CSFR

CSFR
Československo (tschechisch)
Česko-Slovensko (slowakisch)
Tschechoslowakei
Flagge der Tschechoslowakei
Wappen der Tschechoslowakei
Flagge Wappen
Wahlspruch: Pravda vítězí
(Tschechisch für Wahrheit siegt)
ab 1989 auf Latein: Veritas Vincit
Amtssprache Tschechisch, Slowakisch
Hauptstadt Prag
Staatsform 1918 bis 1969: Republik
1969 bis 1992: föderative Republik
Staatsoberhaupt Präsident der ČSSR
Regierungschef Ministerpräsident der ČSSR
Fläche 127.876 km²
Einwohnerzahl 15,7 Millionen
Bevölkerungsdichte 123 Einwohner pro km²
Währung Tschechoslowakische Krone
Unabhängigkeit 28. Oktober 1918 bis
31. Dezember 1992
Nationalhymne Kde domov můj und Nad Tatrou sa blýska
(hintereinander gespielt)
Nationalfeiertag 28. Oktober
(Staatsgründung 1918)
Zeitzone UTC +01:00
Kfz-Kennzeichen CS
Internet-TLD .cs (nicht mehr existent)
Fläche und Bevölkerung beziehen sich auf das Jahr 1993
Lage der Tschechoslowakei im veränderten Europa 1918–1938 und 1945–1992
Lage der Tschechoslowakei im veränderten Europa 1918–1938 und 1945–1992

Die Tschechoslowakei, amtlich 1918–1939 und 1945–1960: Tschechoslowakische Republik (beziehungsweise ČSR); 1960–1990 Tschechoslowakische Sozialistische Republik (beziehungsweise ČSSR); 1990–1992 Tschechische und Slowakische Föderative Republik (beziehungsweise ČSFR) war ein mitteleuropäischer Staat auf dem Gebiet der heutigen Staaten Tschechien und Slowakei und bis zum Zweiten Weltkrieg auch eines kleinen Teils der heutigen Ukraine. Nach 1948 gehörte sie zu den RGW-Staaten Osteuropas, ab 1955 zum Warschauer Pakt und somit zum so genannten Ostblock.

Die Tschechoslowakei bestand aus den Ländern Böhmen, Mähren und Mährisch-Schlesien (das ehemalige Österreichisch-Schlesien mit dem vorher preußischen Gebiet um Hultschin, aber ohne einen Gebietsstreifen östlich von Teschen, der an Polen fiel), der Slowakei und – bis 1939 – Karpatenrussland (Podkarpatská Rus, Karpatoukraine, heute Karpatenukraine). 1993 entstanden die Nachfolgestaaten Tschechien und Slowakei.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Tschechoslowakei 1920–1938

Der Staat hatte Grenzen zu Österreich, Ungarn, der Ukraine (ab 1991, davor 1945–1991 der Sowjetunion), Rumänien (bis 1939), Polen und Deutschland (beziehungsweise 1949–1990 der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland).

Bevölkerung

Sprachenkarte der Tschechoslowakei nach der Volkszählung von 1930

In dem 1918 entstandenen Staat bildeten die Tschechen und Slowaken nicht die gesamte Bevölkerung – etwa ein Drittel gehörten anderen Nationalitäten an. Der Vielvölkerstaat umfasste bei einer Volkszählung 1921 mit 8,761 Mio Tschechen und Slowaken, 3,1 Mio Deutsche (23 %) sowie große Minderheiten von Magyaren, Russinen, Ukrainern, Juden und Polen. Das Sudetenland war bis 1945 mehrheitlich deutsch (0,7 % Polen) besiedelt.

Durch die so genannten Beneš-Dekrete kam es nach 1945 zur Vertreibung der Deutschen. Die Tschechoslowakei wurde als Tschechoslowakische Republik nach dem Zweiten Weltkrieg und den Jahren der deutschen Besatzung als Staat der slawischen Völker der Tschechen und Slowaken wieder gegründet. Die Amtssprachen waren dementsprechend Tschechisch und Slowakisch.



Nationalitäten der Tschechoslowakei 1921[1]


Gesamteinwohnerzahl 13,613 Mio.
Tschechoslowaken1 8,761 Mio. 64,35 %
Deutsche 3,123 Mio. 22,94 %
Ungarn 0,745 Mio. 5,47 %
„Russen“ (Großrussen, Ukrainer, Karpatorussen)2 0,461 Mio. 3,38 %
Juden 0,180 Mio. 1,32 %
Ausländer3 0,238 Mio. 1,74 %
Polen und andere 0,102 Mio. 0,01 %

1 davon 1,967 Mio. Angehörige des „slowakischen Zweigs der tschechoslowakischen Nationalität“, d. h. Slowaken (davon 1,942 Mio. in der Slowakei); diese Angabe wurde von den Behörden erst anlässlich der Volkszählung von 1930 nachträglich veröffentlicht
2 d. h. in heutiger Terminologie Russen, Ukrainer und Russinen
3davon 94.400 Deutsche, 34.200 Polen, 16.400 Ungarn und 58.700 Tschechoslowaken (zurückgekehrte Emigranten sowie Kinder und Frauen von Ausländern)

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte der Tschechoslowakei

Erste Republik

Die Tschechoslowakei 1928

Der Staat Tschechoslowakei entstand durch den Zerfall Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg. Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg wurden die Bestrebungen der Tschechen und Slowaken nach nationaler Selbstbestimmung auch durch die Alliierten unterstützt. Am 28. Oktober 1918 wurde in Prag der neue Staat proklamiert. Durch die Verträge von Saint-Germain und Trianon von 1919 war das Ende der Donaumonarchie und damit das Fortbestehen der ČSR fixiert.

