seit 1905 wieder eine Verfassung für einen unabhängigen montenegrischen Staat beschlossen und drei Tage darauf feierlich verkündet. Ihr Beschluss war einer der wichtigsten Punkte, die dem Balkanstaat von europäischer Seite für eine weiterführende Integration in die euro-atlantischen Strukturen auferlegt worden war. Sie regelt nicht nur den Gebrauch der Amtssprachen, sondern entflechtet auch die Probleme um die doppelte Staatszugehörigkeit zu Montenegro und Serbien.
Am 6. April 2008 fanden die ersten Präsidentschaftswahlen seit der Unabhängigkeit statt. Wahlsieger wurde der bisherige Amtsinhaber Filip Vujanović.
Präsidenten
(Amtssitz in Cetinje)
- Momir Bulatović (1990 – Feb. 1998)
- Milo Đukanović (Feb. 1998 – Apr. 2002)
- Filip Vujanović (seit Apr. 2002)
Premierminister
- Milo Đukanović (1991 – Feb. 1998)
- Filip Vujanović (Feb. 1998 – Apr. 2002)
- Milo Đukanović (Apr. 2002 – Nov. 2006)
- Željko Šturanović (Nov. 2006 - Feb. 2008)
- Milo Đukanović (seit Feb. 2008)
Sicherheit
Militär
Die Montenegrinische Armee ist im Mai 2006 aus dem in Podgorica stationierten Armeekorps der gemeinsamen Serbisch-Montenegrinischen Armee hervorgegangen. Die gemeinsame Marine wurde von Montenegro übernommen, soll aber zu einer kleinen Küstenwache reduziert werden. Die Montenegrinische Armee verfügt über 61 T-55 Panzer, die aus Kostengründen stillgelegt worden sind, und ca. 300 Artilleriegeschütze. Die Personalstärke liegt bei 6.500, weitere Kürzungen sind zu erwarten.[15]
Polizei
Die Polizei Montenegros wurde mit dem Zerfall Jugoslawiens durch die montenegrinische Regierung zu einem paramilitärischen Ersatzheer ausgebaut. Die Zahl der Polizisten war noch im Frühjahr 1999 von 10.000 auf 15.000 Mann erhöht worden. Heute hat die von einer Polizeidirektion (Uprava policije) in Podgorica geleitete Zivilpolizei in Montenegro ca. 5.200 Mitarbeiter[16].
Kriminalität
Montenegro galt seit den 1990er-Jahren u.a. als Zentrum des internationalen Zigarettenschmuggels. Die Opposition sieht in den Verwicklungen des Ministerpräsidenten Ðukanović in den Schmuggel einen Grund für dessen Unabhängigkeitskampagne[17]. Diesbezüglich stellte sich der Premier Montenegros Milo Đukanović nach seinem erneuten Amtsantritt als Premier Montenegros im Februar 2008 Ende März 2008 freiwillig den ermittelnden Beamten in Bari in Italien. Die Befragung umfasste etwa 80 Fragen. Eine Einigung mit dem Gericht in Bari, die der freiwilligen Beantwortung der Fragen durch Đukanović vorausgegangen war, verhindert die Veröffentlichung des Inhalts der Befragung. Die Befragung hätte schon im Sommer zuvor im Jahr 2007 stattfinden sollen, wurde jedoch erst Ende März nach der Wiederernennung Milo Đukanović' zum Premier, nachdem sein Parteikollege wegen Krankheit nach nur einem Jahr ausscheiden musste, durchgeführt.[18]
Noch heute beschäftigen Montenegro zunehmend Schmuggel von Narkotika, Zigaretten, Waffen, Menschen, gestohlene Fahrzeuge aus der EU und unaufgeklärte Auftragsmorde der organisierten Kriminalität. Ein Beispiel hierfür ist der unaufgeklärte Mord an Duško Jovanović, Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung Dan, der in der Nacht vom 24. auf den 25. Mai 2004 erschossen wurde. Die Verhandlung gegen einen Hauptverdächtigen wurde Ende 2006 aus Mangel an Beweisen ausgesetzt.
