C 160

C 160
Transall C-160
Eine Transall C-160D der Luftwaffe
Eine Transall C-160D der Luftwaffe
Typ: Militärischer Transporter
Entwurfsland:
Hersteller: Transporter Allianz
Erstflug: 25. Februar 1963
Indienststellung: 1967
Produktionszeit: 1965 bis 1985
Stückzahl: 214

Die Transall C-160 ist ein propellergetriebenes militärisches Transportflugzeug.

Inhaltsverzeichnis

Beteiligte Unternehmen

Im Jahre 1957 begannen deutsche und französische Unternehmen mit Projektstudien für einen Nachfolger des Transportflugzeuges Nord 2501 Noratlas. Im Februar 1959 wurde dann die deutsch-französische Arbeitsgemeinschaft TRANSALL (Transporter Allianz) durch Nord Aviation (Paris), Weser-Flugzeugbau (Bremen), Hamburger Flugzeugbau (Hamburg) und W. Blume - Leichtbau und Flugtechnik (Duisburg) gegründet.

Sie sollten das mittlere militärische Transportflugzeug C-160 (C für Cargo und 160 für 160 m² Flügelfläche) in den Versionen F (Frankreich) und D (Deutschland) bauen. Der Auftrag für die Lieferung der Triebwerke und die Luftschrauben wurde an Rolls-Royce und de Havilland vergeben.

Erstflug und Auslieferung

Die C-160 V1 hatte als erster der drei Prototypen ihren 55-minütigen Erstflug am 25. Februar 1963 in Melun-Villaroche (Frankreich) mit Testpilot Jean Lanvario am Steuer. Am 25. Mai 1963 folgten die V2 in Lemwerder bei Bremen und am 19. Februar 1964 die V3 in Hamburg-Finkenwerder. Neben diesen Maschinen wurden zwei Bruchzellen für Bodenversuche und sechs Vorserienflugzeuge A-01 bis A-06 hergestellt.

Die erste offizielle Auslieferung einer Serienmaschine fand am 2. August 1967 in Lemwerder an die französische Luftwaffe statt. Am 30. April 1968 erhielt die deutsche Luftwaffe ihre erste Transall C-160, die heute die Luftwaffen-Registrierung 50+06 trägt.

Im ersten Los wurden 180 Transall C-160 hergestellt, von denen 50 an die französische Luftwaffe, 9 nach Südafrika und 110 an die deutsche Luftwaffe gingen. Von den 110 für Deutschland gebauten Luftfahrzeugen wurden 1971/1972 20 an die Türkei verkauft.

Ein zweites Los wurde 1976 nach einer Absichtserklärung über den Kauf von 25 weiteren Transall C-160 durch die französische Luftwaffe aufgelegt. An diesem Programm beteiligten sich die mittlerweile entstandenen Unternehmen MBB, Aérospatiale und VFW-Fokker. Die durch Frankreich bestellten Transall erhielten die Bezeichnung C-160 NG (Nouvelle Generation). Zusätzlich zu den 25 schon bestellten Transall C-160NG wurden noch vier weitere Transall durch Frankreich bestellt, die für Sondereinsätze speziell ausgerüstet wurden. Auch Indonesien bestellte noch sechs Luftfahrzeuge der „Neuen Generation”.

Die erste Transall C-160NG startete am 9. April 1981 mit Kommandant Jean Franchi zu ihrem Erstflug.

Transall beim Lastabwurf
Transall mit Sonderkennzeichen

Versionen

  • C-160: Drei Prototypen, V1 bis V3
  • C-160A: Sechs Vorserienflugzeuge, A-01 bis A-06, mit einem um 0,5 m gestreckten Rumpf.
  • C-160D: 110 Serienflugzeuge für die Luftwaffe.
  • C-160F: 50 Serienflugzeuge für die Armée de l’air.
  • C-160P: Vier C-160D wurden bei Aérospatiale und SOGERMA für den Posttransport in Frankreich umgerüstet, aber 1984 wieder zurückgegeben.
  • C-160T: Bezeichnung für die 20 C-160D, die 1971 von Deutschland an die Türkei verkauft wurden.
  • C-160Z: Neun Flugzeuge für Südafrika, gebaut bei Aérospatiale.
  • C-160NG: 35 gebaut ab 1981. Verstärkte Tragflächen für mehr Kraftstoff, bessere Avionik und eine Luftbetankungssonde. Einige auch mit Luftbetankungsschlauch, um als Tanker zu dienen.
  • C-160H Astarté: Zwei Maschinen der Nouvelle Génération wurden als Relaisstationen für die französische Nuklearstreitmacht modifiziert.
  • C-160G Gabriel: Zwei NG wurden mit zahlreichen Antennen für die elektronische Aufklärung bestückt.
  • C-160R: Bezeichnung (vom französischen Renové) für die nachträglich modernisierten C-160NG der Armée de l'Air.
  • C-160S: Vorschlag für eine Seeüberwachungsversion. Keine Kunden.
  • C-160AAA: Vorschlag für eine Frühwarnversion mit Antennen im Bug und Heck. Keine Kunden.