Durch den Aufstieg des Nationalsozialismus, der Machtübernahme Adolf Hitlers und die damit wachsende Kriegsgefahr stellte die ethnische Inhomogenität des Vielvölkerstaates ein wachsendes Problem dar. Im Glauben, die Gebietsinteressen Hitlers zu befriedigen und damit die drohende Kriegsgefahr bannen zu können, wurde unter Führung Großbritanniens das Münchner Abkommen vom 29. September 1938 ausgehandelt. Darin wurden die Gebiete mit mehrheitlich deutscher Bevölkerung (Sudetenland) dem Deutschen Reich zugesprochen. Der südliche Teil der Slowakei und die Karpatoukraine fielen mit den Wiener Schiedssprüchen an Ungarn. Das Teschener Gebiet wurde von Polen besetzt.

Der verbliebene tschechisch und slowakische Teil der Tschechoslowakei bestand nur kurz. Im März 1939 besetzten deutsche Truppen die sogenannte „Rest-Tschechei“ und stellten sie als Reichsprotektorat Böhmen und Mähren unter deutsche Verwaltung. Im slowakischen Landesteil wurde die Erste Slowakische Republik, ein Staat unter deutschem „Schutz“, gebildet. Große Teile der tschechoslowakischen Regierung hatten sich ins Ausland abgesetzt und bildeten unter Beneš ab 1940 in London eine Exilregierung. An der Seite der Westalliierten und der Roten Armee kämpften Tschechen und Slowaken für die Befreiung ihres Landes.

Wiederherstellung der ČSR nach dem Zweiten Weltkrieg

Lage der Tschechoslowakei in Europa zwischen 1949 und 1990
Flagge der Tschechischen Republik innerhalb der Föderation (Hauptstadt: Prag)
Flagge der Slowakischen Republik innerhalb der Föderation (Hauptstadt: Bratislava)

Nach Kriegsende 1945 wurde die Tschechoslowakische Republik (ČSR) wieder hergestellt. Bis auf die Karpatoukraine, welche an die Sowjetunion fiel, in den Grenzen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Als kommunistischer Satellitenstaat der Sowjetunion wurde das Land Teil des Ostblocks und Mitglied des Warschauer Paktes, außerdem des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe.

Der wieder gegründete und 1948 kommunistisch gewordene Staat hatte sich der stalinistischen Politik der Sowjetunion anzufügen. Edvard Beneš trat zurück, weil er die neue Verfassung von Mai 1948 nicht unterschreiben wollte. Der kommunistische Führer Klement Gottwald wurde Präsident.

ČSSR

Durch die Verfassung von 1960 wurde der Staat in die Tschechoslowakische Sozialistische Republik (ČSSR) umbenannt und der kommunistische Führungsanspruch festgeschrieben.

1968 kam es unter dem Parteichef der Kommunistischen Partei Dubček zum Versuch einer „Vermenschlichung“ des kommunistischen Staates. Der Prager Frühling sollte einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ schaffen, wurde aber von der Sowjetunion und den anderen kommunistischen Staaten mit Waffengewalt niedergeschlagen.

Die Bevölkerung der Tschechoslowakei verfiel nach der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ von 1968 in Resignation. Doch entstand 1977 mit der Charta 77 unter Václav Havel eine mutige Bürgerrechtsbewegung, die seit 1988 zu politischen Aktionen aufrief.

Im November 1989 kam es unter dem Eindruck des Reformprogramms von Michail Gorbatschow in der Sowjetunion zu mehrtägigen Demonstrationen in Prag und anderen Städten. Nach tagelangen Protesten trat die kommunistische Führung zurück. Nach dieser „Samtenen Revolution“, einer verhältnismäßig friedlichen und gewaltlosen Erhebung des Volkes, endete das Regime der Kommunistischen Partei. Anfang Dezember wurde unter dem Reformkommunisten Marián Čalfa eine mehrheitlich nichtkommunistische Regierung gebildet. Ende Dezember wurde der Schriftsteller und Bürgerrechtler Václav Havel zum Staatspräsidenten gewählt. Im Juni 1990 fanden die ersten freien Parlamentswahlen seit 1945 statt. Es siegte das Bürgerforum von Václav Havel und die slowakische Öffentlichkeit gegen Gewalt, die zusammen die Regierung bildeten.

ČSFR

Es zeichnete sich bald ab, dass der föderative Staat „Tschechoslowakei“ auf Dauer keinen Bestand mehr haben werde. Von April 1990 bis Ende 1992 hieß das Land Die Tschechische und Slowakische Föderative Republik (ČSFR) mit den Kurzformen Tschechoslowakei in Tschechien beziehungsweise Tschecho-Slowakei in der Slowakei. Aufkommende Interessenskonflikte zwischen den beiden Landesteilen führten 1992 zum Ende der Tschechoslowakei. Ohne Referendum wurde vom Parlament die Auflösung des Staates und damit die Bildung der Staaten Tschechien und Slowakei zum 31. Dezember 1992 beschlossen.

Literatur

  • Rüdiger Kipke: Abschied von der Tschechoslowakei, Köln 1993.

Einzelnachweise

  1. Quellen der Volkszählungsergebnisse: Československá republika – obyvatelstvo, in: Ottův slovník naučný nové doby (Anfang der 30er Jahre) und [1]


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