Im Zusammenhang mit der Ermordung von Duško Jovanović sowie der Ermordung der hohen Polizeifunktionäre Goran Žugić und Darko Beli Rapopović wurde der leitende Untersuchungsbeamte Slavoljub Šćekić am 30. August 2005 ermordet. Ermittlungen führten bisher zu keiner Spur, eine Anklage gegen denselben Verdächtigen wie im Mordfall Duško Jovanović wurde mangels Beweisen fallengelassen[19].
Weiterhin bemängeln die EU und andere internationale Organisationen die erdrückende Korruption im zudem für das kleine Land unverhältnismäßig sehr großen seit den 90-er Jahren nicht restrukturierten Staatsapparat.[20]
Am 11. September 2006 meldeten die Medien die zwei Tage zuvor in der Polizeiaktion Adlerflug (Orlov let) erfolgte Verhaftung von Mitgliedern einer terroristischen und kriminellen Organisation, die ebenso in Albanien und dem Kosovo operierte, in der mehrheitlich von Albanern bewohnten Gemeinde Tuzi. Den 15 verhafteten, überwiegend albanischstämmigen mutmaßlichen Terroristen wird aktuell der Prozess wegen versuchter terroristischer Anschläge auf staatliche und zivile Ziele in der Region um Tuzi gemacht. Unter den Verhafteten waren ethnische Montenegriner und Kroaten ebenso wie albanischstämmige US-Staatsbürger. Neben den Verhaftungen wurde in mehreren Verstecken in Höhlen und Erdgruben in der Gemeinde Tuzi ein erhebliches Kontingent an Handfeuerwaffen, Handgranaten, Panzerfäuste, Antipanzerminen, ebenso wie ein sehr großer Munitionsvorrat verschiedenster Kaliber sichergestellt.[21]
Administrative Gliederung
Montenegro ist in 21 (Groß-)Gemeinden (opštine, Sg. opština) gegliedert, wobei Nikšić nach Fläche und Podgorica nach Bevölkerung die größten sind.
Siehe im Detail: Liste der Gemeinden Montenegros
Größte Städte
Wirtschaft
Zu den wichtigsten Bodenschätzen zählen Bauxit, Eisenerz und Braunkohle; in der Industrie gehören die Tabak-, Aluminium- und Salzverarbeitung zu den bedeutenden Produktionszweigen. In der Agrarwirtschaft werden vor allem Gemüse, Getreide, Kartoffeln, Tabak, Wein, Zitrusfrüchte, Oliven und Feigen angebaut. Außerdem spielt in Montenegro der Tourismus eine entscheidende Rolle. 15 % des Bruttoinlandsproduktes werden durch ihn erwirtschaftet; Montenegro ist laut World Travel & Tourism Council (WTTC) seit Jahren unter den wachstumsstärksten drei Reiseländern weltweit.
Im Jahr 1999 wurde als Währung die Deutsche Mark eingeführt. Im Zuge der Umstellung der Deutschen Mark auf den Euro wird seit 2002 als Landeswährung der Euro verwendet. Da das Land nicht an der Europäischen Währungsunion teilnimmt, hat es nicht das Recht, eigene Euromünzen zu prägen.
Ende 2005 wurden erstmals seit 1913 wieder eigene Briefmarken herausgegeben.
Verkehr
Eisenbahn
Durch Montenegro verläuft von Norden über Podgorica bis zum wichtigsten montenegrinischen Hafen Bar die für den Balkan wichtige Bahnstrecke Belgrad–Bar. Es handelt sich um eine überwiegend eingleisige Strecke, welche durchgehend elektrifiziert ist. Sie wurde erst im Jahre 1976 durchgehend in Betrieb genommen und gilt als eine der spektakulärsten Gebirgsbahnen mit zahlreichen Tunneln und Brücken, darunter mit dem Mala-Rijeka-Viadukt die mit 198 Metern Höhe über Grund höchste Eisenbahnbrücke der Welt. Außerdem führen zwei weitere Strecken von Podgorica aus nach Nikšić beziehungsweise über Shkodra nach Tirana (Albanien). Betreiber der montenegrinischen Eisenbahnen ist die Željeznica Crne Gore (ŽCG).
Flugverkehr
Im Land existieren zwei internationale Flughäfen, der Flughafen Podgorica und der Flughafen Tivat. Die einzige in Montenegro beheimatete Linienfluggesellschaft ist Montenegro Airlines.