Aufgaben

Die Transall ist für folgende Aufgaben vorgesehen:

  • Transport von Material und Personal
  • Absetzen von Fallschirmjägern
  • Absetzen von Schwerlasten in mittleren und niedrigen Höhen
  • Sanitätstransporte (Medevac)

Technik

Angetrieben wird die Transall von zwei Rolls-Royce Tyne Mk.22-Turboprop-Triebwerken, die jeweils über ein Untersetzungsgetriebe einen Vierblatt-Propeller antreiben. Der Propeller, der hydromechanisch verstellbar ist und einen Durchmesser von 5,486 m hat, besteht in der D- und F-Version aus Aluminium. Bei Teilen der NG-Version besteht der linke Propeller aus Verbundmaterial. Die hydromechanische Verstellung der Propeller erfolgt über einen Bereich von +85° = Segelstellung bis zur Bremsschubstellung (Reversion) = -15° (-15 Grad) automatisch über die Leistungshebel. Mit Wasser-Methanol-Einspritzung kann ein Leistungsverlust der Triebwerke bei Temperaturen größer ISA bis zu ISA +19 Grad Celsius ausgeglichen werden.

Die Transall besitzt außerdem noch eine Hilfsturbine (GTG = Gasturbinengenerator) in der linken Fahrwerksgondel. Diese versorgt das Flugzeug am Boden (insbesondere auf Behelfs- bzw. Feldflugplätzen) vor dem Anlassen der Haupttriebwerke mit elektrischer Energie, Druckluft (Klimaanlage, TRW anlassen und TRW vorwärmen) und Hydraulikdruck. In der Luft wird die Hilfsturbine nur in Notfällen betrieben, da im Flug die Energieversorgung von den Haupttriebwerken sichergestellt wird. Die Versionen D und F besitzen vier Tanks (jeweils zwei im linken und rechten Flügel), die zusammen 16.410 Liter Kerosin fassen können. Die NG-Version besitzt größere Flächentanks und einen zusätzlichen Tank im Tragflächenmittelstück. Diese fünf Tanks fassen zusammen 28.050 Liter. Auch ist die NG mit einem Luftbetankungsrohr ausgestattet, das ihr somit eine strategische Reichweite ermöglichte.

Cockpit und Frachtraum werden von einem Normalair-Garrett-System druckbelüftet (0,32 bar). Es existieren zwei separate Hydrauliksysteme (Druck 210 bar) für die Flugsteuerung, fünf Generatoren versorgen das Elektriksystem.

Transall Gabriel

Das Cockpit ist je nach Modell mit konventionellen Instrumenten oder Bildschirmen ausgestattet. Ein Teil der Luftwaffen-Transalls erhält das AN/AAR-54(V)-Raketenwarnsystem von Northrop Grumman.

Beladen wird die Transall über die hintere Laderampe, die nach vorherigem Öffnen des Ladetors bis zum Boden abgesenkt werden kann. Der Laderaum selbst, ausgelegt nach dem internationalen Eisenbahnprofil, ist 13,5 m lang, 3,15 m breit und besitzt eine Höhe von 2,98 m. Fracht kann auf Paletten oder in Containern bis maximal 16.000 kg geladen werden. Auch mehrere Fahrzeuge wie Lastwagen (ein Fünftonner oder zwei Dreitonner), Geländewagen oder mehrere Kleinpanzer Wiesel (vier Wiesel 1 bzw. zwei Wiesel 2) finden Platz. Lasten bis 8000 kg können abgeworfen werden.

Beim Personentransport stehen maximal 93 Sitzplätze zur Verfügung. Ist die Maschine für das Absetzen von Fallschirmjägern ausgerüstet, können in Deutschland 58 Springer mit Sprunggepäck oder 77 Springer ohne Sprunggepäck abgesetzt werden. Springen die beiden Absetzer mit ab, sind es jeweils zwei Mann mehr. Bei Medevac-Einsätzen finden 62 Krankentragen und vier Betreuer Platz.

Die Transall soll ab 2010 vom Airbus A400M abgelöst werden. Da die Maschinen wahrscheinlich schon vor diesem Termin aus dem Verkehr gezogen werden müssen, hat sich die deutsche Luftwaffe entschieden, als Übergangslösung sechs Antonow An-124-100 zu chartern. Lockheed Martin hat der Bundesregierung zudem ein Leasingangebot für vier C-130J Hercules unterbreitet.

Transall im Einsatz

Transall
Transall von der Seite
Transall C-160.ogg
Transall C-160 Flugvorführung

Militärische Nutzer

Deutschland Deutschland
  • Deutsche Luftwaffe

110 ab April 1968 (20 gingen später an die Türkei). Sie fliegt bei den Lufttransportgeschwadern 61 (Penzing), 62 (Wunstorf) und 63 (Hohn) sowie bei der Wehrtechnischen Dienststelle 61 (Manching). Acht Maschinen der Lufttransportgeschwader sind ständig im Einsatzgeschwader Mazar-e Sharif in Masar-e Scharif (Afghanistan) im Rahmen von ISAF im Einsatz. 86 (Stand: 2008)[1] der bei der Deutschen Bundeswehr im Einsatz befindlichen Maschinen werden noch bis zur Einführung des Airbus A400M ihren Dienst verrichten. Die Transall-Maschinen der Luftwaffe werden alle drei Jahre zentralisiert im bayrischen Penzing durch den Abgesetzten Bereich des Systemzentrums Luftfahrzeugtechnik mit Hauptsitz in Erding einer periodischen Inspektion unterzogen. Die Grundüberholung und ein weiterer Anteil der periodischen Inspektionen findet in Manching bei EADS statt.

Frankreich Frankreich
  • Armée de I'Air:

Es wurden 50 Transall F + 29 Transall NG ausgeliefert. Lieferungen ab Oktober 1967 an die Transportstaffeln 1/61 „Touraine” und 3/61 „Poitou” in Orléans-Bricy. Vier flogen zeitweise als Postflugzeuge. Die Transall NG gingen an die Escadrons 1/64 „Bearn” und 2/64 „Anjou” in Evreux. Die Gabriel-Funkaufklärer fliegen bei der EE 1/54 „Dunkerque” in Metz-Frescaty.

 TurkeiTürkei Türkei
  • Türk Hava Kuwetleri.

20 Flugzeuge (von der Luftwaffe) gingen 1971 an die Türkei. Sie sind bei der 221 Filo in Kayseri im Einsatz.

 SudafrikaSüdafrika Südafrika
  • South African Air Force:

Neun Flugzeuge wurden zwischen Juli 1969 und Juli 1970 von Aérospatiale geliefert. Außerdienststellung ca. 1993. Sind auf der Waterkloof AFB abgestellt.

Zivile Nutzer

Indonesien Indonesien
  • Pelita Air Service

Indonesiens Regierung kaufte sechs Transall NG für die Umsiedlung der Bevölkerung von Java auf weniger dicht besiedelte Inseln. Später flog ein Teil der Maschinen bei Manunggal Air.

Frankreich Frankreich
  • Poste Francais

Zwischen 1973 und 1978 setzte die Air France vier umgebaute Militärmaschinen der Variante Transall C-160F zur Beförderung von Luftpost innerhalb Frankreichs ein. Dieser Dienst erfolgte im Auftrag des Centre d'Exploitation Postal Métropolitain (CEPM) und zeichnete sich durch außergewöhnliche Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit im Allwetterflugbetrieb aus. Zuerst verwendete Air France hierfür DC-3C, die dann von DC-4 und später von der Fokker F-27 Mk.500 abgelöst wurden. Für die Postbeförderung wurde die C-160 so modifiziert, dass die Flugzeuge innerhalb von zwölf Minuten 13,5 Tonnen Luftpost be- und entladen konnten. Die vier Transall kamen exklusiv auf der Strecke Paris-Bastia (Korsika) zum Einsatz, wobei jeweils zwei Flugzeuge an den Endpunkten stationiert wurden. Im Durchschnitt beförderten die Transalls jede Nacht 1,8 Millionen Briefe. Während der gesamten Einsatzdauer lag die Pünktlichkeitsrate bei nahezu 98 Prozent.

Schweiz Schweiz
  • Balair

Im Auftrag des roten Kreuzes (IKRK) flog die Balair Hilfsflüge nach Biafra. Hierfür wurde von der Luftwaffe der dritte Prototyp der C-160, die A03, erworben. Es wurden mit der als HB-ILN registrierten Maschine zwischen 1968 und 1969 insgesamt 198 Hilfsflügen von Cotonou, Benin geflogen.