Straßenverkehr
2005 wurde mit dem 5,4 Kilometer langen Straßentunnel „Sozina“ (mautpflichtig) eine wichtige Verbindung zwischen Podgorica und Petrovac (südlichen Küstenregion zwischen Budva und Bar) geschaffen, womit die Fahrzeit um etwa eine halbe Stunde reduziert wurde (wobei die Anfahrt über die Küstenstraße durch Stauungen sehr zeitintensiv sein kann). Von einer ähnlichen Situation kann neuerdings auch Tivats Flughafen profitieren, zwei Projekte, die vor allem dem Tourismus zugute kommen dürften. Des Weiteren ist eine Querung der Bucht von Kotor geplant.
Seit dem 15. Juli 2008 wird an den Grenzen Montenegros für Straßenfahrzeuge eine mautähnliche Umwelt-Jahresgebühr "Eco-Tax" eingezogen.[22]
Kultur
Als größter Dichter Montenegros wird immer wieder Fürst Petar II. Petrović-Njegoš genannt. Dieser wird mit einem Mausoleum auf dem Berg Lovćen bis heute tief verehrt.
Sport
Am 25. Januar 2007 wurde Montenegro als 53. Mitglied in den europäischen Fußballverband UEFA und am 31. Mai 2007 auch in die FIFA aufgenommen. Die Aufnahme in die Europäische Handballföderation erfolgte am 7. August 2006. Bei ihrer ersten Teilnahme an einer Europameisterschaft gewinnt die Wasserballnationalmannschaft von Montenegro in Malaga/Spanien am 13. Juli 2008 nach Verlängerung mit 6:5 gegen Serbien.
Siehe auch: Montenegrinische Fußballnationalmannschaft; Montenegrinische Männer-Handballnationalmannschaft
Feiertage
Datum Bezeichnung Anmerkung 1. Januar Neujahr Neujahr nach dem Gregorianischen Kalender 6. Januar Orthodoxes Weihnachten Weihnachten (24. Dezember) nach dem Julianischen Kalender 7. Januar Orthodoxer Christtag Christtag (25. Dezember) nach dem Julianischen Kalender 14. Januar Orthodoxes Neujahr Neujahr nach dem Julianischen Kalender 17. April Orthodoxer Karfreitag Datum nur für 2009 19. April Orthodoxes Osterfest Datum nur für 2009 20. April Orthodoxer Ostermontag Datum nur für 2009 1. Mai Tag der Arbeit 9. Mai Tag des Sieges Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 21. Mai Unabhängigkeitstag Tag des Unabhängigkeitsreferendums 2006 13. Juli Tag der Eigenstaatlichkeit Nationalfeiertag Literatur
- Jens Becker/Achim Engelberg (Hrsg.): Montenegro im Umbruch − Reportagen und Essays. ISBN 978-3-89691-546-7.
- Paić/Scherb: Cèrnagora. Eine umfassende Schilderung des Landes und der Bewohner von Cèrnagora (Montenegro). 2. Auflage. Suppan, Agram 1851 (Digitalisat)
- Elizabeth Roberts: Realm of the Black Mountain: A History of Montenegro. Ithaca 2007, ISBN 978-0-8014-4601-6.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.welt-blick.de/staat/montenegro/bruttoinlandsprodukt.html (abgerufen am 18. Januar 2009)
- ↑ a b Statistisches Amt der Republik Montenegro (montenegrinisch)
- ↑ Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zu Montenegro
- ↑ Verfassung Montenegros, Website des montenegrinischen Parlaments (montenegrinisch, serbisch, bosnisch, kroatisch)
- ↑ U Skupštini RCG usvojen Zakon o manjinskim pravima i slobodama: Pressemitteilung der montenegrinischen Regierung zum Minderheitengesetz (montenegrinisch)
- ↑ Youth Initiative for Human Rights: Minderheiten in Montenegro: Gesetzgebung und Praxis Seite 8 (serbisch)
- ↑ Serbisch-Montenegrinisches Minderheitengesetz von 2002 (serbisch)
- ↑ Auswärtiges Amt: Religion und andere Daten zu Montenegro
- ↑ Mitropolija Crnogorsko Primorska der Serbisch-Orthodoxen Kirche
- ↑ Referendum 1992 Montenegro
- ↑ Publikation zum Referendum 2006
- ↑ Wortlaut der Unabhängigkeitserklärung vom 3. Juni 2006, Montenegrina: Digitalna biblioteka crnogorske kulture i nasljeda
- ↑ FAZ: EU-Kommission: Montenegro bewirbt sich um EU-Mitgliedschaft (15.12.2008)
- ↑ Parteien im Parlament Montenegros seit 2006
- ↑ Serbiann.com: Montenegrin army begins destroying its tanks (engl.)