Technische Daten

Transall von französischer Armée de l'Air deutscher Luftwaffe im Vergleich
Kenngröße Daten der C-160D
Länge:    32,40 m
Flügelspannweite:    40,00 m
Flügelfläche:    160 m²
Tragflächenbelastung:    294 kg/m² (Nominal)
Höhe:    12,36 m
Leergewicht:    28.946 kg
Normales Startgewicht:    ca. 46.000 kg
Maximales Startgewicht:    49.150 kg
Zuladung:    bis zu 16.000 kg bzw. 93 Soldaten   
Höchstgeschwindigkeit:    513 km/h
Dienstgipfelhöhe:    8.230 m
Steigrate:    6,67 m/s
Flugreichweite:    1.850 km
Startstrecke:    650 m
Landestrecke:    580 m
Antrieb:    2x Rolls-Royce Tyne Mk.22 Propellerturbinen   
Leistung:    2x 4.222 kW (5.738 PS)
Leistungsgewicht:    180 W/kg (Nominal)
Besatzung:    5: Zwei Piloten, Bordtechniker, TSO (Taktischer Systemoffizier), Ladungsmeister
Elektronikausrüstung:   
  • Flight management system (FMS)
  • GPS
  • Laser-INS (LASER-Trägheitsnavigationssystem)
  • Funknavigation (2x VOR, NDB,TACAN)
  • Wetterradar
  • UHF-, VHF-, HF-Langstrecken Funk
  • SELCAL, TCAS II (Kollisionswarnsystem)

Unfälle/Zwischenfälle

  • 9. Februar 1975: Kreta, Griechenland. Eine Transall der deutschen Luftwaffe zerschellte beim Landeanflug in Chania bei dichtem Schneetreiben an einem Berg. Alle 42 Insassen kamen ums Leben.
  • 11. Mai 1990: Lohr am Main. Eine Transall stürzte während eines Übungsfluges in ein Waldgebiet im bayerischen Spessart. Keiner der zehn Insassen überlebte das Unglück.
  • 20. Oktober 1995: Ponta Delgada, Portugal. Nach einer Zwischenlandung zum Auftanken in Ponta Delgada stürzte eine Bundeswehr-Transall kurz nach dem Start nach Berührung eines Telegrafenmastes ab[2]. Alle sieben Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.
  • 15. Juni 2001: Sentani, Indonesien. Eine Transall (PK-VT) der Manunggal Air stürzte in Sentani (Indonesien) bei der Landung ab. Unmittelbar nach dem Start waren Probleme mit den Triebwerken aufgetreten und die Crew entschloss sich, wieder in Sentani zu landen. Dabei kam die Maschine von der Landebahn ab und rammte einen Zaun. Einer der 16 Menschen an Bord kam ums Leben. Das eigentliche Ziel war Wamena (Indonesien).
  • 6. März 2008: Wamena, Indonesien. Nach der Landung geht eine Transall (PK-VTQ) der Manuggal Air in Wamena (Indonesien) in Flammen auf und brennt vollständig aus. Es gab keine Verletzen oder Tote. Die Maschine kam aus Jayapura[3].
  • 22. September 2008: Frielendorf, Deutschland. Beim Übergang vom Sicht- zum Instrumentenflug kommt es zu einer Baumberührung einer Transall des Lufttransportgeschwader 63 aus Hohn. Obwohl aus einem Höhenleitwerk mehrere, bis zu über zwei Meter große, Aluminiumplatten ausgerissen werden, kann die schwer beschädigte Maschine noch zum Stützpunkt des Lufttransportgeschwader 62 im nahegelegenen Wunstorf zurückkehren und sicher landen. [4] [5]

Literatur

  • Wenz F.-Herbert Transall C160 - Die Geschichte eines Transportflugzeuges ,Stedinger Verlag Lemwerder, ISBN 3-927697-28-1
  • Jochen K. Beeck Verkehrsflugzeuge der Welt 1919-2000, Motorbuch Verlag, ISBN 3-613-02008-4
  • Siegfried Wache C-160D Transall, Band 1, F-40 Flugzeuge der Bundeswehr, BMVD Verlag, ISBN 3-935761-47-3

Siehe auch

Vergleichbare Flugzeuge:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bundeswehrplan 2008
  2. Bericht auf aviation-safety.net
  3. Bericht auf aviation-safety.net
  4. Hessische/Niedersächsische Allgemeine, HNA Online
  5. Hessische/Niedersächsische Allgemeine, HNA Online

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