- ↑ Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa: Länderprofil Montenegros (engl.)
- ↑ Schnellboote voller Schmuggelzigaretten FAZ, 15. Mai 2006
- ↑ B92.net: Đukanović questioned by investigators in Bari (engl.)
- ↑ Voice of America: Načelnik Uprave za opšti kriminalitet crnogorskog MUP Slavoljub Šćekić ubijen ispred porodične kuće u Podgorici (30.08.2005, serbisch)
- ↑ FAZ: Nach der Wahl in Montenegro: Der Doppelpartner (gesichtet Dez. 2008)
- ↑ Onlinezeitung Danas: Akcija crnogorske policije dan pred izbore: Uhapšeni osumnjičeni za terorizam (11.09.2006, serbisch)
- ↑ Website der Behörde zur Ecotax
Siehe auch
Weblinks
- Offizielle Seite der montenegrinischen Regierung (englisch)
- Offizielle Seite des Präsidenten von Montenegro (englisch)
- Offizielle Seite der Nationalen Tourismusorganisation von Montenegro, mit allen 21 Gemeinden (deutsch/english/montenegrinisch)
- Überblick über Sprachgesetze und Verfassung Montenegros (französisch)
Staaten in EuropaAlbanien | Andorra | Belgien | Bosnien und Herzegowina | Bulgarien | Dänemark2 | Deutschland | Estland | Finnland | Frankreich2 | Griechenland | Irland | Island | Italien2 | Kasachstan1 | Kroatien | Lettland | Liechtenstein | Litauen | Luxemburg | Malta | Mazedonien | Moldawien | Monaco | Montenegro | Niederlande2 | Norwegen2 | Österreich | Polen | Portugal2 | Rumänien | Russland1 | San Marino | Schweden | Schweiz | Serbien | Slowakei | Slowenien | Spanien2 | Tschechien | Türkei1 | Ukraine | Ungarn | Vatikanstadt | Vereinigtes Königreich2 | Weißrussland
Andere oder umstrittene Gebiete:
Gibraltar | Guernsey | Isle of Man | Jersey | Kosovo | Transnistrien1 Liegt größtenteils in Asien. 2 Hat zusätzliche Gebiete außerhalb Europas.
Albanien | Bosnien und Herzegowina | Kosovo (UNMIK) | Kroatien | Mazedonien | Moldawien | Montenegro | Serbien
Mitgliedstaaten der OSZEAlbanien | Andorra | Armenien | Aserbaidschan | Belgien | Bosnien und Herzegowina | Bulgarien | Dänemark | Deutschland | Estland | Finnland | Frankreich | Georgien | Griechenland | Irland | Island | Italien | Kanada | Kasachstan | Kirgisistan | Kroatien | Lettland | Liechtenstein | Litauen | Luxemburg | Malta | Mazedonien | Moldawien | Monaco | Montenegro | Niederlande | Norwegen | Österreich | Polen | Portugal | Rumänien | Russland | San Marino | Schweden | Schweiz | Serbien | Slowakei | Slowenien | Spanien | Tadschikistan | Tschechien | Türkei | Turkmenistan | Ukraine | Ungarn | Usbekistan | Vatikanstadt | Vereinigtes Königreich | Vereinigte Staaten | Weißrussland | Republik Zypern
Partnerstaaten: Afghanistan | Ägypten | Algerien | Israel | Japan | Jordanien | Marokko | Mongolei | Tunesien | Südkorea | Thailand
Mitgliedsstaaten des Kooperationsrat für SüdosteuropaAlbanien | Bosnien und Herzegowina | Bulgarien | Griechenland | Kroatien | Mazedonien | Moldawien | Montenegro | Rumänien | Serbien | Türkei
42.76666666666719.216666666667Koordinaten: 43° N, 19° O
Wikimedia Foundation.